Krankenhäuser: Bezahlung nach Behandlungserfolg gute Idee?
Ich las vorhin im Spiegel Online dass die Große Koalition neue Pläne hat, die unser Gesundheitssystem in Deutschland betreffen.
So wie es aussieht, erwärmen sich die Politiker der GroKo für die Idee, die Krankenhäuser nicht mehr nach der Anzahl der Operationen zu bezahlen, sondern eher nach Qualität und Erfolg der einzelnen Behandlungen. Es soll damit verhindert werden, dass die Krankenhäuser nur aus Profitgier und wirtschaftlicher Not so viele (möglicherweise auch unnötige) Operationen wie möglich durchführen. Es soll auch ein unabhängiges Qualitätsinstitut eingerichtet werden, welches die entsprechenden Patientendaten auswertet und die Qualität der einzelnen Kliniken dadurch transparenter macht.
Mich würde jetzt interessieren, was haltet ihr von so einer Idee? Haltet ihr sie für fortschrittlich und begrüßenswert oder findet ihr das aktuelle System viel besser? Was spricht für und was gegen eine Umsetzung eines solchen neuartigen Systems?
Ich glaube in unserem aktuellen System wird nicht der Patient und sein Problem gesehen und behandelt, sondern es wird irgendwie im Abrechnungskatalog nachgesehen, wo man den Patienten überall hinschicken kann und für welche Untersuchungen und Verordnungen man am meisten verdient.
Mein Kollege kam letztens vom MRT, da hatte ihn die Dame die das machte gefragt, wozu er ein MRT braucht. Mein Kollege wusste das nicht und sagt halt, weil sein Arzt ihn geschickt hätte. Die Dame meinte dann, dass 80% aller MRTs sinnlos seien unf für seinen Fall ein CT sinnvoller wäre.
Aber da das Rezept halt da war, hat man das MRT dann halt auch gemacht. Und ich glaube in dem Zusammenhang ernsthaft: wenn man heute mit Fußpilz zum Zahnarzt geht, findet der einen Grund, warum der Eckzahn diesen verursacht hat.
Ich sehe das auch wie mein Vorredner. Es geht oft darum. Kostspielige Untersuchungen Patienten zu verkaufen, die nicht nötig sind. So wurde mir bei einem Krankenhausaufenthalt von der Stationsärztin empfohlen, eine Herzkatheter-Untersuchung machen zu lassen. Auf meine Frage warum, antwortete sie ausweichend, nötig nicht, aber besser. Mein Einwand, dass solch ein unnötiger Eingriff mit Risiken verbunden sei, beantwortete sie damit, dass ja dann ein Arzt anwesend sei, der helfen könnte. Sie konnte mir nicht sagen, was eine solche Untersuchung bringen könnte.
Ich finde das etwas viel, nur zur Prophylaxe eine teure und gefährliche Untersuchung durchzuführen. Bei einer älteren Italienerin haben sie zweimal an verschiedenen Tagen diese Untersuchung gemacht. Sie verstand kein Deutsch und der Sohn meinte nur, wenn es nötig ist, dann ja. Weil die Ärztin bei mir kein Glück hatte, wurde sie richtig garstig, entschuldigte sich allerdings nachmittags dafür. Ich war wohl auf der falschen Abteilung.
Man muss nun nicht nur auf Tabletten achten, dass man die richtigen bekommt, sondern auch auf Untersuchungen, dass man nicht irgendetwas untergejubelt bekommt. Es ist nur gut, dass sie für solche Untersuchungen eine Unterschrift brauchen. Die neuen Pläne der Koalition bergen eine Menge Risiken in sich.
Welche Maßnahmen sind denn unnötig und wer bestimmt dies? Ein Arzt oder ein Krankenkassenmitarbeiter, der auf niedrige Ausgaben hinarbeiten soll? Was ist überhaupt eine erfolgreiche Behandlung? Eine billige Behandlung oder eine, die den Patienten zufriedenstellt?
Ich bin absolut dagegen, da sich die Kriterien kaum festlegen lassen und es wahrscheinlich eher dazu kommen würde, dass gerade schwierige Patienten weniger Leistungen bekommen würden, zumal viele Patienten Mehrfacherkrankungen haben und die Bewertung hier im Einzelfall vorgenommen werden muss und auch die Grunderkrankungen je nach Region manchmal recht unterschiedlich sind.
Machen wir das mal an einem Beispiel fest. Ein Krebskranker, der eigentlich keine Operation nötig hätte, den man aber mit einer Operation noch mal aktiv ein bisschen Entlastung und vielleicht ein paar Tage schenkt. Laut dieser neuen Definition wäre das Profitgier und dürfte so nicht mehr gemacht werden. Ganz ehrlich ich finde diese Neuerung Schwachsinn.
Es ist totaler Schwachsinn das Ärzte im Krankenhaus Sachen machen um daran Geld zu verdienen. Ich bin mir sicher, dass kein Arzt wirklich Bock darauf hat unnötig im OP zu stehen und das etliche Stunden. Selbst bei einer kleinen Operation ist man da Stunden mit beschäftigt, das macht keinen Spaß. Es ist ja auch so, dass im Krankenhaus durchaus viele schwere Fälle sind und man auch besseres zu tun hat, als den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ich denke, dass die Qualität mit einer weiteren Überprüfung nachlassen würde. Sicherlich würde dann die Bezahlung der Ärzte noch schlechter werden und man dürfte nicht mehr jeden in der Art und Weise helfen, wie es eigentlich gut für den Patienten wäre.
Bei dem Wort "unabhängiges Qualitätsinstitut" frage ich mich gerade, wie man das denn wirklich umsetzen könnte. Ein von der Regierung vorgeschriebenes unabhängiges Qualitätsinstitut? Das passt für mich nicht wirklich zusammen.
Wie viele Leute sollten denn da arbeiten, um sich wirklich mit jedem Fall zu beschäftigen. Zudem müssten das dann ja Doktoren sein, die generell noch mehr Ahnung haben, als die im Krankenhaus, oder? Also am besten eine Menge Leute, die so, überspitzt gesagt, sind wie "Dr. House" vom Fachwissen her?
Da wird dann für jeden eine Anamnese erstellt, denn viele Krankheiten oder Symptome kommen ja auch erst mit der Zeit dazu, woher nimmt man dann die ganze Krankengeschichte? Ich denke, dass ist noch nicht einmal im Ansatz wirklich durchdacht worden.
Für das neue Konzept steht natürlich die Transparenz, wie du schon geschrieben hast. Aber ich sehe da ein paar kleine Haken, denn wenn jetzt zum Beispiel eine Komplikation im OP passiert, dann sinkt die Qualität, wodurch die Ärzte weniger oder garkein Geld bekommen. Das würde bedeuten, das Ärzte nur noch operieren, wenn der Erfolg gesichert ist. Das heißt wiederum das keine gewagten und risikoreichen Operationen mehr gemacht werden, da sie bei Misserfolg wirtschaftlichen Verlust machen würden.
Heutzutage bekommen Ärzte das meiste Geld bei schwierigen Operationen, wodurch diese auch gemacht werden und nicht gesagt wird, das sie es nicht machen, da das Risiko zu hoch ist. Wenn ich schwerkrank wäre, dann würde ich mir wünschen, das mir die Ärzte helfen und mich operieren, anstatt wenn mir nur noch ein paar Wochen bleiben und Ärzte wegen wirtschaftlichen nicht operieren.
Das System heutzutage finde ich deutlich besser und ein renommiertes Krankenhaus wird auch nicht unbedingt eine "sinnlose" OP machen. Jeder Arzt entscheidet in Grenzfällen anders, deswegen sollte man sich immer eine zweit- oder Drittmeinung einholen.
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