Wahlentscheidung vom Kandidaten oder Partei abhängig?
Immer wenn eine Wahl ansteht, fällt mir auf, dass viele Leute nur auf die Spitzenkandidaten der einzelnen Parteien schauen und sich weniger für die Partei selbst und das Wahlprogramm interessieren. Vor kurzem sprach ich mit einer Bekannten, die als Grund, weshalb sie zum Beispiel nicht die CDU wählen wird, angab, dass sie Angela Merkel nicht mag und ihre Kleidung sehr unpassend findet. Diese Meinung teile ich zwar auch, aber für mich sind das keine Gründe, die direkt gegen einen Kandidaten oder eine Kandidatin sprechen. Mich spricht in diesem Fall das Wahlprogramm, beziehungsweise die grundsätzliche Ausrichtung der Partei nicht an. Die Spitzenkandidatin ist da nur ein kleiner Punkt in einer längeren Liste.
Vermutlich ist es für viele Leute schlichtweg einfacher, sich nur auf die Spitzenkandidaten zu konzentrieren. Aber ich finde es nicht besonders sinnvoll, wenn man die eigene Wahlentscheidung davon abhängig macht, ob einem der Spitzenkandidat sympathisch ist oder nicht. Schlimmer ist es dann noch, wenn die Wahlentscheidung daran hängt, wer sich besser kleidet oder wer das schönere Lächeln hat. Natürlich wird man nichts dagegen tun können, dass sich einige Wahlberechtigte von diesen Faktoren leiten lassen, aber ich finde es dennoch bedenklich.
Wovon macht ihr eure Wahl abhängig? Spielen Aussehen, Kleidung und Auftreten eines einzelnen Menschen für euch auch eine größere Rolle als das gesamte Parteiprogramm sowie die grundsätzlichen Anliegen der Partei? Kennt ihr auch einige Personen, die ihre Wahlentscheidung nur von der Sympathie für einen bestimmten Spitzenkandidaten abhängig machen, oder habt ihr den Eindruck, dass die meisten sich doch umfassender informieren und mehr auf die Partei als auf den einzelnen Kandidaten schauen?
Ich finde diese Tendenz, eine Partei nach dem Aussehen des Spitzenkandidaten zu wählen, auch sehr bedenklich. Leider habe ich solche Äußerungen auch schon einige Male gehört, ebenso, dass Leute nur anhand des Designs der Wahlplakate meinen, entscheiden zu können, welche Partei denn die sinnvollste Wahl wäre.
Beides halte ich für ziemlich oberflächlich, vielleicht sogar für gewissermaßen faul. Teilweise könnte man es sogar fast als gefährlich bezeichnen, denn würde dieses Vorgehen nicht auch bedeuten, dass beispielsweise rechtsextreme Parteien Wähler gewinnen und damit möglicherweise an die Regierung kommen könnten, nur, weil die Politiker auf ihren Plakaten und bei öffentlichen Auftritten am schönsten Lächeln? Diese Naivität ist nicht unbedingt nur zum Lachen, sondern könnte tatsächlich auch wirkliche Gefahren birgen.
Andererseits ist es leider keine neue Sache, dass die Sympathie oder Kompetenz einer Person anhand ihres Äußeren beurteilt wird, während auf wirkliche Inhalte eher nicht geachtet wird. Es gibt verschiedenste Studien, die zu dem Schluss gekommen sind, dass als "schön" betrachtete Menschen allgemein auch als charakterlich positiver oder als intelligenter beurteilt werden, als eine andere, weniger "schöne" Person. Natürlich empfindet auch jeder Schönheit etwas anders, aber es gibt schon einige Schönheitsideale, die bei einer großen Masse an Menschen einheitlich sind, sodass sich da schon eine gesamtgesellschaftliche Tendenz ergeben kann. Das hier ist zwar kein wissenschaftlicher Artikel, das hier auch nicht, aber es bringt ganz gut auf den Punkt, was ich beschreiben wollte.
Was nun mich selbst betrifft, so halte ich das Aussehen und besonders die Kleidung eines Kandidaten für wirklich ziemlich unwichtig. Was zählt, sind doch die Ziele, die die jeweilige Partei hat, und auch die Fähigkeit, diese zu erreichen. Da ist es doch egal, welche Frisur die Spitzenkandidatin hat oder nicht hat. Über Kompetenz sagt diese in Wirklichkeit jedenfalls nichts aus. Und nur Kompetenz ist beim Regieren wichtig, nicht die Optik der Person. Schließlich wählt man keine Schönheitskönigin und kein Nachwuchs-Model, sondern in der Regierung geht es um völlig andere Dinge.
Ich möchte zwar, dass meine Wahlentscheidung nur vom Parteiprogramm und der Grundeinstellung, den gesellschaftlichen Visionen und vom Menschenbild der Partei abhängig ist, muss aber zugeben, dass die Kandidaten auch eine Rolle spielen Wenn nur Unsympathen an der Spitze stehen oder Personen, denen ich nichts zutraue, kann das durchaus für mich ein Grund sein, diese Partei nicht zu wählen.
Ein Beispiel ist die FDP, die ich in Zeiten von Genscher, Hamm-Brücher und Baum gerne gewählt habe. Zur Zeit habe ich aber Probleme damit, ob die Personen, die die Partei repräsentieren, wirklich noch die Überzeugungen der FDP darstellen, so wie ich sie immer aufgefasst habe.
Unser Wahlrecht sieht es ja nicht vor, dass wir den Kanzler direkt wählen. Insofern könnten die Parteien uns theoretisch auch verarschen und nach der gewonnenen Wahl einen ganz anderen zum Kanzler küren, als die vorher als Spitzenkandidat präsentiere Person. Soweit ist es ja zum Glück noch nicht gekommen, aber man sollte schon bedenken, dass der Kanzler oder die Kanzlerin nicht alleine die Regierung bildet, sondern noch diverse Minister aus seiner Partei und dem Koalitionspartner benennt, sodass es letztendlich eben bei weitem nicht auf den Bundeskanzler alleine ankommt.
Es gibt ja auch immer wieder diese Umfragen, wo die Befragten angeben sollen, wen sie lieber als Kanzler hätten. Meistens steht es dann so 60:40 Prozent für Frau Merkel. Umfragen danach, welche Partei gewählt wird, fallen aber weit weniger deutlich aus. Man sieht also, dass die Wähler, die nur danach gehen, ob der Kanzlerkandidat gut aussieht, doch deutlich in der Minderheit sein dürften.
Da der Spitzenkandidat von entweder CDU/CSU oder SPD Kanzler wird, finde ich den persönlich nicht unwichtig. Wenn ich nun eine der zwei Parteien favorisieren würde, aber mit dem Spitzenkandidaten überhaupt nicht einverstanden wäre, würde ich mir noch einmal Gedanken über meine Wahlgewohnheiten machen und eventuell eine andere Partei zum Wählen suchen. Das würde ich aber natürlich nicht von seiner Kleidung oder ähnlich Profanem abhängig machen. Aber unwichtig ist die Persönlichkeit nicht, wenn man solch hohe Positionen einzunehmen gedenkt.
Bei der Zweitstimme zur Wahl, die man einem Wahlkreisabgeordneten gibt, muss ich aber zugeben, dass ich mich nicht über die einzelnen Kandidaten informiere und einfach nach Partei wähle. Ich glaube gar nicht, dass es hilft, sich über diese zu informieren. Auf den Parteiseiten bekommt man oberflächliche Infos wie Beruf, Alter und Anzahl der Kinder. Das hebt den einen nicht vom anderen ab. Politisch relevante Fakten aus bisherigen Amtszeiten gibt es oft nicht, vor allem, wenn die Kandidaten jung sind. Sollten sie schon länger dabei sein, dann haben sie sich das bestimmt verdient. Würden sie gegen die Grundsätze der Partei handeln, wären sie von der Partei ausgeschlossen worden. Also vertraue ich darauf.
Mich interessiert eher das Wahlprogramm und vor allem die möglichen Konstellationen nach der Wahl, die darüber entscheiden, was letztlich verwirklicht wird. Der einzelne Abgeordnete kann hieran relativ wenig ändern. Deshalb erwarte ich trotzdem ein gewisses Auftreten des entsprechenden Abgeordneten und Anzug oder dezentes Kleid sollte er natürlich auch mal anziehen können. Was für mich natürlich absolut nicht gehen würde, wären Straftaten oder der Aufruf dazu aber so leicht verdirbt sich zum Glück kaum ein Abgeordneter seine Diäten. Ich habe auch nicht unbedingt den Eindruck, dass der Spitzenkandidat für viele Personen eine entscheidende Rolle spielt
Natürlich spielt das Auftreten, das Aussehen und so weiter der Spitzenkandidaten bei der Entscheidung eine Rolle, und zwar bei jedem Wähler. Nicht bewusst, aber unbewusst. Da kann man noch so rational sein und Wahlprogramme analysieren und versuchen die Klatschspalten zu ignorieren - man wird sein Unterbewusstsein nicht ausschalten können. Und mit Wahlprogrammen ist das doch eh so eine Sache. Bei Frau Merkel weiß man einfach, dass sie kaum eigene Ideen hat und sich mit ihrer Politik mehr an den Schlagzeilen als an den Wahlversprechen orientiert. Bei der Entscheidung für oder gegen diese Frau bringen einem Erfahrungswerte also deutlich weiter als die Lektüre der blumigen Versprechen.
Davon abgesehen würde ich sagen, dass bei mir bei überregionalen Wahlen die Parteizugehörigkeiten und Parteiprogramme wesentlich wichtiger sind als bei regionalen Wahlen. Bei einem Stadtrat finde ich es zum Beispiel wichtig, dass verschiedene Berufsgruppen und möglichst verschiedene Gesellschaftsschichten vertreten sind. Ich würde also nicht lauter Lehrer wählen, nur weil die in den Parteien sind, denen ich politisch nahe stehe.
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