Seid ihr überrascht, wenn ein Rollstuhlfahrer aufsteht?

vom 05.04.2014, 13:47 Uhr

Meiner Erfahrung nach können Menschen ziemlich naiv sein, wenn es um den Umgang mit Leuten geht, die körperlich beeinträchtigt sind. Gerade wenn sie selbst keine Erfahrungen mit Behinderungen oder Krankheiten haben, sehen sie das Leben von Menschen mit Behinderungen, wie ich finde, oft ziemlich vereinfacht und schwarz/weiß. Behinderte brauchen in den Augen dieser simplen Zeitgenossen immer Hilfe und müssen von den "Gesunden" bedauert werden. Jeder, der einen weißen Stock oder einen Blindenhund mit sich führt, sieht absolut nichts und jeder Mensch, der einen Rollstuhl benutzt, ist (nach einem Unfall) querschnittsgelähmt und an sein vierrädriges Hilfsmittel quasi "gefesselt".

Die Wirklichkeit sieht natürlich anders aus. Es gibt genügend Menschen, die schlecht zu Fuß sind, aber sich mit Krücken oder einem Gehwagen durchaus noch halbwegs fortbewegen können. Sie schaffen es nur nicht, beispielsweise am Bahnhof oder Flughafen die oft weiten Strecken zügig zurück zu legen und verwenden deshalb für solche Härtefälle einen Rollstuhl. Schon oft ist mir aufgefallen, dass Passanten schön doof aus der Wäsche schauen, wenn sich ein "armer, gelähmter" Rollstuhlfahrer auf einmal aufrappelt, zehn Meter weit läuft und sich einen Kaffee kauft oder Ähnliches.

Wie geht es euch dabei? Denkt ihr auch automatisch, dass jeder Mensch, der euch im Rollstuhl begegnet, querschnittsgelähmt ist und nicht mehr aufstehen kann, oder ist euch bewusst, dass es zahllose Gründe gibt, wieso jemand gerade dieses Hilfsmittel benutzt? Ich muss zugeben, dass ich immer für einen kurzen Augenblick überrascht bin, bis mir wieder einfällt, dass es einen Unterschied macht, ob man drei Stunden durch die Stadt trabt oder fünf Meter bis zum Auto laufen kann.

» Gerbera » Beiträge: 11321 » Talkpoints: 50,18 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich bin nicht unbedingt überrascht, wenn ein Rollstuhlfahrer aufsteht. Immerhin muss nicht jeder. der im Rollstuhl sitzt, gleich querschnittsgelähmt sein, wie du bereits geschrieben hast. Stattdessen gibt es jede Menge anderer Gründe, die für einen Rollstuhl sprechen. So sind manche Menschen im hohen Alter einfach nicht mehr so schnell oder so sicher zu Fuß unterwegs, weshalb sie dann lieber einen Rollstuhl nutzen. Dabei kann man sich jedoch auch einfach den Fuß gebrochen oder verstaucht haben. Schließlich möchte man gerade für weite Strecken nicht immer auf Krücken zurückgreifen, weshalb es dann angenehmer ist, auf einen Rollstuhl zurückzugreifen.

Wenn jemand, der im Rollstuhl sitzt, aufsteht und dann wenige Meter geht, dann bin ich alles andere als überrascht. Stattdessen finde ich das eher normal und ich denke, dass es eher die Ausnahme ist, wenn jemand querschnittsgelähmt ist. Immerhin ist es wahrscheinlicher, dass jemand aus einem anderen Grund im Rollstuhl sitzt und gerade bei älteren Menschen kommt das ja auch wirklich sehr oft vor.

Ungewöhnlich fände ich es nur, wenn jemand plötzlich aus dem Rollstuhl springen würde und wild umher laufen würde. Immerhin könnte man sich dann ja wirklich fragen, weshalb diese Person überhaupt einen Rollstuhl benötigt. Allerdings sehe ich mittlerweile auch sehr oft Jugendliche im Rollstuhl, da viele Schulen mittlerweile so ein Projekt machen und die Jugendlichen daher einen Nachmittag im Rollstuhl verbringen müssen, um zu sehen, wie das ist. Von daher sieht man solche jungen Leute dann auch irgendwann aus dem Rollstuhl springen. Und obwohl ich das anfangs auch noch recht ungewöhnlich fand, ist das für mich mittlerweile auch normal geworden, so dass ich es auch nicht mehr so verblüffend finde.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich würde nun auch nicht direkt davon ausgehen, dass jeder gleich nicht mehr laufen kann. Auch gehe ich bei jemanden mit einer Sehbehinderung nicht immer gleich vom schlimmsten aus, weil ich schon öfter Menschen gesehen habe, die dann eben doch noch ein bisschen sehen konnten. Bei einem Rollstuhl ist es aber sicherlich so, dass man dann nicht unbedingt aufspringen kann und große Touren laufen kann und würde ich das sehen, würde ich schon komisch gucken.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke eigentlich, dass es schon den meisten erwachsenen Menschen bewusst sein wird, dass jemand, der in einem Rollstuhl sitzt, nicht zwingend daran gefesselt ist und sich ohne diesen nicht fortbewegen kann. Allerdings verbindet man es eben unterbewusst wohl schon so, dass die meisten Menschen im Rollstuhl leider nicht einfach daraus aufstehen können. Darum kann ich es schon verstehen, dass man vielleicht bei dem Anblick erst mal etwas verwundert ist. Es kann schon sein, dass es mir auch mal so ging, auch wenn ich mich nun nicht an eine solche Situation direkt erinnern kann.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich sehe eigentlich sehr selten Rollstuhlfahrer und einen, der aufgestanden ist, habe ich an einem öffentlichen Ort eigentlich überhaupt noch nicht gesehen. Mir ist aber durchaus bewusst, dass nicht zwangsläufig eine Querschnittslähmung der Grund dafür sein muss, dass jemand im Rollstuhl sitzt. Man könnte genauso gut nur eine Beinoperation hinter sich haben und vorübergehend keine längeren Strecken laufen können. Ich wüsste also nicht, warum ich überrascht sein sollte, solange derjenige nicht nach dem Aufstehen einen 100-Meter-Sprint hinlegt.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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