Kapitel im Leben durch verdrängen / vergessen abschließen?

vom 25.11.2013, 23:25 Uhr

Gerade, wenn man schon reifer ist, kann ich mir vorstellen, dass es Kapitel im Leben gibt, die man so abgeschlossen hat, dass man sie einfach vergessen will und nicht mehr daran erinnert werden will. Ich habe solche Kapitel zum Glück noch nicht. Sicher habe ich auch schon Kapitel abgeschlossen, aber nicht so, dass sie vergessend abgeschlossen sind.

Ich kenne aber durchaus auch Leute, die schon älter sind und die an manche Dinge im Leben einfach nicht erinnert werden wollen und nicht darüber sprechen wollen, weil sie entweder vergessen wollen oder eben das Kapitel so abgeschlossen haben, dass sie einfach verdrängt haben. Habt ihr in eurem Leben schon Kapitel vergessend abgeschlossen oder kennt ihr das nicht?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass das vom Alter abhängt. Nicht mit jedem darüber sprechen wollen heißt ja nicht, dass man das Kapitel abgeschlossen oder vergessen hat. Man möchte halt einfach nicht mit bestimmten Leute darüber reden. Warum auch? Vergessen kann man eh ganze Kapitel seines Lebens nicht. Damit abschließen ist wieder etwas anderes. Das heißt ja nur, dass dieses Kapitel das jetzige Leben nicht mehr negativ beeinflusst. Das heißt aber nicht, dass es nicht mehr im Gehirn ist.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 25.11.2013, 23:40, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich selbst habe bisher nur ein Ereignis in meinem Leben lange verdrängt. Das war damals der Tod von meinem Großvater. Bis das wirklich verarbeitet war, hat das bestimmt an die 15 Jahre gedauert. Erst einige Monate nachdem mein Vater gestorben war, habe ich das erste Mal mit einem Bekannten darüber geredet und dort das Verständnis gefunden, was ich eben mit Anfang 20 nirgends bekommen habe.

Spätere Ereignisse habe ich zwar fast ausschließlich mit mir allein verarbeitet, aber wesentlich mehr darüber nachgedacht und nicht mehr einfach nur verdrängt. Heute kann ich über negative Erlebnisse recht problemlos reden und habe kaum Probleme, wenn ich daran erinnert werde.

Allerdings kenne ich auch Menschen, die wirklich nur alles verdrängen. Und das nicht nur gedanklich, sondern auch mit Psychopharmaka. Da bin ich auch überzeugt, dass es da irgendwann mal nicht mehr geht, dass man nur mit Hilfe von Pillen einfach nur vergisst. Aber wenn solche Menschen nicht bereit sind, die Dinge auch zu verarbeiten, kann man ihnen nicht helfen.

Dass es da bei der älteren Generation wesentlich mehr Menschen gibt, ist ja nicht so selten. Immerhin wurden viele Menschen auch dazu erzogen, dass man einfach keine Probleme beredet, sondern es wurde eben auch innerhalb der Familie einfach unter den Teppich gekehrt. Wobei es eben auch vor einigen Jahrzehnten noch gar nicht üblich war bei großen persönlichen Problemen professionelle Hilfe zu suchen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Verdrängungsprozesse sind ganz natürlich und werden von jedem durchlebt. Sei es nun bewusst oder unbewusst. Häufig hängt das dann mit einer schmerzhaften Erinnerung, einem schlechten Gewissen oder Schamgefühlen zusammen. Zumindest sind das bei mir die Gründe, weshalb ich über bestimmte Dinge aus der Vergangenheit nicht unbedingt nachdenken möchte.

» kumulu » Beiträge: 20 » Talkpoints: 2,84 »



Ich habe ein langes Kapitel in meinem Leben, das ich am liebsten ungeschehen machen würde. Aber ich weigere mich, es zu vergessen oder zu verdrängen!

Es war sicherlich keine schöne Zeit für mich, im Gegenteil. Es war extrem schwer und ich bin froh, dass ich es geschafft habe, heile dort durch zu kommen. Ich bin froh über die Entscheidungen, die ich damals getroffen, aber immer hinterfragt und häufig auch verflucht habe. Ich bin froh darüber, dieses Kapitel in meinem Leben gehabt zu haben. Auch wenn ich an diese Zeit und gerade auch an die Anfänge am liebsten gar nicht denken will.

Ich halte die Erinnerung daran aber aufrecht. Ich finde das einfach wichtig. Nicht umsonst habe ich mich durch diese Zeit geschleppt, sie hat mich sehr geprägt und auch sehr verändert. Und nun, da diese Zeit vorbei ist, habe ich mich wieder sehr geändert. Und ich will einfach nicht, dass ich diese Zeit nun abtue, als wäre sie niemals gewesen.

Meiner Meinung nach ist es nicht gut für einen Menschen, etwas zu verdrängen. Das zeugt einfach nur davon, dass man nicht mit diesen Erfahrungen fertig ist. Man hat sie nicht verarbeitet. Und das aber erachte ich als durchaus wichtig! Ganz egal, wie schlimm ein Erlebnis war - man muss es verarbeiten und wenn dies möglich ist, dann muss man auch seine Lehre daraus ziehen. Oder sein Fazit oder was auch immer. Jede Situation in seinem Leben bringt einen Menschen etwas. Irgendwas. Und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass man niemals wieder in so eine Situation geraten will, und zwar aus diesem oder jenem Grund. Was nützt es mir, etwas zu vergessen, wenn mich irgendwann in meinem Leben etwas wieder daran erinnern könnte und ich dann in alten Wunden ertrinke? Was bringt das? Überhaupt nichts. Ich habe mehr als ein Jahrzehnt gebraucht, um meine Wunden zu verarzten.

Das war nicht schön. Aber ich habe unwahrscheinlich viel gelernt und heute muss ich mir keine Sorgen mehr darüber machen, dass mich irgendwann einmal meine Vergangenheit einholt. Ganz im Gegenteil, soll sie doch ruhig kommen!

Es bringt nichts, zu verdrängen und zu vergessen. Das kann es alles nur noch schlimmer werden lassen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klar gibt es im Leben Dinge die man rückblickend anders gemacht hätte, solche dann aber zu vergessen und zu verdrängen, halte ich für den falschen Umgang mit dem jeweiligen Thema. Was man verdrängt kann man schliesslich weder verarbeiten, noch daraus lernen. Hat man das aber getan, kann es schon sein dass das Thema so in den Hintergrund tritt, dass man es fast schon vergisst. Dann weiss man es zwar noch, aber die Bedeutung tritt in den Hintergrund, sozusagen eine gesunde Form des "Vergessens" anstatt Unangenehmes zu verdrängen.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Es gab bereits Kapitel über die ich nicht reden wollte, über die ich dann auch eine ganze Weile einfach nicht geredet habe. Aber abgeschlossen waren diese dann nie. Wie denn auch. Bei besonders schlimmen Fällen war es dann einfach so, das ich meine Zeit gebraucht habe, bis ich das ansprechen konnte. Ich musste es wohl erst mit mir selbst klären, und dann haben mir Gespräche mit anderen auch weiter geholfen.

» Maddie » Beiträge: 196 » Talkpoints: 63,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich selbst kann nur bestätigen das es durchaus Dinge im Leben gibt denen man sich stellen sollte und nicht einfach nur verdrängen sollte. Der Tod eines Menschen zum Beispiel sollte nicht einfach nur verdrängt oder ignoriert werden sondern es sollte möglichst versucht werden dieses Thema aufzuarbeiten um damit abschließen zu können.

Ich habe jahrelang versucht Dinge die mich bedrückten zu verdrängen und musste dann vor einiger Zeit jedoch feststellen das dies nicht die richtige Lösung für mich ist. Ich habe alles noch einmal aufgearbeitet und darüber ganz offen gesprochen. Seitdem ich es nicht mehr unterdrücke geht es mir schon viel besser und ich kann jeden Tag mit einem Lächeln starten.

» cutemuffin88 » Beiträge: 293 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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