Kann Hausaufgabenbetreuung in der Schule Nachhilfe ersetzen

Das Kind meiner Freundin braucht wohl Nachhilfe. Problem ist aber auch, dass meine Freundin es durch ihren Beruf nicht immer schafft die Hausaufgaben zu kontrollieren. Deswegen glaubt sie, dass die Hausaufgabenbetreuung, die in der Schule angeboten wird schon helfen könnte.

Welche Erfahrung habt ihr gemacht? Denkt ihr, dass die regelmäßigen Hausaufgaben unter Betreuung schon helfen können die Noten zu verbessern? Wäre es ein Versuch wert oder sollte man eher zur Nachhilfe greifen?

Deine Freundin oder Bekannte sieht es auf jeden Fall falsch. Eine Hausaufgabenbetreuung ist lediglich dazu da, um mit den Kindern nach der Schule die Hausaufgaben zu machen und somit die Eltern zu entlasten. Jedoch bedeutet es nicht, dass die Noten des Kindes automatisch verbessert werden. Von der Hausaufgabenbetreuung unserer Schule weiß ich, dass die Frau, die für diese Betreuung zuständig ist, gerne den Kindern erklärt wieso und weshalb die Sachen so sind, wie sie sind. Dadurch könnte es zwar rein theoretisch zu kleiner Verbesserung kommen, aber große Hoffnung würde ich mir da definitiv nicht machen.

Sich eine Nachhilfe zur Unterstützung holen, wäre ganz deutlich eine bessere Variante, jedoch verstehe ich es, dass es relativ schwierig ist, wenn man beruflich sehr angespannt ist. Vielleicht gibt es aber auch Nachhilfen, die besondere Öffnungszeiten haben, oder könnte sich deine Freundin nach einem Institut erkundigen, dessen Lehrer Hausbesuche macht.

Hausaufgabenbetreuung kann die Nachhilfe auf keinen Fall ersetzen. In den Hausaufgabenzeiten in der Schule wird nur kontrolliert und sicher gestellt, dass die Kinder ihre Hausaufgaben machen und im begrenzten Rahmen Unterstützung dabei gegeben. Da dort aber in der Regel viele Kinder und wenige Erwachsene sind, können diese Angebote keine Nachhilfe ersetzen.

Bei einer richtigen Nachhilfe hat das Kind in der Regel eine Eins-zu-Eins-Betreuung. So etwas ist viel intensiver und hilfreicher. Außerdem machen Nachhilfelehrer ja auch nicht nur die Hausaufgaben mit den Kindern, sondern arbeiten versäumten und nicht verstandenen Stoff wieder auf. So etwas kann weder personell noch organisatorisch an den Schulen während der Hausaufgabenzeit geleistet werden und ist auch gar nicht Ziel.

Wenn deine Freundin durch ihren Beruf es nicht immer schafft die Hausaufgaben zu kontrollieren, dann ist die Hausaufgabenbetreuung in der Schule trotzdem zu empfehlen. Da genau diese Arbeit den Eltern abgenommen wird, sodass sie ein gutes Gewissen haben können, wenn die Kinder nach der Schule nach hause kommen.

Es kommt drauf an, wie diese Betreuung dann aussieht. Wir hatten früher einen Lehrer, der sich darum gekümmert hat und nun in seinem Bereich, also Mathe und Physik, auch gerne noch Sachen erklärt hat, die einem unklar waren, da wir nur 6-7 Leute aus zwei Klassen waren. Dieser Lehrer kann zwar dann in Mathe und Physik helfen, doch wenn man nun Probleme in Englisch hat, war man an der falschen Adresse. Dann bräuchte man natürlich Nachhilfe.

Aber an vielen Schulen gibt es auch Schüler, die das für wenig Geld machen. Wir haben an unserer einen Lehrer, der sich darum kümmert, dass dies organisiert wird. Er steht dann alle zwei Wochen im Oberstufenraum und fragt, ob es Schüler gibt, die z.B. einem Schüler aus der 6.Klasse Nachhilfe in Englisch geben kann/möchte. Und die Stunde kostet dann 5€ den Schüler, davon gehen 4€ an den Schüler, der die Nachhilfe gibt und 1€ an die Schule. Also ein faires Angebot im Vergleich zu anderen Nachhilfeanbietern.

Ob eine Hausaufgabenbetreuung schon zur Verbesserung der Noten beitragen kann, hängt doch auch maßgeblich davon ab, wie sie aufgebaut ist. An meiner alten Schule wurde diese Hausaufgabenbetreuung lediglich von einer Lehrkraft beaufsichtigt, die Gruppengröße war mit 25 Kindern auch schon enorm. In diesem Fall konnte man schon froh sein, wenn man es schaffte die Kinder regelmäßig zum Arbeiten anzuhalten und die größte Ablenkung zu verhindern; für Fragen wäre in diesem Umfeld keine Zeit gewesen. Andererseits gibt es auch sehr kleine Gruppen zur Hausaufgabenbetreuung, in denen recht individuell auf den Einzelnen eingegangen werden kann.

Die Frage ist doch auch, warum die Noten derzeit ein bisschen leiden - dem sollte deine Freundin erst einmal auf den Grund gehen. Hat das Kind denn tatsächliche Verständnisprobleme, also kann trotz regelmäßiger Erledigung der Hausaufgaben gewisse Dinge des Schulstoffs einfach nicht nachvollziehen? Um diesen zusätzlichen Erklärungsbedarf abzudecken, ist eine Nachhilfe dann unersetzlich, das kann keine Hausaufgabenbetreuung erreichen. Geht es allerdings nur darum, dass das Kind aufgrund der Berufstätigkeit der Mutter nachmittags sich selbst überlassen bleibt, kann es ja auch sein, dass das Pflichtbewusstsein ein bisschen leidet und die Hausaufgaben nur eher unregelmäßig und vor allem schnell angefertigt werden. Wenn die schlechten Noten eher auf dieses Verhalten zurückzuführen sind, würde ja vielleicht die Anfertigung der Hausaufgaben im geschützten und bestimmten Rahmen schon zur Verbesserung der Noten beitragen.