Für Dinge, die vor der eigenen Geburt waren, schwärmen

vom 14.04.2014, 22:32 Uhr

Dass ich mit einigen meiner Hobbys auf grobes Unverständnis stoße, ist für mich nichts Neues. Tatsächlich habe ich auch einige Interessen, die wahrscheinlich nicht gerade dem Mainstream entsprechen. Andererseits habe ich aber auch Hobbys, die ich selber ehrlich gesagt für vollkommen normal halte. Und die aber dennoch bei einigen Leuten für seltsam gehalten werden, was ich selbst gar nicht nachvollziehen kann.

Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass wohl relativ viele Leute es nicht nachvollziehen können, wenn ein Mensch für Dinge schwärmt, die vor seiner eigenen Geburt modern oder üblich waren. Ich beispielsweise mag, neben anderen Musikrichtungen, auch sehr gerne Musik der 1920er Jahre. Außerdem interessiere ich mich sehr für die Anfänge des Flugzeugbaus, und für Zeppeline. Eine gute Freundin von mir hingegen findet Autos aus den 1950er Jahren total toll. Und ich habe einen Freund, der sich für die Heimcomputertechnik der 1980er interessiert.

Allein dadurch haben wir alle schon einmal die Erfahrung gemacht, uns Sprüche anhören zu müssen, die sinngemäß lauteten: "Was willst Du denn damit? Damals warst Du doch noch nicht mal auf der Welt!" Manchmal wird das sogar mit dem "Argument" garniert, man könne von den Dingen damals doch gar keine Ahnung haben, schließlich habe man das gar nicht selber miterlebt. Gerade mein Kumpel, der den C64 ziemlich interessant findet, obwohl er erst nach Produktionsende dieses Gerätes überhaupt geboren worden ist, muss sich solche Sprüche oftmals anhören.

Allerdings ist man selbst als Mittelalter-Fan vor solchen Sprüchen nicht unbedingt gefeit, was ich dann aber doch etwas sehr albern finde. Schließlich haben auch Historiker alle ihre Lieblings-Epoche, und beispielsweise die Freunde des Altertums waren damals auch absolut noch nicht auf der Welt. Aber bei Historikern scheint man so ein Interesse meistens noch eher zu akzeptieren, obwohl dieses ja eigentlich auch bloß auf dem eigenen Geschmack basiert. Genauso, wie das Interesse an Dingen, die meinetwegen in den 1980ern stattgefunden haben. Andererseits: Mich haben damals auch schon Leute gefragt, wieso ich eigentlich Geschichte studieren würde. Diese alten Dinge seien ja schließlich alle schon vorbei, totaler Schnee von gestern. Was wohl dagegen sprechen soll, sich damit zu befassen? Eine wahnsinnig dämliche Aussage.

Aber wieso ist das wohl so, dass einige Leute glauben, es sei seltsam, Dinge toll zu finden, oder sich allgemein mit Dingen zu befassen, die lange vor der eigenen Geburt geschehen sind?

Wieso meint man, könne man von solchen Sachen keine Ahnung haben, bloß, weil man selber damals nicht dabei war? Bei seht weit zurückliegenden, historischen Ereignissen kann ich ja noch nachvollziehen, dass man das Wissen darüber etwas in Frage stellt. Manchmal ist die Quellenlage ja wirklich nicht gerade schön. Aber wenn es beispielsweise um so gut dokumentierte Dinge geht, wie Autos von vor 60 Jahren? Wieso sollte man als danach geborener Mensch darüber nichts wissen können?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde Geschichte und unsere Vergangenheit auch interessant und besuche gerne Museen oder schaue auch mal Geschichtssendungen im Fernsehen. Ich finde es gut und wichtig, dass man etwas über die Vergangenheit weiß. Für mich macht das keinen Unterschied, ob ich da schon geboren war oder nicht. Menschen besuchen doch auch Museen. Dann dürften ja auch die nicht dorthin gehen, die zu der Zeit noch nicht geboren war. Diese Aussage finde ich völlig blödsinnig.

Durch meinen Papa habe ich ein bisschen was mitbekommen, was Oldtimer LKW angeht und kann teils auch sagen, um was für einen LKW es sich handelt etc. Aber deswegen musste ich mir zum Glück noch nichts dummes anhören. Ich würde einfach nichts darauf geben, wenn die Leute wieder meinen, dass du ja nicht mal geboren warst, als die Dinge erfunden wurden, die du interessant findest.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Also ich finde an deinen Hobbies nichts seltsames und ich denke das sehr viele Menschen sich darin wiederfinden. Es gibt doch eine große Anhängerschaft, die sich zum Beispiel mit dem Mittelalter identifizieren, in die 50/ 60er Jahre schlüpfen oder antike Gegenstände der Vergangenheit sammeln. Es ist schade, dass man sein Hobby nicht ohne bissige Kommentare ausführen kann und ich kann es auch nicht verstehen. Ich finde, man sollte ein Hobby tolerieren und akzeptieren, auch wenn man selbst nichts damit anfangen kann. Es ist doch toll wenn ein Hobby auch mal nicht typisch ist. Je mehr Vielfalt es in dem Bereich gibt, desto besser ist es.

Ich habe keine Hobbies, die etwas mit der Vergangenheit zu tun haben. Meine sind eher langweilig, wie schwimmen, Yoga oder lesen.

» YviS » Beiträge: 14 » Talkpoints: 3,13 »



Warum solltest du keine Musik aus den Goldenen Zwanziger Jahren mögen? Ich mag sie auch. Deine sonstigen Hobbies sind doch ganz normale Sachen. Ich verstehe nicht, warum sich da jemand wundert. Wenn dir Geschichte gefällt und du sie studierst, ist das doch deine Sache. Ich habe mich immer sehr für Geografie interessiert. Da wunderte man sich auch, warum es ausgerechnet Chile und die Sahara sein mussten. Jeder hat nun mal etwas, wofür er sich mehr begeistern kann. Das sollte man ihm schon lassen.

Vieles hat ja alles vor unserer Geburt stattgefunden, aber deswegen ist es doch nicht uninteressant. Das meiste hat die Welt verändert. Was früher mal war, soll das vielleicht uninteressant sein? Es ist nicht durchdacht, wenn jemand solche Bedenken äußert und ich würde grundsätzlich nichts darum geben. Das was für uns heute normal ist, wird irgendwann auch überholt sein. Und trotzdem wird sich ein Mensch in der Zukunft damit befassen, weil es ihm gefällt und andere werden sagen, solch einen Blödsinn musst du dir doch nicht ansehen. So ist das immer mit den nachfolgenden Generationen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich mag das Design aus der Zeit von Art Déco über Streamline bis hin zum frühen Mid Century Modern. Und ich mag Vintage Kleidung, vor allem Kleider und Mäntel. Und ich habe auch ein Faible für Luftschiffe und Big Band und Swing Musik. Aber mir hat tatsächlich noch nie jemand gesagt, dass ich dafür zu jung bin oder davon doch gar keine Ahnung haben kann. Gerade das letzte Argument wäre auch ziemlich dumm, das könnte nur von jemandem kommen, der sich selber nicht zutraut sich zum Beispiel die Funktionsweise eines alten Computers anzueignen. Und wer macht schon gerne so eine Aussage über sich selber?

Jeder befasst sich doch direkt oder indirekt mit Dingen, die vor seiner Geburt passiert sind oder benutzt Dinge, die vor seiner Geburt erfunden worden sind. Man befasst sich doch nicht nur im Geschichtsstudium mit Dingen, die in der Vergangenheit liegen, die Grundlagen für so ziemlich jedes Fach liegen in der Vergangenheit. Nur in der Gegenwart zu leben würde bedeuten, dass man die Erkenntnisse und Fehler früherer Generationen ignoriert.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich muss auch sagen, dass ich eher die Verwunderung darüber merkwürdig finde, als das Hobby einer Person oder eben das Interesse für Dinge, die vor der eigenen Geburt geschehen sind. Ich interessiere mich auch für einige Dinge, die vor meiner Geburt geschehen sind. So finde ich Indianer ganz interessant und die Zeit, in der sie durch die Einwanderer immer weiter zurück gedrängt wurden. Zu dem Thema habe ich einiges gelesen. Aber bislang hatte ich doch noch Glück, dass niemand sich verwundert über dieses Interesse gezeigt hat. Selbst wenn es mal so wäre, würde ich mich von meinem Hobby sicher nicht abbringen lassen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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