Todesfälle während Studium - Abschreckung vor Studiengang?

vom 07.04.2014, 17:06 Uhr

Ich habe mich für einen Studiengang entschieden, der teilweise nicht ganz ungefährlich ist. Nach dem Abitur stand für mich eigentlich klar, dass ich Chemie studieren werde und ich habe mich auch sehr darauf gefreut. Inzwischen studiere ich nun schon auch zwei Jahre und an der Begeisterung hat sich nichts geändert, sie ist nur größer geworden. Es gibt jedoch immer wieder Momente in meinem Studium, wo ich schlucken und ich zusammenreißen muss, weil es teilweise doch erschreckend ist, was Studenten vor mir so erleben mussten.

Generell haben wir in jedem Semester und auch in den meisten Semesterferien Praktika bis spät Abends, weswegen wir deutlich weniger Freizeit haben, als viele andere Studiengänge. Im ersten Semester macht man noch nichts weltbewegendes, obwohl auch da schon das eine oder andere Mal die Feuerwehr anrücken musste. In den darauffolgenden Semestern hat man dann aber Umfang mit sehr gefährlichen Chemikalien, die nicht nur der Gesundheit akut schaden können, sondern eben meist auch tödlich sind und größere Explosionen auslösen können. Vor jedem Praktikum muss es eine Sicherheitsbelehrung geben, diese ist gesetzlich vorgeschrieben. Erzählt wird meist immer nur das gleiche, aber vor einigen Gefahren kann man sich eben nicht schützen.

So wird während dieser Sicherheitsbelehrungen auch gerne mal erzählt, was es für Unfälle bereits gab, an der Universität und die Palette ist da ziemlich groß. Angefangen bei explosiven Gemischen von Studenten, die dann von Robotern des Kampfräumungsdienstes hinausgetragen und dort in die Luft gesprengt werden mussten, bis über abgerissene Arme beim Bewegen von Erlenmeyerkolben mit unbekannten Substanzen oder dem Erblinden beim unvorhergesehen Spritzen irgendwelcher Chemikalien, ist dort schon alles mögliche passiert. Besonders oft scheinen die Studenten versehentlich potentiell explosive Gemische herzustellen, die dann unter großen Aufwand im Park vor dem Institut gesprengt werden müssen.

Erzählt wurde auch von mehreren Todesfällen, beispielsweise verbrannte eine Studentin vor einigen Jahren, weil sie ein Kleid aus einem synthetischen Stoff getragen hat. Dass dies verboten ist, weiß natürlich jeder, aber man schaut den Studenten nicht dauernd unter die Kittel und letztendlich ist das auch eine Eigenverantwortung. In einem anderen Fall hat eine Studentin einen Kolben über das Waschbecken gehalten, weil der Kolben von außen mit einem Öl beschmutzt worden ist. Der Kolben stieß gegen das Waschbecken und das Gemisch explodierte und entbrannte bei Kontakt mit dem Wasser. Die Studenten erlag nach zwei Wochen im Krankenhaus ihren Verletzungen.

Derartige und einige andere Unfälle wurden geschildert, einige davon liegen gar nicht so weit zurück. Nicht bei allen Unfällen waren die Medien anwesend, teilweise bekommt man eben auch gar nicht mit, was dort geschieht und ich hätte ehrlich gesagt gar nicht gedacht, dass es eine so große Anzahl an Studenten gibt, die während der Praktika in der Chemie bei Unfällen sterben oder sich eben so schwer verletzten, dass sie auch nicht mehr weiter studieren können.

Informiert ihr euch vor der Wahl eures Studienganges über die Gefahren, die dort auch euch lauern? Würde euch eine derartige Information bei der Wahl eures Studienganges beeinflussen, beispielsweise würdet ihr euch gegen einen Studiengang entscheiden, wenn ihr wüsstet, dass die Verletzungs- und Unfallgefahr sehr hoch ist? Wie informiert ihr euch über derartige Risiken, zumal in den Medien nicht viel davon zu lesen ist und man die meisten Informationen eben doch nur direkt an der Universität bekommt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke nicht, dass mich bisherige Unfälle abschrecken würden. Es ist ja nun einmal so, das jeder, ausnahmslos jeder Beruf, Gefahren mit sich bringt. Wenn man Feuerwehrmann werden will, kann man bei routinemäßigen Übungen, einen Fehler machen und dies mit dem Leben bezahlen. Ein Fleischer, der sein Handwerk nicht versteht ist im nu 2 Finger kürzer. Ich könnte jetzt noch unzählige andere Beispiele aufzählen, aber ich denke, dass jedem klar ist worauf es hinausläuft. Man kann ja sogar schon umkommen, wenn man ordnungsgemäß über die Straße läuft oder wenn man in der Dusche steht. Unfälle passieren überall und zu jeder Tageszeit. Von daher würde mich dies nicht abschrecken meinen Berufswunsch auch zu erlernen.

» xZombieKitten » Beiträge: 538 » Talkpoints: 13,88 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Du scheinst dich sehr auf dieses Thema zu konzentrieren. Fast schon mehr als auf das Studium, weshalb ich ehrlich gesagt, tiefer gehende Ursachen bei dir vermute. Unfälle gibt es immer wieder, trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass einem selbst etwas zustößt doch zumeist noch nicht einmal im Promillebereich messbar.

Die Mehrzahl der Arbeitsunfälle taucht in den Nachrichten tatsächlich kaum auf und es gibt sie auch nicht in extrem hoher Zahl, wobei jeder Fall natürlich ein Fall zu viel ist. Es ist ungewöhnlich, dass du dir so viele Gedanken darüber machst und du dich so sehr davon abschrecken lässt.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 07.04.2014, 18:09, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Mich würde so etwas überhaupt nicht abschrecken. Mich hat die hohe Selbstmordrate an der ersten Uni auch nicht davon abgehalten, mich dort einzuschreiben. Man muss eben unterscheiden ob da wirklich was dran ist oder ob das nur Panikmache ist, um Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn man euch erzählt welche Unfälle schon alle passiert sind und wo die Fehler gemacht wurden, dann ist man automatisch geschockt und merkt sich so was auch besser, damit einem selbst nicht dasselbe passiert.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Man muss ja darüber informiert werden, was andere schon vor einem falsch gemacht haben und was dann eben auch zum Tode geführt hat. Ich würde mich davon aber nicht abschrecken lassen. Immerhin hat man ja ein Ziel und man muss überall aufpassen. Man kann überall auch zu Schaden kommen und da ist es wichtig über die Probleme informiert zu werden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Mich hätte das schon abgeschreckt, zumal es sich dabei um Dinge handelt, die sicherlich schnell mal passieren können: irgendwo was drangehalten oder mit einer Flamme zu nah an sich gekommen; da braucht man ja nur mal kurz nicht aufpassen und schon steht man in Flammen. Nein, das wäre nichts für mich. Ich bevorzuge ruhig und friedliche Berufe, bei denen nicht so viel passieren kann und wenn das Studium gefährlich ist, ist es vielleicht später auch nicht anders. Wobei man in chemischen Berufen sicherlich Technik nutzt, die Unfälle verhüten hilft, aber ganz ungefährlich wird es nicht sein.

Sicherlich gibt es viele Berufe, die gefahren beinhalten, aber manche Stellen sind ja auch mit einem sehr geringen Risiko verbunden, wo einem also höchstens mal eine Büroklammer piekt oder man sich an einem Blatt Papier schneidet. Oder halt mit dem Fuß beim Laufen umknickt, das ist mir passiert, aber das hat mit den Tätigkeitsinhalten nichts zu tun, das hätte mir auch daheim passieren können.

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