Gespräch über Gehälter in Freundschaft später bereuen?

vom 07.04.2014, 22:06 Uhr

Wenn man umzieht, dann muss man ja seinen Wagen ummelden. Auch wenn man das bisherige Kennzeichen behalten darf, kostet das rund 30 EUR, nur weil man dann einen neuen Fahrzeugschein bekommt bzw. da eine neue Adresse draufgeklebt wird. Darüber habe ich mich geärgert und das jemandem erzählt, den ich eigentlich für meinen Freund gehalten habe. Als Reaktion kam dann aber dass das doch nicht so schlimm sei, da ich mir das ja leisten könne.

Nur, weil mich 30 EUR nicht in bittere Armut stürzen, heißt das ja nicht, dass ich gerne so viel Geld zahle, ohne dass es da hinterher einen wirklichen Gegenwert gibt, der das meiner Ansicht nach rechtfertigt. Ich kenne die Person schon seit über einem Jahr und hatte anfangs dein Eindruck, dass wir uns gut verstehen und auch so etwas, wie eine Freundschaft entstanden sei. Wir haben auch mal drüber gesprochen, was wir beruflich machen und wer wie viel verdient. Aber wenn ich mir das so durchdenke, dann hätten wir das mal lieber nicht gemacht. Er verdient halt nicht viel, weil er auf eher geringem Niveau selbstständig ist und nebenbei nichts anderes macht, sodass da seiner Aussage nach nicht mehr als 1000 EUR im Monat herauskommen.

Ich arbeite aber fast in Vollzeit und bin nebenbei selbstständig; es wäre ja schlimm, wenn da nicht mehr als 1000 EUR herauskommen würde. Er hat schon ab und an mal eine bissige Bemerkung gemacht, aber mir war das in der Vergangenheit gar nicht so aufgefallen bzw. ich dachte, das ist eher humorvoll gemeint. Aber nachdem er dann den Spruch von sich gab und noch welche hinterher. Besonders nett fand ich das nicht gerade. Ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Was würdet Ihr machen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Eine Freundschaft würde ich das nicht nennen. Man muss sich gegenseitig schon auch etwas gönnen um es Freundschaft nennen zu können. Ein Freund wäre wahrscheinlich auch in dem Moment auf deiner Seite gewesen und hätte auch gesagt, wie sinnlos das Ganze ist. Dennoch würde ich mich nun nicht unbedingt an so einem Satz aufhängen. Immerhin scheinst du dir die 30 Euro ja wirklich leisten zu können und je nach deinem Ton, kam das vielleicht auch als anstrengendes Jammern herüber, was ja auch keiner mag.

Was du nun machen sollst, ist so eine Frage, weil du den Moment zum Handeln eigentlich schon verpasst hast. Du hättest etwas nach dem Satz sagen sollen und nun musst du dir eben Gedanken machen, ob ein richtiger Freund sich so verhält. Für mich würde ich diese Frage mit Nein beantworten, wenn ich so einen Fall hätte und dann würde ich diese Freundschaft auch beenden. Du solltest aber sicherlich erst mal mit ihm reden und nachfragen, warum er dir nichts gönnt. Du arbeitest ja auch für dein Geld und deswegen verstehe ich nicht, dass er dir dein Geld nicht gönnt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Eigentlich solltest du wissen, dass man über sein Einkommen keine Auskunft geben soll. Da kommt ganz schnell Neid auf und die Freundschaft bekommt einen Sprung. Selbst wenn du dir das Zehnfache leisten könntest muss ich sagen, dass 30 Euro für eine einfache Adressänderung sehr viel Geld ist. Ich finde es nicht gerechtfertigt, wenn nicht mal ein neuer Kraftfahrzeugschein ausgestellt wird, sondern nur ein Aufkleber mit der neuen Anschrift. Die Kommunen machen mittlerweile aus nichts Geld, das ist sagenhaft!

An der Aussage deines Freundes kannst du wunderbar seine Einstellung zu dir ablesen, das ist wirklich nicht nett und ich finde es reif zum Überdenken. Weil er neben seiner Selbstständigkeit nichts weiter macht und deshalb auch wesentlich weniger Geld zur Verfügung hat als du, hält er dir indirekt deinen Fleiß vor. Es muss ihm aber doch klar sein, dass derjenige, der mehr arbeitet, auch mehr verdient und das mit Recht.

Du kennst nun seine Einstellung. Momentan würde ich so reagieren, wie bisher auch und so tun, als hätte ich das nicht gehört. Sollte er nochmals eine solch bissige Bemerkung machen, dann sage ihm deine Meinung und auch, was du von seinem Neid hältst. Aber gib nie wieder einem netten Bekannten, Freundin oder Freund Auskunft über dein Einkommen, wenn du die Person nicht verlieren willst.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Nur weil jemand sagt, dass du dir doch diese Ausgabe leisten kannst, stellt das doch eine Freundschaft nicht in Frage. Das sind Sprüche, wo ich nicht weiter darüber nachdenken würde. Und ich habe solche Antworten mit Sicherheit auch schon gegeben, wenn sich jemand über irgendwelche Kosten aufgeregt hat. Wobei ich die Einkommen im Bekanntenkreis nun nicht kenne.

Und selbst wenn da schon diverse bissige Bemerkungen gekommen sind, muss das noch lange kein Neid sein. Es gibt eben Menschen, die recht bissig reagieren, egal um was es geht und wie viel sie von ihrem Gegenüber wissen. Wobei ich bei dir eher das Gefühl habe, dass du schnell Kontakte in Frage stellst, wenn du Reaktionen bekommst, die dir nicht in den Kram passen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Wenn ein großes Einkommensgefälle im Freundeskreis oder Bekanntenkreis vorherrscht, dann muss man nicht darüber reden, damit es auffällt. Es ist schon so, dass es das Leben prägt, wenn man auf der einen Seite mit 1000 Euro im Monat über die Runden kommen muss, oder aber ob man 10'000 Euro zur Verfügung hat. Wenn dann über Zahlen gesprochen wird, sorgt man höchstens für Klarheit.

Und in einem Fall, in dem so eine Klarheit für "Unbehagen" führt, kann man sicher nicht davon sprechen, dass hier eine "Freundschaft" bestanden hat. Aber selbst wenn nicht - die "bissigen" Bemerkungen muss man ja nicht wirklich wichtig nehmen. So Sprüche sollte man auch ignorieren können. Wenn es zu sehr stört, dann kann man es auch klar ansprechen. Auch das würde für einen weiteren Schritt in Richtung "klare Verhältnisse" sorgen.

Es ist sowieso "komisch", dass um das Thema "Gehalt" so ein Geheimnis gemacht wird. Offenbar traut hier niemand dem anderen über den Weg und jeder erstarrt vor Angst, weil eine Neiddebatte erwartet wird bzw. davon ausgegangen wird, dass bei einer Offenheit der Neid und die Missgunst jeden im Griff haben würden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke, dass man sich solche Kommentare oft von Leuten gefallen lassen muss, weil diese es auch teilweise eben nicht mögen, wenn Menschen sich beschweren, die Geld haben. Das kommt einfach automatisch, man selbst hat wenig Geld und muss die gleichen Dinge bezahlen wie der andere, der andere hat mehr Geld und beschwert sich dann noch.

Du hast dich nun darüber beschwert, dass die die Leistung für dein Geld zu gering war, dass ist verständlich. Die andere Person hat das aber nur in Bezug auf dein Gehalt gesehen und empfand es vielleicht als unverschämt, sich darüber zu beschweren, weil es für sie selbst ein größeres Opfer wäre, als für dich.

Ich bin daher auch immer ein bisschen vorsichtig, wenn es um solche Dinge geht, denn ich kenne das selbst auch. Eine Freundin von mir hatte mal einen Freund, der auch eher viel Geld hatte und sich auch häufiger über irgendwas beschwert hat, sei es eine Rechnung aus der Werkstatt oder so. Und da fing sie auch immer direkt an zu nörgeln, dass das für ihn doch kein Geld wäre. Ich habe mich deswegen immer zurückgehalten, denke aber auch, dass man das differenzierter sehen muss.

Man selbst meckert in dem Moment ja nicht darüber, dass man kein Geld hat, was der anderen Person gegenüber tatsächlich unverschämt wäre. Man meckert, weil man sein Geld nicht gut investiert sieht und es nicht aus dem Fenster werfen möchte. Dennoch würde ich solche Kommentare in Zukunft vielleicht einfach unterlassen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Was würde ich machen? Im Nachhinein erst einmal nichts. Den Kommentar deines Bekannten finde ich etwas unnötig, aber vielleicht hatte er einen schlechten Tag. Sollten sich derartige Sprüche häufen, würde ich es ähnlich angehen wie in Crispins Beitrag: Erklären, dass man nicht befürchtet, deswegen am Hungertuch nagen zu müssen, aber dass der Betrag für dich in keinem Verhältnis zur erbrachten Leistung steht.

In meinem Freundeskreis bin ich die mit dem kleinsten Geldbeutel, da ich zur Zeit studiere und einen eigenen Haushalt habe, während die meisten meiner Freunde arbeiten. Ich weiß in etwa, was meine langjährigen Freundinnen monatlich zur Verfügung haben, aber Neid gibt es deswegen bei mir nicht, ich habe dafür den flexibleren Tagesablauf.

Allerdings werde ich grantig, wenn Bekannte versuchen mir in die Finanzplanung zu quatschen, weil dieser Restaurantbesuch, jene Shoppingtour oder der nächste Wochenendausflug doch drin sein "müsse". Dann gibt es eine klare Ansage von mir, nicht weil Geld ein Tabuthema für mich ist, sondern weil ich es als fast schon übergriffiges Verhalten und dreiste Bevormundung empfinde. Im Gegenzug jammer ich nicht über mangelndes Geld und frage auch niemanden, wieviel Paar Schuhe denn diesen Monat gekauft wurden. :wink:

Das wäre wohl auch der Grund, warum ich auf weitere Kommentare deines Bekannten achten würde, auch wenn du jeden Monat 500 € locker beiseite legen könntest, hat er nicht das Recht dir zu sagen, für was du dein Geld freudig herzugeben hast.

» TheFrozenQueen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 12.04.2014, 06:59, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich wäre da schon sehr zurückhaltend und rede eigentlich nie wirklich offen über mein Gehalt. Meine Frau weiß schon was ich verdiene, sieht sie ja auf dem Konto und auf dem Gehaltszettel, aber das war es schon. Nicht mal meine Eltern oder mein Bruder wissen was ich verdiene. Ich glaube, dass ich eher das meiste verdiene und bevor da irgendwelcher Neid aufkommt, sage ich dazu einfach gar nichts.

Ansonsten wissen meine Kollegen so in etwa was ich verdiene, die kennen ja den Tarifvertrag und wissen was in etwa bei welcher Mehrarbeit oben drauf kommt. Da wir da aber gemessen an unserer Arbeit alle das gleiche kriegen, kann da kein Neid aufkommen.

Aber bei allen anderen sage ich nichts. Das ich gut verdiene, kann sich jeder denken, der mich kennt, aber wieviel das nun ist, muss jetzt keiner wissen. Ich will es ja von anderen auch nicht wissen. Dafür schreibe ich aber auch niemandem vor, was er sich leisten können müsste und was nicht. Muss doch jeder selber wissen, was er mit seinem Geld macht und was nicht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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