Auf Arbeit ranklotzen oder lieber gelassen bleiben?

Ich arbeite in der Gastronomie. Dort haben wir einen Vorgesetzten, der mich des Öfteren frustriert. Wenn wir uns im Stress befinden und seine Hilfe bräuchten, lässt er sich gerne mal von Gästen die er kennt ablenken. Steht da und plaudert, während wir mit der Arbeit nicht hinterher kommen. Und auch auf Anfrage scheint er die Sachlage nicht wirklich zu verstehen. Er ist die ganze Zeit über gelassen und zufrieden. Wenn ich anschließend das Gespräch suche, versteht er mich auch dann nicht. Dann kommen nur Sätze wie, ich solle mal tief Luft holen und das doch alles gut ist.

Ich bin dafür das der Mensch eine solche Ruhe und Gelassenheit in seinem Alltag an den Tag legt. Doch in einem Unternehmen wie diesem empfinde ich so jemanden als Belastung. Wobei ich mir in letzter Zeit öfter die Frage stelle: Sollten wir uns mehr von ihm ab schauen, anstatt ihn dazu bringen zu wollen, so zu sein wie wir? Auch im Arbeitsalltag? Was denkt ihr darüber?

Bei uns ist es mitunter auch stressig. Allerdings empfinde ich das am Ende in 99% der Fälle als positiven Stress und deswegen macht mir das auch nichts aus, sondern gibt eher Antrieb. In scheinbar stressigen Situationen bleibe ich meistens auch ruhig. Ich kann es nämlich gar nicht leiden, wenn jemand dann diese stressige Situation noch verstärkt und hektisch wird. Man wird genauso fertig, wenn man ruhig bleibt. Das hat dann nicht zwangsläufig etwas damit zu tun, dass man langsamer wird, sondern eben einfach nur ruhiger.

Manche Menschen schaffen sich ihren Stress auch einfach selbst indem sie hektisch herum rennen. Das sieht dann bei Außenstehenden so aus, als wäre derjenige unglaublich beschäftigt, dabei hätte man sich viele Arbeitsschritte durch Nachdenken einfach ersparen können.

Ich kenne das Problem bei meiner Arbeit auch, dass ich immer recht schnell hektisch werde, wenn der Laden voll steht und ein Kollege von mir dann noch immer in aller Ruhe mit den Kunden redet. Dadurch merke ich immer, wie viel mehr Kunden ich in der gleichen Zeit doch bediene, aber manchmal ärgere ich mich eben auch darüber, dass mein Kollege in aller Seelenruhe da steht, während ich hektisch umher renne. Aber gleichzeitig muss ich auch sagen, dass ich diesen Kollegen beneide, weil ich oft auch gerne seine Ruhe hätte.

Ich habe eine ganz andere Arbeitssituation, das kann ich schlecht mit deiner vergleichen. Ich kann meine Arbeit im Prinzip so gelassen gestalten wie ich möchte, das würde erst mal keinen stören, während bei dir dann wahrscheinlich direkt Gäste länger warten müssten. Wenn ich dann allerdings Absprachen nicht einhalten und Termine versäumen würde hätte das wesentlich schwerwiegendere Konsequenzen als kein Trinkgeld von einem unzufriedenen Gast. Ich kann übermäßigen Stress meistens auch dadurch vermeiden, dass ich mir die Arbeit gut einteile.

In der Gastronomie ist es gar nicht so einfach immer den Spagat zwischen effektivem Arbeiten und Gastfreundlichkeit zu schaffen. Ich habe mal bei McDonalds gejobbt während der Schulzeit, da werden die Kunden ja wirklich nur abgefertigt, aber trotzdem muss man freundlich bleiben und darf nicht die Augen verdrehen, wenn es einer mit der Bestellung nicht rafft und darf dem Kunden eben nicht zeigen, wie viel Stress man zu den Stoßzeiten hat.

Für hektisches, panisches herum rennen plädiere ich ja auch nicht. Aber ich denke in dem Moment immer, er könnte das Gespräch auch freundlich abkürzen, vielleicht auch mit der direkten Begründung das da jemand gerade Hilfe braucht. Dazu muss ich sagen das ich in der Küche arbeite. Ich verstehe nicht was es bringt, so lange mit einer Person herum zu albern, wenn wir in der Küche nicht hinter herkommen; sprich die Gäste ihr Essen nicht bekommen. Ist es wirklich sinnvoll immer alles gelassen zu sehen? Gastronomie ist nun mal mitunter sehr stressig. Und dann kommt es doch darauf an das man mal eben anpackt und es durchzieht. Das sind ja keine Aufgaben die man sich den Tag über einteilen kann.

Ich würde es nun nicht gerade gut finden, wenn man in der Gastronomie hektisch umher rennt und einen angestrengten Eindruck macht. An deiner Stelle würde ich nun auch nicht meinem Vorgesetzten eine Ansage machen, sondern dann nach dem Ansprechen über das Problem noch mal mit dem Chef reden. Es ist aber auch wichtig, dass man mit dem Menschen spricht und einen guten Eindruck hinterlässt.

Man muss schon gelassen sein, aber eben auch seine Arbeit machen. Man muss eben sein Arbeitspensum schaffen, aber man sollte keine Hektik ausstrahlen und den Kunden gegenüber höflich bleiben. Ein Gespräch mit einem Gast kann man sicherlich abwürgen, aber der Gast würde dann vielleicht auch unzufrieden sein und das will man ja nicht. Wenn zu viel zu tun ist und ihr das so nicht schafft, solltest du mit dem Chef reden.

Oh man, es ist wirklich schwierig hier die genaue Situation zu erklären. Der eben genannte Vorgesetzte ist genau dafür da. Seine Arbeit ist es auch dann an die Position zu springen wo er gerade gebraucht wird. Damit alles läuft. Egal ob in der Küche oder im Service. Wenn man es ganz genau sieht sollte er das sogar von selbst erkennen. Das ist sein Job. Wenn er das nun nicht sieht, man ihn aber darauf hinweist, erwarte ich zumindest irgendeine angemessene Reaktion. Spätestens im Gespräch danach. Wenn man mir aber nur sagt ich solle mich nicht so anstellen, verstehe ich es nicht. Wenn ich mit dieser Einstellung arbeiten würde, würde nichts mehr laufen. Wir hätten Chaos und einen Haufen Beschwerden. Und er ist es der sich letztendlich vor unserem Chef verantworten muss.