Wie outet man sich als Geschlechtsumwandlungspatient?

vom 11.11.2013, 00:54 Uhr

Vor Kurzem erst gab es eine Reportage auf RTL II bezüglich Menschen, die sich das Geschlecht umwandeln lassen möchten. Dabei waren vor allem viele Männer zu sehen, die gerne zu einer Dame werden wollen. Es fing bei ihnen bereits früh in ihrer Kindheit an, dass sie einen Fabel für Kleider und andere mädelstypischen Klamotten bekamen. Doch außer, dass man vermutet habe, dass der eigene Sohn schwul werden würde, kam keinerlei Reaktion. Doch als sich diese Männer outeten, dass sie sich eher dem weiblichen Geschlecht hingezogen fühlen, aber anders als gedacht, nämlich, dass sie selber eine Dame wären – da war der Theater bei einigen groß. Manche Eltern haben ihren Kindern den Rücken gekehrt und andere wiederum wollten sich zum Beispiel vor der Kamera nicht zeigen.

Ich frage mich also, wie jemand sich denn outen soll, dass er/sie ein Mann oder eine Frau sein wollen? Ich kann mir ganz einfach vorstellen, dass es schon etwas anderes ist, als wenn das eigene Kind sagt, es sei homosexuell. Es handelt sich schließlich um eine komplette Wesens- und Körperveränderung. Wie soll man sich also zu diesem Schritt entscheiden und es seiner Familie sagen? Glaubt Ihr, dass es dafür einen perfekten Zeitpunkt geben kann? Wie würdet Ihr denn reagieren, wenn man Euch solch eine Botschaft übermittelt? Wärt Ihr die Eltern, die hinter ihrem Kind stehen oder Euch abwenden?

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde auf jeden Fall zu meinem Sohn oder meiner Tochter stehen, ohne Wenn und Aber. Es handelt sich aber nicht um eine Wesensumwandlung, höchstens in dem Sinn, dass man sein Wesen öffentlich leben kann. In Verleugnung ihrer selbst wählen Männer, die sich innerlich als Frau fühlen, anscheinend manchmal besonders männertypische Berufe. Im Fernsehen kam einmal eine Dokumentation über Feuerwehrleute, Extremangler und Elektriker, die eigentlich innerlich eine Frau waren. Aber da ich keinen einzigen solchen Fall kenne, weiß ich natürlich nicht, ob das typisch ist oder nicht.

Das Outen ist wesentlich schwerer als das Outen der Homosexualität, weil die Menschen oft intolerant sind und solche Dinge nicht nachvollziehen können - unabhängig vom Bildungsgrad und der Intelligenz. Ein anderes Problem ist, dass man es gleich für alle offensichtlich macht. Denn man verändert ja sein Aussehen so nach und nach und nicht nur sein Verhalten. Seine Homosexualität kann man scheibchenweise nur bestimmten Leuten offenbaren. Eine Geschlechtsangleichung ist für jeden zu sehen, auch wenn man nichts dazu sagt.

Ich glaube nicht, dass es einen günstigen Zeitpunkt gibt. Es gibt mittlerweile Eltern und Kinder, die gleich, sobald sie es merken, offen damit umgehen (weiß ich aber auch nur aus dem Fernsehen) und Betroffene, die erst alt werden müssen, um ihr gefühltes Leben wirklich leben zu können.

Ich hoffe, dass menschliche Ausnahmen jeder Art in Zukunft als normal angesehen werden und nicht mehr jeder in eine bestimmte Schublade gepresst wird. So bin ich beispielsweise für ein drittes Geschlecht, denn es gibt auch Menschen, die sich sowohl als Frau als auch als Mann fühlen und auch körperlich beide Merkmale haben.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ein eigenes Kind sollte immer auch im Herzen das Kind sein. Wenn sich also mein zukünftiges Kind irgendwann mal in die Richtung äußern sollte, würde ich zu ihm stehen. Man kann doch nichts dafür, wie man fühlt. Ich würde es eher wollen, dass mein Kind glücklich ist und sich ausleben kann und sich nicht verstecken muss oder ein unzufriedenes Leben tristen muss. Sicherlich ist es nicht einfach, aber man wünscht seinem Kind doch eigentlich nur das Beste und wenn es das sein soll, dann muss es eben passieren.

Ich denke, dass man bei so einer Beichte auch nur das sagen kann, wie es eben ist. Man kann und sollte sich nicht verstecken und dazu stehen. Wenn die Eltern das so nicht hinnehmen, muss man eben mit ihnen abbrechen. Eltern, die einen nicht so nehmen können, wie man sein möchte, haben es auch nicht verdient, dass man sie liebt. In der Praxis dürfte sich das schwierig gestalten, aber man darf sich auch nicht so in sein Leben hineinreden lassen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Erst einmal gibt es keine "Geschlechtsumwandlung". Alles was es gibt ist eine Geschlechtsangleichung. Denn man kann keinen Menschen umwandeln und auch das Geschlecht nicht. Man kann das Geschlecht angleichen. Denn das Gefühlsleben ist ja schon nach dem anderen Geschlecht und der Körper wird dem Gefühlsleben angeglichen. Zaubern und umwandeln kann auch der beste Chirurg nicht.

Eltern, die mit dem Kind zusammen aufwachsen, werden wohl genau merken, was mit dem Kind los ist. Denn es kommt nicht von heute auf morgen, dass sich ein Mädchen im falschen Körper befindet oder ein Junge in einem Mädchenkörper ist. Und aufmerksame Eltern sollten dann auch das Gespräch suchen, damit das Kind nicht den Anfang machen muss.

Da Kinder aber doch ziemlich ungezwungen sind, wird es keinem Elternteil verheimlicht werden können. Und klar würde ich als Vater auch zu meinem Kind stehen und es unterstützen. Sicher ist es nicht leicht, dass man sich daran gewöhnen muss. Aber ich denke, dass man sein Kind einfach liebt und das Beste für das Kind will und dazu gehört eben auch die Schritte mit dem Kind zu gehen, die es braucht um sich wohl zu fühlen. Ich würde meinem Kind helfen sich zu outen.

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn man ein gutes und offenes Verhältnis zu seinen Eltern hat, dann wird man auch keine Probleme damit haben sich zu outen. Angst hat man doch nur davor, wenn etwas nicht stimmt in der Beziehung zu den Eltern. Andernfalls müsste man die Reaktion ja nicht fürchten. Und Angst davor hat man ja, wenn man nicht ausschließen kann, dass die eigenen Eltern einem dann den Rücken zukehren.

Und ich denke mal, dass man dann als Kind durchaus versucht das zu verheimlichen und dann würde es mich auch nicht wundern, wenn die Eltern das eben nicht mitbekommen und dann aus allen Wolken fallen. Ganz ehrlich? Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Familie und würde mir jemand so etwas sagen, dann wäre ich auch erst einmal baff (liegt aber daran, dass ich bis dahin ja was gemerkt haben müsste, eben weil das Verhältnis gut ist). Ich würde mich definitiv nicht abwenden und das wäre immer noch ein Familienmitglied. Dann ist es eben nicht mehr mein Bruder, sondern meine Schwester oder wie auch immer.

Nur man braucht schon seine Zeit bis man sich daran gewöhnt hat, könnte ich mir vorstellen. Man kennt die Person ja als eine andere und man muss sich erst einmal an das andere gewöhnen. Aber manche wissen das auch sehr früh. Da gab es mal eine Reportage, der Junge wusste schon vor dem Teenageralter,dass er ein Mädchen ist und die Eltern haben den gesamten Prozess mitbekommen und unterstützt. Das finde ich super. Sie wusste dann auch, dass sie sich nicht verstecken musste.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Für mich ist es auch nicht wichtig ob meine Kinder schwul, lesbisch oder heterosexuell sind, genau so wäre es auch mit der Geschlechtanpassung. Wenn es meinem Kind danach besser geht, würde ich zu ihm oder ihr stehen. Schließlich bleibt es mein Kind, und ich liebe es. Ich hätte da viel mehr Probleme mit kriminellen Kindern beispielsweise.

Denke das es aber auch das Zeitproblem ist, meine Kinder sind jetzt sechs und sieben, ich bin daher durch die zeit, ja schon etwas offener. Die Menschen die sich schon umgewandelt haben, sind ja schon meist etwas älter, dem entsprechend sind die Eltern noch älter, und die ältere Generation hat nun mal mehr Probleme damit. Die können das alles noch nicht so richtig verstehen, und wollen es teilweise wohl auch einfach nicht verstehen.

Einen richtigen Zeitpunkt gibt es sicher nicht. Meiner Meinung nach, sollte man es so früh wie möglich sagen, denn man fühlt sich sicher im falschen Körper nicht richtig gut.

» laraluca » Beiträge: 1068 » Talkpoints: 9,76 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke das kommt auf das Verhältnis an, was man zu seinen Eltern hat und auch wie diese generell zu dem Thema stehen. Meine Töchter merken ja allein durch meine Reaktionen, ob ich da offen bin oder eher eine abneigende Haltung habe. So haben meine Kinder schon sehr früh durch die Medien erfahren, dass es eben Liebe nicht nur zwischen Mann und Frau gibt, sondern auch zwischen Männern oder Frauen.

Da ich selbst mit dem Thema sehr offen umgehe und ihnen auch erklärt habe, dass es eben nichts schlimmes ist, wenn man als Frau eine Frau liebt, würden sie sich mit Sicherheit sehr früh mir gegenüber outen. Und wenn es so kommen sollte, dann ist es eben so. Noch sind sie Kinder und bei jedem Problem was ansteht, vertrete ich die Meinung, dass wir sie auch mit dem Problem groß bekommen.

Es sind eben einfache Worte gegenüber einem Kind, wo man signalisiert, dass man immer zu seinem Kind steht. Egal wie anders es eben ist. Dabei ist es egal, ob das Kind eben dicker ist, wie andere, eine Lernschwäche hat oder eben ein schiefes Gesicht. Auch wenn man anderen Kindern, die offensichtliche Defizite haben, offen begegnet, bestärkt es die eigenen Kinder sich den Eltern anzuvertrauen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke auch, dass es in erster Linie auf das Verhältnis zu den Eltern und zur Einstellung der Eltern zu solchen Themen ankommt. Bei meinen Eltern bräuchte ich mit so einem Thema nicht kommen - die sind engstirnig und Fremdem gegenüber oft feindselig. Außerdem ist unser Verhältnis recht oberflächlich und meine Mutter hat mir schon in der Kindheit permanent Vorwürfe gemacht, weil ich kein typisches Mädchen mit Kleidchen war. Sie würden mich nicht verstoßen, aber sie würden mich unter Druck setzen und es nicht akzeptieren. Nun bin ich weder transgender, transsexuell noch homo oder bi. Hätte ich jedoch den Wunsch nach einer Geschlechtsangleichung, würde ich mich an dem Punkt outen, an dem ich unter Garantie dazu bereit wäre, den Kontakt zu meinen Eltern abzubrechen und meinen Weg ohne sie zu gehen. Die Geschlechtsangleichung ist ein schwerer Weg und da kann man keine kontraproduktiven Familienmitglieder brauchen.

Bei meinem ehemaligen besten Freund war es so, dass er schon immer mehr Junge als Mädchen war. Das Verhältnis zu seinen Eltern war sehr vertraut und liebevoll und er wurde auch nie in eine Mädchenrolle gedrängt. Das Thema kam erst richtig auf den Tisch, als er dann eine Behandlung mit Testosteron machen wollte. Da war er 16 und hat mit seinen Eltern geredet. Er hat ihnen gesagt, dass sie ja schon gemerkt haben, dass er nie das typische Mädchen wär und dass er das Gefühl hat, im falschen Körper zu leben. Die Eltern waren zwar überrascht, hatten sie ihn bis dahin nur für lesbisch gehalten, sicherten ihm aber Unterstützung zu - unter der Voraussetzung, dass er erst mit der Volljährigkeit alles richtig in Angriff nimmt. Heute lebt er offiziell als Mann und hat ein nach wie vor gutes Verhältnis zu den Eltern.

Ich weiß nicht, wie ich mit so einem Outing meines Kindes klar käme. Ich habe den Weg des Freundes damals miterlebt und es ändert sich eben nicht nur der Körper. Da sind Hormone im Spiel und die verändern einen Menschen, was die Sache echt anstrengend machen kann. Des Weiteren ist es schon schwer, wenn man ein Mädchen großgezogen hat und dann einen Sohn bekommt oder umgekehrt. Letzten Endes sollte man sein Kind immer unterstützen, finde ich. Man muss es ja nicht intensiv begleiten, wenn man dem nicht gewachsen ist. Aber man sollte es psychisch unterstützen, seine Wünsche erst nehmen und es so akzeptieren wie es ist.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich weiß ja nicht, ob es den perfekten Zeitpunkt für so eine Beichte gibt. Ich denke, es kommt in erster Linie auf die Weltanschauung der Eltern an und auf das Verhältnis zu ihnen. Wenn ein Kind ein sehr inniges Verhältnis zu den Eltern hat, sollten die Eltern es wohl ahnen, wenn das Kind es ihnen nicht schon gesagt hat. Es gibt ja auch sehr viele Kinder, die schon vor der Pubertät ankündigen, sie seien doch eigentlich kein Mädchen oder Junge. Daraufhin lassen einige Kinder sogar Hormonbehandlung über sich ergehen, natürlich mit Einstimmung der Eltern. Was eigentlich auch Sinn macht, denn es ist wohl wesentlich einfacher vor der Pubertät den Körper an ein anderes Geschlecht an zu passen.

Aber das ist wohl eher die moderne Generation, die so etwas schon mal gehört hat und eher akzeptieren kann. Bei älteren, eher konservativ geprägten Eltern, wird es wohl schwer werden Akzeptanz zu finden. Und je nach Glaubensausrichtung kann es da mit Sicherheit auch mal richtig unangenehm für die Beziehung werden, bis hin zum Verstoß.

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» PinkPirate » Beiträge: 646 » Talkpoints: 2,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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