Neonazis protestieren gegen Tierquälerei

vom 18.12.2013, 04:14 Uhr

Vor wenigen Tagen ereignete sich in Burladingen in Schwaben ein Fall von Tierquälerei. Ein alter Mann hatte einen Hund an sein Auto gebunden und ist dann losgefahren, der Hund wurde hinter dem Auto hergezogen und dabei schwer verletzt. Wohlbemerkt handelte es sich nicht um einen Unfall, sondern der Mann hatte absichtlich so gehandelt. Abgesehen davon war es nicht einmal sein eigener Hund, sondern ein fremder Hund, den er offenbar eingefangen hatte. Ihm war wohl sogar bekannt, wem der Hund gehört. In seinen letzten Aussagen soll er jedenfalls behauptet haben, er habe vor seiner Tat versucht, den Hund bei den Besitzern abzugeben, aber als er an der Tür klingelte, habe sich niemand gemeldet. Natürlich rechtfertigt das seine Tat nicht im Geringsten.

Neben dieser schrecklichen Tat, bei der ich mich ernsthaft frage, wie man dazu kommt, sich so grausam zu benehmen, und dann auch noch völlig grundlos, ist mir eine weitere Sache aufgefallen: In Burladingen sollen jetzt wohl Neonazigruppen angekündigt haben, gegen diesen Fall von Tierquälerei demonstrieren zu wollen. Unter dem Titel "Tierschutz ist Heimatschutz!" wurde eine Demonstration angemeldet. Erschienen sind letztendlich aber wohl nur ein paar einzelne Personen.

Dass Neonazis gerne Kindesmissbrauch für ihre eigenen Zwecke instrumentalisieren, ist leider nichts Neues. Dass man aber auch mit dem Thema Tierschutz und Tierquälerei auf Sympathiefang gehen will, wusste ich bisher noch nicht. Gibt es diese Tendenz schon länger? Gab es schon an anderen Orten solche Demonstrationen durch Neonazis? Worum ging es da genau? Und lassen sich tierliebe Menschen tatsächlich von den Rechten mit solchen Aktionen einlullen? Allein schon den Slogan "Tierschutz ist Heimatschutz!" finde ich ja irgendwie etwas plump. Da merkt man doch sofort, was Sache ist.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Beobachtet habe ich es nicht aber die Gruppierungen stellen sich immer breiter auf und versuchen alles erdenklich mögliche um auf gegenwärtige Situationen mitzuschwimmen. Das macht es in vielen Dingen einfacher "die Flagge" unter einer anderen Prämisse zu tragen. Traurig ist es allemal, denn ich frage mich, ob denen überhaupt was am Hund liegt oder sie es nur aus politischen Gründen nutzen. Aber schön zu sehen, dass nur eine handvoll Deppen da aufgetaucht sind. :D

» Fred34 » Beiträge: 38 » Talkpoints: 10,47 »


Es ist doch nur logisch, dass solche Leute versuchen ein bisschen Aufmerksamkeit über aktuelle Missstände zu bekommen. Wenn also gerade dieser Fall aktuell ist und die Leute sich darüber aufregen, riechen sie eben den Braten und hängen sich dann dran. Das ist ja nicht weiter unnormal. Diese Gruppierungen müssen um jeden Kopf, den sie infizieren können kämpfen und dümmere Menschen können sicherlich auch so rekrutiert werden. Es ist schade, dass das funktioniert, aber selbst bei den ganzen Facebookgruppen zum Thema Kindesmissbrauch sitzen dahinter ja meistens Nazis und da klicken ja auch viele auf Gefällt mir.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ja, das gibt es leider schon länger. Ich kenne ein paar Leute von der Partei Mensch Umwelt Tierschutz - kurz Tierschutzpartei. Und die müssen auch immer aufpassen, mit wem sie sich da genau verbinden, wenn mal wieder auf sie zukommt. Schon des Öfteren haben die sich als Neonazis entpuppt. Die Führungsriege läuft ja auch nicht in Springerstiefeln, sondern normal im Anzug rum. Da muss man aufpassen, dass man hinter die Fassade schaut. Vielen Tierschützern ist es aber leider auch egal. Hauptsache, Tierschutz.

Ich finde das aber auch ganz übel. Denn ich glaube denen keine Sekunde, dass es ihnen wirklich um Tiere geht. Zeigt mir einen überzeugten Neonazi, der Vegetarier ist - und nicht nur, um Adolf Hitler nachzueifern. Hitler hat auf Fleisch verzichtet, weil er es schlichtweg nicht vertragen hat. Ihm ging es auch nicht um Tierschutz. Aber diese Gerüchte und Halbwahrheiten werden gerne genutzt und uminterpretiert, um etwas zu erreichen.

Nein, Neonazis sind für mich aggressive, egoistische Menschen, die Bier trinken und Fleisch grillen. Wenn ihnen ein Hund irgendwie "blöd kommt" - sprich zur falschen Zeit am falschen Ort Hund ist - wird er ohne Grund ausgeschimpft und getreten. Sie sind dominant und haben Minderwertigkeitskomplexe. Da kommt ein Tier, das man rumkommandieren kann, gerade recht. Wie soll man auch gut zu Tieren sein, wenn man bestimmte Menschen so sehr hasst, dass man Molotow-Cocktails in ihre Wohnungen schmeißt. Gut, das mag nicht auf alle Neonazis zutreffen. Aber die Grundeinstellung ist die gleiche.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bienenkönigin, ich würde als Tierschutzorganisation auch definitiv darauf achten, mich nicht mit Neonazis zu verbünden. "Hauptsache Tierschutz!" ist, wie Du ja auch schon schriebst, keine gute Idee. Für mich macht es jedenfalls keinen Sinn, sich einerseits für das Wohl von Tieren einzusetzen, sich dann aber mit Personen zu verbünden, die Menschen anderer Hautfarben, Kulturen oder Religionen verfolgen und schädigen. Die Misshandlung und Diskriminierung von Menschen ist keineswegs weniger schlimm, als die Misshandlung von Tieren. Wie einige Menschen offenbar auf Tierschutz Wert legen können, aber ihnen gleichzeitig egal ist, dass Menschen Opfer von Rassismus werden, kann ich nicht verstehen.

Ich denke übrigens auch, dass die Neonazi-Demonstration gegen Tierquälerei nicht wirklich zuliebe des verletzten Hundes stattgefunden hat. Dabei schließe ich nicht einmal aus, dass es unter Neonazis auch "Hundenarren" geben könnte. Sein eigenes Tier zu lieben, schließt Rassismus und Misshandlungen gegenüber Menschen ja leider nicht aus. Hitler hat sein Schäferhund ja wohl auch ziemlich viel bedeutet. Aber Tierliebe macht einen eben leider nicht automatisch zu einem besseren Menschen.

Es scheint eine selektive Wahrnehmung zu sein, dass einige Menschen extrem feindlich gegenüber anderen Lebewesen, egal, ob Mensch oder Tier, sein können, obwohl sie bestimmte Tiere, die ihnen nahestehen, wirklich sehr lieben. Aber ein so ähnliches Thema haben wir ja schon an anderer Stelle hier im Forum, wo einige Leute ja ganz selbstverständlich davon berichten, beispielsweise ihrem eigenen Kaninchen niemals ein Haar krümmen zu wollen, während sie andere Kaninchen als völlig normale Nahrungsmittel ansehen. Damit will ich definitiv keinen Nazivergleich ziehen, das wäre Schwachsinn. Aber es zeigt, dass ein Mensch möglicherweise bestimmte Tiere oder auch Menschen mögen kann, während ihm andere Menschen und Tiere vielleicht völlig egal sind, oder er ihnen gegenüber wohl sogar feindlich eingestellt ist. Und, um jetzt mal wieder den Bogen zu schlagen, Neonazis sind ja auch nicht gegenüber jedem einzelnen Menschen feindlich. Ihren eigenen Partner oder ihre Kinder vergöttern sie teilweise schon, während sie kein Problem haben, einen anderen Menschen beispielsweise allein aufgrund seiner Hautfarbe zu verprügeln oder sogar zu töten.

Aber abgesehen davon, ob Neonazis nun einzelne Tiere lieben können, oder nicht, sehe ich noch einen Unterschied darin, ob nun privat irgendein Neonazi über diesen genannten Fall von Tierquälerei empört ist, oder ob man wirklich direkt eine Neonazi-Demo mit der Thematik anzettelt. Das wirklich so gezielt und groß geplant zu machen, in Form einer Demo, sieht für mich deutlich nach Instrumentalisierung eines emotionalen Themas aus. Wie es das ja auch regelmäßig mit dem Thema Kindesmissbrauch gibt.

Dass Neonazis, wie Bienenkönigin schreibt, wohl auch gezielt auf Tierschutzorganisationen zugehen, finde ich sehr interessant. Davon wusste ich bisher noch nichts. Ich dachte, sie machen ihr eigenes Ding, auch, wenn sie das Thema Tierschutz instrumentalisieren. Sich auch noch bei Tierschutzorganisationen einschleichen zu wollen, macht es meiner Meinung nach besonders schlimm. Wobei ich mich doch frage, wer auf solche wenig subtilen Slogans wie "Tierschutz ist Heimatschutz!" eigentlich reinfällt. Hoffentlich nicht zu viele Menschen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Was ist das Problem daran? Dürfen die Menschen jetzt nicht mehr protestieren, weil sie eine bestimmte Gesinnung haben? Ich finde es lächerlich, das vielen Rechten einfach die Bürgerrechte abgesprochen werden, aufgrund ihrer politischen Überzeugung. Das kann nicht sein, in unserer Demokratie. Jeder Mensch hat das Recht auf solche Kundgebungen zu gehen. Und wenn ich sehe, was teilweise die Grünen für einen Mist reden, frage ich mich, wieso da keiner aufsteht, wenn sie auf die Straße für den Tierschutz gehen.

» IamPirat » Beiträge: 431 » Talkpoints: 24,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Lieber "Pirat", Menschen dürfen, sofern die Art und Weise, wie sie demonstrieren, und die Sache, wofür sie demonstrieren, nicht gegen das Grundgesetz oder gegen andere bestehende Gesetze in Deutschland verstößt, demonstrieren, wie und wogegen sie wollen. In meinem Eingangsposting dürftest Du auch gelesen haben, dass diese "Tierschutz"-Demo, die von bekannten Neonazis angemeldet worden war, nicht verboten wurde, sondern, dass sie wie andere Demos auch, genehmigt wurde. Nur erschien letztendlich eben kaum ein halbes Dutzend an Demonstranten. Das liegt dann aber wohl eher an der Selbstorganisation der Gruppe, und an sonst niemandem.

Außerdem missachtest Du bei der gesamten Angelegenheit, dass sich hier nicht zufällig ein paar bespringerstiefelte Glatzen getroffen haben, um um den armen misshandelten Hund zu trauern, sondern, dass das alles gezielt unter dem Slogan "Tierschutz ist Heimatschutz!" stattfand. Es ging nicht um das Tier. Es ging auch nicht um Tierschutz. Im Hintergrund steht eine wirre Logik aus verschiedensten extrem rechten Gedanken. Gerne wird von Neonazis übrigens bei solchen Gelegenheiten darauf verwiesen, dass Hitler das Tierschutzgesetz erfunden habe. Und mit diesem "Hitler war ja doch nicht so schlimm, sondern eigentlich sogar ganz tierlieb und toll"-Getue versuchen sie, die Nazi-Gesinnung zu verharmlosen und schönzureden.

Ja, und sie versuchen auch, sich selber in ein gutes Licht zu rücken. Mit einem emotional aufwühlenden Thema lässt es sich eben gut auf Stimmenfang gehen. Ob es nun gegen Kindesmisshandler oder gegen Tierquäler geht, damit, sich bei solchen Themen als große Demonstranten aufzuspielen, will man doch nur bei unbedarften Bürgern den Eindruck erwecken, man wäre ja doch gar nicht so schlimm. Stimmenfang ist das, nichts weiter.

Klar ergibt das, wenn man genau darüber nachdenkt, alles keinen Sinn. Wieso sollten Neonazis besonders am Schutz von Tieren interessiert sein, während sie andererseits ohne Skrupel ausländische Menschen verfolgen und ihnen Gewalt antun? Wo soll sich da bitte eine freundliche oder friedvolle Gesinnung verbergen? Und auch beim Thema Kinderschutz bin ich mir ganz sicher, dass viele der Neonazis, die immer auf die Tränendrüse drücken, bei einem ausländischen oder "sogar" dunkelhäutigen Kind sicherlich nicht einmal mehr mit der Wimper zucken würden, wenn diesem Kind Gewalt angetan wird.

Es hat sich ja schon oft genug gezeigt: Von Kinderschutz reden, aber dann Ausländer grundlos verprügeln, während deren Kinder daneben stehen. Und dass die Kinder mit abgegriffen werden, kam auch schon vor. Von Fällen, bei denen Häuser, in denen ausländische Menschen, Erwachsene und Kinder, leben, von Neonazis angezündet wurden, was man eindeutig als Mordversuch werten kann, mal ganz zu schweigen. Aber das passt ja, denn laut Nazigesinnung sind ja sowieso die ominösen "Nicht-Arier" (oder was der durchschnittliche Nazi sich darunter versteht) Menschen zweiter Klasse.

Und Du brauchst das alles auch nicht mit dem "Argument", dass die Grünen auch seltsame Thesen vertreten würden, zu verharmlosen versuchen. Ich stimme den Grünen auch nicht unbedingt in allem zu, was sie vertreten, aber dass Grüne Ausländer durch die Staßen jagen oder Häuser, in denen Ausländer leben, anzünden, ist bisher noch nicht passiert, und das würde ich auch nicht erwarten. Grüne und Neonazis, besonders gewaltbereite Neonazi-Gruppierungen, sind ein völlig anderes Kaliber. Ich frage mich, welche Ideologie Du vertrittst, wo Du Dich neulich in einem Beitrag hier über "Gutmenschen" aufregtest und in diesem Beitrag hier nun Neonazis verharmlost.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also ich bin ehrenamtlich im Tierschutzbereich tätig. Auch wir haben schon dafür Sorge getragen, dass Angela Merkel mit uns in einem Gespräch über den sexuellen Missbrauch von Tieren spricht. Eine Gesetzesänderung wurde uns versprochen und bisher noch nicht ganz so durchgeführt, aber scheint im argen zu liegen. Heisst ich kenne mich mit Tierschutz sehr gut aus und weiss auch aus eigenen Erfahrungen, dass wir viele „Faschisten“ in den Reihen haben.

Ebenso viele Ausländer, Rocker, Punks, Veganer, Fleischfresser & Co. Also im Grunde machen wir Tierschützer nur bedingt jemanden Vorhaltungen, welcher Gesinnung er/sie angehört. Nicht weil wir denken, alle für einen und alle für die Tiere, sondern eher darum, dass die privaten Gesinnungen, solange sie keine strafrechtliche Relevanz besitzen uns nichts angehen. Das muss man eben auch respektieren. Unsere Ausländer kommen mit den „Faschos“ auch super zurecht. Sie lernen sogar voneinander, dass nicht jeder "Nazi“ und jeder „Ausländer“ gleich ist. Wir bekehren zwar niemanden, aber es klappt eben für den Tierschutz gut.

Bei uns in den Reihen und bei vielen Tierschutzorgas in Deutschland die ich kenne, ob gross oder klein, wird kein Unterschied gemacht. Solange eben nicht die private Gesinnung dem Tierschutz schadet oder mit dem Tierschutz propagiert wird, dass man etwas für die Heimat usw. tun sollte. Es muss eindeutig um den Tierschutz gehen ohne Wenn und Aber.

Leider benutzen jedoch viele rechtsradikale gewisse Thematiken, die auf viel Zuspruch stossen aus, um ihre eigenen heimatlichen Interessenten zu wahren. Zeichnet sich in Deinem Falle besonders gut ab, liebe Wawa. Tierschutz ist Heimatschutz ist eine wahre Propaganda indirekt zwar im Deckmantel Tierschutz, aber im wahren ganz eindeutig nur um eigene Interessen nach vorne zu puschen. Das sind Dinge, die gehen eben überhaupt nicht. Sie nutzen hier eine minimale Fläche von Zuspruch für den Tierschutz, um so Leute zu sich zu ziehen.

Das kann ich auf den Tod auch nicht ausstehen und da würde ich ausflippen. Das erste, wenn ich vor Ort gewesen wäre, wäre wohl gewesen, dass ich alle in der Umgebung befindlichen Tierschützer, die ich privat kenne, angerufen hätte, um sofort gegen zu demonstrieren. Auch wenn es eigentlich einer Anmeldung etc. bedarf. Doch Tierschutz als Deckmantel für Rechtsradikale-Propaganda geht eben gar nicht! In Deinem Fall ist es eine reine Farce und sollte nur sich selber dienen. Einfach widerlich!

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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