Busfahrer verweigert die Weiterfahrt

vom 24.03.2014, 00:26 Uhr

Ich lebe seit einiger Zeit in einer mittelgroßen Stadt in Schleswig-Holstein. Zwischen meinem Wohnort und der Nachbarstadt verkehren regelmäßig mehrere Busse. Auch eine Zugverbindung wird mehrmals die Stunde bedient. Die meisten Fahrgäste bevorzugen die Zugverbindung, weil es einfach schneller geht. Nun fiel letztens der Bahnverkehr in der Gegend aus. Die Fahrgäste stiegen dann, gezwungenermaßen, auf die Busse um. Die Busse waren natürlich dementsprechend voll, da das gerade im Feierabendverkehr passierte.

Einige der zugestiegenen Fahrgäste versuchten sich dann beim Busfahrer zu beschweren. Der Busfahrer konnte ja nun aber mal gar nichts dafür, dass die Züge nicht mehr gefahren sind. Weiter bemängelt wurde, dass die örtlichen Verkehrsbetriebe nicht sofort zusätzliche Busse eingesetzt hätten, denn immerhin würden die Zugfahrer ja nun auf den Busverkehr ausweichen. So schnell klappt die Kommunikation aber leider nicht.

Irgendwann wurden die Diskussionen dem Busfahrer zu bunt, er stand eh gerade an einer Haltestelle und er verkündete noch mal, er kann an der Situation nichts ändern. Und er würde nun nicht mehr weiterfahren. Denn er kann sich aufgrund der Diskussionen nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren.

Ich kann die Reaktion des Busfahrers durchaus nachvollziehen. Wie würdet ihr an Stelle des Busfahrers handeln? Wie würdet ihr als Fahrgast handeln?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also erst mal kann der Busbetrieb nicht einfach Busse einsetzen, denn da ist auch noch eine Kostenfrage, die geklärt werden muss. Hier ist quasi die Bahn am Zug, muss Busse anfordern, die Kosten übernehmen und dann gelten auch die Fahrkarten der Bahn für die Busstrecke. Da aber der Busbetrieb gar nicht weiß mit wie vielen Fahrgästen er rechnen muss, kann er nicht einfach Fahrzeuge einsetzen. Die sind auch oftmals gar nicht vorhanden, weil es man es sich schlicht nicht leisten kann, diverse Busse nur für den Bedarf irgendwo hinzustellen.

Und ich kann den Busfahrer hier sehr gut verstehen. Nicht nur, weil er nichts für die Situation kann, sondern weil er eben auch für die Sicherheit zu sorgen hat. Wird er nun von allen Seiten bequatscht, dann kann er sich nicht wirklich auf den Verkehr konzentrieren und muss handeln bevor etwas passiert.

Ich selbst würde den Busfahrer da gar nicht weiter involvieren. Für mich wäre nur wichtig, dass ich die Mehrkosten der zusätzlichen Fahrkarte nachweisen kann, um die Kosten der Bahn in Rechnung zu stellen. Denn das Problem muss ich mit denen klären und nicht mit dem Busfahrer, der da auch gar nichts vor Ort entscheiden darf.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich finde die Reaktion des Busfahrers wirklich bemerkenswert. Ich glaube nicht, dass jeder Busfahrer so handeln würde und den Mut hätte zu verkünden, dass er nun nicht mehr weiterfahren wird. Ich kann die Reaktion übrigens absolut nachvollziehen und würde in seiner Situation genauso handeln wie er. Wenn er von allen Seiten von den Fahrgästen belabert wird, obwohl er weder an der Situation etwas ändern noch etwas dafür kann, dann ist es sein gutes Recht eigenständig zu entscheiden nicht weiter zu fahren. Ich als Fahrgast würde mir sogar wünschen einen solchen Busfahrer zu haben, dann brauche ich mir nämlich keine Sorgen zu machen, dass möglicherweise etwas passieren könnte.

Leider kann ich die ganzen Fahrgäste nicht verstehen, die sofort anfangen zu meckern, dass der öffentliche Verkehrsbetrieb keine zusätzlichen Busse einsetzt. Wahrscheinlich ist es einfach die Wut und der Frust, dass sie solche Aussagen ohne großartig nachzudenken tätigen. Die Bahn hat den Ausfall ihrer Züge sicher nicht einkalkuliert und beabsichtigt, weshalb alleine schon die Kommunikation zwischen Bahn- und Busverkehr nicht sonderlich schnell von statten geht. Dann wäre natürlich die Kostenübernahme zu klären, denn die Bahn müsste dem Busbetrieb die entstandenen Kosten verrechnen. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass Busbetriebe für solche Situationen mehrere Busse im Fuhrpark auf Abruf bereitstellen können, weil auch hier viel zu hohe Kosten für den Betrieb aufkommen.

» Horkrux » Beiträge: 564 » Talkpoints: 53,84 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Da hängt doch immer das Schild. Wie ist der genaue Wortlaut? "Während der Fahrt nicht mit dem Busfahrer sprechen" oder so ähnlich. Und beschimpfen, kritisieren und zu mehreren auf ihn einreden, ist also absolut unverschämt. Das Schild hängt da nicht umsonst. So ein Busfahrer fährt etliche Leute durch die Gegend und hat die Verantwortung, dass kein Unfall passiert. Ich kann es also absolut nachvollziehen, dass er sich geweigert hat, weiterzufahren. Entweder Diskutieren oder Fahren.

Ich glaube auch nicht, dass nur wenige Busfahrer so reagiert hätten. Bisher waren alle meine Busfahrer da sehr resolut und sie wissen ja ganz genau Bescheid über ihre Rechte und Pflichten in dieser Sache. Wenn sie dann einen Unfall verursachen würden, wären sie verantwortlich für jeden einzelnen Knochenbruch bei ihren Fahrgästen.

Außerdem ist es wirklich mehr als unnötig, einen Angestellten stellvertretend für das ganze Unternehmen anzumotzen. Noch dazu, dass das Unternehmen überhaupt nicht in der Verantwortung ist. Ansprechpartner wäre die Bahn. Aber generell verstehe ich nicht, warum man nach einem langen Arbeitstag und in so einer Ausnahmesituation, die doch auch Kraft kostet, dann auch noch rummotzen muss. Ich würde mich einfach fügen und hoffen, schnell nach Hause zu kommen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Leider schreibst du nicht, für wie lange der Bahnverkehr ausgefallen sein soll. Wenn mehrmals stündlich Züge fahren, dürfte es im Ausnahmefall kein Problem sein, den nächsten Zug zu nehmen, denn die Bahnstrecke ist ja nicht plötzlich stillgelegt worden. Ferner ist es Bahnreisenden bekannt, dass am Bahnhof eine Auskunftsstelle existiert, wo sich jeder erkundigen kann, wann der nächste Zug kommt und wer bei einer Ersatz-Busfahrt die Kosten übernimmt.

So schlau gemacht, muss ein Bahnreisender nicht mit einem unbeteiligten Busfahrer stundenlang diskutieren, dass dieser fast durchdreht. Er hält damit nur die immer mit dem Bus fahrenden Fahrgäste auf und den Busfahrer von seiner Arbeit ab.

Als auf den Bus umgestiegener Fahrgast kann man dem Busfahrer eine Frage stellen, sollte aber akzeptieren, dass es sich um ein anderes Fahrunternehmen handelt, dass mit der Bahn keine Gemeinsamkeiten in solch einem Fall hat. Also hinsetzen und Mund halten.

Der Busfahrer kann sofort, wenn mehrere Menschen auf ihn einreden, zum Mikrofon greifen und den Fahrgästen erklären, dass er gerne bereit ist, sie mitzunehmen aber nur, wenn sie sich an die Regeln halten. Tun sie das nicht, sollen sie aussteigen und auf den nächsten Zug warten. Mit einem Blick auf die Uhr kann er noch erwähnen, dass er jetzt losfahren wird und diejenigen sich festhalten sollen, die mit wollen oder sofort aussteigen können.

Der Busfahrer hat sich auf unsinnige Diskussionen eingelassen, was nun durch seine Weigerung weiterzufahren die Stamm-Fahrgäste zu spüren bekommen. Er hat falsch gehandelt! Das einzig Richtige nach der nichts bringenden Diskussion ist nun die Nicht-Weiterfahrt.

Übrigens stand der Bus an der Haltestelle und somit ist es egal, ob vorne ein Schild angebracht ist,
welches das Reden mit dem Busfahrer „während“ der Fahrt verbietet. Es ist nur gut, dass ein solcher Fall wahrscheinlich nicht passiert.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich habe sofort auch an das Schild gedacht, das ja in jedem Bus hängt und darauf hinweist, dass man während der Fahrt den Busfahrer nicht ansprechen darf. Dabei geht es ja auch um die Konzentration, die dann nicht mehr gewährleistet ist. Und das ist sie sicher auch nicht, wenn der Bus voll ist und alle Fahrgäste etwas darüber zu meckern haben und damit den Busfahrer stören. Ich weiß nicht, ob der Busfahrer einfach die Fahrt beenden darf, aber irgendwie finde ich es schon gut, dass er so gehandelt hat.

So hat er den Fahrgästen immerhin mal gezeigt, dass er auch nur ein Mensch ist, der zudem noch nicht einmal etwas dafür kann, dass sie nun in der Situation stecken. Wenn er aufgrund der ständigen Beschwerden und dadurch mangelnder Konzentration einen Unfall gebaut hätte, wäre das Geschrei doch auch groß gewesen. Als Fahrgast hätte ich mich zwar sicher geärgert, wenn ich durch diese Sache weit vom Ziel entfernt stehen würde, aber Verständnis hätte ich auf jeden Fall. Ich hätte auch vorher schon nicht gemeckert.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich kann den Busfahrer verstehen. Er ist zwar Dienstleister, aber muss sich deswegen nicht alles gefallen lassen. Ich lebe ebenfalls in einer mittelgroßen Stadt in Schleswig-Holstein und wenn hier mal der Bus ausfällt wird die Hälfte der Fahrgäste unhöflich, wenn es nicht unverzüglich eine Lösung gibt.

So steckte ein Bus ein Mal in einer Straße fest, weil ein LKW falsch geparkt hat. Es hat dann einige Zeit gebraucht, bis der LKW die Straße wieder frei gemacht hat. Die Fahrgäste wurden teilweise echt ausfallend und motzten den Busfahrer an, der ja nun wirklich nicht dafür konnte. Ein paar Gäste sind dann ausgestiegen.

Das selbe habe ich auch schon erlebt, als letztes Jahr der Orkan über Norddeutschland gefegt ist und einige Straßen wegen entwurzelter Bäume gesperrt waren. Einige Menschen sind wirklich unmöglich.

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» PinkPirate » Beiträge: 646 » Talkpoints: 2,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hier bin ich absolut bei denen, die den Busfahrer verstehen können und seine Reaktion mutig und konsequent finden. Nicht nur ist es eine Frechheit seinen Ärger an jemandem los zu werden, der nun wirklich nichts dafür kann, während der Fahrt mit dem Fahrer zu diskutieren zu wollen ist dazu noch potentiell gefährlich!

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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