Einwanderer in Amerika im Vergleich zu Migranten in BRD

Zu den Zeiten, als viele Deutsche nach Amerika ausgewandert sind, wurde von amerikanischen Politikern vor Überfremdung durch Deutsche gewarnt und dass sich diese Deutschen massenhaft vermehren würden. Jefferson, Madison und Franklin stellten Migranten, Deutsche und Österreicher als Gefahr für die Kultur, den Wohlstand und die Freiheit Amerikas dar.

Wenn in Deutschland von Brandanschlägen und Fremdenhass die Rede ist, dürfte es so sein wie damals in Amerika für die Einwanderer. Oder kann man da keinen Vergleich ziehen? Ich denke, das ist ganz typisch für diejenigen, die noch nicht richtig nachgedacht haben, damals und auch heute nicht. Damals in Amerika waren es nicht nur die einzelnen Menschen, denen nicht wohl war bei der großen Zahl der Einwanderer, sondern auch den Regierenden. Heute sind es mehr die Menschen, die sich gegen zu viel Migranten wehren oder meinen, sich wehren zu müssen. Sind die heutigen Migranten zu vergleichen mit den damaligen Einwanderern in Amerika? Wenn nein, warum nicht?

Ich finde, dass der von dir beschrieben Sachverhalt nicht zu vergleichen ist.

Die USA waren von Anfang an ein Einwanderungsland, während Deutschland das nie war und erst nach der Wende im großen Stil wurde (Zusammenbruch der Sowjetunion, Krieg in Jugoslawien etc.). In Deutschland gilt immer das Prinzip der Abstammung. Deutscher ist der, der Sohn oder Tochter eines Deutschen ist, laut Grundgesetz. Zusätzlich kann man natürlich die Staatsbürgerschaft auf verliehen bekommen, sodass die jeweiligen Nachkommen dann auch als Deutsche geboren werden. In den USA wird man bereits US-Bürger durch die Geburt in den USA und zusätzlich durch Abstammung.

Abgesehen davon, ist die Mehrheit der US-Bevölkerung deutscher Herkunft und war das auch immer. Bereits bei der Unabhängigkeitserklärung wurde darüber abgestimmt ob Deutsch oder Englisch die Amtssprache werden soll. Das Ergebnis der Abstimmung ist ja allgemein bekannt. Trotzdem war die führende Elite meist englischer Herkunft und dominierte die Politik. Dass aber vor einer deutschen Überfremdung gewarnt wurde, ist mir neu. Das habe ich noch nie gehört und kann ich mir auch nicht vorstellen. Damit will ich nicht in Abrede stellen, dass der Ein oder Andere sich dahingehend mal geäußert hat. Viel größere Vorurteile und Anfeindungen gab es z.B. gegenüber den irischen oder auch italienischen Einwanderern gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, da sie gerade in den Ostküstenstädten auf einmal einen hohen Anteil der Bevölkerung stellten.

In Deutschland gibt es leider immer noch viele Leute mit dem Hang zu rechten Gedankengut. Aus der Ecke hört man ja immer die bekannten Parolen. Dass viele normale Bürger, dem oft sehr leichtfertig Gehör schenken oder auch zustimmen, liegt aber auch an verfehlter Integrationspolitik in der Vergangenheit.

Vergleichbar finde ich die Situation in gewisser Weise schon, wenngleich damals in Amerika die Ureinwohner selber dezimiert wurden, was hier in Deutschland nicht der Fall ist. Fremdenfeindlichkeit gibt es überall, aber in Deutschland ist man aufgrund der Vergangenheit besonders hellhörig in diesen Dingen. Außerdem haben hier in Deutschland diejenigen, die solche Parolen unter das Volk bringen sehr oft alles andere als eine reine Weste, was dann unfreiwillig komisch wird, wenn die Leute gegen Ausländerkriminalität wettern. Hier in Deutschland gab es auch die NSU-Mordserie, die wegen fehlender Bekennerschreiben ursprünglich nicht richtig zugeordnet wurde.