Abwanderung aus Dörfern durch Wegzugprämie fördern
Schon seit vielen Jahren habe ich in den Nachrichten immer wieder das Thema "Landsterben" mitbekommen. Kleine ländliche Ortschaften verlieren immer mehr Einwohner. Nur alte Menschen bleiben zurück, die jungen Generationen zieht es zum Arbeiten in belebtere Gebiete, beispielsweise in die nächste größere Stadt oder in den "Speckgürtel" von Großstädten. Die Folge ist, dass die Dörfer immer unattraktiver werden, die Läden dort schließen, und letztendlich die Gebäude auch verfallen, bis das Dorf komplett verlassen ist. Gerade in einigen Gegenden Brandenburgs soll das ein häufiges Problem darstellen.
Bisher wollte man die Dörfer immer erhalten. Man hat sich den Kopf zerbrochen, wie man sie attraktiver machen kann, wie man Menschen dazu bringen kann, dort zu bleiben oder sogar neu dorthin zu ziehen. Einen ganz anderen Vorschlag hat aber nun Reiner Klingholz, dem man ein gewisses Fachwissen nicht absprechen kann, denn er ist seit Jahren ein Experte im Bereich der Demographie. Sein Vorschlag: Die Dörfer sollten gezielt entvölkert werden. Dazu soll den Bewohnern eine Wegzugprämie angeboten werden. Hier gibt es einen Nachrichtenartikel dazu.
Nun ist das ja genau das Gegenteil vom bisherigen Vorgehen. Was haltet Ihr davon? Welcher Weg ist sinnvoller? Sollen Dörfer erhalten werden? Wenn ja, warum und mit welchen Mitteln? Oder sollte man die Dörfer gezielt entvölkern? Was spricht dafür? Ist eine Wegzugprämie eine gute Idee, oder bedeutet das nur weitere Kosten für den Staat? Kann eine Wegzugprämie ältere Menschen, die an ihrer Umgebung hängen, wirklich dazu verleiten, woanders hin zu ziehen? Und geht das nicht auch völlig an denen vorbei, die es gesundheitlich gar nicht mehr schaffen, abzureisen?
Muss ich den Sinn verstehen, warum man Dörfer gezielt entvölkern möchte? Damit die Städte noch voller, noch lauter, noch dreckiger werden? Damit am Stadtrand Wohnsiedlungen entstehen, in denen sich auch weniger gut betuchte Menschen Wohnraum leisten können und die dann schnell mal zu Problemvierteln werden? Aus welchem Grund sollte man ältere Menschen, die ihr ganzes Leben in einem Dorf verbracht haben entwurzeln und in die Stadt stecken? Ich kann das alles nicht ganz nachvollziehen.
Ich lebe auf dem Land, auf der Schwäbischen Alb. Ich bin aus der Stadt mit 65000 Einwohnern nicht ganz freiwillig in ein Dorf mit 1000 Einwohnern gezogen, sondern weil mein Mann von hier ist und wir hier günstig bauen konnten. Ich wollte schon immer ein Eigenheim haben, das wir uns in der Stadt nie hätten leisten können. Anfangs war es für mich schon eine Umstellung, nach mittlerweile 20 Jahren möchte ich aber nicht mehr weg von hier. Die Vorzüge? Viel Platz in Haus und Garten, Ruhe, viel bessere Luft. Natürlich muss ich zum Einkaufen und mein Mann zur Arbeit fahren, aber die nächsten kleineren Städte sind 10 bzw. 15 Minuten entfernt, die drei größeren um die 20 - 25 Minuten, also alle erreichbar.
Die Einwohnerzahl in unserem Dorf und auch in den umliegenden wird nicht weniger, im Gegenteil. Die jungen Leute aus dem Dorf bauen auch wieder hier und auch Auswärtige ziehen immer wieder zu, weil Baugrund oder Wohnungen einfach erschwinglicher ist als in der Stadt. Die Alten sind hier gut aufgehoben, es gibt soziale Dienste und auch der Hausarzt weigert sich nicht, Hausbesuche zu machen. Soziale Kontakte sind für alte Leute hier auch viel einfach zu haben, da im Dorf nicht alles so anonym ist. Ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum man unsere Dörfer hier mit Wegzugprämien entvölkern sollte, wohin die ganzen Leute überhaupt ziehen sollten bei der städtischen Wohnraumknappheit und was dann mit den leeren Dörfern passieren sollte. Außerdem glaube ich nicht, dass so eine Prämie viele zum Wegzug animieren könnte - wer hier lebt, lebt gerne hier und hat seine Gründe.
Den Sinn verstehe ich schon. Auch wenn ein Dorf nur wenige Einwohner hat, sind der Staat und die Gemeinden dazu verpflichtet, die Straßen dorthin in Schuss zu halten. Die Einwohner beschweren sich über mangelnde Einkaufsmöglichkeiten und schlechte medizinische Versorgung. Gerade letzteres ist immer wieder Streitpunkt. Da soll der Staat dann Ärzten Prämien zahlen, damit sie auf dem Land praktizieren. Und es ist schwierig, jedem zu garantieren, dass im Notfall gleich der Rettungswagen kommt.
Es wäre schon einfacher, wenn solche ganz kleinen Dörfer entvölkert würden. Ich wohne beispielsweise in einem Dorf mit 150 Einwohnern. In 6 Kilometern Entfernung gibt es einen Ort mit 1000 Einwohnern. Wahrscheinlich würde ich dann eine Prämie bekommen, wenn ich dort hinziehe. Ich denke nicht, dass es darum geht, dass alle in Großstädten leben, sondern dass sich kleine Städtchen bilden.
Also ich verstehe schon die Beweggründe, aber ich halte die Idee auch für aussichtslos. Es gibt zu viele Leute, die kein Interesse daran haben. Ich beispielsweise würde mich ruhig zurücklehnen und sie mein Dorf entvölkern lassen. Wenn dann alle weg sind, habe ich endlich meinen Einsiedlerhof ohne Nachbarn. Für kein Geld der Welt würde ich das aufgeben.
Aber im Einzelfall kann es vielleicht eine Lösung sein. Auf mein Dorf trifft es sicher nicht. Hier sind seit unserem Einzug vor drei Jahren noch drei junge Familie hergezogen. Und wie gesagt, in 6 Kilometern Entfernung gibt es schon wieder recht viele Menschen. Aber in Brandenburg gibt es sicherlich einige Dörfer, in denen nur noch ein paar Leute wohnen und die nächste Ortschaft ist 30 Kilometer entfernt. Es kann gut sein, dass diese paar Leute umziehen würden, wenn es ihnen finanziell ermöglicht würde. Das müsste man im Einzelfall klären, aber sicherlich nicht jedem, der egal wo auf dem Land wohnt, Geld anbieten. So hat er es aber bestimmt auch nicht gemeint.
Der Gedanke Dörfer entvölkern zu wollen macht mich regelrecht wütend. Ich finde es sogar ein wenig gruselig. Meiner Meinung nach sollten viel mehr Dörfer existieren, am Besten wäre es wenn Großstädte gar nicht existieren würden. Jeder hätte dann sein Haus, sein Grundstück, würde sich selbst was in seinem Garten anbauen, vielleicht noch selbst Vieh halten für diejenigen die nicht auf Fleisch verzichten mögen. Massentierhaltung wäre dann nicht mehr nötig was so unendlich viel Leid ersparen und Probleme lösen würde. Das wäre mein persönliches Utopia.
Aber die Regierung hat da halt andere Vorstellungen. Sie wollen dieses Utopia nicht. Sie wollen Menschen dicht gedrängt in Großstädten auf das sie dort krank werden. Immer ein Ohr am Smartphone ect., traurig ist das. Aber noch können wir uns dagegen wehren.
Das Ziel ist dann also, dass möglichst viele Menschen auf möglichst wenig Raum zusammengepfercht leben, damit man bei was genau spart? Beim Erhalt der Infrastruktur? Denn alles andere, wie zum Beispiel Geschäfte oder Arztpraxen, werden ja privat finanziert und haben mit dem Staat nichts zu tun.
Angenommen der Staat spart bei der Infrastruktur wirklich, wird das Geld nicht dadurch aufgefressen, dass man die Probleme von immer größer werdenden Städten lösen müsste? Und wie sieht es mit den höheren Mieten aus? Wenn ältere Leute dann staatliche Zuschüsse beantragen müssen, die sie auf ihrem Dorf nicht gebraucht hätten.
Die Dörfer, die tatsächlich im sterben liegen, werden auch ohne Prämie irgendwann einfach aufhören zu existieren. Die Bevölkerung stirbt langsam weg und es kommen keine neuen Leute nach. Und die Leute, die gerne in einem kleinen Dorf leben wollen, sollten auch weiterhin die Möglichkeit haben, ohne staatliche Vorschriften von Experten, die sie lieber in einer anonymen Mietwohnung in einer Vorstadt sehen würden.
Ich lebe in einer Großstadt und habe mir immer gewünscht, in einem größeren Dorf zu wohnen. Natürlich kann man da nicht zwischen verschiedenen Supermärkten wählen. Aber man muss froh sein, wenn es noch einen Arzt im Dorf oder in der unmittelbaren Nähe gibt. Kaum ein Arzt will mehr in einem Dorf praktizieren, dafür muss er geboren sein. Die meisten zieht es in die Großstadt, wo es mehr zu verdienen gibt.
Maddie hat recht. Jeder hätte seinen Garten und könnte Gemüse und Obst anbauen. Aber gerade das ist wohl nicht gewünscht. Jeder der möchte, könnte sich Vieh halten. Glückliche Kühe auf der Weide, wie es früher mal war und ein paar Hühner und Gänse dazu. Die verpönte Massentierhaltung könnte entfallen und die Menschen würden sich nicht mehr so an den Tieren versündigen, wie es jetzt der Fall ist. Aber das alles ist Utopie, die es nie wieder geben wird.
Dr. Reiner Klingholz ist Vorstand eines Instuts für Bevölkerung und deren Entwicklung. Er wurde im letzten Jahr bereits 60 Jahre. In der Position sieht man natürlich manches anders als Menschen, die in einem Dorf leben, dort geboren sind und sich in ihrer heilen Welt wohlfühlen. In diesem Zusammenhang fällt mir der CDU-Politiker, Philipp Mißfelder ein, der Älteren keine Hüft-Operation mehr zubilligen wollte. Ich will damit sagen, dass Politiker oder Menschen in gehobenen Positionen stets versuchen, etwas Neues zu bringen. Vielleicht wäre ein Landsterben für die Politik sogar sinnvoll, das weiß ich nicht und sehe es anders. Aber hier geht es um Menschen, die man nicht einfach in eine Karre packt und weg damit in die nächste Stadt, wo sie elendig zugrunde gehen würden. Ich glaube nicht daran, dass ein solcher Vorschlag Erfolg haben wird
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