Wie groß ist euer Ehrgeiz literarisches Erbe zu verfassen?

vom 20.03.2014, 20:02 Uhr

Meine Großneffe erzählte uns früher immer, welche tollen Geschichten sich sein Vater immer wieder ausdachte und den Kindern erzählte. Auch im weiteren Bekanntenkreis wurde sein Vater immer wieder gebeten doch eine Geschichte zu erzählen.

Leider verstarb der begnadete Geschichtenerzähler sehr früh. Die Kinder erinnern sich nur noch dunkel und bruchstückweise an die Geschichten. Leider wurden die Geschichten auch nie schriftlich fest gehalten. Die Mutter meines Großneffen meinte mal zu uns, leider habe ihr Ehemann nie den Ehrgeiz gehabt seine Geschichten als literarisches Erbe zu hinter lassen. Sie fand es auch sehr schade, dass keine seiner Geschichten irgendwo fest gehalten sind.

Wie groß ist euer Ehrgeiz ein literarisches Erbe zu hinterlassen? Müssen ja nicht zwingend erdachte Geschichten sein. Selbst erfundene Koch- und Backrezepte sind ja auch literarische Werke und sicher kennen es einige, wie traurig man ist, wenn man das Lieblingsessen der Mutter oder Großmutter nicht mehr essen kann, weil man das Rezept nicht kennt.

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Wir verewigen und zwar hier alle auf der Plattform. Aber wenn eines Tages theoretisch die Betreiber den Betrieb einstellen, wäre alles weg. Bevor hier irgendwelche Gerüchte aufkommen: Es gibt keinen aktuellen Anlass dafür, das anzunehmen, sondern ist ein reines Gedankenspiel.

Bei einem Buch habe ich schon mit gewirkt. Da es aber ein Fachbuch war, ist es mittlerweile nicht mehr aktuell und wird nicht neu aufgelegt. Ich habe mich verewigt und ein Exemplar hat der Verlag sicherlich auch archivieren lassen. Aber wenn letztlich alle Besitzer das Buch eines Tages entsorgen, weil alte Fachbücher eben irgendwann überflüssig werden, dann habe ich mich eigentlich auch nicht verewigt.

Wenn man nicht gerade den großen Coup landet und wie die ganz großen im Dichterolymp landet, dann wird das wohl nichts mit dem Verewigen. Und selbst das heißt letztlich nichts. Wie viele Jugendliche haben heute noch zum Beispiel Homer gelesen? Oder Walter oder Hartmann? Auch das währt nicht ewig, wenn auch lange.

Ein paar Geschichten, die noch unveröffentlicht sind, habe ich. Ob die allerdings eines Tages erfolgreich werden, das wird sich zeigen. Es wäre schon schön. Aber ob man da mit Ehrgeiz was machen kann, weiß ich nicht. Man kann die Geschichten so gut wie möglich schreiben und dann einfach hoffen, dass man einerseits den Nerv der zeitgenössischen Leser trifft und einen guten Vertriebsweg finde. Und da ist nicht immer mit Ehrgeiz was zu erreichen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Für mich persönlich ist es auf jeden Fall sehr wichtig, dass eine oder andere Werk in meinem Leben zu verfassen. Ich interessiere mich sehr für Literatur, weshalb ich dieses Fach auch studiere und von daher macht es mir natürlich auch großen Spaß, selbst Texte zu schreiben. Das ist einfach meine Welt, wobei ich leider neben meinem Studium viel zu selten dazu komme, im privaten Bereich etwas zu schreiben. Von daher hoffe ich sehr, dass sich in den nächsten Jahren noch ein wenig Zeit finden wird, so dass ich auch noch einige Texte in meinem Leben verfassen kann.

Auch wenn ich es mir sehr wünsche, noch einige Texte verfassen zu können, so habe ich nicht das Bedürfnis danach, diese Werke jemandem zu vererben. Dabei würde ich gute Werke von mir wohl veröffentlichen, wenn sie wirklich gut genug dafür wären. Allerdings muss es nicht sein, dass ich Sachen, die ich für mich selbst schreibe, später einmal an meine Kinder vererbe. Wichtig ist mir nur, dass ich mir für mich selbst einen Traum erfülle und für mich selbst Texte schreibe. Was damit passiert, ist mir dann auch gar nicht so extrem wichtig.

Ich denke, dass man jedoch nur dann etwas aufschreiben sollte, wenn man selbst Lust darauf hat und wenn man selbst Freude daran hat. Etwas nur deshalb aufzuschreiben, damit die Nachfahren etwas davon haben, halte ich nicht unbedingt für sinnvoll und von daher würde ich auch nie aus diesem Grund etwas aufschreiben. Stattdessen muss ich eben auch selbst den Willen dazu haben und es für mich selbst wollen. Und wenn es eben nicht so sein sollte, dann ist es einfach so und ich würde mir da auch keine Vorwürfe machen. Vorwürfe würde ich mir nämlich nur dann machen, wenn ich wertvolle Zeit meines Lebens verschwenden würde, um zu schreiben, obwohl es mir einfach gar keinen Spaß macht und obwohl ich lieber etwas anderes machen würde.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



@Prinzessin90: Schreiben, obwohl man es nicht um des Schreibens Willen will, das wird vermutlich eh in die Hose gehen. Schreiben ist da eine sehr spezielle Tätigkeit. Wer schreibt, weil er muss, zum Beispiel für eine Hausarbeit, der kann davon ein Lied singen.

Und ähnliches würde ich auch in dem Fall sehen, wenn man nur deshalb schreibt, um sich selbst ein Denkmal zu setzen. Es gibt sicherlich Naturtalente, die immer und unter allen Umständen geniale Texte locker aus dem Ärmel schütteln. Aber bei den allermeisten sollte das schief gehen, wenn man sich derart unter Druck setzt, dass man etwas schreiben möchte, das die Nachwelt auch noch erfreut.

Vor allem muss es ja erst für mich persönlich so bedeutsam sein, dass ich es überhaupt aufschreibe. Und da fängt es ja schon an, dass man zig Einfälle im Kopf hat, die man theoretisch ausbauen könnte, die aber meist ein paar Seiten nicht überleben. Ein Werk von Zukunftsbedeutung fliegt einem nicht jeden Tag zu.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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