Seine Sorgen seinem Iphone anvertrauen
Mein Neffe hat mir erzählt, dass die Problemschülerin in seiner Klasse niemanden daheim zum Reden hat. Ihre Eltern haben ihr aber ein Smartphone gekauft und jetzt redet sie angeblich mit diesem und dieses Mädchen reagiert dann immer auf die automatisierten Antworten des Smartphones. Wie genau das geht, weiß ich nicht, will ich kein Iphone besitze.
Ist es sinnvoll, mit seinem Iphone zu reden, wenn man keinen Ansprechpartner hat? Kann das Iphone irgendwie helfen, die eigenen Sorgen zu bewältigen oder kommen bei den Gesprächen nur sinnfreie Antworten von diesem Smartphone?
Im ersten Moment hat mich dieses Verhalten daran erinnert, wenn (einsame) Kinder mit ihren Stofftieren oder Puppen reden und diesen ihre Sorgen anvertrauen. Ich denke, psychologisch gesehen erfüllt ein solches Verhalten auf jeden Fall eine gewisse, sozusagen selbstregulierende Funktion. Es ist ja immer noch besser, sich vorzustellen, beispielsweise das Stofftier würde einem zuhören, als die ganze Zeit über zu denken "Mir hört sowieso niemand zu und es interessiert sich auch niemand für mich!" Ich glaube, man kann dem Gehirn teilweise ganz gut etwas "vorspielen" - wenn man sich bestimmte Situationen intensiv vorstellt, dann folgen oft die mit solchen Situationen verbundenen Gefühle auf dem Fuß, obwohl sich in der Außenwelt nichts verändert hat.
Mit anderen Worten: Man kann positive Gefühle bei sich selbst erzeugen, indem man sich möglichst detailliert positive Situationen vorstellt. Ich denke, aus diesem Grund funktioniert dieses "Sich seinem Stofftier anvertrauen" auch ganz gut.
Das Skurrile an der von Dir beschriebenen Situation ist natürlich, dass das Mädchen hier mit einem iPhone spricht. Als elektronisches Gerät hat dieses ja noch nicht einmal den Anschein von etwas Lebendigem, wie es ein Stofftier oder eine Puppe haben. Selbst wenn das Telefon über irgendein Programm (ist wahrscheinlich so eine Art Sprachsteuerung) automatisierte "Antworten" abgibt, sie ist es doch schwer mit einem schönen, weichen Kuscheltier zu vergleichen.
Mir tut das Mädchen nach dieser Beschreibung sehr leid. Es muss wirklich sehr einsam und verzweifelt sein, dass es auf solche "seelischen Krücken" zurückgreifen muss. Aber wahrscheinlich ist es immer noch besser, wenn es sich auf diese Weise selbst zu helfen versucht. Ich persönlich würde ein Stofftier bevorzugen. Aber vielleicht ist es für das Mädchen ja auch etwas Besonderes, ein relativ teures High-Tech-Gerät zu besitzen und es redet deshalb gerne damit beziehungsweise beschäftigt sich auf diese Weise mit dem iPhone. Das, was wirklich bei der Bewältigung von Sorgen oder Problemen hilft, wird aber vermutlich doch viel eher die eigene Psyche und die eigenen "Selbstregulierungskräfte" sein, als etwaige sinnfreie Antworten des Smartphones.
Diese Systeme, mit denen Sie redet, nennen sich beim I-Phone Siri und bei Samsung S-Voice. Die Stimmen geben bei einer Antwort, wenn das Gerät diese versteht, grundsätzlich vernünftige Antworten. Wenn es aber irgendein Quatsch ist, dann kommen so antworten wie ich habe sie nicht verstanden. Das bedeutet, mit diesen Systemen kann man sich nicht richtig unterhalten und sie sind nur zur einfacheren Bedienung eines Smartphones geeignet.
Also ein Smartphone kann keinen Ansprechpartner ersetzen denn dafür ist es einfach nur zu blöd, um es zu kapieren. Zudem fehlt dort einfach eine Bindung usw. und dies bietet so ein System niemals. Dabei braucht es eben einen Menschen, mit dem sie reden kann und dieser ist unersetzbar.
Kate110 hat geschrieben:Im ersten Moment hat mich dieses Verhalten daran erinnert, wenn (einsame) Kinder mit ihren Stofftieren oder Puppen reden und diesen ihre Sorgen anvertrauen...Das Skurrile an der von Dir beschriebenen Situation ist natürlich, dass das Mädchen hier mit einem iPhone spricht. Als elektronisches Gerät hat dieses ja noch nicht einmal den Anschein von etwas Lebendigem, wie es ein Stofftier oder eine Puppe haben.
Vielleicht ist es daher eher mit dem Schreiben von Tagebuch vergleichbar. Solche Tagebucheintragungen sind ebenfalls ein "von der Seele reden". Um das Archivieren geht es ja oft gar nicht. Nur, dass man seine Gedanken ordnet und sie ausformuliert.
Mir tut das Mädchen auch sehr leid. Es hat wirklich kein schönes Leben und muss sehr einsam sein. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dabei sinnentleerte Antworten ihres iPhones helfen werden.
Habt ihr schon vom Film "Her" gehört? Da verliebt sich ein einsamer Mann in seinen Computer, mit dem er Tag und Nacht spricht. Der Computer antwortet dabei natürlich nicht so sinnentleert, sondern sehr eigenständig, sammelt Erfahrungen, merkt sich, was sein Besitzer schon erzählt hat und so weiter. Aber kann man so glücklich werden? Im Trailer ist der Mann zunächst glücklich, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es ein Happy End für ihn und die Computerstimme gibt.
Das ist eine schlimme Situation für das Kind. Als Kind so aufzuwachsen bedeutet, dass es später auch Defizite im Umgang mit anderen Menschen hat. Denn es hat ja keine Gespräche zu Hause erlebt und keine Antworten auf die Fragen bekommen, die einem Kind wichtig sind und ihm auf der Seele brennen. Das Kind tut auch mir sehr leid.
Wenn es sich jetzt schon mit einem Computer unterhalten soll, sind wir bald so weit, dass die Maschinen die Macht übernehmen. Viele Kinder hatten früher eine Lieblingspuppe, denen sie ihr Leid klagten und ihnen erzählten, was sie belastete. Sie vertrauten der Puppe Geheimnisse an, die sie nicht einmal der Mutter erzählten, obwohl die ihnen zugehört hätte. Ich finde das immer noch besser, als mit einem Smartphone zu sprechen und dumme Antworten zu bekommen. Ich habe kein Smartphone und kenne deshalb solche Antworten nicht.
Ich bin entsetzt, dass Eltern sich so verhalten. Überlegen die überhaupt nicht, was sie ihren Kindern antun? Hat das Mädchen in der Schule keine Freundin, mit der sie sich mal austauschen kann?
Mein Neffe hat gesagt, dass die Mutter ein Modell wäre und der Vater ein Top-Manager. Die Mutter ist eigentlich die Stiefmutter und nicht sehr viel älter, als dieses Mädchen selbst. Die junge Dame ist in der Schule bereits durch das Schreiben eines Tests mit dem Lippenstift und dem Ekelfoto vom WC aufgefallen.
Die Eltern meinen irgendwie, dass durch Geld alles zu bereinigen wäre. Das Mädchen eckt aber auch in der Klasse selber an und dürfte keine Freunde haben. Dafür hat sie immer die letzten Modetrends zum Herzeigen parat und einiges an Elektronik mit im Unterricht. Diese Geräte setzt sie auch lautstark ein, sodass es neulich wieder zu einem Konflikt mit einer Lehrkraft gekommen wäre, sagt mein Neffe.
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