Ein Achtjähriger, der auf sich alleine gestellt ist
Bekannter von mir ist ein Alleinerziehender Papa eines achtjährigen Sohnes. Ich habe nie verstanden, wie er alles schafft, das heißt wie er es schafft um sieben Uhr in der Früh bereits in der Arbeit zu sein und gleichzeitig dafür sorgen, dass sein Kind in die Schule kommt.
Gestern hat er mir sein Geheimnis gelüftet und um ehrlich zu sein, war ich echt schockiert. Er fährt angeblich bereits um halb sieben los und sein Sohn bleibt dann alleine zu Hause. Sein Kleiner wird von dem Wecker geweckt, muss sich dann alleine anziehen, selber was zum Essen machen und zum Schluss rechtzeitig zu der Bushaltestelle gehen. Einerseits bewundere ich den Jungen, da mein fast achtjähriger Sohn so was definitiv nicht geschafft hätte.
Andererseits finde ich es äußerst traurig, wenn man bereits in so einem Alter schon solche Verantwortung hat. Kinder, die so klein sind, sollte noch eine unbeschwerte Kindheit haben. Die Eltern sollten meiner Meinung nach das Kind aufwecken und auf alles schauen. Das Schlimmste an dieser Geschichte ist das Wissen, dass es das Kind bereits seit der ersten Klasse machen musste.
Nun wende ich mich an euch, was denkt ihr darüber? Könntet ihr in der Ruhe in die Arbeit fahren, ohne sich Gedanken über eure Kinder zu machen? Wärt ihr überhaupt in der Lage, so etwas euren Kindern auch anzutun?Ich könnte es nicht.
Was ist daran so schlimm? Selbst wo beide Eltern arbeiten müssen, ist das für die betroffenen Kinder der normale Alltag. Wenn dem Kind schon sehr früh ein gewisser Ablauf anerzogen wurde, dann ist das auch kein Problem. Ich habe zum Beispiel bei meinen Kindern schon während der Zeit im Kindergarten darauf geachtet, dass es morgens einen festen Ablauf gibt. Sie hätten das also mit Schulbeginn auch selbst geschafft, dass sie mit dem Wecker aufstehen und auch pünktlich das Haus verlassen.
Ich bin zwar zu Hause, wenn meine Töchter zur Schule müssen. Aber sie sind auch fähig das ohne mein Zutun zu schaffen. Gerade wenn ich bedenke, dass ich vielleicht auch mal krank sein könnte oder doch beruflich mal einige Tage nicht zu Hause wäre. Mein Mann würde die Mädels zwar noch wecken können, aber den Rest müssten sie allein schaffen.
Allerdings kenne ich eben dabei auch krasse Gegenteile, wo das Kind dann mit 14 Jahren noch nicht in der Lage war, sich selbst ein Brot zu richten, wenn man Mama nicht zu Hause war. Findest du das Leben etwa erstrebenswert, wenn man ohne Unterstützung gar nichts geregelt bekommt?
Richtig schockieren tut mich das jetzt nicht, und das liegt daran, dass ich genauso aufgewachsen bin. Bei mir war es meine Mutter, die alleinerziehend und in Vollzeit berufstätig war. Das war schon immer so, nur war ich, bis ich 9 Jahre alt war, täglich bei meiner Oma. Mit der hat sich meine Mutter dann aber übelst zerstritten und ihr kurzerhand den Kontakt zu mir verboten, was aufgrund bestimmter Verhaltensweisen meiner Oma und ihrer Unwilligkeit, etwas daran zu ändern, schon irgendwo nachvollziehbar war.
Von da an war ich den ganzen Tag auf mich gestellt. Ich bin morgens aufgestanden, habe gefrühstückt, bin zur Schule gegangen, wieder nach Hause gekommen, habe mir etwas einfaches zum Mittagessen gemacht usw. Meine beste Freundin wohnte gleich im Haus gegenüber, sodass ich zu ihrer Mutter gehen konnte, wenn es ein Problem gab, aber eigentlich musste ich das nie in Anspruch nehmen.
Heutzutage wäre irgendein übereifriger Nachbar sicher schnell dabei, das Jugendamt zu rufen, was auch nicht unbedingt verkehrt wäre. Irgendwie verletzt man damit ja auch die Aufsichtspflicht, was spätestens dann Konsequenzen hätte, wenn das Kind etwas anstellt oder einfach auf die Idee kommt, die Schule zu schwänzen. Insofern konnte meine Mutter wohl froh sein, dass ich so ein zuverlässiges Kind war.
Ich habe nicht vor, es bei meinem Sohn genauso zu machen, aber man weiß nie, wie sich die berufliche Situation entwickelt, ob man vielleicht in eine Situation kommt, wo es nicht anders geht. Sobald das Kind eine weiterführende Schule besucht, sollte es meiner Meinung nach als Notlösung gehen, wenn das Kind eben nicht dazu neigt, Dummheiten zu machen. Ein komisches Gefühl hätte ich dabei aber trotzdem. Das Kind könnte sich ja zum Beispiel mit irgendwelchen seltsamen Leuten herumtreiben und man keine Ahnung davon.
Ich verstehe das Drama und deine Aufregung ehrlich gesagt einfach nicht. Als alleinerziehendes Elternteil ist man einer enormen Doppelbelastung ausgesetzt, noch viel extremer, als es bei Eltern der Fall ist, die sich unter der Woche die Aufsichtspflicht über gemeinsame Kinder teilen können. Und um es einmal positiv zu sehen: Dass der Vater schon gegen 6.30 Uhr zur Arbeit aufbricht, heißt doch im Umkehrschluss auch, dass er bei einem normalen Vollzeitjob den Sohn vermutlich schon um 16.00 Uhr aus der Nachmittagsbetreuung abholen und noch ein paar schöne Stunden mit ihm verbringen kann. Wäre es da besser, er wäre morgens eine Stunde länger da, käme aber erst später am Abend nach Hause?
Ich finde nichts dabei, wenn Kinder Teile ihres Tagesablaufs alleine bewältigen müssen. Bei mir war oft noch niemand zu Hause, wenn ich aus der Schule kam. Gerade morgens haben Kinder doch auch Rituale, an die man sie schon ab dem Kindergartenalter gewöhnen kann. Wenn der Sohn es von klein auf gewöhnt ist, selbstständig beim Klingeln des Weckers aufzustehen, sich zu waschen, danach zu frühstücken und zum Bus zu laufen, empfindet er es wahrscheinlich gar nicht als besonders schlimm, diese Dinge alleine zu erledigen. Mir persönlich ist eine gewisse Selbstständigkeit auch lieber, als ein Teenager, der alleine völlig aufgeschmissen ist, wenn kein von Mutter geschmiertes Pausenbrot im Kühlschrank liegt.
Ich denke, dass der Vater ja auch gewisse Vorkehrungen getroffen hat. Wahrscheinlich ist er in der Zeit, die der Sohn alleine zu Hause verbringt, auf dem Handy erreichbar und im schlimmsten Fall schnell zu Hause. Vermutlich gibt es auch Nachbarn, an die sich das Kind im Ernstfall wenden kann. Ich jedenfalls musste, bevor ich alleine zu Hause blieb, die Handynummer meiner Mutter sowie die Telefonnummern der zwei Nachbarn auswendig lernen, die bei uns meist zu Hause waren. Irgendwie verstehe ich ja auch, dass du dich sorgst. Aber bevor du diesem alleinerziehenden Vater, der scheinbar sein Bestes gibt, Vorwürfe machst, solltest du vielleicht lieber deine Hilfe anbieten.
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