Japanerinnen haben die höchste Lebenserwartung

Ich habe gerade einen Thread über grünen Tee beantwortet, in dem Antioxidantien den Alterungsprozess beeinflussen sollen. Dazu fiel mir etwas über eine "Insel von glückliche Alten" ein, über die ich kürzlich gelesen hatte. Gemeint sind die Japanerinnen. Sie haben weltweit die höchste Lebenserwartung mit 86 Jahren. Ursache dieses hohen Alters soll weder Soja noch Sushi sein. Es soll sich um die soziale Ungleichheit handeln, die in Japan geringer ausfällt, als anderswo. In Japan sind die Zugangschancen zu öffentlichen Vorsorgeprogrammen und zur Bildung in etwa gleich verteilt gewesen, bisher.

Die angenommene Zunahme von sozialer Ungleichheit soll durch gezielte Maßnahmen in Angriff genommen werden. Vorgesehen ist unter anderem die Förderung von beruflichen Fähigkeiten junger Menschen, die arbeitslos sind. Vielleicht hängt die hohe Lebenserwartung der Japanerinnen aber auch noch mit dem Genuss des grünen Tees zusammen. Meint ihr, der grüne Tee könnte zu dem hohen Alter beigetragen haben? Ich denke, dass die soziale Ungleichheit in Deutschland sehr viel höher ist als in Japan. Welche Meinung habt ihr dazu?

Ich würde schlicht und einfach sagen, dass viele kleine Faktoren dazu beitragen, wenn Menschen einer Nation statistisch gesehen eine höhere Lebenserwartung haben als Menschen in vielen oder sogar allen anderen Ländern. Ich kann mir aber vorstellen, dass man durch die geringere soziale Ungleichheit weniger Stress im Leben hat weil Konflikte und Konkurrenzdenken weniger gefördert werden, und das in Kombination mit der gesunden Ernährung (viel Reis, Soja und Fisch) eben zu einer höheren Lebenserwartung führt.

Allerdings wird das wohl durch die Globalisierung nicht so bleiben. Ich schätze zumindest die Ernährung wird sich durch diverse Anbieterketten ungesunden Essens verschlechtern, da wäre es nur gut wenn von der Regierung Anstrengungen unternommen werden um zumindest die soziale Gleichheit so weit wie möglich aufrecht zu erhalten oder sogar zu verbessern.

Ich habe auch gehört, dass es in Japan die höchste Lebenserwartung gibt, gehen wir aber davon aus, dass es eben kleine Orte gibt, wo die Leute weit über 100 werden, zieht so etwas einen Durchschnitt eben stark nach oben. In diesen kleinen Orten ist es ruhig und soziale Unterschiede kommen wenig zum Tragen, die gesunde Ernährung wird ihr übriges tun. Gleichzeitig muss man aber auch bedenken, dass in Japan auch die höchste Selbstmordrate herrscht, einfach, weil der Druck, den jeder Japaner hat, beruflich, in der Schule, vor allem in Großstädten extrem hoch ist.

Japan hat eindeutig zwei Seiten und diese Medaille glänzt nur von der einen Seite. Wie gesagt, ich denke, dass hier eine kleine Minderheit sehr alt wird und dadurch den Schnitt stark hochzieht, schließlich gibt es hier auch viele Menschen, die jung sterben, eben durch die Atomangriffe im 2.WK und jetzt durch Fukushima noch einmal. Statistiken kann man sich ja auch immer so drehen, dass sie positiv klingen.

Ich denke auch, dass verschiedene Faktoren hier eine Rolle spielen. Einerseits mag es wirklich die traditionelle Ernährung sein, wobei das nicht nur Japan, sondern verschiedene Länder im Osten und im Südosten Asiens betrifft. So gibt es in dem Gebiet beispielsweise kaum übergewichtige Menschen. Wobei das aktuell auch zunimmt, wahrscheinlich eben auch wegen der veränderten Essensgewohnheiten, die so aus "dem Westen" hinüberschwappen.

Abgesehen davon denke ich aber, dass bei der langen Lebenserwartung der meisten Südost- und Ost-Asiaten einfach auch die Gene eine Rolle spielen. Die meisten Leute aus dem Gebiet altern relativ langsam, also, körperlich betrachtet. Dementsprechend ist die Lebenserwartung dort auch überdurchschnittlich hoch. Da hat man also, sofern man die entsprechenden Gene hat, einfach bloß Glück gehabt.

Was die soziale Gerechtigkeit und die Berufstätigkeit in Japan betrifft, ist das aber wirklich eine ambivalente Sache. Tatsache ist, dass es schon einige interessante sozialpolitische Ansätze in Japan gibt. Andererseits ist der Stress, den viele Arbeitnehmer dort haben, tatsächlich ziemlich groß. Viele Leute leiden früher oder später unter Burnout, auch Suizide sind sehr geläufig.

Wobei ich mir vorstellen kann, dass sich das über die Jahre noch ändern wird. Bisher spielte ja auch einfach die traditionelle Mentalität hierbei eine große Rolle. Es galt als ehrenhaft, fleißig zu sein und Leistung zu bringen, und bloß niemanden zu enttäuschen. Allerdings werden die jüngeren Leute in Japan auch immer individualistischer, und es gibt eine wachsende Zahl, die total gegen die bisherige Leistungsgesellschaft streikt. Ob das wohl zu mehr seelischer Gesundheit führen wird?