Was haben Normalverbraucher vom derzeitigen Steuerboom?
Überall in den Medien hört man vom sprudelnden Steuerboom 2012 und das es wohl in fast allen Steuerschatullen nahezu überschwappt und die Konjunkturlage wird auch bejubelt und ein Umkehrschub ist wohl derzeit nicht erkennbar. Nur frage ich mich was denn Otto Normalverbraucher davon hat.
Steuersenkungen werden ja nicht wirklich laut in den Mund genommen, Praxisgebühr ist ja wohl ab nächstem Jahr weg, aber soll das denn wirklich alles sein? Meint ihr da kommt vor den Bundestagswahlen im nächsten Jahr noch mal ein richtiger „Steuer-Bonbon“?
Nur weil man kein direktes Geschenk bekommt, heißt das ja noch lange nicht, dass der Bürger nicht von der aktuellen Lage profitiert. Zunächst einmal ist es ja so, dass der "Steuerboom" nur eine der wenigen Auswirkungen einer Hochphase der Wirtschaft ist. Daneben gibt es natürlich noch andere Auswirkungen, nämlich eine niedrige Arbeitslosigkeit und und steigende Löhne. Und davon profitiert der "Normalverbraucher" natürlich sehr wohl direkt.
Zudem sollte man bedenken, dass es zwar sehr wahrscheinlich keine Steuervergünstigungen geben wird, andererseits sind aber auch keine Steuererhöhungen oder andere Einsparmaßnahmen notwendig! Und diese würden den Bürger ja wieder auf die eine oder andere Weise treffen. Außerdem ist ja schon absehbar, dass uns sehr wahrscheinlich die nächste Wirtschaftskrise schon wieder bevorsteht, und dann ist es nicht schlecht, wenn dem Staat viel Geld zur Verfügung steht, um wieder Konjunkturmaßnahmen finanzieren zu können.
cupertinorino hat geschrieben:Steuersenkungen werden ja nicht wirklich laut in den Mund genommen, Praxisgebühr ist ja wohl ab nächstem Jahr weg, aber soll das denn wirklich alles sein? Meint ihr da kommt vor den Bundestagswahlen im nächsten Jahr noch mal ein richtiger „Steuer-Bonbon“?
Ich hoffe doch nicht. Denn seien wir doch mal ganz ehrlich. Der Staat ist selbst trotz Steuerboom immer noch nicht in der Lage einen ausgeglichen Haushalt aufzustellen und macht weiter neue Schulden. Da sehe ich überhaupt keinen Spielraum für Steuergeschenke.
Wenn du im Monat 2000 Euro ausgibst und normalerweise nur 1500 verdienst, dann kannst du doch auch nicht losrennen und dir noch ein neues Auto kaufen, weil du mal 2-3 Monate lang 1750 Euro verdient hast.
Man sollte lieber die Zeit, die man verbraucht um über Steuergeschenke nachzudenken, sinnvoller nutzen, indem man schaut, wo man die Staatsausgaben sinnvoll senken kann. Und wenn dann mal irgendwann Geld über ist, dann kann man nochmal darüber nachdenken, wie man das den Bürger zurückgeben kann, aber nicht vorher.
Über die Hälfte der Normalverbraucher ist doch inzwischen schon so arm, dass sie keine Steuern mehr zahlen kann. Außerdem gibt es immer noch ein Neuverschuldung, weshalb mir das Geschwätz vom Steuerboom völlig unverständlich ist. Wenn jemand total verschuldet ist, dann bringen etwas höhere Einnahmen doch nichts, wenn er keine Aussichten darauf hat, seine Schulden jemals abzubezahlen! Zu Zeiten von Herrn Kohl lag der Spitzsteuersatz noch bei 58 Prozent. Heute liegt er bei 42 Prozent und bei Kapitaleinkünften sogar bei nur 25 Prozent.
Stattdessen wurden Sozialleistungen gekürzt und alle Langzeitarbeitslosen generell unter Pauschalverdacht gestellt. Aber für die Pleite der HRE zahlt der deutsche Steuerzahler auf einmal mehr als 100 Milliarden Euro und niemand beschwert sich. Deren Manager wollten sogar noch entgangene Millionenzahlungen einklagen! Meiner Ansicht nach brauchen wir angesichts der Umverteilung von unten nach oben sogar noch höhere Steuern und wieder mehr soziale Leistungen.
Juri1877 hat geschrieben:Meiner Ansicht nach brauchen wir angesichts der Umverteilung von unten nach oben sogar noch höhere Steuern und wieder mehr soziale Leistungen.
Du meinst also die entlasten, die so schon nichts für staatlichen Leistungen beisteuern und die belasten, die das Sozialsystem schultern? Ich glaube kaum, dass man tatsächlich mehr oder höhere Steuern braucht. Welche Grundlage soll es denn geben, dass jemand, wenn er viel arbeitet oder viel verdient die Hälfte seines Einkommens an den Staat abtreten muss und andere keine Steuern zahlen?
Steuergerechtigkeit kann ja wohl kaum bedeuten, dass man die gesamte Last auf wenige Schultern legt bis diese dann zusammenbrechen. Soziale Leistungen gibt es bei uns ja wohl mehr als genug, was soll denn da noch ausgeweitet werden? Und vorallem wie soll das denn finanziert werden?
Wenn ich sehe, wie die Gehälter der DAX-Vorstände im Gegensatz zu denen ihrer Beschäftigten gestiegen sind oder wie die reichsten Deutschen immer mehr Milliarden anhäufen, dann frage ich mich, von welchen Schultern hier gesprochen wird. Wer mehr Geld hat, kann auch mehr zahlen und unsere Oberschicht ist eindeutig reicher geworden während die Unterschicht eindeutig ärmer geworden ist.
Ich bin mir sicher, dass die Albrechts, Tengelmanns und wie sie alle heißen, ihr Geld hart auf Ibiza, Mallorca und sonst wo abfeiern, während gleichzeitig immer mehr Menschen in Deutschland auch mit Arbeit verarmen.
Juri1877 hat geschrieben:Ich bin mir sicher, dass die Albrechts, Tengelmanns und wie sie alle heißen, ihr Geld hart auf Ibiza, Mallorca und sonst wo abfeiern, während gleichzeitig immer mehr Menschen in Deutschland auch mit Arbeit verarmen.
Na so ein Quatsch gehört an den Stammtisch und nicht ins Forum. Höhere Steuern treffen ja eben gerade nicht die Albrechts und Tengelmanns, sondern die Mittelschicht, die die hart und viel für ihre etwas überdurchschnittlichen Löhne arbeiten. Also vorallem die Schicht, die in den letzten Jahren am meisten ausgeblutet ist.
Wieviele Menschen arbeiten denn als Daxvorstand oder in ähnlichen Positionen? Das ist doch eine verschwindend geringe Anzahl. Sowas taugt für Stimmungsmache, aber selbst wenn du denen einen Steuersatz von 60 oder 70% aufdrückst, dann bringt dir das auch nicht soviel mehr Lohnsteuer, dass davon jetzt im Himmel gleich Jahrmarkt ist. Mal ganz davon abgesehen, dass zum Beispiel die Albrechts sich ihren Reichtum ganz allein erarbeitet haben.
Die Hauptsteuerlast wird nunmal schon seit Jahren nicht von den Geringverdiener getragen, sondern eben von den wenigen Spitzenverdienern und von der Mittelschicht, die damit schon einen Großteil der Sozialleistungen für die Armen finanzieren. Wenn du jetzt hier also schon davon sprichst, dass die die mehr Geld haben auch mehr zahlen können (was ja komischerweise die Grundlage unseres Sozialstaates bildet), was du für ein Bild von unserem derzeitigen Sozialstaat hast.
Arbeit muss sich nunmal für jeden lohnen. Da reicht es eben nicht nur nach unten zu schauen und Mindestlöhne zu fordern, da muss man auch mal zu denen schauen, die gut ausgebildet sind oder 60 Stunden die Woche arbeiten und deswegen gut verdienen und die dafür dann eben am Ende nicht mehr als die Hälfte ihres Stundenlohns an Sozialabgaben leisten sollten. Man kann ja da gerne mal schauen, was die Geringverdiener so abgeben, da dürfte wohl niemand solche Quoten haben.
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