Ungebildetere Eltern halten 'schlaueres' Kind für hochbegabt

Ich musste neulich doch lächeln, als ich im Fernsehen einen Bericht sah über ziemlich ungebildete Eltern, die ein Kind hatten. Das Kind war in der Schule nicht schlecht und weil es eben ein besseres Zeugnis hatte als sie selber, redeten die Eltern darüber, dass sie ein hochbegabtes Kind haben. Das Kind ist wirklich sehr viel schlauer als die Eltern gewesen und hat es sogar ins Gymnasium geschafft. Es muss aber auch viel dafür machen und es sagt selber, dass es eben mal studieren will.

Denkt ihr, dass es im realen Leben auch vorkommen kann, dass eher ungebildete Eltern ein "normal" begabtes Kind als hochbegabt ansehen, weil das Kind eben mehr im Kopf hat als die Eltern selber? Kennt ihr solche Eltern vielleicht sogar?

Ungebildet sein hat absolut nichts mit Intelligenz zu tun. Auch sehr ungebildete Leute können hochbegabt sein. Dass ungebildete Leute ihr Kind eher für hochbegabt halten als gebildete Eltern, habe ich persönlich noch nicht festgestellt. Ansonsten ist es doch schön, wenn die Eltern stolz auf ihr Kind sind und ihm ein Studium ermöglichen. Eine gewisse Intelligenz muss ja vorhanden sein, denn nur mit Fleiß schafft man das Gymmasium - zumindest in Bayern - nicht. Es gehört eine gewisse Flexibilität im Denken dazu.

Da muss ich dir wiedersprechen, anlupa. Ich selbst wurde in einer leider zum Freistaat gehörenden Region geboren und habe auch dort die Hochschulreife erlangt. Und da gab es tatsächlich Personen, die von der fluiden Intelligenz gesehen richtig dumm waren. Und durch viel, viel Ehrgeiz und Fleiß haben sie durch stures Auswendiglernen ein 14-Punkte-Abi bekommen. Es ist möglich.

Aber BTT: Hochbegabt ist natürlich ein schönes Wort, mit dem man seine Kinder schmücken möchte. Definiert ist es glaube ich, dass man einen IQ von 130 hat und somit intelligenter ist als 98% der Weltbevölkerung. Mir ist bei, nennen wir sie bildungsfernen Eltern nicht aufgefallen, dass sie ihre Kinder häufiger als hochbegabt hinstellen würden. Da gibt es eine andere Bevölkerungsgruppe: Kennst du auch diese Leute, bei denen alles vom Besten ist und die nicht müde werden, dir zu erzählen, wie besonders ihr Parkett, ihre neue Küche, ihre Wohnzimmermöbel sind? Im Gegensatz zu deinen? Und genau solche Leute müssen natürlich hochbegabte Kinder haben. „Der Fritzi, der schreibt nur so mittelmäßige Noten, weil er hochbegabt ist!“

Dass Eltern, die selbst keine hohe Bildung erlangt haben, ihre Kinder schneller als hochbegabt bezeichnen würden, ist mir in meinem Bekanntenkreis noch nicht aufgefallen. Bemerkt habe ich hingegen, dass viele dieser Eltern sehr stolz auf ihre Kinder sind, die das erreichen können, was man selbst bislang nicht erreicht hat, während es bei vielen eher gebildeten Eltern absolut klar ist, dass das Kind aufs Gymnasium geht und andere Schulformen überhaupt nicht in Betracht gezogen werden.

Abgesehen davon gibt es dann aber auch noch die andere Sorte von Eltern, die es nicht gerne sieht, wenn das eigene Kind einen höheren Schulabschluss anstrebt als sie selbst - das habe ich bisher mehrfach erlebt. Ich weiß nicht genau, was da eine Rolle spielt, vielleicht eine gewisse Angst, dem eigenen Kind unterlegen zu sein. Vielleicht ist es aber auch das Gefühl, dem eigenen Kind nicht mehr helfen zu können, oder der erhöhte Kostenaufwand, den es bringt, wenn das Kind zwei Jahre länger zu Schule gehen und dann vielleicht auch noch studieren möchte.