Die erste Konfrontation mit dem Tod

vom 24.03.2009, 22:16 Uhr

Aus meiner Verwandtschaft verstarb zu meinen Lebzeiten als erstes meine Großmutter väterlicherseits. Das war, als ich acht Jahre alt war. Ich muss ehrlich sagen, dass ich natürlich traurig war, aber so furchtbar schlimm war es dann ja doch nicht, da sie ja am anderen Ende des Landes lebte und ich sie ohnehin nur pro Jahr einmal im Urlaub während der Sommerferien sah.

Danach starb meine Großmutter mütterlicherseits. Da war ich aber schon 17 oder 18 Jahre alt. Das Verhältnis war ein ähnliches wie zu meiner anderen Großmutter. Wobei ich meine, da etwas trauriger gewesen zu sein. Also ich habe schon ein wenig getrauert, aber gleichzeitig war ich auch glücklich. Ich habe mich für die Großmutter quasi gefreut, dass sie nun tot war und nun an einem besseren Ort ist, weil sie vorher lange unheilbar krank gewesen war und sie sich immer ziemlich schrecklich fühlte.

Die anderen Großeltern waren vorher schon gestorben, vor meiner Geburt. Da habe ich gar keinen Bezug zu. Meine Eltern leben auch noch beide. Also in meiner Familie hatte ich sonst noch keinerlei Verluste.

Ich kann mich aber noch gut erinnern, dass meine Lehrerin in der Vorschule sehr früh an Krebs starb. Allerdings konnte ich das damals nicht so wirklich begreifen, dass sie gestorben war. Die Klassenlehrerin der ersten Klasse war dann übrigens auch bald gestorben, da war ich dann in der dritten Klasse. Naja, da war ich auch traurig, aber ich hatte dann doch auch nicht so einen engen Bezug zu ihr.

Auch, wenn einige Menschen das hier vielleicht nicht verstehen können: Ich habe bisher nur richtig schlimm getrauert, wenn eines meiner Haustiere gestorben ist. Da war ich dann auch mal wochenlang am weinen.

Vielleicht habe ich es nicht so mit den meisten Menschen? Wobei ich glaube, wenn meine Eltern sterben, dann wird das auch richtig schlimm, und den Tod meines Lebensgefährten könnte ich wohl niemals mehr verkraften.

Übrigens finde ich es jetzt nicht so schlimm, wie der Threaderstellerin der Tod des Großelternteils eröffnet wurde. Es ist grausam, aber das ist der Tod an sich auch und dagegen kann man ja auch nichts machen. Also sollte man dem Kind keine Lügen erzählen, sondern ihm einfach sagen, was passiert ist. Und wenn das Kind Genaueres wissen möchte, dann sollte man die Details auch nicht verheimlichen. Zumal ein Herzinfarkt beim Heben eines Blumenkübels meiner Meinung nach auch nicht besonders grausam ist.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also zunächst einmal würde ich sagen, dass du an dem Tag an dem dein Opa gestorben ist, volljährig warst und du warst demnach auch kein kleines, hilfsbedürftiges Kindlein mehr. Aus dem Grund hattest du es nicht nötig, dass man dir irgendwas beibringt und dass solltest du auch nicht von deiner Familie erwarten. In dem Alter ist man meiner Meinung nach reif genug, um mit diesem Thema umzugehen, so dass es keinerlei kindgerechter Erklärung von Seiten der Verwandtschaft bedarf a la dein Opa ist jetzt im Himmel und sieht auf dich herunter. Auch wenn es deine erste Konfrontation mit dem Tod war, was ich persönlich wirklich sehr erstaunlich finde, so solltest du doch darauf vorbereitet gewesen sein und daher solltest du keinerlei Rücksicht und Spielchen mehr nötig haben.

Ich finde es daher gut, dass du einfach direkt damit konfrontiert worden bist. Du selbst scheinst wohl der Meinung zu sein, dass deine Verwandten zu harsch waren und man ein bisschen softer mit dir hätte umgehen sollen. Zunächst einmal ist hier der Begriff ''Kind'' den du verwendest, nicht mehr angebracht, denn das bist du nicht mehr und das warst du auch mit 17 oder 15 nicht mehr. Ich weiß nicht, was du von deiner Familie erwartet hättest, aber ich finde ihre Reaktion ganz in Ordnung und wenn du tatsächlich eher auf Erklärungen stehst wie ''Gott hat deinen Opa zu sich geholt'' oder ''dein Opa ist nun in Frieden von uns gegangen'', dann finde ich das schon ein wenig naiv, denn du musst wissen, dass du auch nicht der einzige bist, der leidet, den anderen ging es auch nicht bessere und denen wurde die Nachricht auch nicht in Wattbausche gehüllt präsentiert.

Ich selbst hatte meiner erste Konfrontation mit dem Tod schon deutlich früher. Als ich knapp fünf Jahre alt war, ist meine Urama gestorben, mit der ich bis dahin sehr viel Zeit verbracht hatte und zu der ich eine sehr enge Bindung hatte. Ich war damals sehr traurig und bestürzt, aber mir wurde auch keine Kindererklärung abgeliefert und erklärt, dass die Uroma nun auf Wolken über einem schwebt und einen bewacht, sondern mir wurde einfach nur ganz klipp und klar erklärt, das meine Urama tot war und das hat mir auch gereicht. Nur zwei Jahre danach, als ich sieben wurde, verstarb dann mein Opa. Wir waren schon einige Jahre in Deutschland und waren nur noch zu den Sommerferien und Feierlichkeiten in Polen und daher sah ich nicht sehr viel von meinem Opa, war aber trotzdem sehr bestürzt über seinen Tod und brauchte auch eine Weile, um dies zu überwinden. Danach starb nur wenige Monate später eine gute Großtante von mir, zu der ich auch eine enge Bindung hatte. Vor zwei Jahren dann ist mein anderer Opa gestorben, denn ich erst in den Sommerferien des gleichen Jahres überhaupt kennengelernt hatte und daher kam das auch sehr überraschend und schmerzhaft. Danach starb ein guter Bekannter von mir an Krebs und wenig Wochen danach eine ältere Dame aus dem Altersheim, eine Mutter meiner Bekannten, die ich regelmäßig besuchen ging und der ich öfters verspielte und vorlas.

Wie du siehst, hatte ich schon vor meinem achtzehnten Lebensjahr mehr als genug mit dem Tod zu tun gehabt und mir hat es auch keiner beibringen müssen. Ich denke eine gute Art es jemandem beizubringen gibt es auch gar nicht und daher weiß ich auch nicht, was du erwartet hast, was deine Familie dir ''Kind'' dazu sagt. Nach einem solchen Schicksalsschlag ist jeder erstmal genug mit sich selbst beschäftigt, da hat niemand Lust oder Zeit sich für dich eine Geschichte auszudenken und wozu auch? Es ist nun mal so passiert und du bist alt genug zu wissen, dass die Welt nun mal leider kein Ponyhof ist und vermutlich wirst du in den folgenden Jahren auch noch mit dem einen oder anderen Todesfall konfrontiert werden und dann musst du alleine schauen, wie du damit zurecht kommst und es am Besten verarbeitest.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich werde auch praktisch laufend mit diesem Thema, dem Todesthema konfrontiert. Aber ich finde es auch nicht wirklich schlimm oder bedauernswert, denn jeder weiß, dass der Tod nun einmal kommen wird, es gilt eben, das Leben so weit zu erfüllen, dass man irgend wann mit dem Tode ordentlich umgehen kann und dass man dann auch einfach nicht mehr wirklich schockiert darüber ist, wenn denn der Tod auch in die eigene Familie kommt und irgend wann auch vor einem selbst nicht mehr halt machen kann. Ich finde das etwas vollkommen Normales und so ist der Mensch eben, alles hat ein Ende, außer eben die Wurst und die hat zwei, aber auch keine zwei Leben haben eben Tiere und die treffen es noch viel eher mit dem Tod, also sollten wir als Menschen erst einmal froh sein darüber, dass wir überhaupt leben dürfen.

Wann ich denn nun das erste Mal wirklich in Kontakt mit dem Todesthema gekommen bin, das ist schwer zu sagen. Ich kann mich aber ehrlich gesagt überhaupt nicht daran erinnern, dass wir dieses Thema einmal in der Schule besprochen hätten. Ich glaube eher, dass die Lehrer in der Grundschule dachten, dass wir noch nicht reif genug seien und deswegen wollten sie uns eben so ein wenig davor verschonen. Ich persönlich finde aber, dass man dieses Thema in der Grundschule unbedingt behandeln sollte und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und würde einfach mal behaupten, dass es in der Vorschule oder sogar noch früher, nämlich eben im Kindergarten zur Behandlung dieses Themas kommen sollte.

Mein Großvater ist früh in meiner Kindheit verstorben und es war wirklich alles sehr traurig, denn an die Beerdigung kann ich mich interessanterweise noch viel, viel besser erinnern als an meinen Großvater selbst, da fehlt mir irgend wie so ein wenig jeglicher Bezug zu ihm. Aber das war mit 4 oder 5 Jahren, als mein Großvater leider aus Altersgründen und auch noch ein wenig aus anderen Gründen verstorben ist und dann müssen einem die Eltern eben sagen, dass der Großvater nun im Himmel seine Ruhe gefunden hat und nicht mehr unter uns sein kann. Meine Eltern betonen auch immer, dass sie mir das wirklich auch exakt so gesagt haben und ich finde das auch ehrlich gesagt wirklich gut von ihnen, denn manche Eltern hätten dann wieder Geheimnistuerei bei diesem Thema angefangen und das hätte ich dann überhaupt nicht angemessen gefunden.

Ich denke aber, wenn in seiner Kindheit nicht gerade ein Verwandter einer Person stirbt, dann kommt man erst sehr, sehr spät mit dem Todesthema in Berührung. Ich kannte manche Kinder in der Grundschule, die noch überhaupt nicht wussten, was denn Tod überhaupt ist, und diese waren dann auch vollkommen überrascht und auch logischerweise auf einmal so ziemlich verstört, als der Lehrer einfach nicht mehr aus dem ewig langen Urlaub zurück kam oder der Klassenlehrer auf einmal auf für sie natürlich mysteriöse Weise verschwand. Beide hatten nämlich Krebs und konnten ihn einfach nicht mehr bezwingen und im Griff halten. Ich habe das damals einfach aufgenommen, denn ich kannte dieses Gefühl eben, aber den anderen Kindern hat es total zu schaffen gemacht und sie waren mehrere Tage nur am Weinen. Also bringt es nur Nachteile, die spätere Aufklärung.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich muss da wohl vier oder fünf Jahre alt gewesen sein als ein junges Mädchen aus unserem Haus durch einen tragischen Elektrounfall auf dem Hof tödlich verunglückt ist. So richtig habe ich das auch nicht mitbekommen, ich war da noch zu klein, aber ich wusste das etwas passiert war weil die Polizei da war und etwas mit einer Decke abgedeckt wurde. Meine Eltern hatten mir dann auch die Sicht verdeckt und mich zur Seite genommen und später in der Wohnung alles erklärt.

So richtig habe ich es aber wahrscheinlich nicht begreifen können oder die Erklärung war nur sehr oberflächlich, auf jeden Fall hatte es mich nicht sonderlich berührt und auch mit meinen Freunden wurde darüber nicht diskutiert.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das erste Mal, als ich mit dem Tod konfrontiert wurde, war wohl, als meine Oma gestorben ist. Sie wurde zunächst laut meinen Erinnerungsfetzen zu Hause gepflegt und ich weiß nur noch, dass Sanitäter bei uns im Treppenhaus standen, um meine Oma mit ins Krankenhaus zu nehmen. Wie lang es dann gedauert hat, bis sie verstorben ist, weiß ich nicht mehr. Ich war da gerade mal vier oder fünf Jahre alt und habe wie gesagt nur noch einzelne Erinnerungsfetzen. Wie man mir den Tod mitgeteilt hat, weiß ich nicht mehr, aber auch auf der Beerdigung war ich nicht mit dabei gewesen. Eine Nachbarin hatte auf mich/ uns während der Zeit aufgepasst. Ich kann noch nicht mal sagen, ob ich da großartig traurig gewesen bin oder auf meine Art und Weise getrauert habe. Sicherlich habe ich sie vermisst, aber alles andere kann ich nicht mehr mit Gewissheit sagen.

Einige Jahre später ist dann meine Großtante verstorben und das war dann schon eine andere Trauerphase, als eben als Kindergartenkind. Da hatte man es mir frei gestellt, ob ich mit zur Beerdigung möchte oder nicht, bin dann aber doch zu Hause geblieben und war froh, meine Ruhe zu haben. Dabei mochte ich diese Frau sehr und sie waren auch regelmäßig bei uns zu Besuch, alle paar Wochen mal einen Sonntag. Und das waren schon ganz nette Zeiten. Ich kann aber nicht sagen, dass ich es nun bereue, mich damals nicht von ihr verabschiedet zu haben, fair wäre es irgendwie gewesen. Aber mir war wohl die Tragweite des Ganzen noch nicht bewusst.

Wiederum einige Jahre später ging es dann bei uns in der Familie Schlag auf Schlag - innerhalb von wenigen Monaten sind mein jüngerer Bruder, meine Mutter und dann eben auch der Großonkel verstorben. Dieses Jahr würde ich am liebsten aus meinem Gedächtnis schreiben, auch, wenn der Tod zum Leben dazu gehört. Natürlich gehört der Tod zum Leben dazu und dennoch bin ich erst einmal geschockt und traurig, wenn jemand, den ich kenne, den ich mag, der aus dem familiären Umkreis oder aus dem Bekannten- und Freundeskreis stammt, verstirbt. Das ist doch ganz normal und logisch, dass man gerade bei einem überraschenden Tod nicht vor lauter Freude in der Gegend herum springt.

Im Übrigen steht auch deutlich im Eingangsposting, dass die Erstellerin des Threads bei der ersten Konfrontation mit dem Tod auch im Grundschulalter gewesen ist und das kann man nun nicht als kindisches Verhalten beschreiben, wenn sie verwirrt und durcheinander ist und eigentlich nicht weiß, was geschehen ist. Ich denke, bei solch einer Nachricht, die man dann auch noch weiter vermitteln muss, steht man selbst unter Schock und weiß nicht, wie man damit umgehen soll. Das Ganze dann noch dem Kind mitzuteilen, finde ich nicht gerade einfach. Daher würde ich Deinen Eltern nun auch keine Vorwürfe machen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Meine erste Begegnung mit dem Tod habe ich im Alter von 10 Jahren gemacht.Meine Oma war nach langer Krankheit eingeschlafen und mein Vater und ich waren ein letztes mal zu Besuch im Krankenhaus,wo sie sich zu dem Zeitpunkt aufhielt.Ich habe erst gar nicht verstehen können was dort vor sich ging bis mein Vater in Tränen ausbrach und mich in den Arm nahm.Auch seine Geschwister waren da gewesen und konnten ihre Trauer kaum mehr verbergen.

Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen,dass die erster Begegnung mit dem Tod alles andere als leicht ist und sie kann sogar bleibende Schäden hinterlassen,wenn man nicht lernt zu akzeptieren das Leben und Tod stark miteinander verbunden sind.Für mich war nicht die erste Begegnung mit dem Tod diejenige die Schäden hinterließ, sondern die, als meine Mutter ohne Vorwarnung im Schlaf verstarb.Damals war ich 16 Jahre und hatte noch eine kleine Schwester.

Zu dem Thema ob man dir die Todesnachricht auch anders hätte überbringen können bin ich der Meinung das jeder anders mit seiner Trauer umgeht. Natürlich warst du damals noch sehr jung, aber ich kann auch deine Familie sehr gut verstehen.

» cutemuffin88 » Beiträge: 293 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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