Klassenfahrten werden immer unbeliebter?

vom 23.04.2014, 02:51 Uhr

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es zu meiner Schulzeit war. Schon Monate, wenn nicht sogar Jahre vorher haben wir Klassenfahrten organisiert, das Geld bezahlt, uns die Zimmereinteilung überlegt und die Tage stramm durchgeplant. Das war meistens ein großer Spaß und meine Klassenfahrten waren fast alle recht schön.

Mittlerweile habe ich fast das Gefühl, dass Klassenfahrten immer unbeliebter werden. Durch verschiedene Praktika und auch private Kontakte, ist mir öfters aufgefallen, dass nicht mehr so viele Schüler mit auf die Klassenfahrt fahren und allgemein der "Hype" darum ziemlich zurückgegangen ist. In der Klasse meiner Schwester wurden beispielsweise schon zwei Fahrten abgesagt, da sie nicht einmal zwanzig Kinder zusammen bekommen hatten, obwohl die Fahrt mit zwei Klassen geplant wurde.

Anfangs habe ich die Vermutung angestellt, dass es vielleicht auch an der Schulform liegen mag und oftmals das Geld knapp ist, doch auch bei anderen Klassen auf einer anderen Schule und vor allem in einem anderen Gebiet ist mir dieser Trend aufgefallen. Dort ist es natürlich nicht ganz so krass, aber während bei uns maximal zwei Schüler der ganzen Stufe Zuhause geblieben sind, bleiben dort schon innerhalb einer Klasse meist 3 bis vier Schüler zurück, die Gründe dafür habe ich aber auch noch nicht herausfinden können.

Wie sieht das bei euch, beziehungsweise euren Kindern oder Kindern/Jugendlichen in eurem Umfeld aus? Geht die Beteiligung an Klassenfahrten auch bei euch zurück oder ist euch da bisher noch nichts aufgefallen? Falls sie zurückgeht: Kennt ihr die Gründe dafür? Welche Gründe würdet ihr für diesen Wandel vermuten?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich wäre womöglich auch nicht mitgefahren, hätte ich wirklich eine Wahl gehabt. Allein die Vorstellung alle Klassenkammeraden auch noch in meiner Freizeit ertragen zu müssen fand ich damals schrecklich, weil die meisten in meiner Klasse einen schlechten Charakter hatten, bei uns hat man sich dann auch gegenseitig gemobbt und das war schon sehr unlustig. Ich hätte also gerne auf eine Klassenfahrt verzichtet, aber damals hieß es, dass maximal einer fehlen darf, sonst findet es nicht statt und dafür wollte man dann auch nicht verantwortlich sein.

In meinem Umfeld gehen die Kinder eigentlich recht gern zu Klassenfahrten. Meiner Meinung nach liegt es aber auch ein bisschen an der Technikversessenheit der Kinder, dass sie nichts mehr erleben wollen. Man kann ja alles googeln und wenn man eine Woche kein Internet am PC hat scheint die Welt unter zu gehen. Ein geregelter Tagesablauf wie bei einer Klassenfahrt scheint da schon unmöglich.

Zudem wird da sicherlich auch das Geld eine Rolle spielen. Das Leben wird immer teurer und selbst wenn man eigentlich ein gutes Gehalt bekommt, bleibt davon wenig übrig, weil alles teuer ist. Eine Klassenfahrt kostet ja nicht gerade wenig und bezahlt bekommt das sicherlich auch nicht jeder, der arbeiten geht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin auch nicht gern auf Klassenfahrt gewesen. In der Grundschule habe ich mich zwar toll mit meinen Mitschülern verstanden, aber ich wollte da nicht mehrere Tage am Stück von meinen Eltern getrennt sein. Auf dem Gymnasium dann habe ich mich in der Klasse nicht so wohl gefühlt und war nicht scharf darauf, mit den unliebsamen Klassenkameraden auch noch meine Freizeit verbringen zu müssen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe das aus aus der Verwandtschaft tatsächlich auch schon öfters gehört, dass Klassenfahrten nicht stattfinden und teilweise auch überhaupt nicht mehr angeboten werden. Aber so viele Kinder kenne ich gar nicht, die in dem Alter sind. Die meisten Kinder sind noch zu jung für richtige Klassenfahrten.

An meiner Schule war es zu meiner Zeit üblich, dass es eine Fahrt pro Schuljahr gab. Wenn es in einem Jahr keine größere Klassenfahrt gab war das dann ein verlängertes Wochenende auf einer Hütte mit Selbstverpflegung. Jetzt sind zwei Kinder meiner Cousine an meiner ehemaligen Schule angenommen worden und ich habe erfahren, dass es die Hüttenwochenenden gar nicht mehr regelmäßig gibt. Ich fand das damals immer sehr gemütlich und irgendwie auch abenteuerlich, so mitten im Wald. Aber die Kinder würden es heute wohl nicht mehr aushalten vier Tage ohne Handynetz zu sein. Vielleicht haben aber auch einfach nicht mehr genug Lehrer Lust ihre Freizeit zu opfern?

Ich glaube nicht, dass Geld eine so große Rolle spielt. Die Reisekosten halten sich für Gruppen im Rahmen und die Unterkünfte waren zumindest zu meiner Zeit auch nicht gerade luxuriös. Wobei es aber natürlich schon gut sein kann, dass es heute Kinder gibt, die lieber auf die Klassenfahrt verzichten und sich dafür dann ein neues Handy kaufen lassen. In meiner Klasse gab es damals einen Jungen, der die vier Wochen USA Fahrt nicht mitgemacht hat weil er statt dessen später lieber ein Auto haben wollte. Solche Leute gibt es heute sicher auch, aber die sind wahrscheinlich auch nicht sonderlich integriert in die Gemeinschaft.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich wüsste nicht, dass Klassenfahrten überhaupt jemals beliebt waren, bei mir zumindest nicht. Ich habe Klassenfahrten schon immer gehasst, weil ich schon in meiner Klasse aus der Reihe getanzt habe und nicht wirklich was mit meinen Klassenkameraden zu tun haben wollte. Es war fürchterlich, auch noch die Freizeit mit diesen Leuten verbringen zu müssen und ich war immer froh, dass es vorbei war. Sogar das Essen in den Jugendherbergen war eine Zumutung.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich habe bisher im Bekanntenkreis nur mitbekommen, dass an einer Schule eine Lehrerin die Klassenfahrt einfach ablehnte. Das war ärgerlich, weil meine Bekannte zwei Jungs in verschiedenen Klassen hatte, wo halt der eine dann fahren sollte und der andere nicht. Dabei war es schon lachhaft von einer Klassenfahrt zu sprechen, weil die Reise sage und schreibe in eine 20 Minuten entfernte Jugendherberge gehen sollte.

Im Endeffekt hat sich die studierte Pädagogin laut eigener Aussage überfordert gefühlt und letztlich sind dann wohl noch einige Eltern entweder mitgefahren oder haben sich bereit erklärt, auf Anforderung sofort ins Auto zu springen.

Was man ansonsten oft noch hört ist, dass Lehrer einfach keinerlei Lust verspüren auf Klassenfahrt zu gehen, weil sie ihre freie Zeit halt nicht opfern wollen oder zu viel bezahlen müssen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe von einem solchen Trend in meinem Umfeld noch nichts mitbekommen. In den Familien, die ich kenne, nehmen die Kinder auch an den angebotenen Klassenfahrten teil und ich den meisten Fällen freuen sie sich auch darauf. Sicher kann es immer mal sein, dass ein Kind Angst davor hat, länger von daheim weg zu sein, aber das gibt sich meistens doch während der Fahrt. Genau dafür soll eine Fahrt ja auch sein, dass die Kinder mal selbstständiger werden und darum würde ich diesen Grund im Normalfall nicht verstehen, auch wenn es sicher Ausnahmen gibt.

Dann ist es sicher oft so, dass den Eltern einfach das Geld dafür fehlt, die Kinder auf die Klassenfahrt zu schicken. Auch wenn es Unterstützungen gibt, ist das bei kinderreichen Familien wahrscheinlich einfach nicht genug, um wirklich allen Kindern mehrere Klassenfahrten während der Schulzeit zu bezahlen. Aber das war ja schon immer so und darum kann ich mir nicht vorstellen, dass dies ein Grund dafür ist, dass die Beteiligung an Klassenfahrten zurückgeht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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