Lebenserwartung von Optimisten und Pessimisten

Beim Thema Lebenserwartung der Menschen trifft man ja immer wieder auf sehr aufschlussreiche wie auch konträre Meinungen. Demnach haben beispielsweise nach diesem Artikel Optimisten und nach jenem Artikel die Pessimisten eine größere Lebenserwartung. Ohne das Thema jetzt hochwissenschaftlich beleuchten zu wollen, aber welcher Form von Lebensausrichtung würdet ihr denn eine höhere Lebenserwartung zurechnen? Zu welcher „Gattung“ würdet ihr euch einordnen oder kann man auch eine Mischung aus beidem sein?

Ich glaube nicht, dass die Lebenserwartung davon abhängt, ob man Pessimist oder Optimist ist. Meistens hat man ja auch je nach Lebenslage oder Stimmung beides in sich. Ich könnte beispielsweise von mir nicht sagen, ob ich ein Optimist oder Pessimist bin. Beide Typen behaupten wahrscheinlich von sich selber, dass sie Realisten sind.

Ich habe in meinem Leben bisher eigentlich keinen klassischen Optimisten oder Pessimisten kennengelernt. Die meisten Menschen sind doch eher Mischungen dieser beiden Extremen und daher finde ich es schwierig, diesbezüglich etwas herauszufinden. Es wird sicherlich eher wenige Menschen geben, die sich direkt in diese Schubladen einordnen lassen und die Todesursache lässt sich in den meisten Fällen ja dann auch nicht direkt auf deren Lebenseinstellung zurückzuführen. Abgesehen davon sind beide von dir verlinkte Artikel aus eher unseriösen Quellen.

Ich denke, dass ich wohl eher Pessimist bin, weil ich in den meisten Fällen eher von dem schlechten Ausgang ausgehe. Ich habe damit bisher eher positive Erfahrungen gemacht. Bei Klausuren beispielsweise rechne ich teilweise dann eben eher mit einer schlechten Note und gehe davon aus, dass ich diese verbessern muss, im zweiten Versuch, stelle dann aber meist fest, dass die Note doch gut ist und freue mich dann. Das Ergebnis ist Freude und die Stimmung bis dahin war nicht schlecht, sobald man die mögliche schlechte Note akzeptiert hat. Andersherum hätte ich mit einer schlechten Nachricht zurecht kommen müssen, dass hätte vielleicht weniger gut funktioniert.

Über die Lebenserwartung sagt das aber meiner Meinung nach in der Regel nichts aus. Vielleicht sind Optimisten risikobereiter, aber das lässt sich nicht verallgemeinern. Wenn man eine schlimme Krankheit hat, soll eine positive Einstellung in der Regel helfen, aber sicher ist das nicht. Und es sterben nun auch nicht so viele Menschen an solchen Krankheiten, deswegen denke ich nicht, dass man da viel zu sagen kann. Ich würde die Lebenserwartung nicht in dieser Art und Weise klassifizieren, dass ist nicht möglich.

Was mich ja interessieren würde wäre eine Metastudie, also ein Vergleich zwischen den beiden Studien, was für eine Methodik angewandt wurde, welche Personengruppen untersucht wurden und vor allem, wie die Begriffe "Optimist" und "Pessimist" von den Forschern überhaupt definiert wurden. Ich frage mich nämlich gerade, ob man das überhaupt irgendwie objektiv definieren kann. Wenn jeder für seine Studie seine eigene Definition zusammen bastelt ist es ja nicht weiter verwunderlich, dass man zu verschiedenen Ergebnissen kommt.

Was ich mich auch frage ist, ob Fremdwahrnehmung und Eigenwahrnehmung zwangsläufig übereinstimmen und wenn nein, was dann mehr zählt. Ich werde von anderen zum Beispiel oft als optimistisch beschrieben, selber würde ich mich allerdings als Realist bezeichnen. Ich denke, dass die Tatsache, dass ich mich über Dinge, die ich eh nicht ändern kann, nicht groß aufrege und gut über mich selber lachen kann von manchen als Optimismus gesehen wird, aber für mich ist das etwas ganz anderes.

Generell tragen ja aber ganz viele Faktoren zur Lebenserwartung bei und deshalb frage ich mich bei Studien dieser Art immer, ob die überhaupt irgendeine Relevanz haben können. Als Optimist (oder Pessimist) lebt man länger, als Raucher lebt man kürzer, wie sieht das dann mit der Lebenserwartung von optimistischen (oder pessimistischen) Rauchern aus? Und dazu kommen ja dann noch ganz viele andere Faktoren für die man alle auch die jeweiligen Wechselwirkungen untersuchen müsste.

Ich sehe mich nicht als reinen Optimisten und nicht als solchen Pessimisten. Es wird wohl eine Mischung aus beiden sein, wobei ich auch ein Realist bin. Ich glaube nicht, das man das einfach alles so trennen kann. Was meine Lebenserwartung betrifft, bin ich eher realistisch. Es wird wohl bei den meisten Menschen so sein, dass sie nicht nur in eine Kategorie eingeordnet werden können.