Sind Monarchien per se rückständige Systeme?
Viele Gesellschaften begannen einmal als Monarchien oder ähnliche Systeme. Aristokratisch gelenkte Gesellschaften oder solche, bei denen der Herrschertitel vererbt wurde, gab es in aller Welt. Einige gibt es noch heute, wobei in den meisten Fällen noch ein parlamentarisches System nebenher aufgestellt worden ist. Abgesehen davon gibt es natürlich auch noch Länder, bei denen im Grunde ein Königshaus existiert, ausschlaggebend in Sachen Politik aber dann doch eher andere Personen sind.
Ich selber interessiere mich eher wenig für irgendwelche Adligen. Den Klatsch und Tratsch über irgendwelche europäischen Königsfamilien, den einige Leute regelmäßig und mit Spannung verfolgen, fand ich schon immer langweilig. Aber bei der gesamten Angelegenheit geht es ja auch weniger um politische Dinge. Königinnen und Prinzen scheinen da eher einen Unterhaltungswert zu haben, den ich bisher noch nicht so ganz nachvollziehen konnte.
Aber abgesehen von diesen Tratsch-Fans, die aus diesem Grund irgendwelche Königshäuser mögen, gibt es zumindest hierzulande ja eher wenige Menschen, die monarchistische Systeme gutheißen. Im Gegenteil, die meisten Menschen sind solchen Herrschaftssystemen sogar eher ziemlich negativ gegenüber eingestellt.
Mich würde mal interessieren, wo die Gründe dafür genau liegen. Sind Monarchien an sich rückständige Systeme? Wenn ja, wieso? Wenn nein, wieso nicht? Wo liegen die Vorteile einer Monarchie, wenn überhaupt, und wo die Nachteile? Mich würde sehr interessieren, wo da die wichtigen Punkte gesehen würden.
Ich persönlich würde eine Herrschaft, egal, durch wen sie erfolgt, nämlich eher an anderen Gesichtspunkten bewerten. Ja, ich könnte mir möglicherweise tatsächlich vorstellen, dass ein (konstitutionell) monarchisch geführtes Land möglicherweise gar nicht so schlimm regiert wird, während es beispielsweise auch reine parlamentarielle Systeme gibt, die für ihre Bevölkerung alles Andere als gut sind. Von daher würde ich mein Urteil an den handelnden Personen an sich festmachen, an der Striktheit der Gesetze, am Ausmaß von Korruption und an noch diversen anderen Dingen, und nicht unbedingt an der Regierungsform selber.
Wawa666 hat geschrieben:Wo liegen die Vorteile einer Monarchie, wenn überhaupt, und wo die Nachteile? Mich würde sehr interessieren, wo da die wichtigen Punkte gesehen würden.
Pauschalisieren kann man das sicherlich nicht, aber spontan würde ich sagen, einer der Vorteile ist sicherlich, dass man jahrelang denselben Herrscher hat, der alleine bestimmt. Nehmen wir mal an, wir hätten eine Monarchie und Frau Merkel wäre unsere Königin. Auf diese Weise würden wir jahrelang ihren Stil beibehalten und wären nicht permanent mit anderen Herrschern in Form von Bundeskanzlern konfrontiert. Herr Schröder und Herr Kohl vor ihr haben eine ganz andere Politik verfolgt und hatten komplett andere Persönlichkeiten und Interessen.
Das kann für ein Volk schon ein wenig verwirrend sein, wenn die Nachfolger meinen ständig irgendetwas ändern zu müssen. Klassisches Beispiel wäre hier die Praxisgebühr, erst eingeführt, jahrelang beibehalten und dann doch wegen Unsinnigkeit wieder abgeschafft von einer nachfolgenden Regierung. Außerdem würde der ganze bürokratische Aufwand in Form von Wahlen wegfallen und es gäbe keinen Wahlbetrug mehr, sollte es ihn je gegeben haben.
Einer der Nachteile ist sicherlich, dass es immer Monarchie-Gegner geben wird, besonders unter denjenigen, die mit der Herrschaft und Politik des Staatsoberhaupts nicht zufrieden sind und solche Leute wird es immer geben, man kann es schließlich nicht jedem Recht machen. Gerade für Monarchie-Gegner kann es bisweilen sogar unerträglich sein, wenn manche Herrscher dann locker 60 Jahre oder länger an der Macht bleiben, siehe Queen Victoria oder aktuell Queen Elisabeth II.
Wawa666 hat geschrieben:Von daher würde ich mein Urteil an den handelnden Personen an sich festmachen, an der Striktheit der Gesetze, am Ausmaß von Korruption und an noch diversen anderen Dingen, und nicht unbedingt an der Regierungsform selber.
In dem Sinne stimme ich dir zu. Alle Regierungsformen haben ihre Vor- und Nachteile und es kommt immer darauf an, wie zufrieden man mit der Gesamtsituation und mit der Regierung an sich ist. Gerade, wenn man beispielsweise mit der aktuellen Regierung nicht zufrieden ist, wird man sicherlich froh sein, dass die "Herrschaft" nur auf eine Legislaturperiode begrenzt ist und kann getrost die Wahlen abwarten, bei einer Unzufriedenheit mit der Monarchie ist das allerdings schon schwieriger.
Genauso kann ich mir vorstellen, dass man bei einem beliebten und kompetenten Politiker schon traurig ist, wenn die Legislaturperiode vorbei ist und dieser nicht mehr Teil der Regierung sein wird. Da gibt es sicherlich Menschen, die sich gerade in so einem Fall insgeheim wünschten, dass die Legislaturperiode nur ein kleines bisschen länger dauert.
Wawa666 hat geschrieben:und nicht unbedingt an der Regierungsform selber
Was aber eine naive Herangehensweise ist, weil "das Eine das Andere bestimmt" und prägt. So steht der König in der Monarchie immer über dem Gesetz, schließlich erlässt er ja auch unkontrolliert Gesetze! Um jetzt ein Extrembeispiel zu nennen.
Aber um zu deiner Frage zurückzukommen: wie kommst du auf eben diese Frage, wenn bedacht wird, dass Monarchien "vererbt" werden und so eine "natürliche, von Gott gewollte" (eigentlich alle Monarchien berufen sich darauf) Ordnung vorgegeben ist? Das ist natürlich Quatsch und es gibt kein fortschrittliches Argument, wieso ein Mensch über den anderen Menschen - durch Geburt, stehen kann und soll. Monarchien sind also immer reaktionär und verhindern den gesellschaftlichen Fortschritt und die Emanzipation der Gesellschaft. Schon deshalb, weil dies ja Emanzipation und Fortschritt zwingend die Auflösung der Monarchie zur Folge hätte.
Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn Deutschland einen König oder eine Königin als Staatsoberhaupt hätte. Ich meine, wir haben jetzt ein gewähltes Staatsoberhaupt, das so gut wie keine politische Macht hat und hauptsächlich repräsentative Aufgaben übernimmt.
Was würde sich also ändern, wenn diese Aufgaben von einer Monarchie übernommen würden? Vor allem würde doch das ganze Theater mit Wahlen und Rücktritten und der Suche nach einem Nachfolger und Neuwahlen wegfallen. Es gibt eine ganze Reihe von Ländern in Europa, die das so handhaben und ich sehe jetzt nicht, wo zum Beispiel die Niederlande rückständiger als Deutschland sind.
derpunkt hat geschrieben:So steht der König in der Monarchie immer über dem Gesetz, schließlich erlässt er ja auch unkontrolliert Gesetze! (...) Monarchien sind also immer reaktionär und verhindern den gesellschaftlichen Fortschritt und die Emanzipation der Gesellschaft. Schon deshalb, weil dies ja Emanzipation und Fortschritt zwingend die Auflösung der Monarchie zur Folge hätte.
Du hast schon gesehen, dass ich von konstitutionellen Monarchien schrieb? Diese gibt es beispielsweise in Liechtenstein oder in Norwegen. Wahrlich unfortschrittliche, barbarische Länder.
Abgesehen davon hast Du natürlich Recht mit der Aussage, dass Menschen gleichwertig sind, und rechtlich auch ebenso anerkannt werden sollten. Ein König oder Kaiser sollte also nicht bevorzugt behandelt werden, und der Glaube, dass diese Personen direkt von göttlicher Abstammung seien, ist natürlich Quatsch.
Allerdings muss man da auch die Praxis bedenken, oder nicht? Glaubt der norwegische König wirklich, göttlichen Blutes und wertvoller als alle anderen seiner Mitmenschen zu sein? Das wage ich doch sehr zu bezweifeln. Und somit glaube ich nicht, dass Norwegen als konstitutionelle Monarchie auch nur irgendwie schlechter sei, als beispielsweise Deutschland oder Österreich.
Das meinte ich auch mit "Es kommt nicht auf die Regierungsform an sich an". Hätten wir hier ein System wie in Norwegen, glaube ich nicht, dass das automatisch unfortschrittlicher oder schlechter wäre, als es das heute ist.
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