Habt ihr schon gefühlskalte Menschen kennengelernt?

Menschen können ja auch gefühlskalt sein. Zum Glück habe ich aber solche Menschen noch nicht näher kennengelernt. Ich kann mir vorstellen, dass solche Menschen auch sehr schwierige Menschen sein können, weil man doch auch in einem einfachen Gespräch Emotionen und Gefühle zeigen kann und auch muss, damit man verstanden wird.

Habt ihr schon wirklich gefühlskalte Menschen kennengelernt? Wie geht man mit solchen Menschen um? Wie begegnet man diesen Menschen und wie ist es mit ihnen zu leben und sich mit ihnen zu unterhalten?

Meine Eltern sind ziemlich gefühlskalt. Als Kind wurde ich regelrecht für Emotionen bestraft. Heißt ich sollte nicht weinen und wenn ich weinen musste, weil man mich unfair behandelt hatte, wurden mir Sprüche herein gedrückt oder ich bekam eine geknallt. Mein Vater hat sich da angepasst, meine Mutter hatte eine sehr schwere Kindheit und ist deswegen so geworden. Mir fällt es auch schwer beispielsweise bei einem Trauerfall meine Emotionen vor anderen zu zeigen, durch meinen Verlobten ist das aber schon sehr viel besser geworden. Seine Familie ist sehr emotional und da habe ich eine andere Sichtweise kennengelernt, der ich mich auch gerne angepasst habe. Mittlerweile kann ich meine Emotionen sehr gut zeigen und habe mich gefunden.

Gefühlskälte ist irgendwo auch ein Schutz der Seele und so versuche ich es auch gerade bei meiner Mutter zu sehen. Ich kenne ihre Geschichte und gehe dennoch relativ emotionsvoll mit ihr um, was sie aber nicht immer erwidern kann. Als Kind war es schon schwer für mich, aber mittlerweile kann ich damit besser umgehen und es verstehen. Ich würde mich immer normal verhalten gegenüber solchen Personen, man sollte sich nicht verstellen. Manche Aussagen, die dann von solchen Menschen kommen muss man hinnehmen und sie ignorieren, weil Diskussionen da sicherlich nichts bringen.

Bisher habe ich noch nicht viele wirklich gefühlskalte Menschen kennen gelernt. Ein Exemplar in meinem näheren Umfeld stellt in meinen Augen jedoch ein klassisches Beispiel für einen Psychopathen dar, und dieser Menschenschlag ist wirklich gruselig. Ich bin keine Psychologin, deswegen kann ich nur von meiner subjektiven Erfahrung ausgehen, aber anscheinend gibt es wirklich Zeitgenossen, denen die Fähigkeit abgeht, das Gefühlsleben anderer Leute nachzuvollziehen.

Der Umgang mit dieser Person ist wirklich schwierig. Man muss sich klar werden, dass man für diese Person nur insofern interessant ist, wie man ihr Nutzen oder Vorteile bringt. Ob man dabei gut gelaunt, frisch verliebt, oder tief in Trauer ist, interessiert gefühlskalte Menschen nicht. Auch bei Konflikten zieht man meistens den Kürzeren, da ja auch die Meinung der Umwelt egal ist, wenn sie bei einem Menschen keine Gefühle auslöst. Gefühlskalte Menschen können ihre Mitmenschen oft recht gut manipulieren, weil sie verstandesmäßig beurteilen können, wo ihre Schwachstellen sind und keinen Grund sehen, darauf Rücksicht zu nehmen. In ihren Augen ist man selber schuld, wenn man sich provozieren lässt.

Der Umgang mit Menschen, denen positive wie negative Emotionen größtenteils fremd sind und die deswegen auch kaum jemals Reue oder ein schlechtes Gewissen kennen, sollte deshalb auf ein Minimum beschränkt werden. Meiner Erfahrung nach kommt man halbwegs klar, wenn man selber jede emotionale Beteiligung vermeidet und nur das Nötigste mit ihnen spricht. Bei meinem "Fallbeispiel" habe ich nicht mal den Eindruck, dass sich der Betroffene Gedanken macht oder schlecht fühlt, wenn man ihn völlig ignoriert. Wozu sollte ich mich dann um eine Beziehung zu ihm bemühen?

So richtig psychopathische Menschen, die keinerlei empfinden haben, habe ich noch nicht kennen gelernt. Ich glaube allerdings auch, dass diese Menschen das irgendwie überspielen können. Ich kenne allerdings auch Menschen, denen es an Mitgefühl mangelt und Empathie ein Fremdwort ist, im wahrsten Sinne des Wortes. Gefühle kennen sie meiste nur, wenn es sie selbst betrifft. Was die anderen fühlen, ist für sie aber sehr schwer nachzuvollziehen.

Meistens sind dies Männer, habe ich so mitbekommen, die selbst in ihrer Kindheit vernachlässigt wurden. Kinder, die nicht genug Aufmerksamkeit bekommen haben, die sich andauernd auf der Strasse rum getrieben haben und ihre eigenen Werte entwickelt haben. Meistens zusammen mit anderen Kindern, die ähnliches Schicksal haben. Oft sind das Kinder, die sehr viele Geschwister haben, wo die Eltern eventuell Drogenabhängig, Alkoholiker oder sonstig krank oder tot sind sind. Es zählt im Prinzip das Gesetz des stärkeren, es werden ihnen keine Werte vermittelt. Das ist natürlich nur meine Erfahrungen mit gewissen Menschen. Ich denke es ist nicht gut, wenn Kinder im frühen Alter nur unter sich sind und kaum Erwachsene sehen.

Wenn diese Kinder dann Jugendliche werden und keine Perspektive haben für ihr Leben, rutschen sie oft selbst in die Kriminalität. Die Anderen Kinder werden eine Art Ersatzfamilie und natürlich will man sich gerade als Jugendlicher beweisen. So habe ich es erlebt, dass selbst 11-12 Jährige Mülltonnen anstecken, kleinere verprügeln, andere beklauen, rauchen, saufen, kiffen.. Einfach, um in der Gruppe der Gleichgesinnten eine Art Status zu erreichen. Das wird natürlich immer heftiger, je älter die Person wird.

Denn mit 18 kann man keinen mehr beeindrucken, wenn man mal was zu kiffen hat. Da werden Leute systematisch "abgezogen", krankenhausreif geprügelt, Autos aufgebrochen, harte Drogen konsumiert etc. Bei diesen Menschen sehe ich oft eine Art Gefühlskälte, weil sie nie gelernt haben, auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen, weil sie nie oder nur selten selbst Liebe gespürt haben. Und weil sie aufgrund ihres Lebenswandels gar keine Empathie spüren dürfen, sonst würden sie wahrscheinlich an ihren eigenen Untaten zugrunde gehen.