Unterschiedliche Ansichten über Abtreibung in Beziehung?
Ich habe mich vor kurzem mit einer guten Freundin von mir unterhalten, diese hat seit einigen Monaten auch einen neuen Freund. Vor einigen Jahren ist eine langjährige Beziehung von ihr in die Brüche gegangen, damals hat sie ein Kind abgetrieben und die Beziehung lief danach nicht mehr so gut, wobei aber schwer zu sagen war, ob es nun wirklich an der Abtreibung lag oder eben nicht. Bei meinem Freund und mir ist es so, dass wir unterschiedliche Ansichten diesbezüglich haben. Ich selbst habe eigentlich nichts gegen eine Abtreibung, weil ich einfach finde, dass es besser ist kein Kind zu bekommen, wenn es einem aktuell einfach nicht passt. Es ist weder für die Mutter noch für das Kind gut, wenn man das Kind bekommt und die Mutter damit unglücklich ist, weil sie keine Karriere machen kann oder so.
Natürlich gibt es dann auch Alternativen wie Adoption und so weiter, aber ich denke, dass es keine Lösung wäre, weil es eine Frau eben noch mehr belastet, ein Kind zu bekommen und dann abzugeben, anstatt es frühzeitig abzutreiben. Den meisten Frauen fällt das schwer und viele versuchen in späteren Jahren dann auch ihr Kind zu suchen und kommen psychisch damit nicht klar. Ich denke, dass ich mich für eine Abtreibung entscheiden würde, weil ich nicht wollen würde, dass ein Kind mein Leben und meine Karriere zerstört und ich aktuell auch keinen Kinderwunsch habe und mir nicht vorstellen kann, zu Hause zu bleiben und auf Kinder aufzupassen.
Bei meinem Freund ist das anders, dieser ist sehr Gewissenhaft und auch der Meinung, dass man selbst in sehr frühem Stadium eines Zellklumpens bereits von Leben reden muss und er sich eine Abtreibung nicht vorstellen könnte. Er würde das Kind dann schon lieber zur Adoption frei geben oder es eben doch ganz gerne behalten. Ich habe mich daher schon häufiger gefragt, was denn eigentlich passieren würde, wenn ich doch schwanger werden würde und das Kind dann abtreiben wollen würde. Im Grunde ist das ausgeschlossen, ich nehme meine Pille durch und die Wahrscheinlichkeit da noch schwanger zu werden ist minimal bis gar nicht vorhanden.
Dennoch bleibt es bei mir dann eben doch im Kopf, dass es unsere Beziehung vielleicht gar nicht ertragen würde, wenn ich mich für eine Abtreibung entscheiden würde und dass mein Freund dann wahrscheinlich gar nicht hinter mir stehen würde, was ich schon sehr schade fände. Letztendlich aber kann man es niemandem verübeln, dass er emotional mit einer Abtreibung nicht zurecht kommt, wobei ich aber bisher immer die Vorstellung hatte, dass die Frau da eher drunter leidet, als der Mann, aber das scheint eben doch nicht immer der Fall zu sein. Denkt ihr, dass eine Beziehung tatsächlich daran scheitern kann, dass eine Frau abtreibt und der Mann darin ein moralisches Problem sieht und dann nicht mehr mit der Frau zusammen sein möchte? Habt ihr das schon mal erlebt?
Ich denke schon, dass eine Beziehung daran scheitern kann. Besonders dann, wenn der Partner einen Kinderwunsch hat und womöglich nicht einmal in die Entscheidung einbezogen wird. Ich halte persönlich auch nicht viel von Abtreibungen. Meiner Meinung nach sollte dies wirklich nur bei Extremfällen erlaubt sein. Sprich Vergewaltigungsopfer, Gefahr für die Gesundheit der Mutter oder wenn das Baby frühzeitig mit einer nicht heilbaren Krankheit diagnostiziert wird.
Meiner Meinung nach hat es nichts mit besonderer Stärke zu tun, ein totkrankes Baby auszutragen und es Tage oder Wochen leiden zu lassen, nur um sich dann gut zu fühlen, dass man ja doch so stark war und den Verlust im Austausch für ein wenig Leben hinzunehmen. So etwas sollte man einem kleinen, unschuldigen Wesen einfach nicht zumuten. Zur eigentlichen Thematik, ungewollt schwanger zu sein, kann ich nur eines sagen. Wenn Kinder in deinem Leben keinen Platz haben, dann hast du auch die Verantwortung entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Genauer gesagt zu verhüten und das wird ja wohl jeder schaffen.
Eine Beziehung kann auf jeden Fall an so einer Sache zerbrechen. Warum sollte ein werdender Vater denn auch keine Gefühle für den kleinen Zellhaufen haben können? Natürlich trägt die Frau das Kind aus und sollte deswegen entscheiden können, ob sie das Kind bekommen will oder nicht, aber der Mann war ja auch daran beteiligt und deswegen sollte er durchaus auch seine Meinung dazu haben dürfen.
Ich denke, dass es beim Mann dann eben leicht mal so ankommt, als könnte man generell die Vorstellung nicht ertragen mit ihm ein Kind zu haben, wenn man es abtreibt. In gewisser Weise ist es also eine Verletzung der Person und da ist der Unmut schon auch ein bisschen gerechtfertigt, immerhin bekommt man ein Kind immer irgendwie durch und das Argument, dass es vom Lebensstil her nicht passt, sehe ich zum Beispiel nicht als Argument, weil man es hinbekommen kann.
Empfindet man dann immer die Trauer um das Kind, fängt man immer wieder an zu streiten. Deswegen ist es durchaus schwierig, wenn man bei dem Thema unterschiedlicher Meinung ist. Generell finde ich deine Beziehung was das angeht schon ein bisschen merkwürdig, weil man kein Ziel erkennen kann. Er will Kinder, du eigentlich nicht, aber du lässt dich überreden, wenn du dann mit deinem Studium durch bist. Das ist schon irgendwie eine komische Grundlage.
Ich fände es absolut verständlich, wenn ein Mann nicht mehr mit der Frau zusammen sein will, die sein Kind abgetrieben hat. Genauer gesagt, stelle ich es mir fast unmöglich vor. Wenn man gegen Abtreibung ist, in dem Zellhaufen schon Leben sieht, sich sogar ein Kind wünscht, aber auf jeden Fall keinen Grund dafür sieht, dieses Leben zu beenden, kann man das Verhalten der Partnerin nicht nachvollziehen.
Und auch wenn man dann noch so viel Verständnis aufbringt, die Frau nicht zu verurteilen und dafür nicht zu hassen, würde ich es nachempfinden können, wenn man keine Beziehung mehr mit ihr führen möchte. Das stelle ich mir sehr schwer vor. Da das Kind im Körper der Mutter wächst, ist es ganz klar ihre Entscheidung. Aber das macht seine Gefühle nicht weniger bedeutend. Und an diesen Gefühlen wird sich nichts ändern.
Er empfindet es als falsch und sie hat ihm damit sehr viel genommen. Sie hat das Leben seines Kindes beendet. Sie hat verhindert, dass das Kind auf die Welt kommt und Teil seines Lebens wird. Ich weiß nicht, wie man das vergessen kann. Für mich wäre die Beziehung damit beendet.
Beziehungskrisen können aus unterschiedlichen Meinungen entstehen. Ich bin der Überzeugung, dass Kinderabtreibung gleichzusetzen mit Kindertötung zu tun hat. Doch natürlich kommen dann andere gegensätzliche Meinungen, wo gefragt wird, wann das Leben eigentlich anfängt und wann nicht. Diese Frage ist schwer zu beantworten. Und solche psychologischen Effekte kommen bei Beziehungskrisen vor.
Eine Beziehung kann aus sehr vielen verschiedenen Gründen scheitern, wobei es auch oftmals so ist, dass viele verschiedene Gründe zusammen kommen. Dabei bin ich mir sehr sicher, dass eine Abtreibung unter anderem auch ein Grund dafür sein kann, dass eine Beziehung in die Brüche geht. Dabei denke ich auch, dass eine Abtreibung mit Sicherheit auch der alleinige Grund sein kann. Immerhin ist das auf keinen Fall ein einfaches Thema, wie ich finde und ich denke auch, dass das ein sehr heikles und schlimmes Thema ist, das auf jeden Fall sehr belastend sowohl für die Frau, als auch den Mann sein kann. Und wenn man sich bei diesem Thema einfach nicht einig ist und völlig verschiedene Vorstellungen hat, dann kann eine Beziehung einfach nicht mehr so funktionieren, wie vorher. Man kann die Trauer nicht alleine bewältigen und man wird nie die gleiche Meinung zu diesem Thema haben, was ich durchaus sehr schwierig finde.
Ich finde es absolut nicht ungewöhnlich, wenn ein Mann emotional an einem Kind hängt, auch wenn es womöglich erst mehrere Tage im Bauch der Frau wächst. Allerdings ist es einfach so, dass manche Männer einen starken Kinderwunsch haben und wenn sie sehen, dass es nun so weit ist und die Frau schwanger ist, dann ist das sicherlich ein riesiger Grund zur Freude für sie, auch wenn der Zeitpunkt vielleicht gerade nicht so passend ist. Allerdings ändert das nichts daran, dass ihr großer Wunsch trotzdem in Erfüllung gegangen ist. Wenn die Frau sich jedoch für eine Abtreibung entscheidet und der Wunsch des Mannes damit erst einmal kaputt geht, dann kann das auf jeden Fall sehr belastend und schwer für ihn sein, da er ja auch schon Gefühle für das Kind entwickelt hat.
Auch wenn man innerhalb einer Beziehung als Paar nicht immer einer Meinung sein muss, so sollte man das zumindest bei grundlegenden Themen der Fall sein. Immerhin muss einfach eine gemeinsame Grundlage geschaffen werden und es ist wichtig, dass man zueinander steht und sich einig ist. Das scheint bei dir jedoch nicht der Fall zu sein und ich habe das Gefühl, dass eure Beziehung sehr wackelig ist. Ihr habt keine gemeinsame Grundlage, auf der ihr eure Beziehung aufbauen könnt und es bringt ja auch nichts, immer nur Kompromisse zu schließen. Sobald die große Verliebtheit weg ist, wird man auch keine Lust mehr auf Kompromisse haben und findet sich dann stattdessen auf dem Boden der Tatsachen wieder. Dann erkennt man auch, dass man keine gemeinsame Grundlage hat, was jedoch sehr schädlich für eine Beziehung ist. Hat man keine Grundlage, kann man nicht darauf aufbauen und es werden sich immer wieder Probleme ergeben. Kompromisse zu schließen, ist da auch keine Lösung, da man eben auch an sich denken sollte. Sonst wird man einfach nicht glücklich werden.
Ein Mann hat zwar bei dem Thema nichts zu entscheiden. Aber in einer Beziehung sollte man diese Entscheidung zumindest besprechen und den Mann nicht vor vollendete Tatsachen stellen. Immerhin kann auch ein Mann Aspekte einbringen, wo man feststellt, dass ein Kind zu bekommen doch nicht so schlecht ist. Wobei ich auch der Meinung bin, wenn nicht gerade schwerwiegende Gründe vorhanden sind, kann man immer damit argumentieren, dass der Zeitpunkt nicht passt. Den gibt es nämlich nicht wirklich.
Mein Mann und ich habe bei dem Thema auch unterschiedliche Meinungen. Aber wir haben eine gemeinsame Entscheidung getroffen, falls es trotz Verhütung eben doch zu einer Schwangerschaft kommen sollte. Und ich kann verstehen, dass eine Beziehung nicht mehr funktioniert, wenn die Frau eine solche Entscheidung eben wirklich ohne Gespräch mit dem Partner fällt.
Ich kann es auch sehr gut verstehen, wenn aus diesem Grund eine Beziehung in Brüche geht. Wenn eine Frau ein Kind abtreibt, obwohl der Vater strikt dagegen ist, dann kann das eine Beziehung meiner Meinung nach nicht nur gravierend belasten sondern eben komplett zum Bruch bringen. Ich kann hier also jeden Mann verstehen, der deswegen eine Beziehung beendet, auch wenn ich ebenso der Meinung bin, dass durchaus die Frau eine sehr entscheidende Rolle bei der letztendlichen Entscheidung trägt. Allerdings sollte die Frau in einer Partnerschaft nicht alleine die Entscheidung treffen. Der Partner ist ja wie gesagt der Vater des Kindes.
Und ich muss auch sagen, dass ich umgekehrt nicht könnte. Also wenn ich mich in einer Beziehung für ein ungeplantes Kind entscheide obwohl ich weiß, dass mein Partner, also der Vater, strikt dagegen ist, dann würde ich mich ehrlich gesagt trotzdem für das Kind entscheiden, auch wenn mir klar ist, dass das dem Partner gegenüber "nicht ganz fair" ist. Aber eine Abtreibung würde mich persönlich psychisch derart belasten, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ich damit jemals klar kommen kann. Ich möchte das nicht pauschal sagen, sondern nur sagen, wie es mir persönlich damit gehen würde.
Wenn der Partner nun aber strikt dagegen ist, dann würde ich zwar durchaus versuchen die Beziehung weiterhin aufrecht zu erhalten, allerdings muss ich selbst da sagen, dass ich mir nur schwer vorstellen kann, mit einem Partner weiterhin eine Beziehung zu haben, wenn er weiterhin strikt gegen das Kind ist und seine Meinung eben nicht ändern kann. Und wenn ich das Kind dem Partner zuliebe austragen würde, obwohl ich eigentlich keine Kinder will, dann ist das definitiv auch keine Basis für eine Beziehung und aus meiner Sicht dann ebenfalls zum Scheitern verurteilt.
Das klingt nun zwar alles etwas hart. Aber ein Kind ist in der Tat ein äußerst schwerwiegender Faktor, sowohl wenn man es austrägt, als wenn man die Schwangerschaft beendet. Wenn es da zu großen Unstimmigkeiten kommen sollte, dann sehe ich ehrlich gesagt ziemlich schwarz für den Weitergang einer Beziehung. Ich denke, dass dann immer irgendeine Seite massiv leidet und ob das dann eine Beziehung auf Dauer aushält, bezweifle ich. Es wäre zumindest bei mir so. Ich kenne auch durchaus im Freundeskreis drei "Fälle", wo es zu derartigen Diskrepanzen gekommen ist.
Obwohl auch langjährige Beziehungen dabei waren, hat keine dieser Beziehungen diese Diskrepanz überstanden. Alle gingen zu Bruch, obwohl zwei dieser drei "Fälle" es zum Teil sogar mit psychologischer Unterstützung probiert haben. Der Leidensdruck war dann einfach zu groß und immer wieder kam es in schwierigen Beziehungssituationen zu "Vorwürfen" warum es denn damals so oder so gelaufen ist, obwohl der andere es ja anders wollte.
Crispin hat geschrieben:(...)und er sich eine Abtreibung nicht vorstellen könnte.
Da er nicht schwanger werden kann muss er sich das auch gar nicht vorstellen. Natürlich kann man als Mann darüber diskutieren und eine Meinung haben, aber Tatsache ist doch, dass das immer eine rein theoretische Angelegenheit bleiben wird. Wenn es nicht der eigene Körper ist kann man auch leicht mit dem "Adoption" Argument kommen oder mit "Moral".
Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich mit einem Mann keine Beziehung mehr haben wollte, der mir nicht das Recht zugesteht über meinen eigenen Körper zu bestimmen. Wenn ein Fötus wichtiger wäre als mein Wunsch was mit meinem Körper passiert oder nicht passiert würde das doch schon für wenig Respekt mir gegenüber sprechen und das ist keine gute Basis für eine Beziehung.
Aber das Problem in deiner Beziehung ist doch wohl, dass ihr beim Thema Kinder generell nicht unbedingt die gleiche Meinung habt. Natürlich hat ein Mann, der schon von Frau, Kindern, Bausparvertrag, Häuschen mit Garten und so weiter träumt eine andere Meinung zum Thema Abtreibung als eine Frau, die sich in einem Alter befindet, in dem man sich normalerweise über solche Dingen noch gar nicht den Kopf zerbricht, weil noch einige Jahre Studium vor ihr liegen. In meiner Partnerschaft besteht ein Konsens was Kinder angeht und deshalb würden wir im Fall der Fälle sicher auch gemeinsam eine Lösung finden, mit der wir beide leben können.
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