Wieso behaupten so viele, moderne Musik sei schlechter?

Letztens habe ich in der Onlineausgabe einer Zeitung einen Artikel über Musik überflogen. So genau erinnere ich mich gar nicht mehr an den Inhalt, aber die Kommentare waren zum Teil schon sehr giftig nach dem Motto "früher war alles besser". Sängerin XY überhaupt als Sängerin zu bezeichnen, grenze an Blasphemie etc. Natürlich gibt es viel grenzwertige Musik mit schlechten Lyrics, die zum Teil aus gefühlten drei Sätzen bestehen. Aber mir fallen im Gegenzug auch mindestens genauso viele gute Künstler und singer-songwriter ein, die richtig gute Musik machen. Wenn man aber mal an die 80er und 90er zurückdenkt, kommt man auch auf genug "schlechte" Musik, die meiner Meinung nach auch nicht hochwertiger war als das, was wir heute von Miley Cyrus und Co. zu hören bekommen.

Findet ihr die Musik, die heutzutage im Radio läuft, auch schlechter als die Musik vor zwanzig Jahren? Wie kommt es, dass so viele Leute das heute so sehen?

Bei mir ist es so, dass ich Bands, die ich vor einigen Jahren gut fand auch noch heute gut finde. Mir ist bewusst, dass sich Musik und gerade die Musik von Künstlern weiterentwickelt und deswegen sage ich eben nicht, dass diese Musik heute schlechter ist. Sicherlich liegt es daran, dass sich Künstler eben ändern, sie werden erwachsener, erleben etwas bestimmtes und das beeinflusst sie eben in ihrer Musik. Das muss man als Fan hinnehmen und sich darauf einlassen, was viele aber nicht können.

Dennoch bin ich der Meinung, dass von vielen Musikern heute eben nur noch Schrott abgeliefert wird. Gerade Miley Cyrus ist da ein gutes Beispiel. Ihre Musik klingt leider sooft gleich und es hört sich an, als würde sie nur kleine Passagen ändern. Das ist schade, weil man auch ein bisschen unterschiedliche Musik machen sollte und nicht nur eine Melodie.

Dazu müsste man wahrscheinlich wissen, wie alt die Leute waren, die diese Kommentare geschrieben haben. Mein Musikgeschmack hat sich zum Beispiel hauptsächlich in den späten 80ern und 90ern entwickelt und damals war die Mainstream Musik schon rockiger als heute. Wenn man heute einen Mainstream Radiosender anmacht kann man fast darauf wetten, dass irgendein seichter Popsong läuft.

Wenn man jetzt bedenkt, dass viele Leute sich nicht so sehr für Musik interessieren, dass sie nach Alternativen zu den chartverseuchten Radiosendern suchen und die Musik von heute wirklich nur danach beurteilen, was im Mainstream Radio läuft, dann ist es eigentlich nicht weiter verwunderlich, wenn sie die heutige Musik als schlechter empfinden. Jedenfalls, wenn sie wie ich in aus einer Zeit kommen, in der eine andere Art von Musik populärer war.

Ich finde nicht, dass die Musik schlechter geworden ist, das kann ich höchstens von einzelnen Künstlern sagen, wobei das natürlich auch rein subjektiv ist. Wenn man eine Band wegen ihres letzten Albums mag und das neue ist das anders trifft es nicht unbedingt den eigenen Geschmack, aber es spricht wahrscheinlich Leute an, die das letzte Album nicht so gut fanden. Allerdings beurteile ich Musik eben auch nicht nach dem Mainstream sondern nach dem, was man auf speziellen online Sendern zu hören bekommt.

Ich habe mich über dieses Thema mal mit einem Gesangslehrer unterhalten und er hat gesagt, dass das musikalische Niveau in den letzten drei Jahrzehnten objektiv gesunken sei. Dabei geht es jetzt in erster Linie nicht um die Frage des Geschmacks sondern tatsächlich um Musiktheorie. Wie komplex werden Stücke geschrieben? Darin gibt es definitiv eine deutliche Niveauverflachung über die letzten Jahre. Allein dass ein „Künstler“ wie Eric Prydz mit Liedern, die gnadenlos nur aus einem Thema bestehen, überhaupt Erfolg haben kann, ist in meinen Augen unbegreiflich. Aber auch der momentane Mainstream geht über ein Gedudel mit drei Akkorden nicht hinaus. Solche Lieder gehen schnell ins Ohr und man hat sie genauso schnell wieder über.