Trotz Trauerfall zum Sport gehen

vom 13.03.2014, 18:57 Uhr

Gestern ist die Uroma meines Partners ganz plötzlich verstorben. Am Tag zuvor hatte ich noch mit ihr telefoniert und es ging ihr gut. Ich habe die Frau sehr sehr gemocht und bin sehr traurig über ihren Tod. Sie war auch für mich eine Oma und da wir im selben Ort wohnen, hat sie mich immer mal besucht. Man kann schon sagen, dass sie ein langes und gutes Leben hatte, trotzdem ist man natürlich traurig.

Nun ist es so, dass ich für diese Woche meine Termine und auch den Sport abgesagt habe. Am Dienstag nächste Woche ist die Beerdigung und am Montag hätte ich bei uns in der örtlichen Sporthalle Zumba. Ich gehe sehr gerne dorthin und habe viel Spaß dabei. Allerdings weiß ich nicht, ob es sich wirklich gehört, so kurz vor der Beerdigung einem Sport nachzugehen, der ja auch etwas mit Tanz zu tun hat. Außerdem besteht der Kurs überwiegend aus Bewohner aus dem Ort, die mich sicher auf den Tod der Oma ansprechen würden. Schickt es sich denn überhaupt, wenn ich dorthin gehen würde? Ich merke, dass mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt und habe schon gedacht, dass ich den Sport heute auch nicht so schnell absagen sollen. Irgendwie bin ich gerade über alles froh, was mich etwas ablenkt. So richtig, habe ich auch noch gar nicht realisiert, dass sie nicht mehr da ist und nicht wieder kommt.

Würdet ihr an meiner Stelle einen Tag vor der Beerdigung zum Sport gehen und in Kauf nehmen, dass ihr vielleicht angesprochen werdet? Oder meint ihr, dass es sich nicht gehört, dann zum Sport zu gehen und das eher Gerede verursacht?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Was die anderen sagen oder denken wäre mir da egal. Du solltest selber wissen, wie du dich fühlst. als meine Schwiegermutter gestorben ist, wäre ich absolut nicht fähig gewesen etwas zu machen, was mich aufheitert.

Ich war viel zu sehr mit der Trauer beschäftigt und ich hätte es selber als falsch empfunden, wenn ich zu einer Freizeitbeschäftigung gehen würde, die mich aufheitert. Sie hätte es sicher gewollt, dass ich nicht trauer. Aber es ging mir einfach zu Nahe.

Jeder trauert anders und für mich persönlich wäre es ein Unding zum Zumba zu gehen, wenn ich einen geliebten Menschen verloren hätte. Für mich wäre es auch keine Ablenkung sondern würde sich einfach falsch anfühlen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich denke nicht, dass es falsch ist, nach einem Todesfall doch zum Sport zu gehen. Schließlich will der Verstorbene wahrscheinlich ebenfalls nicht, dass man sich einigelt und erst einmal eine Woche durchtrauert. Natürlich hat man immer einige Skrupel und gerade in kleineren Orten gibt es gerne dummes Gespräch. Aber das sollte dir egal sein. Wenn du dich imstande fühlst zum Sport zu gehen, dann tue es und mach dir mal keinen Kopf darum, ob es sich schickt oder nicht. Jeder verarbeitet anders und das Leben muss weitergehen, auch im Sinne des Verstorbenen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Wenn es sich um die Urgroßmutter meines Mannes handeln würde, die auch für mich stets eine Oma war, die ich obendrein noch sehr gemocht hatte, würde ich ganz bestimmt nicht eine laute Tanzveranstaltung wie Zumba besuchen. Ist es denn so schlimm, das einmal ausfallen zu lassen? Es ist nicht wegen der Leute. Was die denken, wäre mir egal. Aber in deinem Herzen müsstest du doch Trauer fühlen, wenn du die Oma mochtest. Und einen Tag vor der Beerdigung dann zum Zumba zu gehen, das wäre mir nicht recht. Aber du wirst selbst wissen, wie du dich fühlst.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Bevor mir hier nun unterstellt wird, dass ich nicht trauere, beton ich nochmals, dass die Oma auch für mich Oma war und ich sie sehr lieb hatte und immerhin 10 Jahre kannte. Sicherlich nicht so lange wie ihre Familie, aber das ist doch egal. Und wie ich auch schon schrieb, hat Zumba ja etwas mit Tanz zu tun, zudem man normal geht, um Spaß und Freude auszudrücken. Das empfinde ich gar nicht!!

Mir ging es allein um die Ablenkung. Aber ich denke, dass ich Montag den Sport nochmal ausfallen lassen werde, so wie ich es heute auch gemacht habe. Es ist natürlich nicht schlimm, den Sport ausfallen zu lassen. Zur Zeit versuche ich mich in die Hausarbeit zu stürzen und abzulenken. Aber auch dabei kommen natürlich immer wieder Erinnerungen. Ich denke, dass ich erst bei der Beerdigung wirklich realisiere das sie nicht mehr da ist. Ich bin ein sehr emotionaler und sensibler Mensch und mich nimmt der Tot der Uroma natürlich mit. Nur um das nochmals klar zu stellen!

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kann dir absolut verstehen und möchte dir an dieser Stelle erst Mal mein Beileid bekunden. Auch wenn es nicht die eigene Oma war, ist es eben doch jemand, zu dem man eine innige Beziehung aufgebaut hat und so einen Menschen vermisst man dann eben auch sehr. Dass man sich dann ablenken will ist schon klar.

Es sollte dir eigentlich egal sein, was andere von dir denken. Ich stand vor ein paar Jahren vor einem ähnlichen Problem und habe mich dafür entschieden hinzugehen und das dort zu genießen. Damals ist wirklich auch jemand gestorben, der mir viel bedeutet hat, aber die Person war immer fröhlich und glücklich und hätte es nie gewollt, dass ich weinend zu Hause sitze. Die Ablenkung hat mir damals echt gut getan. Ich denke, dass gerade Sport einen richtig auspowert und man danach weniger darüber nachdenken muss.

Tanzen ist natürlich noch mal eine andere Sache, aber ich glaube, dass es jeder versteht, wenn du sagst, dass dir zu Hause sonst die Decke auf den Kopf fällt und du dich ablenken musstest. Das heißt für mich nicht, dass du nicht trauerst und die Trauer wird man dir ja trotzdem auch ansehen. Ich wünsche dir auf jeden Fall auch viel Kraft für die Zeit der Trauer.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich weiß ja nicht, was sich manche unter Zumba vorstellen. Zumba ist nicht nur laute Musik und einmal kurz Spaß haben, sondern es ist hartes Training, körperliche Betätigung. Wer Zumba mal so als Tanzveranstaltung abtut, sorry, der hat keine Ahnung von dieser Sportart. Nelchen, mach was dir gut tut und was dir bei deiner Trauer hilft. Ständig Gedanken nachhängen zieht dich nur noch mehr runter.

Deswegen denke ich persönlich, dass sportliche Betätigung gar nicht verkehrt ist, aber ich glaube auch, dass du die Entscheidung, dass du hingehst, eh erst am Montag treffen wirst. Ich habe mich am Grab meines Großvaters erst verabschieden können und es ist mir da erst wirklich klargeworden. Statt mich einzuigeln habe ich am Folgetag wieder losgepowert. Es hat mir beim Verarbeiten irgendwie geholfen, auch wenn die Gedanken zwischendurch immer beim Opa waren.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Also mein Vater 2009 verstorben ist, habe ich nur am Sterbetag selbst alle Termine abgesagt. Das war ein Freitag und es musste ja auch einiges organisiert werden. Den Montag darauf habe ich mein normales Leben wieder aufgenommen. Das Wochenende war noch etwas anderes und ich habe mich mehr oder weniger von allein zurück gezogen und wollte allein sein. Aber die Ablenkung bei meiner Arbeit hat mir sehr gut getan.

An deiner Stelle würde ich danach entscheiden, was für dich gerade gut ist. Wenn es der Sport am Montag ist, dann geh hin. Wie du selbst sagst, hätte die Oma auch nicht gewollt dass du nun nur in Trauer versinkst, wenn dir Ablenkung besser bekommt. Mein Vater hat auch nicht gewollt, dass ich mein Leben der Trauer unterwerfe.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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