Berliner Lehrer: 75% lachen über schwulenfeindliche Sprüche

vom 26.01.2014, 23:16 Uhr

Ein Verbot wäre mir absolut nicht recht. Ich als ausländischstämmige Person habe beispielsweise auch ein ziemliches Problem mit Neonazis. Trotzdem habe ich meine Zweifel, ob ein NPD-Verbot sinnvoll wäre. Und nicht anders wäre es auch, wenn homophobe Sprüche in der Schule einfach verboten würden. Dann würden die Schüler eben heimlich so reden, aber das Gedankengut bliebe doch weiter in den Köpfen. Damit wäre absolut nichts erreicht. Wobei eines wohl schon stimmen würde: Für homosexuelle Schüler könnte es angenehmer sein, im Schulalltag solche Sprüche nicht hören zu müssen. Aber Homophobie an sich würde doch nur wirklich verschwinden, wenn man die Problematik auch thematisiert. Da bringt ein Verbot rein gar nichts.

Und dass wir hier derzeit keinen Lehrer haben, heißt ja nicht, dass nicht vielleicht irgendwann mal ein User hier neu hinzukommt, der als Lehrer arbeitet. Ich erwarte ja nicht sofort eine Antwort auf meine Fragen, besonders habe meine Threads immer im Auge, beziehungsweise schaue auch nach, wenn neue Antworten eingegangen sind. Selbst, wenn erst in einem halben Jahr eine auf diesen Thread hier käme, fände ich das noch interessant.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wawa666 hat geschrieben:Meint Ihr, die Schüler fühlen sich in ihren Sprüchen, die ja oftmals extrem klischeehaft und vor Vorurteilen nur so triefend sind, bestätigt, wenn sie merken, dass die Lehrer sogar noch mitlachen? Oder zielen die Sprüche auf Provokation ab und nehmen vielleicht sogar ab, wenn die Schüler merken, dass ihre Lehrer darüber lachen und sich nicht aufregen? Was meint Ihr, was für ein Klima erzeugt dieses Verhalten in der Schule gegenüber homosexuellen Schülern? Mich würde vor allen Dingen interessieren, wie heterosexuelle Menschen darüber denken, die die Problematik nicht als selber betroffene Personen kennen. Und an die Lehrer hier im Forum: Wie benehmt Ihr Euch, wenn Eure Schüler homophobe Witze machen? Geht Ihr dagegen vor? Wenn ja, wie genau?

Homophobe Witze fand ich echt schon als Grundschülerin total daneben und ich konnte mir noch nie einen Reim daraus machen, wie diese von Leuten verbreitet werden können, oder wie auch nur darüber gelacht werden kann. Auch bei der Bezeichnung "schwul" für Dinge, die man nicht gut findet, stehen mir tausend Fragezeichen im Gesicht. Warum? Wie kommt man darauf, dieses Wort als eine Art von Beleidigung zu benutzen, und das auch noch verstärkt in einer Zeit, in der das Wort eigentlich nichts weiter als ein ganz normales Adjektiv ist? Ich verstehe einfach nicht, wie harmlose Wörter derart negativ besetzt sein können.

Und das ist ja nicht nur in Deutschland so, auch in den englischsprachigen Ländern gibt es einen regelrechten Hype darum, etwas als "gay" zu bezeichnen. Auch verstehe ich nicht, warum man nur von "schwul" spricht und nicht von "lesbisch". Vielleicht liegt es einfach an der Kürze und im Wortklang? Wie auch immer, ich kann es mir nicht erklären und ich finde es alles andere als in Ordnung, genauso wie das Wort "behindert" als Beleidigung, wobei man sich die Bedeutung da ja wenigstens auf eine Art herleiten kann. Eine Behinderung ist schließlich etwas zurecht negativ Behaftetes. Das war Homosexualität zwar früher auch und ist es heutzutage teilweise immer noch, aber "schwul" wird ja sogar von Menschen, die eigentlich gar nichts gegen Homosexuelle haben, als Kraftausdruck verwendet und das ist etwas, was ich einfach nicht verstehen kann.

Auch verstehe ich nicht, wie sich Menschen für den Beruf des Lehrers entscheiden können, wenn sich diese nicht darüber im Klaren sind, bis zu einem gewissen Grad mit ihrem Beruf auch die Rolle eines Erziehers einzunehmen und demzufolge in bestimmten Situationen auch einzuschreiten oder einen Schüler zumindest auf seine falsche Wortwahl anzusprechen. Über homophobe Witze auch noch mitzulachen, finde ich für eine Person wie einen Lehrer, welcher ja doch eine gewisse Vorbildfunktion ausüben sollte, einfach nicht okay. Es mag ja sein, dass einige Witze gar nicht böse gemeint sind und vielleicht sogar lustig klingen (auch wenn ich selbst da noch keinen für mich entdecken konnte), aber zumindest einen Hinweis auf die Ausdrucksweise sollte man als Lehrer schon geben, WENN man schon lachen muss - und selbst da sollte man sich meiner Ansicht nach lieber zurückhalten.

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es war auch zu meiner Zeit oftmals so, dass homosexuelle Anspielungen folgten. Doch auch hier muss ich betonen, dass es besonders bei Männern und Jungen der Fall war. Hat ein Junge eine Handtasche getragen, um einen kleinen Joke zu reißen, dann fiel der Spruch „Du Tucke“. Trug ein Junge damals noch Stringtangas, wurde er gerne auch als „Popohengst“ betitelt. Viel mehr bekamen wir das Gefühl, dass die Jungen Probleme damit haben, dass es schwule Jungs gibt. Es ging nie darum, dass lesbische Witze nicht lustig waren, aber eher waren sie vermännlicht worden.

Heutzutage ist es noch immer so, dass besonders das „schwul sein“ ein Problem für viele darstellt. Lustigerweise völlig unbegründet, wenn man mich persönlich fragt. Auf den Geschlechtsakt selber gehe ich nicht ein, wegen den Jugendschutz. Doch wenn man homophobe Spruchakrobaten anspricht und ihnen mitteilt, dass gewisse Praktiken des Beischlafes auch unter Heterosexuellen klassisch sind, dann fällt denen komischerweise nichts ein. Dann sind Begründungen stets dieselben wie „das ist etwas anderes“. Frau und Mann dürfen somit gewisse Sachen machen, aber Mann und Mann sollten das bitte nicht tun. So kommt es vor.

Ich als lesbische Dame mit heterosexuellen und schwulen Freunden muss zugeben, dass wir uns amüsieren über die Betitelungen. Wir machen es untereinander teilweise auch. Unsere schwulen Freunde sind nicht tuckig, dass muss man an dieser Stelle sagen. Eher im Gegenteil, sie hassen solche „schwulen“ die sich wie Frauen benehmen. Umgekehrt gilt dies für lesbische Butches, die wie Männer wirken. Das entsinnt sich völlig meinem Weltbild und diese werden auch häufiger Opfer dieser Verbalwitze & Co. Ich selber als wirklich optische Frau, die angeblich laut Aussagen auch total hübsch sein soll, bekomme kaum solche Sprüche an meinem Leib mit. Meine Frau auch nicht. Wir werden auch nicht für lesbisch gehalten, weil wir dem klassischen Klischee nicht entsprechen und die Menschen sind immer erst schockiert und dann erstaunt, wenn sie hören, dass wir schon fast ein Jahrzehnt zusammenleben und das seit unserer Jugend. Ich finde gewisse Witze usw. daher belustigend, aber es darf auch wirklich nicht zu weit gehen!

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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