Verspätung auf Bahn schieben, obwohl man verschlafen hat?

Als ich noch zur Schule ging, war es immer so, dass einige Leute aus meiner Klasse regelmäßig wenige Minuten zu spät in den Unterricht kamen. Sie meinten dann immer vor den Lehrern, die Bahn hätte Verspätung gehabt. Dabei gaben sie es selbst regelmäßig vor den anderen Mitschülern zu, dass sie nur zu faul waren, um einen Zug früher zu nehmen. Immerhin hätten sie dann auch zehn Minuten früher aufstehen müssen, was sie nicht wollten. Von daher behaupteten sie dann immer, der Zug hätte Verspätung gehabt.

Auch passierte es manchmal, dass jemand verschlafen hatte und dann erst später zur Schule kam. In so einem Fall kam es dann auch nicht gerade selten vor, dass derjenige dann behauptete, dass der Zug ausgefallen ist oder Verspätung hatte. Dabei stellte sich dann auch meistens heraus, dass das eben nicht der Fall war. Jedoch glaubten die Lehrer das eigentlich immer, da wir kaum jemanden in der Klasse hatten, der nicht mit dem Zug zur Schule fuhr. Stattdessen kamen so gut wie alle Schüler aus verschiedenen Richtungen und die meisten mussten mit Bus und Zug unterwegs sein, so dass es durchaus sein konnte, dass irgendein öffentliches Verkehrsmittel ausfiel. Gerade im Winter war diese Ausrede daher sehr realistisch.

Irgendwann kam es den Lehrern dann wohl komisch vor, dass die Bahn angeblich so oft Verspätung hatte, weshalb wir bei einer tatsächlichen Verspätung immer zum Bahnpersonal gehen mussten, um uns eine Bescheinigung geben zu lassen. Von daher konnte man diesen Trick dann irgendwann nicht mehr anwenden, was ich jedoch nicht schlimm fand, da ich generell immer einen Zug früher zur Schule genommen habe.

Würdet ihr eine Verspätung auf die Bahn schieben, obwohl ihr in Wirklichkeit verschlafen hättet, oder hättet ihr ein schlechtes Gewissen dabei?

Also die Sache ist ja nun mal die, dass es einen Unterschied zwischen dem tatsächlichen Verschlafen und dem absichtlichen Verschlafen gibt, das in Schülerkreisen eine weit verbreitete geradezu epidemieartige Krankheit ist. Ich habe da selber drunter gelitten, weil man halt damit zunächst einfach die Unterrichtszeit sehr gut verkürzen konnte. Später habe ich auch gern einen Bus später genommen, weil man dann erstens einen Sitzplatz ergattern konnte und zweitens relativ entspannt an der Schule eintraf, weil man einfach nicht im Gewühl der anderen Schüler unterwegs sein musste. Natürlich fällt es auf, wenn eigentlich immer und grundsätzlich diverse Schüler zu spät kommen. So blöd kann kein Lehrer sein.

Verschläft man tatsächlich, ist es in der Regel ja eine Sache, die nicht so häufig passiert und da ist die Wahrheit für mich eine ebenso gute Begründung, wie die verpätete Bahn oder das sonstigen öffentliche Verkehrsmittel. Schließlich passiert es einfach den meisten Menschen ab und an einmal, dass man verpennt. Sich dafür andere Gründe zu überlegen, finde ich blödsinnig. Aber den meisten geht es einfach besser, wenn sie die Schuld woanders hinschieben können.

Ich finde, dass man ruhig bei der Wahrheit bleiben sollte, wenn man wirklich verschläft. Nutzt man die spätere Bahn aber um absichtlich länger schlafen zu können, ist das einfach nur dreist. Man kann ja durchaus sagen, dass es an der Bahn lag, aber das kann man ja auch irgendwie nachvollziehen und am Ende steht man dann eben als Lügner da. Man kann das auch nicht ständig machen. Es ist auch die Frage ob sich diese wegen ein paar Minuten länger schlafen wirklich lohnt, mir wäre das zu heiß und ich würde es lassen und auch nicht lügen.

Ich bin der Meinung, dass man bei so einem Fehler einfach mal seinen Mann stehen muss und zugeben muss, dass man verschlafen hat. Irgendwelche Ausreden zu erfinden macht da in meinen Augen nur wenig Sinn. Gerade als Lehrer kennt man das doch schon längst und glaubt es am Ende ohnehin nicht. Da ist es gar nicht mal so unklug, dass man sich eine Bescheinigung geben lassen muss, um die besagte Verspätung nachweisen zu können. Das mag ein gewisser Aufwand sein, aber am Ende eine gute Lösung. Die Bahn hat zwar nicht den besten Ruf in dieser Hinsicht, aber so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich würde mich also keinesfalls mit solchen Argumenten herausreden wollen.

Ich denke nicht, dass es groß Sinn macht Verspätungen auf die Bahn oder den Bus zu schieben. Ich kann mich nicht mehr erinnern wie es damals in der Grundschule lief, aber spätestens ab der weiterführenden Schule half diese Ausrede nicht mehr. War man doch verpflichtet Unregelmäßigkeiten in die Fahrtzeit einzuplanen. Dies betraf Verspätungen und Ausfälle von Bus und Bahn.

Alles was über 10 Minuten Verspätung ging wurde mit Klassenausschluss für die entsprechende Stunden geahndet. Wurden Tests oder Arbeiten geschrieben hatte man sowieso Pech. Wiederholen konnte man diese nur mit außerordentlich entgegenkommenden Lehrern. Finde ich eine gute Regelung. Die perfekte Vorbereitung auf das spätere Berufsleben. Hier wird eh erwartet das man mit genügend Zeit erscheint, um sich vorzubereiten und umzuziehen, wenn dies erforderlich ist.

Ich kenne es auch, dass einige Schüler immer die Bahn beschuldigt haben, wenn sie sich verspätet oder verschlafen haben. Allerdings sind die Lehrer ja auch nicht dumm und meinten, dass die Schüler eine Bescheinigung mitbringen sollten. Auch ein Lehrer hat bei uns den Kopf geschüttelt, da er seit bestimmt zwanzig Jahren immer mit der Bahn in die Schule kommt und noch nie große Ausfälle oder Verspätungen erlebt hat, außer einmal. Mittlerweile sagen einige Schüler auch, dass sie den Bus verpasst haben oder der Bus ihnen eben vor der Nase weggefahren ist, aber irgendwann wird diese Ausrede auch nicht mehr glaubwürdig sein, denke ich.

Ich finde die Tatsache, dass man extra zum Bahnpersonal gehen muss, um sich eine Bescheinigung zu holen nicht so klasse. Angenommen nun man hat nicht gelogen und die Bahn hat wirklich Verspätung, dann ist es nicht immer möglich so ein Personal zu finden. Ich fahre zur Universität auch immer mit der Bahn, aber eben immer nur eine Station und das dauert 4-5 Minuten. Wie findet man in dieser Zeit das Personal in einem riesigen Express? Das ist kaum machbar.

An sich finde ich es gar nicht so schlimm zu sagen, dass die Bahn verspätet ist, weil man zu spät kommt, denn bei uns hat die Bahn eigentlich dauernd Verspätung und da ist das schon realistisch und würde mir wahrscheinlich auch nichts bringen, eine Bahn eher zu fahren, weil diese manchmal Ewigkeiten irgendwo herum steht und man am Ende nicht eher da ist, als die Bahn davor.

Generell bin ich eigentlich keiner der Schüler und Studenten die schon eine halbe Stunde vorher da sein und warten müssen, bis der Unterricht oder die Vorlesung beginnt. Wenn ich irgendwo Zeit einsparen kann, dann mache ich das auch. Wenn ich zur Universität fahre, dann fahre ich meistens auch immer knapp vorher und wenn ich dann nicht gerade den richtigen Bus bekomme, komme ich in der Regel 5-10 Minuten später und es hat sich deswegen bisher auch niemand beschwert. Ich finde es besser, ein bisschen zu spät zu kommen, als schon 10-20 Minuten eher da zu sein, dafür muss ich früher aufstehen und vor Ort noch warten. Die Zeit genieße ich dann lieber noch im Bett.

Mit dieser Einstellung wirst du spätestens im Berufsleben auf die Nase fallen. Verspätungen können zu einer fristlosen Kündigung führen und du hast keinerlei Chancen dies rückgängig zu machen oder gar dagegen zu klagen. Sätze wie "Ich schlafe lieber 10 Minuten länger oder die Bahn die 5 Minuten früher kommt wäre auch nicht eher gekommen" werden nicht akzeptiert. Selbst nicht von sehr toleranten Arbeitgebern. Wenn man weiß dass sich Bus und Bahn gerne mal verspäten ist man verpflichtet mehr Zeit einzuplanen. Du solltest versuchen deine Einstellung zu ändern bevor du ins Berufsleben einsteigst.

Zur Schule bin ich nicht mit der Bahn gefahren, aber später zur Berufsschule schon. Dort war es vor meiner Zeit scheinbar auch öfter so, dass Schüler zu spät kamen und dabei sagten, dass die Bahn ausgefallen wäre oder Verspätung hatte. Darum war es zu meiner Zeit schon Pflicht, dass wir uns am Bahnhof eine Bescheinigung holen mussten, auf der bestätigt wurde, dass wirklich ein Zug ausgefallen war.

Somit war die Ausrede ohne die Bescheinigung gar nicht möglich. Ich hätte sie sowieso nicht gebraucht, wenn es nicht gestimmt hätte. So fand ich es nur störend, dass man am Bahnhof teils lange auf die Bescheinigung warten musste und sich so immer mehr verspätete.