Katholischer Gottesdienst mal sehr erfrischend

vom 09.03.2014, 12:57 Uhr

Als ich heute Morgen meinen Fernseher anmachte, wurde gerade auf ARD eine katholische Messe aus einer Kirche in Berlin Kreuzberg übertragen. Normalerweise stelle ich sofort das nächste Programm ein. Aber diese Übertragung, in die ich mitten hineinplatzte, sah mir nach etwas Besonderem aus. Die Kirche war proppenvoll, nicht nur ältere Menschen, sondern auch jüngere und sogar Jugendliche waren zu sehen neben Kindern. Viele Farbige in den ersten Reihen zeichneten durch ihre bunten Kleider ein farbenfrohes Bild. Am Altar war ein Gospelchor. Diese Sängerinnen und Sänger trugen großblumige, schön gemusterte, farbige Gewänder und Kleider. Dem Publikum zugewandt standen vier Priester und ein Bischof, die die Messe zelebrierten. Sie trugen lila Gewänder mit Gold. Das ergab insgesamt ein harmonisches, angenehmes Bild.

Beim Gebet fassten sich die Menschen in den Reihen an den Händen an. Anschließend umarmten sie sich richtig heftig und gaben einander über die Bänke hinweg die Hände. Das alles kannte ich nicht, da ich schon sehr lange aus der Kirche ausgetreten bin. Ob das heute so üblich ist oder nur gemacht wurde, weil es wohl ein besonderer Gottesdienst war, ich weiß es nicht. Wie ich dann in der Fernsehzeitung las, ging es um einen Gottesdienst zum Beginn der Misereor Fastenaktion 2014.

Klar ist das keine normal ablaufende Messe. Vor allem der Gospelchor war etwas Besonderes, nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen. Mich interessiert nun, ob es zum normalen Ablauf des Gottesdienstes gehört, dass die Menschen sich an den Händen fassen während des Gebetes und sich dann später herzlich umarmen? Je nachdem, wer da neben einem sitzt, fände ich das nicht so prickelnd. Macht oder würde es euch etwas ausmachen, jeden zu umarmen und anzufassen, wenn er gerade neben euch sitzt?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Also dass die Menschen sich bei den Händen fassen, das habe ich damals bei uns im Gottesdienst auch öfters erlebt. Damals war ich jedoch noch gläubig. Auch wurde der Gottesdienst damals auch immer interessant gestaltet, teilweise wurde das "Publikum" mit eingebunden. Da muss ich jedoch auch sagen, dass der Pfarrer noch recht jung war und sich auch wunderbar bemüht hat.

Das mit dem Umarmen sehe ich kritisch. Aber das liegt auch daran, dass ich ein Mensch bin, der sich ungern anfassen lässt. Es gibt vielleicht maximal zehn Menschen in meinem Leben, die mich in irgendeiner Art berühren dürfen und das dauert bei mir immer recht lange, bis ich das zulasse. Das liegt jedoch meiner Kindheit zugrunde und es macht bisher auch niemandem etwas aus, dass ich etwas distanzierter bin und Umarmungen nicht einfach zulassen kann.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12595 » Talkpoints: 13,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich kenne es nur aus Familiengottesdiensten oder speziellen Gottesdiensten für Kinder, dass sich dabei schon mal bei einem Gebet an den Händen gefasst wird. Ansonsten wird nur beim Friedensgruß dem Sitznachbarn oder den Menschen in der Reihen dahinter die Hand geschüttelt, um ihnen eben den Frieden zu wünschen.

Ich fände es schon etwas unangenehm, wenn ich meinen Sitznachbarn umarmen sollte, der mir vielleicht unsympathisch ist oder vielleicht am Tag vorher Knoblauch gegessen hat. Hände schütteln finde ich da schon etwas besser. Allerdings war das, was du gesehen hast, sicherlich ein besonderer Gottesdienst. Denn ich kenne es auch noch anders.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ja, da habe ich durch Zufall einen besonderen Gottesdienst gesehen, der nicht schlecht war. Was ich früher noch nicht in der Kirche erlebt hatte, es wurde sogar Beifall geklatscht. Ein afrikanischer Priester sprach ein paar Worte zur Sammelaktion Misereor. Er bekam viel Beifall. Das wäre in früheren Zeiten im Gottesdienst ganz bestimmt nicht möglich gewesen. Anscheinend hat sich doch etwas innerhalb des Gottesdienstes verändert.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich war vor einigen Monaten zuletzt in einem katholischen Gottesdienst und der war eher traditionell gehalten, obwohl auch das ein besonderer Gottesdienst war. Dort war es jedenfalls nicht so, dass man fremde Menschen umarmen oder auch nur ihnen die Hand geben musste. Ich fände es nicht so toll, eine wildfremde Person zu umarmen, nur weil diese gerade neben mir sitzt. Aber allgemein finde ich es schon gut, wenn ein Gottesdienst auch mal etwas lockerer gestaltet wird und dadurch vielleicht auch mehr Menschen in die Kirchen gelockt werden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Wie eine Messe gestaltet wird, das hängt von vielen Faktoren ab. Der Anlass, dass man stark diese afrikanische Partnergemeinde eingebunden hat, kann mit eine Ursache gewesen sein. Schließlich laufen katholische Gottesdienste in außereuropäischen Ländern oft viel lockerer ab. Möglicherweise hat man da im Sinne der Gastfreundschaft einige Gepflogenheiten übernommen.

Zum Anderen ist natürlich nicht uninteressant, wo eine Messe gelesen wird. In Berlin ist sowieso die Gemeinde sehr multikulturell. Da wird dann eher auch auf internationale Bedürfnisse eingegangen. Kreuzberg ist ja sowieso ein Viertel, das einen hohen Anteil an Migranten als Einwohner hat. Das verändert auch die Bewohner.

Zum Anderen ist es auch immer ein Unterschied, welche Geistlichen die Messe lesen. Wenn man so über Positionen von Kardinal Woelki liest, der die Messe geführt hat, dann sieht man auch, dass er da recht offen ist und anderen Kulturen die Hand reicht. Zuwanderer zu integrieren heißt ja auch, ein paar Schritte auf sie zuzugehen. Das hat man hier denke ich ganz gut umgesetzt. Es mag sicherlich auch ein entscheidender Faktor sein, wenn ein Rang hoher Kleriker wie ein Kardinal seine Hand über so eine Praxis hält, dann haben die Priester in den einzelnen Kirchen auch mehr Mut zu neuen Wegen.

Die Veränderungen in der Musik stelle ich allerdings schon lange fest, dass Gospel und modernere Glaubenslieder vermehrt gesungen werden. Zur Zeit kommt ja auch nach und nach das neue katholische Gesangsbuch für die Kirchen heraus, so dass da auch auf neue Entwicklungen eingegangen wird.

Ich finde es gar nicht schlecht, dass es auch in der katholischen Kirche mittlerweile moderner zugeht. Man darf zwar keine Wunder erwarten, was de Geschwindigkeit der Modernisierungsprozesse angeht, aber Stück für Stück ist gerade manches im Umbruch. Ich denke, dass die nächsten Jahrzehnte schon spannend werden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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