Würdet ihr durch eine Leihmutter euer Kind austragen lassen?

vom 05.02.2013, 12:42 Uhr

Oft sieht man im TV-Serien oder Filmen die Problematik, dass Paare keine eigenen Kinder bekommen können, weil die Frau nicht in der Lage ist, ein Kind auszutragen. Zu diesem Thema kommt dann immer wieder die Lösung der Leihmutterschaft zur Sprache, mit dem weiblichen Argument, dass man lieber "eigene" Kinder haben möchte als ein Fremdes zu adoptieren.

Sicherlich, rein genetisch gesehen ist das Kind das Eigene, wenn die befruchtete Eizelle einer anderen Frau eingesetzt wird und diese das Kind dann "nur" austrägt. Allerdings frage ich mich immer, was der emotionale Unterschied von "eigen" und "fremd" ist. Ich meine, ist denn nicht das Schöne am Kinderkriegen auch das Verfolgen der Schwangerschaft? Das Gefühl, wie das Kind in einem wächst, das erste Mal tritt und letzten Endes das Erleben einer Geburt? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass das Gefühl ein Anderes ist, nur weil das fremdgeborene Kind aus der eigenen Eizelle gewachsen ist. Mal davon abgesehen, dass ich grundsätzlich Angst hätte, dass die Leihmutter während der Schwangerschaft Gefühle für das Kind aufbaut und es dann doch nicht weggeben möchte.

Wie seht ihr das? Würdet ihr -wäre es legal- das Angebot einer Leihmutter in Anspruch nehmen? Könnt ihr den Wunsch, lieber ein fremdgeborenes Kind aus der eigenen Eizelle als ein Kind, das gar keine genetische Verbindung zu einem hat, zu bekommen, verstehen? Inwiefern ist die Genetik wichtig für euch? Könnt ihr nachvollziehen, dass Paare diesen Weg gehen? Findet ihr es eine gute Möglichkeit, den Kinderwunsch erfüllt zu bekommen oder seid ihr der Meinung, dass dadurch das Kind zur "Ware" gemacht wird?

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Natürlich ist das ein sehr kontroverses Thema, das vielfach diskutiert wird. Ich persönlich muss sagen, dass ich keinen eindeutigen Standpunkt beziehen kann. Ich denke nämlich, es kommt auf den Einzelfall an, ob ich für oder gegen das Nutzen einer Leihmutter wäre.

Generell würde ich spontan aus dem Bauch heraus sagen, dass ich Leihmütterschaften nicht gut finde. Ich selbst könnte mir nicht vorstellen, dass eine andere Frau mein Kind neun Monate lang in sich trägt und zur Welt bringt. Meiner Meinung ist die Schwangerschaft nämlich auch schon eine sehr entscheidende Zeit für die Bindung zwischen Mutter und Kind. Außerdem besteht natürlich leicht Missbrauchsgefahr und der Aspekt des Profits rückt in den Vordergrund. Davor, dass die Leihmutter plötzlich das Kind nicht mehr weg geben will, hätte ich zwar nicht so sehr Angst, doch völlig ausgeschlossen ist es denke ich auch nicht.

Andererseits habe ich mir nun auch Gedanken darüber gemacht, was wäre, wenn ich selbst in der Situation wäre, keine Kinder bekommen zu können. Da ich selbst auf jeden Fall einmal Kinder haben möchte, wäre das ziemlich schlimm für mich. Deshalb ist die Möglichkeit einer Leihmutterschaft für diese Personen wohl durchaus eine Option. Zwar erlebt man die Schwangerschaft nicht selbst, aber immerhin handelt es sich um das eigene Kind, im Gegensatz zu einer Adoption beispielsweise.

» miss-coco » Beiträge: 237 » Talkpoints: 1,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe keine Kinder, deswegen weiß ich nicht, wie man das empfindet. Es kann ja gut sein, dass Paare das eigene Kind auch nur dann wirklich als ''eigenes'' empfinden, wenn es von der Frau ausgetragen worden ist, wohingegen man zu einem Kind, welches die Leihmutter austrägt eher eine Verbindung hat, wie zu einem Adoptivkind. Man hat ja bis zu der Geburt keinen Bezug zu dem Kind und die Mutter hat ja dann doch irgendwie 9 Monate voraus, wenn sie das Kind selbst austrägt.

Was das weggeben und so weiter angeht, ist das ja alles klar geregelt und viele Leihmütter tragen auch nicht zum ersten Mal ein Kind aus, so dass das eher unwahrscheinlich ist, dass sie dann an das Kind klammern. Ich hätte da schon eher Angst davor, dass die Leihmutter während der Schwangerschaft Drogen, Alkohol oder schädliche Medikamente zu sich nimmt, weil es ja nicht ihr Kind ist und sie sich daher auch weniger Sorgen darum macht.

Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass es Paare gibt, die lieber ein eigenes Kind von der Leihmutter austragen lassen, als alternativ ein Kind zu adoptieren. Das ist im Grunde auch nicht verwerflich. Die Leihmutterschaft an sich finde ich moralisch hingegen schon irgendwie zweifelhaft, weil das meiner Ansicht nach schon an Prostitution grenzt und das sicherlich keine Frau freiwillig macht, sondern wirklich nur Frauen, die das Geld dringend brauchen und deren Notlage man damit quasi ausnutzt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Die Genetik wäre mir, auf gut Deutsch, schnurzegal. Ich habe einen Bruder, mit dem ich keine gemeinsamen Gene teile und meine Gefühle für ihn unterscheiden sich kein bisschen von denen für meine leiblichen Geschwister. Mir wäre es auch nicht wichtig, dass mein Kind aussieht wie ich und alle sagen, dass sie ganz nach mir kommt.

Ein Vorteil wäre die Kompatibilität für Organ- und Knochenmarkspenden, aber die ist ja nicht mal garantiert. In meiner Familie gibt es auch keine Herzerkrankungen oder eine Häufung von Krebs, aber auch dafür gibt es keine Garantie. Also ich sehe da keinen zwingenden Grund, meine Gene weiterzugeben und ich würde jedes Kind, das bei mir aufwächst, lieben.

Selber schwanger zu sein, stelle ich mir sehr schön vor. Zu spüren wie es wächst, wenn es tritt und ja, sogar die Geburt. Wenn all das auf eine Leihmutter übertragen wird, wüsste ich gar nichts mit meiner Rolle bei der Sache anzufangen. Ich hätte überhaupt gar keinen Nutzen davon, einer anderen Frau dabei zuzusehen. Und die mangelnde Kontrolle über mein eigenes Kind würde mich wahnsinnig machen. Ich hätte ebenfalls große Angst vor Medikamenten- oder Drogenmissbrauch. Wahrscheinlich würde es mich schon stören, wenn die Frau etwas isst, was ich nie essen würde. Billigfleisch oder Junk food.

Dass die Leihmutter das Kind womöglich behalten will, ist auch so ein Punkt. Rechtlich hat sie da keine Handhabe, anders als bei einer Adoption. Aber mir würde es unendlich leid tun, ihr das Kind wegzunehmen. Und wie erklärt man das später mal dem Kind. Die Frau, die dich ausgetragen hat, hat dich geliebt wie ihr eigenes Kind und ich habe ihr das Herz herausgerissen, als ich euch zwei getrennt habe. Na wunderbar.

Also meiner Meinung nach sind Leihmutterschaften moralisch sehr zweifelhaft. Besonders auch, was den finanziellen Aspekt angeht. Das ist nun wirklich kein normaler Job und ich denke, man muss schon sehr verzweifelt sein, wenn man sich dazu bereiterklärt. Das würde ich nicht ausnutzen wollen.

Allerdings wäre es wirklich ungleich leichter, jemanden zu finden, der sich dazu bereiterklärt, als ein Kind zu adoptieren. Daher ist es in Amerika ja auch so beliebt. Vor allem bekommt man auf jeden Fall ein Baby. Wobei ich gerade den Aspekt auch nicht verstehe. Ich hätte überhaupt kein Problem damit, ein größeres Kind aufzunehmen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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