Wie locker fließen euch Gedichte aus den Fingern?
Meine Schwägerin kann total gut Gedichte schreiben. Zu jeder Gelegenheit schreibt sie Gedichte. Zu jedem Geburtstag bekommt das Geburtstagskind von ihr ein Gedicht und ihren Mann hat sie damit auch umgarnen können.Ich selbst kann so überhaupt keine Gedichte schreiben. Meine Schwägerin sagt immer, ihr fließen Gedichte nur so aus den Fingern. Ganz locker, flockig hat sie die passenden Worte zu einem schönen Gedicht zusammen gefasst.
Wie locker fließen euch Gedichte aus den Fingern? Geht das bei euch auch ganz einfach oder vermeidet ihr Gedichte zu verfassen, weil die nie was werden?
Ich habe als Teenager ein paar Gedichte verfasst, die meinen damaligen Gefühlszustand ausdrücken sollten. Gereimt haben sich diese natürlich nicht, und ob sie gut oder schlecht waren, war mir damals auch völlig egal. Selbstverständlich hat meine literarischen Ergüsse auch nie jemand zu Gesicht bekommen. Nur meinem damaligen Freund habe ich zum Geburtstag ein paar Zeilen verfasst, an die ich mich aber nur noch schwach erinnere. Wahrscheinlich waren auch diese ziemlich schwülstig. Seitdem habe ich jedenfalls nie mehr das Bedürfnis danach verspürt, Lyrik und Poesie aus mir sprudeln zu lassen.
Oder geht es hier um diese unsäglichen Machwerke, die bei Familienfeiern in angetrunkener Runde vorgetragen werden, kein Ende nehmen und bei denen ich mich immer ganz übel fremdschäme? Da sie sich im Regelfall reimen, kann man sie mit sehr viel gutem Willen auch als Gedichte bezeichnen, auch wenn sich die Genialität meiner Erfahrung nach meistens darin erschöpft, dass sich Worte wie "klar", "wahr", "ja" oder "hurra" am Zeilenende verklumpen. Wahrscheinlich könnte ich etwas Vergleichbares zu Stande bringen, aber mein Ehrgeiz hält sich da in Grenzen.
Ich bezeichne mich grundsätzlich als wenig künstlerisch oder poetisch veranlagt, aber wenn es einen entsprechenden Anlass gibt, kann es durchaus einmal vorkommen, dass ich mich auf den Hosenboden setze und meiner Kreativität freien Lauf lasse. So habe ich z.B. im Rahmen eines Wettbewerbs an meiner Universität ein kleines Gedicht zum Thema Umweltschutz verfasst und damit sogar den 3. Platz belegt.
Aus den Fingern fließen mir Gedicht leider nur wenig, es war vielmehr doch recht anstrengend, einen adäquaten Text zusammenzuschreiben, der nicht nur Sinn macht, sondern auch literarisch etwas hermacht. Ich bewundere Menschen, denen dies leicht fällt, auf jeden Fall und hoffe, dass diejenigen ihre Gabe zur Freude ihrer Mitmenschen auch regelmäßig nutzen.
Ich habe schon Gedichte geschrieben und bei diesen war es dann auch so, dass sie mir einfach aus dem Fingern geflossen sind und dass ich sie einfach schreiben musste. So sind einige Gedichte entstanden, wenn ich mich gerade mit einem Thema sehr beschäftigt habe und das mit einem Gedicht verarbeiten wollte. Aber wenn ich mal versucht habe, mich hinzusetzen und ein Gedicht zu schreiben, dann konnte ich es ziemlich vergessen. Sicher habe ich etwas zustande gebracht, aber so richtig überzeugt war ich davon dann nicht.
Als Kind habe ich auch fröhlich Gedichte produziert, weil ältere Verwandte unheimlich begeistert waren, wie gut ich das mache. Zum Glück sind meine frühe Texte verschollen. Der Schulunterricht hat mir danach jahrelang den Spaß an Gedichten vergällt. Rauf und runter analysieren, in rhythmische Einheiten zergliedern und den Aufbau analysieren. Dabei wurde der Inhalt entweder total vernachlässigt oder nach Schema F ohne alternativen analysiert. Es galt nur als richtig, was im Lehrplan stand. Furchtbar. Lange Zeit habe ich beim Anblick von Gedichten ein unwohles Gefühl im Magen bekommen. Weil ich irgendwann aufgehört habe, Gedichte zu lesen und sie nur noch in Prüfungen vor kamen. Da kam schon beim Anblick von Gedichten Prüfungsgefühl auf.
Mittlerweile habe ich dank toller Seminare an der Uni wieder schätzen gelernt, wie wunderbar einige Gedichte sein können. Ich habe mich da auch bestätigt gefunden, dass das, was wir im Schulunterricht hatten, absolut sträflich war. Wenigstens habe ich beim Lesen wieder meinen gesunden Umgang zu Gedichten zurück erhalten. Das ist schon mehr, als ich je zu hoffen gewagt hatte.
Aber hinsetzen und einfach etwas dichten? Das fällt mir unheimlich schwer. Zum einen ist mir die kindliche Unbekümmertheit abhanden gekommen, da ich nun schon eine Weile erwachsen bin. Und dann stehen eben nicht mehr Oma, Opa, Onkel, Tante und applaudieren bei jedem kleinen Gedicht. Ein tolles Gedicht zu schreiben ist viel viel schwerer als einen Fließtext gleich welcher Gattung zu verfassen. Vielleicht schaffe ich das im Alter wieder, wenn ich einfach die Zeit und Ruhe habe, mich stunden- und tagelang auf einen Text einzulassen und so lange zu feilen, bis er komplett sitzt und ich zufrieden bin. Aber im Moment fehlt mir einfach die Muße und einfach so im Alltagsstress ein Gedicht zu schreiben, dass meine Ansprüche zufrieden stellt, ist nicht so einfach möglich.
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