Internetplattform mit Parteitendenzauswertung heikel?

In Österreich kann man sich auf einer Seite selber austesten, welcher Partei man am nächsten steht. Dazu muss man 25 Fragen beantworten, in denen auch die Haltung zu Ausländern und anderen heißen Eisen gefragt werden. Ich habe diese Befragung am Flughafen gemacht und wollte es zu Hause nochmals tun, habe aber Bedenken, dass die IP gespeichert wird und ich somit mit meinen Antworten auch irgendwo zuordenbar ausgewertet werde.

Würdet Ihr Euch auf Seiten austesten, die Euch zum Schluss eine Partei zum Wählen vorschlagen würde? Würdet Ihr dieses Risiko eingehen, um zum Schluss Grafiken präsentiert zu bekommen, die die Hitparade aller Parteien anzeigt und auch jede Frage einzeln analysieren kann.

In Deutschland nennt dies sich meines Wissens Wahl-o-mat. Wenn du dir nun Gedanken darum machst, dass deine IP zugeordnet werden könnte, dann schalte mal ganz schnell deinen Router ab und trenne die Verbindung zum Internet komplett. Du hinterlässt überall im Internet Spuren. Außerdem ist vor wenigen Tagen in Kraft getreten, zumindest in Deutschland, dass die IP-Adresse beziehungsweise Daten 7 Tage gespeichert werden können, zwecks Strafverfolgung.

Ich denke jedoch eher weniger, dass deine Antworten jemals jemanden interessieren. Ich denke eher weniger, dass sich nun ein böser Mensch dransetzt und analysiert, ob du eher rechts- oder linksorientiert bist oder ob du einfach nur neutral bist. Ich habe solch eine Seite mal ausprobiert, aber da ich in Deutschland eh nicht wählen darf, ist es mir sowieso recht wumpe geworden.

Den Wahlomat halte ich persönlich nicht für sonderlich bedenklich. Du hinterlässt durch die Internetseiten, die du im Laufe des Tages aufrufst, mehr Informationen über dich. Beim Wahlomaten sind ja nur wenige Fragen zu beantworten. In Deutschland zumindest sind die Fragen nicht kritisch. Egal, was du antwortest, du bleibst immer im Bereich des Grundgesetzes.

Ich sehe da auch gar keine Bedenken. Man muss sich nur mal überlegen, welche Mittel dahinter stehen müssten, wenn man auf diese Weise Rechts- und Linksradikale ermitteln will. Und was passiert, wenn jemand in eine der beiden Richtungen tendiert? Es gibt durchaus diese Listen von verdächtigen Personen, von denen angenommen wird, dass sie dem rechts- oder linksradikalem Spektrum zugeordnet werden können. Aber um auf diese Liste zu kommen, muss man weit mehr machen, als im Internet ein paar Fragen zu Parteien zu beantworten. Wenn das reichen würde, wäre die Liste so lang, dass niemand mehr einen Überblick hätte und die wirklich gewaltbereiten Radikalen durch die Maschen gehen würden.

Nein, der Wahl-o-mat und ähnliche Seiten sollen einfach nur bei der Entscheidungsfindung helfen. Viele Menschen sind unsicher, welche Partei sie wählen sollen und wollen sich auch gar nicht viel damit beschäftigen. Daher werden diese Fragen ins Internet gestellt. Übrigens nachdem Vertreter der Parteien auf genau diese Fragen ihre Antworten gegeben haben. Daher sind sie auch absolut harmlos. Und selbst die NPD zu wählen, ist absolut legal und führt auch noch nicht dazu, dass man auf so einer Liste landet.

Es geht ja bei solchen Spielereien gar nicht um einen "Wahlvorschlag". Das ist ein sehr einfach geprägtes Spielchen und die jeweilige Antwort kann so nicht ernst genommen werden, weil es zwar Antworten der Parteien auf die Fragen mit den Antworten der Nutzer vergleicht und dann die Übereinstimmungen zusammen addiert. Was aber gar nicht berücksichtigt wird, ist die Motivation für die entsprechende Antwort - und hier kann die Motivation ja regelmäßig zu 100% auseinanderdriften, obgleich die Antwort gleich lautet.

So gibt es durchaus ein Unterschiede, wenn es z.B. um die Frage für oder gegen einen NATO-Beitritt geht. Die einen lehnen den auf Grund der pazifistischen Grundhaltung ab, die anderen weil sie sich nicht in den angeblichen Dienst Dritter stellen lassen wollen aber das Militär und Krieg zur Durchsetzung politischer Ziele als legitim ansehen. Oder aber ob Kopftücher in der Schule erlaubt sein sollen oder nicht. Hier kann man als Laizist oder aus Islamophobie (bzw. genauer: antimuslimischer Rassismus) mit "Nein" antworten - wobei die erste Gruppe auch das Kreuz verbannen will, die zweite vermutlich das Kreuz zum Unterrichtsinhalt erheben will. Wie kann hier eine Übereinstimmung "verglichen" werden. Manche Dinge müssen vereinfacht werden. Aber wenn durch die Vereinfachung die hinter einer Sache stehende Intention verloren geht, ist die Vereinfachung nicht statthaft.

Das andere Thema wäre die Rückerverfolgbarkeit: gehst du wirklich davon aus, dass bei dem einfachen Schema du allein eine Kombination bei den Antworten wählen würdest, die sonst keiner wählt? Und wie sollte allein auf Grund der IP Adresse die Rückverfolgung stattfinden, wenn kein Zugriff auf die Daten des Providers besteht? Und, wenn mehrere Personen zu deinem Haushalt gehören, wie sollte explizit eine Person ermittelt werden können?

Dieses Risiko hat man grundsätzlich mit jeder Seite, die man anklickt. Deshalb frage ich mich, warum du ausgerechnet hier Angst hast, dass etwas passieren könnte. Außerdem nutzt die IP-Adresse alleine noch überhaupt nichts, da man dann immer noch kein Namen und keine Adresse hat. Und niemand kann sich sicher sein, dass die entsprechenden Angaben des Users überhaupt richtig sind bzw. von diesem stammen. Leider hast du nicht den Namen der Homepage oder den Betreiber genannt, da man deine Frage sonst genauer beantworten könnte.