Kein Interesse mehr an der Piratenpartei?

vom 24.09.2013, 13:52 Uhr

Zwar scheint man sich bzgl. der beruflichen Perspektive mancher Berufspolitiker Sorgen zu machen, die in diesem neu gewählten Bundestag nicht mehr vertreten sind - aber scheinbar ist die Tatsache, dass die sog. "Piratenpartei" nicht in den Bundestag gewählt wurde, keiner Erwähnung wert. Man darf aber nicht vergessen, dass genau diese Piraten in den Umfragen vor ca. 12 Monaten (oder etwas mehr) bei gut 10% gestanden sind und damit die Linke und die FDP überholt hatten!

Ist es tatsächlich so, dass viele potentielle Wähler der Piraten diese nicht gewählt haben, weil sich die Piraten in den letzten 12 Monaten eher mit sich selbst (und der etwas skurrilen Programmfindung) beschäftigt hatten? Was aber wäre das Geheimnis gewesen, welches sie auf 10% bei Umfragen katapultiert hatte? Oder aber haben die anderen Parteien es geschafft, den Leuten eine "Alles-oder-Nichts" Stimmung vorzumachen, so dass potentielle Piratenwähler lieber die "alten Parteien" gewählt haben?

Und zusätzlich würde es natürlich interessant sein zu wissen, wer davon profitiert hat. Die Grünen wandern ja überwiegend eher ab zu den Konservativen. Ebenso die FDP Anhänger. Aber sind dann die Piratenwähler eher zur SPD oder der Linken gewandert? Und wird die Piratenpartei so einen "Neustart" schaffen oder aber versinkt sie in der Bedeutungslosigkeit?

Die Grünen, einst doch eine Bewegung aus dem linken und friedensbewegten Spektrum, haben ja relativ schnell auch auf Bundesebene Erfolge vorweisen können. Nach nur drei Jahren waren sie im Bundestag vertreten. Und das ist den Piraten jetzt ja nicht gelungen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Die Piraten waren neu und aufregend. Genau das wollen die Leute. Sie haben sich davon Veränderungen versprochen. Aber mit den Monaten ist ja wohl ganz deutlich geworden, dass die Piratenpartei einfach noch zu neu ist. Die müssen sich erst mal mit sich selber zurechtfinden. Ich finde sie zum jetztigen Zeitpunkt absolut unwählbar.

Dass sie vor ein paar Monaten angeblich noch so viele Wähler gehabt hätten, halte ich auch für übertrieben. Es ist und bleibt einfach eine hypothetische Frage, wenn man sie 12 Monate vor der Wahl stellt. Da kann man vieles behaupten, aber wenn man dann wirklich in der Kabine steht und sein Kreuz machen muss, ist halt Schluss mit lustig. Aber sicher hätten sie vor 12 Monaten noch ein paar Stimmen mehr gehabt. Weil sie vor 12 Monaten in Mode waren.

In der Versenkung verschwinden ist nur eine Möglichkeit. Wenn sie sich zusammenreißen, könnten sie es trotzdem schaffen. Aber ich denke, dass nicht nur die Wähler enttäuscht sind, sondern auch die Mitglieder. Der ein oder andere wird austreten. Es bleibt einfach abzuwarten, wie sehr das die Partei schwächt oder ob genau die Richtigen gehen. Prognosen zum jetzigen Zeitpunkt halte ich für reine Spekulation.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke, dass man in Umfragen immer viel sagt oder ankreuzt, wenn man sich dann mal aber wirklich Gedanken macht, wird man vielleicht gar nicht die Partei wählen, weil man eigentlich doch andere Interessen hat. Ich finde, dass die Piratenpartei viel versprochen hat, aber dann doch eine gewisse Unstrukturiertheit an den Tag gelegt hat, aus der sie sich scheinbar nicht mehr erholen konnte. Sie machen eben nach außen keinen besonders seriösen Eindruck und ein Land könnten sie eben einfach nicht regieren. Ich denke, dass die Piraten weiter an sich arbeiten müssen und dass dann auch noch etwas aus ihnen werden kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ja, wie schon gesagt wurde, waren die Piraten eine Partei, die einfach neu war. Und so etwas ist für die Leute natürlich immer interessant. Ich war auch anfangs recht begeistert von ihnen, einfach weil sie sich mit Dingen sehr ausführlich beschäftigen, um die sich anderen Parteien fast gar nicht kümmern. Ich fand auch die Wahlplakate immer sehr gut gemacht, und deshalb kann ich mir vorstellen, dass ihre Umfragewerte vor vielen Monaten auch noch im einiges besser standen, als es sich jetzt herausgestellt hat.

Dann aber hat man irgendwie gar nichts mehr von ihnen gehört. Von den anderen Parteien hört man hin und wieder etwas, aber bei den Piraten war alles still. Und dann fand ich bei der Wahl die Plakate auch nicht so besonders gut gelungen, sie schienen sich aus meiner Sicht eher weniger mit dem Thema beschäftigt zu haben. Was ich sehr bedauert habe. Ich gehe davon aus, dass besonders junge Leute die Piraten gewählt haben, weil sie sich davon große Vorteile erhofft haben, sie haben jetzt aber wohl gemerkt, dass es nicht bringt sie zu wählen. Ich denke, vor allem die Afd hat davon der profitiert, die jetzt plötzlich einige Werte besser als die Piraten liegt. Vielleicht haben die ehemaligen Wähler auch ganz aufgehört zu wählen, weil sie einfach unsicher sind. Was auch ein ganz wichtiger Faktor für das Versagen der Piraten ist, dass sie keine Meinung haben. Sie wissen nicht was sie wollen, und sind sich in ihrer Partei nicht einig, dass man keinen starken Eindruck, und man traut ihnen nicht zu, Deutschland zu regieren, so sehe ich das.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke die Menschen sind einfach nur verunsichert, weil sie nicht wissen wofür genau die Piraten Partei eigentlich genau steht. Das Wahlprogramm ist ja bekannt aber da die Partei noch sehr unerfahren ist, kann man sich natürlich auch nicht sicher sein, wie die Piraten im Bundestag agieren und wie sie vorgehen.

Die Piraten Partei muss eindeutig erst einmal Erfahrungen sammeln. Es gibt ja auch nicht unbedingt sehr viele Alternativen zu den normalen ausgenutzten und nicht mehr zu rettenden Parteien.

» KilianH » Beiträge: 72 » Talkpoints: 32,06 »


Ich denke, dass ein Teil der potentiellen Wähler der Piraten einfach Protestwähler sind und mit ihrer Stimme also nicht für sondern gegen etwas stimmen, nämlich gegen die etablierten Parteien. Und ein Teil dieser Protestwähler ist mit Sicherheit zur AFD abgewandert, die haben ja aus dem Stand fast 5% geholt.

Davon abgesehen habe ich von den Piraten in letzter Zeit aber auch nicht wirklich viel positives mitbekommen. Personaldebatten, die in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, werfen nie ein gutes Licht auf eine Partei und politisch habe ich nicht viel sinnvolles von dieser Partei gehört. Dabei haben sie mit der NSA Affäre doch eigentlich eine Steilvorlage bekommen und mit der Kanzlerin von Neuland und einer Regierung, der es irgendwie nicht wirklich wichtig zu sein scheint, dass wir schamlos ausspioniert werden, hätte man auch mehr anfangen können. Und ja, dieser neue und aufregende Aspekt ist inzwischen auch irgendwie weg.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wir haben erst nächste Woche die große Wahlen, oder besser gesagt, am Sonntag. Die Piraten haben sich bisher nicht sehr groß herausgetan. Ich habe nur im Fernsehen gesehen, dass sie in einem violetten Ganzkörpergewand herumturnten und ein mir unbekannter Kandidat versuchte, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich glaube nicht, dass sie bei uns die 4 Prozent Hürde schaffen werden.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Nun die Frage ist doch wofür die Piraten denn überhaupt stehen. Außer Netzpolitik kommt doch eigentlich nichts wirklich handfestes. Man regt sich über Datenklau oder Ausspähen auf und kümmert sich sonst nur um das Internet. Das sind zwar sicher wichtige Themen, aber für die meisten Wähler reicht das nicht.

Zudem sind das auch Themen, die vorallem den Jugendlichen wichtig sind und die zum Großteil einfach noch nicht wählen dürfen. Schaut man sich dagegen die Vielzahl der Wahlberechtigten an, so spricht man diese ja mit ganz anderen Themen an. Gesundheitpolitik, Rentenpolitik, Steuersystem, Bildung oder Energiewende. Das sind doch die wirklich großen Themen, die man zumindest teilweise abdecken muss, wenn man eine große Zahl an Wähler überhaupt ansprechen will. Andere Themen kann man abdecken, aber die kann man eben nicht zum Hauptthema erheben.

Und selbst wenn die Piraten sich dazu irgendwas ausgedacht haben, so habe ich nichts vernommen von ihnen zu diesen wichtigen Themen. Man hat sich da im Grunde als Einthemenpartei etabliert und sich ein für die breite Masse auch noch nebensächliches Thema rausgesucht, dass auch noch andere Parteien zumindest in Grundzügen mit beackern.

Hält die Piratenpartei an dieser Ausrichtung fest, wird sie denke ich bald wieder völlig von der Bildfläche verschwinden und auch auf kommunaler Ebene kaum noch eine Rolle spielen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Bei den Grünen in Deutschland hat es 20 Jahre gedauert, bis sie im Bundestag waren und ihre erste Regierungskoalition in einem Bundesland ist vorzeitig gescheitert. Außerdem wird die Koalitionsbildung mit 5 oder mehr Parteien immer schwieriger, zumal die Linke im Westen einfach noch nicht soweit ist. Mit den Piraten ist noch ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzugekommen, zumal dies sich keinem Fraktionszwang unterwerfen und daher niemand letztlich genau sagen kann, was er wählt.

Dann sind die Piraten sehr schnell auf dem Boden der Realität angekommen und haben erkennen müssen, dass viele ihrer Forderungen etwas zu überzogen waren und die anderen Parteien nicht ganz unrecht hatten. Im Gegensatz zur NPD waren sie meiner Ansicht nach allerdings wesentlich professioneller und es gab keine Abmahnungen wie dies z. B. in den ostdeutschen Ländern der Fall ist.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 08.04.2014, 19:10, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Juri1877 hat geschrieben:Bei den Grünen in Deutschland hat es 20 Jahre gedauert, bis sie im Bundestag waren

Die Grünen als Partei gibt es seit ca. 1980 - und im Jahr 1983 sind sie in den Bundestag eingezogen! Hier hat die Anti-Atomkraftbewegung und die Friedensbewegung genügt, um diese Partei nicht nur auf Länderebene sondern auch auf Bundesebene in das Parlament zu heben. Innerhalb von 3-4 Jahren der organisierten Parteiarbeit. Weiß jetzt nicht, wie du auf 20 Jahre gekommen bist.

Juri1877 hat geschrieben:dass viele ihrer Forderungen etwas zu überzogen waren

Es gibt - so glaube ich - keinen einzigen "Sachpunkt", an dem die Piraten gescheitert wären. Viel mehr war es die innere Zerrissenheit und die Unfähigkeit, sich klar zu bekennen. Zwar kommt gerade von den Piraten die dumme Aussage, man lasse sich nicht in das Links-Rechts-Schema einordnen. Aber wer sich nach offenkundigen Unterwanderungsversuchen von Rechts nicht klar eben von rechts distanziert, der steht automatisch rechts. Diese Einteilung ist nur dann antiquiert, wenn man auch die Unterscheidung zwischen Unten und Oben als veraltet begreift.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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