Mit jemandem mental verbunden sein

Es gibt Menschen die verstehen sich auf Anhieb sehr gut und meistens wissen sie gar nicht wieso das eigentlich so ist. Nach mehreren Gesprächen wird dann schnell klar das man sich geistig verbunden fühlt und sehr viele gleiche Ansichten hat. Mir ist in einem Artikel aufgefallen das sich sehr viele Menschen nicht mit ihrem Partner verbunden fühlen sondern eher mit ihren Freunden oder auch manchmal sogar Fremden. Doch wieso ist das eigentlich so? Sollte man sich nicht mit seinem Partner den man liebt verbunden fühlen?

Habt ihr schon Ähnliches erlebt? Mit wem seid ihr mental verbunden? Und wie habt ihr gemerkt das ihr auf diese Art verbunden seid?

Es hängt natürlich davon ab, wie man "mental verbunden" definiert. Ich finde den Begriff recht schwammig und bin auch über die Behauptung erstaunt, dass sich viele Menschen mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin auf geistiger Ebene weniger verbunden fühlen als mit irgendwelchen sonstigen Personen. Wie soll ich mir so eine Beziehung denn vorstellen?

Natürlich kann man auch in einer Partnerschaft unterschiedliche Ansichten vertreten, aber zumindest ähnliche Werte und Interessen sollten meiner Ansicht nach schon vorhanden sein, damit das Ganze auf Dauer Hand und Fuß hat. Andererseits gibt es natürlich auch genügend legitime Beziehungen, die nicht zwangsläufig auf geistiger Kompatibilität aufbauen und auch nicht für die Ewigkeit geplant sind.

Ich fühle mich mit etlichen Menschen "mental verbunden", wie beispielsweise mit meinem Partner, aber auch meiner Familie und einigen guten Freunden. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Ich finde auch, dass es da nicht allzu viel zu bemerken gibt. Manchmal trifft man eben Menschen mit ähnlichem Hintergrund, ähnlichen Werten und Ansichten, mit denen man sich gut austauschen und unterhalten kann. Das kann zum Beispiel bei Geschwistern gut klappen, aber auch bei Arbeitskolleginnen oder Vereinskameraden.

Ich sehe das auch so wie gerbera, in allererster Linie bin ich natürlich mit meinem Partner mental verbunden. Sonst hätte meine Frau es damals wahrscheinlich nicht geschafft mich für sie zu interessieren und ich wäre auch nicht fast 30 Jahre mit ihr zusammen ohne dass es langweilig wird.

Ich war aber auch gleichzeitig eine sehr lange Zeit mit meiner Arbeits- und Zimmerkollegin mental verbunden, wir mochten uns eigentlich sehr. Wirklich nur mental, dass möchte ich aber ganz klar betonen. Wir waren wie ein Herz und eine Seele, wir mochten uns so wie wir waren. Warum das so war und wie sich das entwickelte weiß ich heute nicht mehr so genau, wir waren nicht einmal gleichaltrig und wir hatten auch völlig verschiedene Interessen. Möglich dass ich ihre offene und unkomplizierte Art mochte und sie bei mir eher die gelassene Haltung. Andererseits ist das vielleicht gar nicht so unüblich wenn man täglich fast neun Stunden im Büro zusammenhockt. Ich mochte sie aber schon vorher beziehungsweise hatten wir einen guten Draht zueinander selbst als wir noch in getrennten Häusern beschäftigt waren. Wie gesagt, wie wir zueinander fanden ist mir absolut nicht mehr klar. Möglich dass wir uns beim gemeinsamen Rauchen einmal getroffen hatten.

Es ist aber schon komisch wenn sich zwei wildfremde Menschen auf Anhieb sympathisch finden ohne wirklich zu wissen was sie eigentlich für Gemeinsamkeiten haben. Ich bin da jedes Mal verwundert. Obwohl, so intensiv wie mit dieser Kollegin war das noch nie wieder.

Das war manchmal wie bei einem alten Ehepaar kurz vor der Silberhochzeit bei uns, jeder wusste was der andere dachte oder sagen wollte. Wir unternahmen auch viel zusammen, trafen uns mal im Außendienst zu einem kleinen Imbiss oder einem Kaffee und so. Auch wenn betriebliche Veranstaltungen angesetzt waren saßen wir oft zusammen, auch bei den privaten dienstlichen Feiern. Unsere Partner, wir waren und sind beide verheiratet, wussten das auch und nahmen es locker. Meine Frau und sie kannten sich auch, zumindest von kurzen Besuchen oder Gesprächen. Da gab es auch keine Amositäten. Aber für uns stand fest dass wir nur Freunde sind und nicht mehr, dafür achteten wir den eigenen und den anderen Partner auch zu sehr. Auch hätte so etwas wie Intimitäten wahrscheinlich unser gutes Verhältnis gestört.

Leider ist der Kontakt jetzt ein bisschen eingeschlafen weil sie verzogen ist. Aber wir telefonieren noch in unregelmäßigen Abständen miteinander und wir sehen uns auch, aber leider viel zu selten auf den wenigen betrieblichen Veranstaltungen. Ich hatte es damals sehr bedauert dass sie weg gezogen ist und sie auch, aber was soll man da machen? Sie hatte sich plötzlich von ihrem Mann getrennt und jemanden anderen kennengelernt mit dem sie ein paar Mal hin und her gezogen ist. Nach etlichen Wirrungen wohnt sie jetzt wieder im gleichen Bundesland, hat zwei Kinder und ist mit sich zufrieden. Der Kontakt ist aber nicht mehr so wie früher, aber dass ist ja auch schon fast zwanzig Jahre alles her und man ist jetzt älter und doch etwas reifer. Missen möchte ich die Zeit mit ihr aber überhaupt nicht, ich wäre garantiert nie so geworden wie ich jetzt bin.

Mental verbunden kann man sicherlich mit mehreren Menschen sein. Das muss nicht nur der Partner sein und kann durchaus auch mit einem Freund passieren. Dass man es oftmals aber nicht mit dem Partner sein soll, finde ich schade.

Meinem Partner gegenüber fühle ich mich mental verbunden, aber ebenso meinem besten Freund. Bei meinem Partner ist es so, dass wir wirklich die gleichen Einstellungen haben und es sogar soweit geht, dass wir urplötzlich das selbe Lied anfangen zu singen oder an die selben Sachen denken. Bei meinem besten Freund ist es ähnlich. Wir können stundenlang reden, haben die selbe Meinung und verstehen uns blind. Er weiß was ich denke und ich kenne seine Einstellung zu den Dingen. Eine Freundschaft kann auch ohne so etwas auskommen, aber eine Beziehung meiner Meinung nach nicht.