Bio-Milchproduktion unterstützen - Kuhpatenschaft übernehmen

vom 16.04.2014, 09:55 Uhr

Wie würde euch ein Patenkind gefallen, das Luzie, Pamela. Bermuda oder Jenny heißt? Bermuda mit ihrem nur noch einem Horn hat bereits eine Patenfamilie. Aber es gibt ja noch andere. Das könnt ihr jederzeit machen, eine Patenschaft zu übernehmen. Wenn ihr hier klickt, dann erfahrt ihr, was ihr machen müsst.

Es geht darum, die ökologische Landwirtschaft zu unterstützen und zu sichern. Der Bio-Milchlieferant möchte einen persönlichen Kontakt herstellen zur Molkerei und dem Produzenten, der „Kuh“. Für Jugendliche und Kinder wäre eine solche Patenschaft sehr interessant. Denn viele wissen heute nicht einmal, woher die Milch kommt. Hier steht also die Kuh als Patenkind im Mittelpunkt. Der Pate wird über alles, was auf dem Hof und der Molkerei passiert und über die Kuh als Patenkuh informiert. Die Produktion der Milchprodukte wird so für den Verbraucher transparenter.

Nach einem kalten Winter warten die Kühe schon ungeduldig, dass sie wieder auf die Weide dürfen. Wird es dann schön, riechen sie schon das frische Gras und wollen raus, um sich auszutoben. Auch das könnte man bei einem Besuch auf dem Hof miterleben und sich darüber freuen.

Die jeweilige Patenkuh wird namentlich vorgestellt. Ihre Hobbies und Vorlieben lernt der Pate genauso kennen, wie ihre Familie, Kinder und Enkelkinder. Die Patenschaft wird für ein Jahr übernommen und kostet 87 Euro. Zweimal im Jahr erhält der Pate ein Genusspaket. Regelmäßig kommt Post mit Neuigkeiten, zum Beispiel wenn Nachwuchs ansteht und einmal eine Einladung zu einer exklusiven Veranstaltung. Was haltet ihr von der Idee?

Wenn jemand ein Geschenk machen will und nicht weiß, was er schenken kann, wäre es doch eine Überlegung wert, eine Patenschaft zu verschenken. Der Beschenkte wird dann im Laufe des Jahres noch die Genusspakete und die Einladung erhalten und diverse Schreiben mit Neuigkeiten. Er wird also öfter an euer Geschenk erinnert. Insgesamt eine clevere Idee der Initiatoren.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Grundsätzlich finde ich die Idee nicht schlecht. Das war es in diesem speziellen Fall aber auch schon. Denn ich persönlich finde die Aktion ziemlich oberflächlich. Man muss schon genauer lesen, wenn man die kleinen Haken und Ösen an dieser Idee erkennen möchte.

Der Betrag von 87 Euro wundert einen ja zunächst. Warum? Weil es ein vergleichsweise krummer Betrag ist. Und mir geht es so, ich frage mich, wie es zu so einer Zahl kommt? Hier fehlt es mir ein bisschen an Transparenz. Und Transparenz ist was, was bei Bio-Nahrungsmitteln ja sehr groß geschrieben werden sollte.

Ob dem Paten klar ist, dass der Landwirt, dessen Hofadresse ich z. B. nicht mal finde, von diesem Betrag nur 29 Euro erhält. Von dem Rest werden die Genusspakete finanziert. Und darin ist dann auch vermutlich wieder ein großer Teil enthalten, durch den Vertrieb und Marketing bezahlt werden. Will man das mit seiner Patenschaft wirklich erreichen?

Ich würde z. B. gerne erfahren, welche Vorteile hat so eine Bio-Kuh, was kostet die Kuh während ihres Lebens in der Haltung mehr, als eine konventionelle Milchkuh? Welche Erträge bringt so eine Kuh, auch finanzielle Erträge? Welche Rolle spielt da mein Direktbeitrag von 29 Euro im Jahr für den Bauern? Inwiefern hat meine spezielle Kuh etwas davon? "Meine spezielle Kuh"?

Letztlich wird hier mit dem System "Patenschaft" ein wenig geschummelt. Eine Patenschaft für ein Kind kommt der Kind persönlich zu Gute. Hier ist das aber anders. Die Patenschaft ist eine nette Illusion, letztlich ist es eine private Subenvtionierung ökologischer Landwirtschaft. Bestenfalls könnte man sagen, die Subventionierung eines bestimmten Hofes. Im Prinzip nicht schlimm, aber ich finde es auch ein bisschen unehrlich. Denn die Kuh ist nur der Aufhänger, sonst nichts. Es kann ja sogar mehrere Paten für eine Kuh geben. Erst dachte ich: "Oh, süß!", aber dann entzauberte sich das alles auch ein wenig.

Im Prinzip finde ich die nähere Bindung des Käufers an die Landwirtschaft klasse. Ich frage mich aber, ob so eine Fernbeziehung Sinn macht? Interessanter fände ich, wenn so etwas in der Region stattfände. Für manchen Betrieb wäre das vielleicht sogar eine Chance. Denn man könnte so die Menschen zum Hof bringen und auch über Veranstaltungen, Hofverkäufe, Mitarbeit o. ä. weitere Umsätze generieren.

Benutzeravatar

» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


In diesem Artikel ist der Landkreis abgebildet, über den ich geschrieben hatte. Ich habe aber auch gesehen, dass es Ähnliches in Norddeutschland gibt. Ob es in deiner Region auch diese Biohöfe gibt, die Patenschaften anbieten, weiß ich nicht.

Bionahrungsmitteln gegenüber bin ich sowieso skeptisch, denn wer kann und will das nachprüfen? Mit dem von dir errechneten 29 Euro kann ein Biobauer nicht viel mit anfangen und die einzelne Kuh wird nichts davon haben. Hier geht es wohl mehr darum,die einzelnen Käufer mehr für die Bioprodukte zu interessieren. Die Fragen, die für dich über Ertrag, Haltung usw. wichtig sind, müsste der einzelne Biobauer beantworten können. Natürlich verfolgt man mit einer Patenschaft ein bestimmtes Ziel.

Dein letzter Absatz ist sehr interessant und es wäre schön, wenn das einer der umzusetzenden Punkte wäre. Vielleicht kommt es noch dazu, wenn die Veranstalter weiter denken würden.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich die Einwände von Richtlinie2 gut verstehen kann, auch wenn die Seite sehr gut gemacht ist und ich das Konzept irgendwie schon interessant finde. Ich denke auch, dass man nicht sicherstellen kann, dass die Kuh wirklich etwas davon hat, dass man eben eine Patenschaft übernommen hat. Wenn man einem Stadtkind ein solches Geschenk macht, stimmt es zwar, dass durch die Genusspakete immer wieder eine Erinnerung an das Geschenk kommt, aber ob es sich dadurch mehr für die Landwirtschaft interessiert und danach wirklich genau weiß, wo die Milch herkommt, das weiß ich nicht.

Ich denke, dass es gerade bei Kindern dann mal sinnvoller ist, zu einem Bauernhof in der Umgebung zu fahren. Bei einigen Städten wird es nicht leicht sein, einen zu finden, aber so kann ein Kind oder Jugendlicher auch mal einen Betrieb sehen und kennt ihn nicht nur vom Papier, wie es bei der Patenschaft ja wieder wäre. Gerade der biologische Aspekt kommt mir bei der Patenschaft irgendwie auch zu kurz.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^