Unfruchtbarkeit - lieber kein Kind oder Leihmutter?

In diesem Thread Würde legale Leihmutterschaft Probleme schaffen oder lösen? wurden heute bereits die Vor- und Nachteile der Legalisierung der Leihmutterschaft in Deutschland diskutiert. Ich möchte heute nochmal auf ein anderes Thema hinaus, nämlich auf die Frage ob ihr euch selbst in einer solchen Situation wirklich für eine Leihmutter entscheiden würdet oder lieber für ein Leben ganz ohne eigenes Kind? Die moralischen Aspekte der Leihmutterschaft sind bereits in diesem Thread diskutiert worden Würdet ihr durch eine Leihmutter euer Kind austragen lassen?.

Ich selbst muss sagen, dass ich mich vor der Schwangerschaft eigentlich eher ekele (Schwangerschaft - ich find's widerlich!) und mir nicht so wirklich vorstellen kann, ein Kind auszutragen, auch weil mir der Gedanke nicht gefällt, wie mein Körper danach aussehen wird. Ich habe viele Frauen gesehen, die ich nach der Schwangerschaft nicht mehr attraktiv fand und ich möchte mich nicht vor mir selbst ekeln müssen. Rein moralisch finde ich eine Leihmutterschaft allerdings auch verwerflich, so dass ich mich dann vermutlich eher gegen ein Kind entscheide würde. Wie würdet ihr euch bei einer Unfruchtbarkeit entscheiden?

Ich sehe überhaupt keinen Sinn darin, mein Kind von jemand anders austragen zu lassen. Ich habe kein Bedürfnis meine Gene weiterzugeben und könnte ein Kind, das nicht meine Gene oder die meines Mannes hat, ganz genauso lieben. Und da bei der Geschichte die Leihmutter schwanger ist und nicht ich, sehe ich absolut keinen Grund dazu. Was bringt es mir, einer anderen Frau beim Schwangersein zuzusehen?

Selber schwanger zu sein, zu spüren wie es wächst und wie es tritt, ist sicherlich der helle Wahnsinn. Aber das alles fällt weg, wenn eine andere Frau für mich schwanger ist. Also steht man da irgendwie nur blöd daneben und wartet auf den Termin. Also das würde mir überhaupt gar nichts bringen. Zusätzlich würde es mich wahnsinnig machen, keine Kontrolle über das Baby zu haben. Die Leihmutter könnte heimlich Drogen nehmen und ich könnte nichts dagegen tun.

Aber es gibt doch nicht nur die zwei Alternativen. Kind oder Leihmutter. Ich würde adoptieren oder ein Pflegekind aufnehmen, wenn ich trotz Kinderwunsch keine Kinder bekommen könnte.

Wenn man wirklich unfruchtbar ist, hat man auch die Möglichkeit, ein Kind zu adoptieren. Das hat zumindest den Vorteil, dass man sich das Kind fertig wie es ist aussuchen kann und testen kann, ob es zur Familie passt. Das muss bei einem eigenen Kind nicht unbedingt der Fall sein. Man kann das Kind dann auch in einem Alter adoptieren, wo es beispielsweise die Babyphase schon hinter sich hat. Man ist dann nicht die ersten Jahre so angehängt und kann relativ schnell wieder ein "normales" Leben führen. Das ist meines Erachtens schon ein Vorteil.

Eine Leihmutterschaft würde ich nicht befürworten. Egal ob man unfruchtbar ist oder nicht. Ich weiß selbst, wie sehr eine Schwangerschaft körperlich belastet und wie sehr die Gefühle in der Zeit anders sind. Für das eigene Kind nimmt man das - je nach Frau mehr oder weniger - gerne in Kauf. Aber für eine Ware Kind, die man dann verkauft? Ich weiß ja nicht. Zudem ist es in der Schwangerschaft sicher anders, ob man ein Kind für die eigene Familie oder einen Fremden austrägt. Passt man als Leihmutter genauso gut auf, dass man keinen Alkohol trinkt, oder ist einem dann das egal, weil man die Folgen nicht tragen muss? Oder lässt man sich das extra bezahlen? Wie ist das mit Krankheiten der Leihmutter? Wie ist das mit ihrer Ernährung? Achtet sie genauso auf gute Ernährung, wie ich das vielleicht tun würde?

Dann wäre mir wohler damit, ein Kind zu adoptieren, wo beispielsweise die Eltern tragischerweise ums Leben gekommen sind. Sicher gehen kann man da zwar auch nicht. Aber es ist doch irgendwie anders für mich, wenn ich weiß, dass das Kind nicht des Geldes wegen ausgetragen wurde. Bis heute ist noch nicht abschließend geklärt, wie die Schwangerschaft die kindliche Entwicklung wirklich beeinflusst. Aber merkt ein Kind vielleicht, wenn es bei einer Leihmutter aufwächst, die absichtlich möglichst keine emotionale Beziehung zu ihm aufbaut, weil es das Kind sowieso bald abgibt? Wird das das Gefühlsleben so eines Baby prägen? Oder ist das wissenschaftlich gar nicht haltbar? Trotzdem würde ich mir da immer Gedanken machen, ob man seinem künftigen Kind vielleicht doch schadet, wenn man es in einer bezahlten Gebärmaschine aufwachsen lässt.

Vielleicht sieht man das aber auch nur so, weil man sich das als Mutter irgendwie zurecht redet, dass das, was man mit der eigenen Schwangerschaft leistet für das Kind wichtig ist. Damit kann man vielleicht einfach nur besser rechtfertigen, dass man durch die Schwangerschaften eben sein Leben und seine Person verändert hat. Für jemanden, der nicht schwanger werden kann, steht das ja nicht zur Diskussion. Aber eine Leihmutterschaft, weil man das Kind nicht selbst austragen will, aber theoretisch könnte, das fände ich befremdlich. Vor allem frage ich mich, wie man so etwas später dem eigenen Kinde erklären kann, dass es ein Fall von Outsourcing ist, weil die Mutter möglicherweise keinen Bock hatte. Und wenn eine fehlende emotionale Bindung in der Schwangerschaft möglicherweise keine Folgen hinterlässt, dann diese Erkenntnis bestimmt. Wahrscheinlich auch dann, wenn die eigentliche Mutter unfruchtbar ist.

Das mögen viele sicherlich anders sehen. Und letztlich muss jeder diese Entscheidung für sich fällen. Vielleicht würde ich da auch anders denken, wenn ich unfruchtbar wäre, was ich ja nicht bin. Da kann man Standpunkte eben viel lockerer beziehen, als wenn man in einer persönlichen Zwickmühle steckt. Vielleicht würde ich mich ja anders positionieren, wenn ich unfruchtbar wäre, aber das kann ich schlecht beurteilen.