Ehrenamt oder nur gegen Bezahlung?

vom 07.05.2009, 14:36 Uhr

Als ich nach meinem Studium erstmal arbeitssuchend war, habe ich versucht mir eine ehrenamtliche Tätigkeit zu suchen. Es stellte für mich kein Problem dar im Ort oder im Umkreis von 10-20 Kilometern täglich unbezahlte Arbeit zu leisten. Auch dass keine fahrtkosten bezahlt werden war mir nicht so wichtig. Das Problem auf welches ich eigentlich gestoßen bin war, dass überhaupt gar keine ehrenamtliche Helfer gebraucht wurden. Ich erhielt ständig die Antwort, dass man "voll" sei und ich solle doch einfach mal meine Daten hinterlassen und man würde sich melden. Bis heute habe ich übrigens von keiner einzigen Einrichtung je wieder was gehört. Das ist nun schon über ein Jahr her.

» eatmyshorts » Beiträge: 187 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich selbst bin seit 1996 Mitglied in der freiwilligen Feuerwehr. Dabei musste ich zwar noch nie zu einem Einsatz, da die Frauen dort keine persönliche Schutzausrüstung haben. Aber bei manchen Einsätzen hätte man mich anfordern können, wenn Brandort und Wasserentnahmestelle weit genug auseinander liegen würden. Auch bei Verkehrsunfällen hätte man für Verkehrsregelung oder Erstversorgung von Verletzten auf uns Frauen zurückgreifen können.

Nun komme ich aber beruflich auch mit vielen Feuerwehrleuten zusammen. Und habe erst letzte Woche mal eine Umrechnung bekommen, das die gesamte Einsatztruppe im letzten Jahr Einsätze hatte, welche 3,5 Monate eines Vollzeitjobs bedeuten. Und das bei nicht mal 6 Einsatzkräften im Schnitt pro Einsatz.

Wenn man dann noch bedenkt, das diese Leute das in ihrer Freizeit machen und keinerlei Vergütung dafür bekommen, braucht man sich nicht zu wundern, das immer weniger bereit sind auch ihr Leben für andere Leute zu riskieren. Wobei zum Beispiel in Thüringen seit letztem Jahr eine Feuerwehrrente gibt. Da wird pro aktives Jahr bei der freiwilligen Feuerwehr etwas auf das Rentenkonto eingezahlt. Immerhin ein Anfang, um zumindest ein bisschen diese Arbeit zu würdigen.

Ein weiteres Problem sind die Arbeitgeber. Wenn ich sehe wie viele Einsätze hier auch sehr kleine Wehren im Jahr haben, dann macht das kein Arbeitgeber auf Dauer mit, wenn man deswegen später oder gar nicht am Arbeitsplatz erscheint. Und es kann sich halt niemand leisten wegen einem Ehrenamt seinen Job zu riskieren. Auch hier müsste der Gesetzgeber endlich eine einheitliche Regelung finden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wenn man genügend Tagesfreizeit hat und zum Beispiel die Fahrtkosten erstattet bekommt oder es eine sogenannte Aufwandsentschädigung gibt, ist es an sich kein Problem, einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachzugehen. Ich denke, wenn es sich um einen oder zwei Tage in der Woche für ein paar Stunden handelt, dann ist es doch vollkommen in Ordnung.

Es ist ja so, dass manche Menschen, die arbeitslos sind, nicht nur arbeiten wollen, damit sie dadurch Geld verdienen. Es geht für sie auch darum, dass sie etwas sinnvolles tun und sich vielleicht so einen normalen Tagesablauf entwickeln. Wenn man ihnen dann mit Fahrtkostenerstattung/ Aufwandsentschädigung entgegen kommt, finde ich das sehr gut und auch vorbildlich.

Ich selbst würde wohl auch eine ehrenamtliche Tätigkeit ausüben. Hier werden immer mal wieder Leute gesucht, die einige Stunden für ein Sorgentelefon von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen. An sich ist das doch eine gute Sache und wenn man sich damit wohlfühlt, sowieso. Das Problem bei mir ist mal wieder die Entfernung dorthin, aber ich behalte den Gedanken an sich immer mal im Hinterkopf. Vielleicht kann ich mich doch mal dazu aufraffen.

Wenn jemand eine Vollzeitstelle hat, eine Familie zu versorgen hat, kann ich absolut nachvollziehen, dass die Person keine Lust und auch keine Zeit für ein Ehrenamt hat. Auch Menschen, die meinen, für ihre Arbeit Geld bekommen zu müssen, kann ich gut nachvollziehen. Es muss jeder für sich selbst wissen, ob ein Ehrenamt für ihn geeignet ist oder nicht. Da bin ich auch froh, dass es keinerlei Vorschriften gibt und es jeder selbst entscheiden kann.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Im Moment arbeite ich nicht mehr ehrenamtlich, weil mir neben meinem Beruf die Zeit dafür fehlt. Als ich noch zur Schule gegangen bin, habe ich das jedoch regelmäßig gemacht.

Ich war Jugendleiterin und habe ein bis zwei Mal die Woche ehrenamtlich im Sportverein Unterricht für Kinder- und Jugendsportgruppen gegeben. Das hat super viel Spaß gemacht. Und dann habe ich von der Kirche aus noch Kinder- und Jugendgruppen geleitet. Das war schon etwas mehr Arbeit, da man vorher viel vorbereiten musste. Man musste sich schließlich ein Programm und Aktionen für die Kinder überlegen und konnte nicht einfach unvorbereitet dahin gehen. Das hat schon viel Zeit in Anspruch genommen. Trotzdem habe ich es gerne gemacht.

Im Sommer bin ich dann als Mitarbeiter mit auf Jugendfreizeiten gefahren, natürlich auch ehrenamtlich, ich musste sogar noch dafür bezahlen. Zwar war es nicht der volle Preis, den die Jugendlichen zahlen mussten, aber im Gegensatz zu anderen Organisationen, die Jugendreisen anbieten, habe ich kein Geld dafür bekommen. Und es war nicht nur Urlaub für mich, sondern auch oft sehr stressig, wenn die Leute gerade in dem Alter waren, wo sie einem auf der Nase herumtanzen. Dennoch habe ich das mehrere Jahre lang gemacht und würde das auch sofort wieder machen, wenn ich mehr Zeit hätte.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kann Deine Einstellung nachvollziehen, denke aber auch, dass es wichtig ist, dass wir ehrenamtliche Posten zur Verfügung stellen. Wie das Wort ja schon sagt soll es hier um die "Ehre" gehen. Viele Renter, Hausfrauen ab und an sogar Schüler "opfern" (wie Du so es so schön beschrieben hast) ihre freie Zeit, um anderen Menschen eine Hilfe zu bieten. Klar, kann man hier sagen, dass man doch dafür Geld bekommen sollte, aber manchmal geht es um mehr als um Geld. Ich glaube eher, Du bist so frustriert über Deine Situation ansich, da Dich keiner bezahlen will. Das ist ja auch klar, Du brauchst natürlich auch Geld um über die Runden zu kommen. Da kann ne ehrenamtliche Tätigkeit auch noch so schön sein, wenn Du Deine Miete nicht bezahlen kannst. Ich denke, dass ist bei Dir der Punkt und hier stimme ich Dir durchaus zu, dass Du der Meinung bist, es gibt zu viele Ehrenämter.

Ich persönlich werde mich auch ab Ende des Jahres nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit umschauen, da ich halbtags Arbeiten werde und ich gerne etwas für Kinder tue. Es macht mich halt glücklich, auch ohne Geld zu bekommen. Hier möchte ich aber auch noch anmerken, dass mein Freund mich in gewisser Weise mitfinanzieren wird. Ich kann mir den Luxus einer ehrenamtlichen Tätigkeit auch nur leisten, weil mein Freund Vollzeit arbeiten geht. Anders wäre es bei mir auch nicht möglich. Nichtsdestotrotz finde ich die allgemeine Arbeitsmarktsituation in dieser Branche furchtbar. Und daher kann ich Dir recht in Deiner Ansicht geben.

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ehrlich gesagt würde es für mich niemals in Frage kommen, ehrenamtlich und ohne Bezahlung zu arbeiten. Immerhin sehe ich es einfach nicht ein, wieso ich umsonst arbeiten sollte, wenn ich dafür auch Geld bekommen könnte. Von daher würde ich auf jeden Fall eine Arbeit gegen Bezahlung wählen, wenn ich arbeiten würde und etwas anderes würde für mich auch gar nicht in Frage kommen. Immerhin brauche ich auch einfach Geld, um mein Leben bezahlen zu können und wenn ich dieses Geld nicht hätte, dann würde ich mir weder ein Dach über dem Kopf, noch irgendetwas zu essen leisten können. Zudem könnte ich auch nie shoppen gehen oder auch verreisen, weil mir das Geld dazu fehlen würde. Dabei wäre ich mit so einem Leben jedoch alles andere als zufrieden und ich möchte mir auch einfach etwas leisten können.

Auch wenn es so wäre, dass mein Mann später einmal viel verdienen würde, so dass ich eigentlich auch nicht arbeiten gehen müsste, würde es für mich dennoch nicht in Frage kommen, ehrenamtlich zu arbeiten. Immerhin möchte ich einfach nicht finanziell von meinem Mann abhängig sein und es ist mir wichtig, dass ich für mich selbst sorgen kann. Dabei ist es mir selbst auch wichtig, dass ich mein eigenes Geld für das ausgeben kann, was ich will, ohne dass ich jemandem Rechenschaft ablegen muss. Zudem ist mir auch Luxus einfach wichtig im Leben und auch wenn mein Mann bereits viel verdienen würde, wäre es hilfreich, wenn noch ein zweites Gehalt dazu kommen würde. Auf diese Weise könnten wir unser Leben dann noch schöner gestalten und einfach noch öfter verreisen.

Ich würde es selbst auch einfach nicht einsehen, meine ganze Freizeit zu opfern, ohne etwas dafür zu bekommen. Immerhin ist eine Arbeit auch einfach anstrengend und auch wenn die Arbeit einem Spaß macht und einen erfüllt, gibt es dennoch Tage, an denen man am liebsten zu Hause wäre. Dabei hätte ich auch einfach keine Motivation, täglich arbeiten zu gehen und nichts dafür zu bekommen. Stattdessen würde ich mir einfach eine Arbeit suchen, bei der ich auch etwas verdienen würde.

Ein Ehrenamt würde daher für mich nur dann in Frage kommen, wenn ich einen Übergang bräuchte, bis ich eine bezahlte Arbeit gefunden habe. In so einem Fall könnte ich mir das durchaus auch vorstellen, da ich eigentlich auch kein Mensch bin, der sehr schnell unterfordert ist, wenn er nichts zu tun hat. Außerdem kann ich es mir auch sehr gut vorstellen, dass sich so eine ehrenamtliche Tätigkeit sicherlich gut auf der Bewerbung macht. Immerhin ist das wesentlich besser, als bei einer Arbeitslosigkeit zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen und nichts zu tun.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich finde ein Ehrenamt schon interessant, vor allem finde ich die Telefonseelsorge gar nicht so schlecht, denn immerhin können Freiwillige eine fremde Person durch eine Krise helfen und ihr Lösungsvorschläge anbieten, das finde ich einfach super und ich habe mich auch kurzzeitig dafür interessiert, dieses Ehrenamt auszuführen. Beim Sammeln von Informationen ist mir leider auch aufgefallen, dass es sehr viele Spaßanrufe gibt und die Telefonseelsorger zum Teil sogar beleidigt werden, das finde ich schon ein wenig traurig, denn immerhin ist dieses Angebot kostenlos und dann wird es einfach so schlecht behandelt, obwohl es echt eine gute Idee ist.

Leider ist es so, dass ich später ja auch wie viele andere Menschen ungefähr 8 Stunden täglich arbeiten muss, da sehe ich mein Büro wahrscheinlich öfters als mein eigenes Wohnzimmer, deswegen kann ich mir unmöglich vorstellen, dass ich Zeit für ein Ehrenamt finden würde. Immerhin möchte ich am Wochenende dann auch einmal ausschlafen oder etwas mit meinem Partner unternehmen, auch möchte ich ein wenig in Europa reisen und ein wenig etwas von der Welt sehen. Wenn ich zum Beispiel einmal im Monat ehrenamtlich arbeite, dann wäre es für mich schon okay, wenn es auch bis zu einem gewissen Grad Spaß macht, denn helfen kann auch ganz schön viel Spaß machen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich habe bis vor kurzem ehrenamtlich gearbeitet. Allerdings mit einer Aufwandsentschädigung. In meinem Fall war es so, dass dafür extra Spenden gesammelt wurden und so meine Stunden bezahlt wurden. Bekommen habe ich 7,70 € die Stunde, was für den geringen Aufwand wirklich in Ordnung war. Es ist nicht so gewesen, dass ich gezielt nach einem Ehrenamt gesucht habe, aber ich dachte mir eben, dass ich so helfen kann und deswegen habe ich dann dort gearbeitet.

Natürlich würde ich auch ohne Aufwandsentschädigung dort arbeiten, aber dann müsste ich eben eine andere Arbeit haben, die mir etwas einbringt und vor allem müsste ich auch die Zeit dafür haben. Ich denke, dass wir Menschen, die anderen helfen aber auch etwas zurückgeben müssen. Hilfe muss doch auch etwas Wert sein. Gerade in den Pflegeeinrichtungen sind Helfer wichtig um auch etwas mit den Menschen zu machen, sie abzulenken und zu beschäftigen. Auch Ehrenamtliche machen das und das ist auch wichtig und die Leute zahlen da auch nicht wenig für einen Pflegeplatz.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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