Geschmacklos, wenn Todesschütze Autogramme gibt?
George Zimmerman lief vor zwei Jahren im Rahmen einer Nachbarschaftswache Streife. Dabei fiel ihm ein Jugendlicher auf, der ihm verdächtig vorkam. Er rief die Polizei und folgte dem Jungen. Es kam zu einem Streit und zu Handgreiflichkeiten. George Zimmerman zog seine Waffe und erschoss den 17jährigen. Zimmerman wurde des Mordes mit bedingtem Vorsatz angeklagt, aber freigesprochen. Die Jury war der Meinung, dass er in Notwehr gehandelt habe.
Die Ereignisse wurden in den USA heftig diskutiert. Es ging um Diskriminierung, weil der Junge schwarz war. Es ging generell um die Waffengesetze und es ging vor allem um dieses Stand your ground law, das jedem erlaubt, einen Angreifer zu töten. Dieses Gesetz gibt es in etwa 30 US-Staaten und setzt den Grundsatz außer Kraft, dass man vor einem Angreifer zurückweichen sollte.
Die Ereignisse spalteten also die Nation einmal mehr in Waffengegner und -Befürworter. George Zimmerman ist im Lauf des Prozesses von dem Besitzer eines Waffengeschäftes unterstützt worden. Um sich für diese Hilfe zu revanchieren, hat er sich dazu bereit erklärt, auf einer Waffenmesse am letzten Wochenende eine Autogrammstunde zu geben. Er hatte Fotokarten dabei, die ihn mit seinem Hund zeigten und gab jedem kostenlos ein Autogramm, der es wollte. Dies taten insgesamt ungefähr 20 Personen. Hier ein Artikel dazu.
Die Diskussion unter dem Artikel setzt dem Ganzen aber noch die Krone auf. Dort sind einige der Meinung, dass er wie jeder andere Autogramme geben darf, weil er freigesprochen wurde. Ja, der Mann ist freigesprochen worden. Aber nicht, weil er den Jungen nicht erschossen hätte. Er hat diesen Jungen getötet. Daran besteht kein Zweifel. Das Gericht war nur der Meinung, dass er aufgrund dieses Gesetzes das Recht dazu hatte. Demnach ist es legal, Autogramme zu geben. Aber moralisch ist das doch total verwerflich.
Selbst wenn der Junge seinerseits auch eine Waffe gehabt hätte und Zimmerman wirklich um sein Leben hätte fürchten müssen, hat er einem anderen Menschen das Leben genommen. Man sollte ihm psychologische Hilfe anbieten und keine Publicityveranstaltung. Und der Junge war nicht bewaffnet. Er hat sich vielmehr von Zimmerman bedroht gefühlt, weil dieser ihn verfolgte, wovon ihm die Polizei auch abgeraten hatte. Viele waren der Meinung, dass er damit zum Aggressor wurde und sein Recht auf Selbstverteidigung verwirkt hatte.
Aus welchem Grund sollte er also Autogramme vergeben? Selbst wenn man für das Gesetz und für Selbstverteidigung mit Waffengewalt ist, kann man es doch nicht so feiern, dass er einem Menschen das Leben nehmen musste. Also ich finde das total geschmacklos. Wie seht ihr das?
In Amerika hat meiner Meinung nach die Waffenlobby eh zu viel Einfluss. In meine es ist ja schon übertreiben, wenn man kleinen Kindern rosa Waffen kauft und sie damit schießen lässt. Es ist einfach eine sehr waffenfreundliche Gesellschaft, was nicht unbedingt positiv zu sehen ist. Ich finde diese ganze Entwicklung sehr rückschrittlich.
Abgesehen davon finde ich es wahnsinnig bescheuert von einem Mörder und das ist er nun mal, ein Autogramm zu wollen und als Mörder eines Kindes auch noch welche zu geben. Er hat dieses Kind getötet also ist er ein Mörder. Wenn er gedacht hätte, dass Gefahr von dem Kind ausgeht, dann hätte er ja auch von weitem schauen können oder nur die Polizei informieren können. Meiner Meinung nach ist das eine Ausrede gewesen, weil er versagt hat und dieses Versagen wird nun auch noch gefeiert und gehyped. Es ist einfach nur Wahnsinn, was da abgeht.
Ich kenne den Fall und habe ihn damals aufmerksam in den Medien verfolgt. Auch habe ich heute zufällig von den Gegebenheiten gelesen, die du hier sehr ausführlich schilderst. Ich muss sagen, dass ich ziemlich geschockt und irritiert war, als ich das erfuhr. Ich habe absolut kein Verständnis für das Verhalten dieses Mannes. Es ist ja nicht so, dass er eine Heldentat begangen hat. Er hat aus angeblicher Notwehr einen Teenager erschossen, der nicht einmal bewaffnet war. Ich finde, der Todesschütze sollte sich schämen und Reue zeigen und sich nicht von aller Welt feiern lassen.
Ich hätte total das schlechte Gewissen, wenn jemand durch meine Schuld getötet worden wäre, egal ob das jetzt durch einen Unfall oder durch Notwehr der Fall gewesen wäre. Ich hätte sehr große Probleme, damit überhaupt zurecht zu kommen und würde höchstwahrscheinlich psychologische Hilfe brauchen, um das überhaupt verarbeiten zu können. Daher verstehe ich ein derartig narzisstisches Verhalten absolut gar nicht und ich frage mich ernsthaft, was da schief gelaufen ist. Meiner Ansicht nach hat der doch eine Schraube locker, normal ist das sicher nicht.
Hat dieser Mann nicht vor einiger Zeit auch mal an einer Art Promi-Boxen teilgenommen? Da erledigt sich die Frage nach Geschmacklosigkeit eigentlich von selber - hier versucht jemand seinen zweifelhaften Ruhm auszuschlachten und denkt wahrscheinlich keine Sekunde lang darüber nach, was er der Familie seines Opfers mit solchen öffentlichen Auftritten antut.
Natürlich holen sich da ein paar Leute Autogramme, wenn sie kostenlos angeboten werden, genauso wie sich immer ein paar Idioten finden, die bei einem Unfall herum stehen und gaffen. Ich weiß jetzt nicht, wie groß die Messe war, aber 20 Leute, die ein Autogramm wollten, kommen mir schon arg wenig vor. Also kann man nicht sagen, dass alle Waffenverrückten auch automatisch auf der Seite eines Mörders stehen. Viele werden diesen Auftritt wahrscheinlich auch unangemessen finden.
Meiner Ansicht nach hat er nun auch nicht mehr viele Möglichkeiten, um überhaupt noch irgendwie an Geld zu kommen. Außerdem könnte es sich hierbei um eine Rückzahlung von alten Schulden handeln, da seine Verteidigung meines Wissens nach teilweise von einem Waffenhändler finanziert wurde. Ich finde es zwar auch geschmacklos aber darüber zerbreche ich mir nicht wirklich den Kopf. Die Aufregung lohnt sich nicht.
Ich weiß nicht, was ich schlimmer finde, die Tatsache das der Typ Autogramme geben sollte oder die Tatsache, dass es Idioten gibt, die tatsächlich auch noch ein Autogramm haben wollen. Egal ob Notwehr oder nicht, man sollte sich nicht dafür brüsten, jemanden getötet zu haben. Auch wenn es legal ist, moralisch ist es einfach nicht in Ordnung.
Die Waffenlobby in den USA hat einen sehr großen Einfluss und somit wird die Hälfte einer Jury immer unter Einfluss ihrer eigenen Vorlieben stehen. Wenn sich darunter nun Befürworter befinden, dann ist es für einen Angeklagten fast ein Kinderspiel aus dieser Tat herauszukommen.
Das Stand your Ground law ist an sich gut, wie ich finde. Leider ist jedoch der Missbrauch hier wesentlich höher als die tatsächlichen Notwehr Aktivitäten. Deswegen hat auch meiner Meinung nach der Herr Zimmermann mehr als übertrieben reagiert. Denn ein erwachsener Mann wird es wohl schaffen einen unbewaffneten 17 Jährigen zu überwältigen. Wenn nicht hätte es auch ausgereicht, die Pistole zu ziehen, um ihn in Schacht zu halten. Denn selten wird sich ein Jugendlicher im Lauf der Pistole bewegen, weil er Angst hat.
Dann auch noch Autogramme zu verteilen ist wirklich schäbig und verachtenswert. Hier wird jemand als Held gefeiert, der die Gesetz zwar befolgt hat, aber einfach zu seien Gunsten auslegen konnte. Hier hätte es mit einem Schuss im Bein, einen Schlag ins Gesicht, der Schwitzkasten usw. auch ausgereicht. Der Tod des jungen scheint aber wieder einmal nicht die Debatte, um Rassenanfeindungen anzuheizen, denn so langsam glaube ich, dass dies das eigentliche Problem ist.
Selbst in den USA sind keineswegs alle Menschen davon überzeugt, dass das Urteil so richtig ist. Für mich sieht es so aus, dass Georg Zimmermann dem jungen Afroamerikaner hinterher lief und ihn provozierte, obwohl die Polizei ihm telefonisch gesagt hatte, er solle nicht hinter dem Jungen herlaufen.
Wie es nun wirklich gewesen ist, kann niemand genau sagen. Aufgrund des Urteils hatte es Rassenunruhen gegeben. Ein New Yorker Geschäftsmann sagte:
“We can put a black man in the White House but we cannot walk a black child through a gated neighbourhood.”
Dieser Rechtsspruch war für alle Wartenden unerwartet und nicht fair. Damals hieß es, dass es das Ende des Rechtssystems sei. Was ich hier nicht verstehe, dass in der Jury nur sechs Personen saßen und diese Personen alle Frauen waren. Ist das normal?
Ich kann nicht sagen, was geschmackloser ist, die Autogrammstunde des Todesschützen oder die Menschen, die sich ein Autogramm geholt hatten. Ich finde beides einfach unfassbar.
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