Wenn einem andere dauernd ihre Interessen aufdrängen wollen

vom 11.06.2010, 13:59 Uhr

Ich bin gerade ein wenig genervt, der Grund dafür ist folgender: Ich habe eben mit einer Freundin gesprochen, die zwei Katzen hat. Prinzipiell stört mich das nicht, auch dass sie relativ viel von ihren Tieren redet, ist absolut okay. Die beiden Kater sind nun einmal ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens und auch wenn mich persönlich nichts an Tigern reizt, unterhalten wir uns natürlich darüber. Das Problem ist aber, dass es meistens nicht dabei bleibt, sondern wir jedes Mal wieder dabei landen, warum ich eigentlich keine Katzen halte und wann ich mir endlich eine zulegen will. Ich habe ihr schon gefühlte hundert Mal erklärt, dass ich Katzen zwar ganz nett finde, aber eigentlich sowieso kein Haustier möchte, weil mir das zu viel Arbeit ist. Wenn überhaupt würde ich mir aber einen Hund halten, weil mir diese Tiere einfach sympatischer sind.

Darafhin argumentiert sie dann immer, ich wolle ja auch Kinder, und die machten noch viel mehr Arbeit. Außerdem sind Hunde ihrer Meinung nach blöd und machen ja noch mehr Stress, weil die im Gegensatz zu Katzen Gassi geführt werden müssen. Mit letzterem hat sie sicher recht, aber trotzdem mag ich Hunde lieber und da wäre es mir den Hickhack eventuell wert. Aber ganz generell möchte im Moment gar kein Haustier und schon gar keine Katze. Diese Gespräche enden dann meist mit totalem Unverständnis ihrerseits, wie jemand Miezen nicht anbeten und am liebsten zwanzig haben will und beim nächsten oder übernächsten Gespräch versucht sie mir dann wieder eine aufzuschwatzen.

Ähnlichen Stress habe ich regelmäßig mit meiner Mutter und meiner Schwiegermutter. Beide lieben Blumen und Gärten, wenn auch mit unterschiedlichem Enthusiasmus dabei diese selbst zu versorgen. Ich persönlich interessiere mich nicht für dieses Thema, weder für Zimmerpflanzen noch für welche von draußen. Gut, dass darüber gesprochen wird, weil es eben ein großes Interesse der beiden ist, ist klar. Aber langsam bin ich es leid, andauernd aufgefordert zu werden im Garten zu helfen, mit Entscheidungen bei der Gestaltung zu treffen, um Rat gebeten zu werden, wenn eine Blume kränkelt oder auch zu jeder Gelegenheit wieder Topfblumen geschenkt zu bekommen.

In meiner Wohnung gibt es keine Pflanzen und das hat seinen Grund, nämlich den, dass ich keine will. Die geschenkte Blume kümmert dann ein paar Tage oder Wochen vor sich hin, je nachdem wie oft mich das schlechte Gewissen plagt und ich doch gieße, aber dann stirbt sie doch jedes Mal, weil ich einfach anderes im Kopf habe. Und wie der Garten aussieht ist mir auch herzlich wurscht, meine Idealvorstellung ist eine große Rasenfläche, umsäumt mit großen Büschen, die einen Sichtschutz darstellen. Ende. Welche Pflanzen dort wachsen und wo man sie am besten postiert ist mir egal, geschweige denn, dass ich bereit wäre selbst Hand an zu legen. Entsprechend fehlen mir Kenntnisse und Erfahrung in diesen Dingen und ich habe keinen Schimmer, welche Blumen sich vertragen, oder warum diese gerade nicht aufblüht. Bei uns in der Nähe ist zur Zeit die Landesgartenschau und ich wurde schon mehrere Male gefragt, ob ich nicht dorthin gehen und mir die tollen Blumen ansehen möchte. Auch da ist die Antwort negativ, ich weiß wirklich besseres mit meiner Zeit anzufangen.

All das habe ich den beiden schon mehrfach gesagt, freundlich, sehr bestimmt und zum Schluss recht genervt. Trotzdem kommt das Thema immer wieder auf den Tisch und ich werde wieder mit irgendwas behelligt. Und es ist ja nun keineswegs so, dass die zwei sonst niemanden hätten, mit dem sie darüber sprechen könnten. Sie kennen sich, kommen gut aus und könnten sich schon mal miteinander über Blumen und alles, was dazu gehört beraten. Und auch im Freundeskreis gibt es noch den einen oder anderen Blumennarren. Aber irgendwie bin es immer ich, die eingespannt werden soll und meine Mutter meint immer leichthin, in meinem Alter hätte sie das auch nicht interessiert, das käme auf jeden Fall noch, wenn ich älter sei und dann wäre es doch gut, wenn ich mich schon auskenne. Das mag sein, wer weiß, aber momentan interessiert es mich wirklich kein Stück und ich will auch nichts darüber lernen.

Wie gesagt, wenn diese Sachen ab und zu thematisiert würden, wäre es kein Ding. Aber das ist schon penetrant, wie da versucht wird die Interessen aufzuzwingen. Ich z.B. bin ein großer Fan von Sci-Fi und Fantasy, darum rede ich aber nicht den ganzen Tag davon und käme schon gar nicht auf die Idee meine "Mütter" ins Kino zu schleifen, um den neuesten Star Trek anzuschauen oder etwas anderes, das sie nicht interessiert. Da würden sie sich sicherlich auch vehement weigern. Ebensowenig würde ich meine Patenkinder zu einem Spielenachmittag mit zu der Katzenliebhaberin schleppen, weil sie Kinder nicht sonderlich mag und sicherlich nur genervt von den beiden Energiebündeln wäre. Natürlich erzähle ich ab und zu von den Mädels, aber nicht ununterbrochen und ich verlange nie ihre Mithilfe für irgendetwas oder will andauernd Ratschläge. Einfach weil ich weiß, dass das meine Interessen sind und nicht die der anderen und ich keinen Sinn darin sehe, mich aufzudrängen und ihnen meine Meinungen und Vorlieben am besten aufzuzwingen. Wir haben andere Gemeinsamkeiten und das reicht mir, aber andere Leute haben damit scheinbar ihre Probleme.

Einen Rat erhoffe ich mir hier eigentlich nicht, denn Gespräche sind ja, wie gesagt, ergebnislos geblieben. Ich lasse mir da auch nichts aufdrängen und werkele weder im Garten, noch kaufe ich mir ein Tier, obwohl ich keine Lust habe. Ich wiederhole meine Abneigung eben unermüdlich und würge derartige "Angriffe" so gut es geht an der Wurzel ab. Ich bin nur gerade furchtbar genervt und wollte meinem Ärger mal Luft machen.

Habt ihr so etwas auch schon erlebt, dass Leute, die sonst eigentlich nicht dominant und aufdringlich sind, von einer Sache so begeistert sind, dass sie es nicht akzeptieren können, wenn enge Freunde oder Verwandte diese Begeisterung nicht teilen? Wie geht ihr damit um?

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Es gibt nur zwei Themen mit denen mich Bekannte und Verwandte furchtbar nerven. Das eine und größte Problem ist deren Religion. Meine Familie besteht aus strengen Katholiken, ich hingegen konnte schon als Jugendliche nichts mit der Kirche anfangen. Obwohl es schon lange bekannt ist, dass ich kein Interesse daran habe, versuchen es Verwandte immer wieder. Jedes Jahr derselbe Mist bzw dieselben Fragen. Warum ich nicht wenigstens zur Weihnachts- oder Ostermesse gehe, wie ich denn nur ohne kirchliche Trauung heiraten könnte bis hin zu Angeboten (vorgestern erst geschehen) was sie mir von irgend einer blöden Pilgerstätte mitbringen sollen. Wie du schon schreibst bringt da reden nicht viel. Ich trage kein Kreuz, weder aus Überzeugung und schon gar nicht als Accessoire. Das weiß jeder und doch will man mir eins mitbringen. Das endet dann darin, dass ich es nicht annehme, die Gegenseite beleidigt ist und trotzdem nichts daraus lernt.

Das andere Thema sind Kinder. Auch da stößt meine Einstellung auf Unverständnis. Vor allem meine Schwester kann es überhaupt nicht verstehen, wie man sich dieses tolle Gefühl der Schwangerschaft entgehen lassen will/kann. Wenn ich damit argumentiere, dass ich mir diese Mutterrolle für mich nicht vorstellen kann und mich die nächsten 18-20 Jahre nicht einschränken sondern frei leben möchte, bin ich egoistisch. Kann sein, dafür lebe und genieße ich jetzt alles statt darauf zu warten, dass die Kinder aus dem Haus sind. Vielleicht werde ich es irgendwann bereuen oder gar meine Meinung ändern und doch Kinder kriegen aber noch sehe ich es eben so und das sollte man akzeptieren. Ich muss auch akzeptieren, dass man als Kinderlose einige Nachteile bzw Abzüge, Rente, etc, hat.

Über die Sache mit Blumen musste ich eben lachen. Meine Mutter hat es bei mir auch einige Male versucht. Sie wollte mir Sätzlinge und Samen mitgegeben, hat mir sogar angeboten etwas anzupflanzen und jederzeit zu helfen. Ich habe aber weder das Interesse an bunten Beete noch einen grünen Daumen. Bei mir wächst es höchstens knusprig braun. Der Rasen und die Hecke drumrum reichen völlig aus und brauchen für mich schon zu viel Pflege. :D

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe auch zwei Katzen, mache aber keinen Versuch, meine Mitmenschen von den Vorzügen der Katzenhaltung zu überzeugen, solange sie nicht umgekehrt versuchen, mich davon zu überzeugen, dass man lieber keine Katzen halten sollte.

Was mich gelegentlich nervt, ist die Tatsache, dass bei der Auswahl von Geschenken manchmal der Eindruck vorzuherrschen scheint, dass "irgendetwas mit Katzen" auf jeden Fall richtig ist, und dann kommen hier extrem kitschige Karten, Nippesfiguren, die dann "versehentlich" hier runterfallen und süßlich-kitschige Geschichtenbüchlein an, die sich um Katzen drehen. Ich habe schon mehrfach massiv darauf hingewiesen, dass man mein Leben und meine Interessen sich nicht darauf reduziert, dass ich zwei Katzen habe bzw. die mich.

Obwohl die beiden sehr anhänglich sind und die sehr gerne mag, können die auch gut damit leben, dass ich mal drei,vier Tage unterwegs bin, und ich kann versichern, dass meine zuhause gebliebenen Katzen dann kein Gesprächsthema bilden, obwohl ich natürlich von Zeit zu Zeit an sie denke.

» RopiusK » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Du sprichst mir mit deinem Beitrag gerade aus der Seele. Danke dafür, es wird bestimmt eine Wohltat sein, den ganzen Frust diesbezüglich einmal niederzuschreiben. Ich finde es ja durchaus schön, wenn Freunde und Bekannte von ihrem eigenen Leben und den sie momentan bewegenden Themen erzählen, aber irgendwann ist dann der Punkt erreicht, an dem es zu viel wird; vor allem dann, wenn mein Desinteresse noch massiv in Frage gestellt und kritisiert wird. Ich höre gerne zu, zumal ich durchaus wissen möchte, womit meine Freunde ihr Leben verbringen, aber ich möchte mir keine Vorwürfe anhören müssen, dass ich für dieses Themengebiet keine Begeisterung aufbringen kann.

Ein typisches Beispiel, dass mir vor allem momentan extrem auf die Nerven geht, ist der Fußball und die zugehörige Weltmeisterschaft. Ich war noch nie ein Fan dieses Sportes, bin sogar einmal bei einem Deutschland-Spiel der Europa-Meisterschaft, das mein Vater sich zusammen mit mir ansehen wollte, eingeschlafen und habe überdies nicht das geringste Quäntchen Ahnung von den Regeln. Dass ich auch keinerlei Lust verspüre, meine Einstellung in diesem Bereich zu ändern, dürfte weithin bekannt sein, was aber leider niemanden davon abhält, mich weiterhin für den Fußball begeistern zu wollen. Mein Vater versucht regelmäßig zu erreichen, dass ich mich neben ihn vor den Fernseher platziere und erklärt mir zudem in einer dauerhaft nervigen Penetranz die Regeln, wobei er völlig auszublenden scheint, dass ich ihm überhaupt nicht zuhöre und alles nur mit einem teilnahmslosen Nicken zur Kenntnis nehme.

Ein sehr guter Freund hat es hingegen schon aufgegeben, mir das Reglement zu erklären, dafür ruft er mich regelmäßig vor Begeisterung sprühend an, um mir zu erzählen, dass seine Lieblings-Mannschaft gerade ein Spiel gewonnen hat. Dass ich nicht mit einem enthusiastischen „Hurra!“, antworte, sondern den Sieg einfach nur mit einem recht uninteressiert klingenden „schön“, kommentiere, erzürnt ihn dann auch noch und ich darf mir des Öfteren anhören, dass es sich bei meinem Desinteresse bestimmt nur um eine Phase handelt. Ich würde mich bald von seinem Enthusiasmus anstecken lassen, wenn er mich nur weiterhin damit quält, so seine Meinung.

Viele meiner Freunde sind zudem große Fans von sehr alten filmen. Sie veranstalten hin und wieder Filmeabende, zu denen ich natürlich auch eingeladen bin. Ich lehne diese Filme keinesfalls ab, aber es langweilt mich einfach, danach noch stundenlang über die Schauspieler zu debattieren. Ich will nur den Film sehen; dabei interessieren mich weder die Lebensgeschichte der Schauspieler, noch die Namen der Synchron-Sprecher. Im Gegensatz zum Fußball wird meine Einstellung hier zwar meist akzeptiert, dennoch werde ich hin und wieder darauf hingewiesen, dass es doch ziemlich ignorant von mir sei, mich nur von den Filmen berieseln zu lassen, ohne den Hintergrund erfahren zu wollen.

Wenn mich wieder einmal jemand von etwas überzeugen will, habe ich mir inzwischen angewöhnt, sehr kurz zu antworten und mich ansonsten davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Es gibt natürlich oft Kandidaten, die einfach nicht locker lassen, aber ich führe eine Diskussion über dasselbe Thema nicht bei jedem Kontakt mit diesem Freund immer wieder, sondern weise in der Regel nur noch darauf hin, dass wir den Sachverhalt doch in der Vergangenheit ausreichend diskutiert haben und meine Meinung sich nicht geändert hat.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei den Fußballfans kommt es gelegentlich sehr gut, wenn Frau als Sportbanause harmlos fragt, wieso die sich alle um einen einzigen Ball schlagen, obwohl sich doch eigentlich jeder einen eigenen besorgen könnte.

Die Zeitgenossen, mit denen man sich keinen Film anschauen kann, weil die durch die Filmhandlung ständig inspiriert werden, nach ihrer Meinung hochinteressante, nach meinem Eindruck sterbenslangweilige Episoden aus ihrem Leben zu erzählen und dabei bei Adam und Eva anzufangen, kenne ich auch zur Genüge.

» RopiusK » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Das kenne ich nur zu gut. Ich habe im meinem Bekanntenkreis auch eine Bekannte, die einen USA-Tick hat. Das ist für mich absolut schrecklich. Jedes Mal, wenn wir uns treffen, hört sie Countrymusik und das ist für mich an sich völlig in Ordnung, auch wenn ich diese Musik eigentlich nicht so gerne mag. Das Problem ist aber nun, dass sie mir die Musik ständig aufschatzen will. Hier, leih dir mal diese CD aus, die ist wirklich genial, hör dir das hier mal an, davon kann ich nicht genug kriegen und das hier ist toll und das hier auch. Ich kann dir 10 Mal sagen, dass ich mir die CD gar nicht ausleihen will und das mich die Musik nicht interessiert und ich im Moment eh nicht hinhöre, aber dass ist für sie irgendwie absolut unverständlich.

Genauso ist es mit den USA. Jede Ferien reist sie nach USA und das schon seit Jahren. Ich habe auch so meine Lieblingsorte, an die ich gerne reise, sicher haben das viele Menschen. Aber muss man das anderen unbedingt aufdrängen? Permanent bekomme ich zu hören, wie tolle es doch in den USA ist, wie viel schöner das Wetter dort ist, wie viel netter die Menschen, wie viel schöner das Wasser, wie viel grüner das Gras. All das will ich gar nicht hören und ich versuche es auch meistens so gut es eben geht zu ignorieren. Sie kann auch partout nicht verstehen, wieso ich erst einmal in den USA war und wieso ich nicht auch noch die anderen Tausend Ferien dort verbringen möchte.

Ich finde, solchen Menschen mangelt es in dieser Hinsicht wirklich an Empathie. Sie meinten, nur weil ihnen was gefällt, müsste das allen gefallen. Sie können es irgendwie nicht begreifen, dass andere Menschen eben auch andere Interessen haben. Was deine Mutter und den Garten betrifft, so kenne ich das auch so und ich habe das auch schon bei anderen Familien beobachtet. Es scheint sehr häufig so zu sein, dass Mütter sich schrecklich gerne für Gärten und Pflanzen interessieren. Meine Mutter erwartet auch immer von mir, dass ich ihr helfe, zu entscheiden, welche Pflanze, wo genau hinkommt. Mir ist das aber im Grunde ziemlich egal, wo was steht. Da macht es doch wirklich keinen Unterschied, ob diese lila Nelke jetzt 20cm neben der weißen oder 10cm hinter der Tulpe steht.

Wenn ich nicht im Garten mithelfe, Wurzeln ausbudele, kein Unkraut jäte und auch kein Laub wegräume, wird meine Mutter schon mal sauer, weil sie meint, der Garten sei im Interesse aller. Dass sehe ich nicht so. Von mir aus könnte da auch ein kleiner See hin und der Rest Steingarten sein. Dazwischen ein paar Bonsai und fertig ist der Garten. Bonsai finde ich schön, darum würde ich mich schon viel eher kümmern, als um Nelken, Rhohodenren und Lebensbäume. Zur Landesgartenschau nach Hemer wollte man mich übrigens auch schleppen, aber auch ich habe erfolgreich protestiert. Als sie dann wieder da waren, wurde dann wieder über die tollen Pflanzen und Blumen geschwärmt und wie viel ich dich verpasst hätte.

Meistens ignoriere ich solche Menschen einfach so gut es geht. Ich lasse sie erzählen und erzählen und höre einfach nicht zu, sondern höre Musik oder mache etwas nebenbei. Ich denke, dass ich schon oft und ausführlich genug erklärt habe, dass ich mich nicht dafür interessiere, Wenn das aber an diesen Menschen vorbeigegangen ist, so ist das nicht mein Problem. Sollen sie doch weiter reden, ich muss ihnen schließlich nicht zuhören.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich kenne solche Menschen, die einem zwingend ihre eigene Begeisterung für irgendeinen Bereich im Leben aufdrängen wollen, auch und habe damit teilweise schwer zu kämpfen, weil nämlich vor allem mein Vater derjenige ist, der das immer wieder tut. Es hat wirklich viele Jahre gedauert, bis mir klar wurde, warum er das überhaupt tut und was er sich davon verspricht, weil diese Überzeugungsversuche seinerseits teilweise schon fast brutal waren und mich jedenfalls irgendwann so genervt haben, dass ich schon entsprechend auf einen neuen, absehbaren Versuch reagiert habe, wenn ich nämlich meinte, zu merken, dass sich jetzt gleich wieder ein solches „Gespräch“ ergeben könnte.

Meinem Vater gegenüber war ich insofern in den entsprechenden Situationen sehr ablehnend gehalten und ich fand keine wirkliche Möglichkeit, mich diesen unschönen Überzeugungsversuchen zu entziehen. Eine Zeitlang habe ich noch versucht, nachzugeben und auszuprobieren, bis ich dann festgestellt habe, dass er es irgendwie überhaupt nicht akzeptieren und auch nicht im Ansatz damit umgehen kann, wenn ich seine Begeisterung für die jeweilige Sache nicht teilen kann.

Irgendwann wurde mir dann aber klar, weshalb mein Vater das tut, ja, geradezu tun muss. Mir wurde klar, dass ich dieses Verhalten seinerseits eine eigentlich recht auf der Hand liegende, logische Konsequenz eines Charakterzuges von ihm ist, unter dem er eigentlich zu leiden hat. Eigentlich will er mir wirklich nur etwas Tolles zeigen, etwas Neues, das ich noch nicht kenne. Er will derjenige sein, der auslösend dafür war, dass ich etwas Schönes kennenlernen konnte, weil ihm das ein besseres Gefühl gibt und er sich somit wertvoller fühlt.

Seit mir das klar geworden ist, kann ich mit seinen Überzeugungsversuchen deutlich besser umgehen und ihm auch hin und wieder sogar tatsächlich deutlich machen, dass ich etwas gar nicht erst versuchen möchte. Ich habe an meiner Haltung ihm gegenüber, wenn ich merke, dass es nun wieder soweit ist und er mich von etwas Bestimmtem begeistern möchte, nicht wirklich viel verändert, sondern sie nur in der Hinsicht angepasst, dass ich nicht gleich seinen dringenden Wunsch danach, mir etwas Neues in meinem Leben zu zeigen, abschmettern muss. Ablehnen kann ich trotzdem, aber ich versuche, ihm diese Ablehnung eher vorsichtig unterzujubeln, damit sie ihn eben nicht entsprechend hart trifft und erst recht in eine emotionale Krise stürzt.

Mittlerweile bin ich also auch nicht mehr wirklich genervt von solchen Überzeugungs- oder Begeisterungsversuchen, sondern habe eher Mitleid, weil mein Vater nicht in der Lage ist, sich auch ohne dieses Vorstellen neuer Lebensinhalte, die ausgerechnet er mir zeigen musste, ein entsprechendes Selbstwertgefühl aufzubauen und sich zu erhalten.

Deshalb lasse ich ihn nun auch gern erst einmal seiner Begeisterung entsprechend Luft machen, um ihm dann, wenn er mich fragt, ob ich das nicht einmal ausprobieren will und mir das von ihm zeigen lassen würde, zu entscheiden, ob ich in diesem vorliegenden Fall lieber wieder ablehne oder vielleicht sogar doch einmal offen für einen Vorschlag bin, und sei es auch nur, damit er mir eben doch einmal wieder etwas zeigen kann, das ich noch nicht kenne. Weh tut mir das nicht und ihm ist es ein Anliegen. Manchmal kann ich das auch erfüllen und eben nachgiebig sein, denke ich.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



So krass, wie Du es geschildert hast, war es bei mir glücklicherweise bisher noch nie. Aber dass Du da genervt bist, kann ich sehr gut verstehen. Ich bin zwar auch totaler Katzenliebhaber, aber ich möchte wie Du, auch keine Kinder. Und genauso wenig stehe ich darauf, wenn zuviel Grünzeug in der Wohnung ist. Mal hier und da eine Pflanze, das wäre ja noch okay, aber bei uns stehen wirklich sämtliche Fensterbretter voll, die hat alle meine bessere Hälfte angeschafft. Und jedesmal, wenn man mal ein Fenster ankippen will, muss man sich erst durch diesen Dschungel wühlen, das geht mir auch auf den Puffer!

Aber das eine Mal wollte mir auch eine Frau aus einer entfernten Bekanntschaft das Thema Kinder schmackhaft machen, wo sie ja bei mir genau richtig ist. Sie könne es gar nicht verstehen, warum eine Frau das nicht möchte und das wäre doch so schön. Und das einzig Wahre! Nun ja, diese Aussage mit dem "einzig Wahren" halte ich schlichtweg für völlig überzogen, denn es gibt auch noch andere schöne Dinge, außer Kinder in die Welt zu setzen. Sie wollte mir dann auch während der ganzen Zeit die Vorteile schmackhaft machen, wie es ist, wenn man Kinder hat. Das war dann so eine Situation, in der ich mich wirklich zusammenreißen musste, weil ich das echt nicht mehr hören konnte! :evil:

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Leider kenne ich dieses Phänomen nur allzu gut. Mein damaliger Partner war leider auch so ein Typ, der mir seine eigenen Interessen um jeden Preis aufdrängen wollte. Die ganze Zeit konnte ich mir daher irgendwelche Geschichten über Politik, Fußball und Computerspiele anhören, die mich jedoch nicht im Geringsten interessiert haben. Zwar habe ich mir immer wieder gerne angehört, wie das Fußballspiel von meinem Partner gelaufen ist, wobei es mich einfach nicht interessiert hat, wenn er von irgendwelchen anderen Mannschaften erzählt hat. Damit konnte ich einfach nichts anfangen und ich konnte mir die Geschichten auch einfach nicht merken, weil ich sie einfach nur noch langweilig fand. Jedoch war es so, dass es meinen Partner scheinbar gar nicht zu stören schien, dass ich mich nicht dafür interessiert hatte, weil es ihn nur noch weiter anzuspornen schien, mich noch weiter damit zu belästigen.

Ganz schlimm fand ich es, als ich bei meinem Partner zu Besuch war und er darauf bestand, dass ich mir irgendwelche politischen Videos mit ihm anschaute, die mich jedoch absolut nicht interessierten. Dabei bin ich dann auch richtig wütend geworden, weil ich es nicht nachvollziehen konnte, wie jemand einem dermaßen seine eigenen Interessen aufdrängen kann, wenn er merkt, dass einen das nicht interessiert. Von daher bin ich dann auch einfach gegangen, weil mein Partner es auch einfach nicht eingesehen hat, dass ich nicht deshalb zu ihm gekommen bin, um mir irgendwelche langweiligen politischen Videos anzuschauen.

Ich kann es einfach nicht verstehen, wie jemand der Meinung sein kann, man müsse jemand anderem um jeden Preis die eigene Meinung aufdrängen. Immerhin muss man doch erkennen, dass der andere auch irgendwann genervt davon ist und ich denke, dass man doch auch erkennen muss, dass man sich selbst nur unbeliebt damit macht. Dabei habe ich auch absolut kein Verständnis für so ein Verhalten und ich denke, dass es dann auch durchaus gerechtfertigt ist, wenn man in so einem Fall einfach aufsteht und geht. Immerhin weiß der Gegenüber ja auch, dass das Thema einen nervt und wenn er dann dennoch nicht davon ablässt, dann sollte man auch einfach gehen.

Ich selbst würde niemals auf die Idee kommen, jemandem meine Interessen um jeden Preis aufzudrängen. Wenn ich nämlich merke, dass jemanden ein Thema einfach nicht interessiert, dann versuche ich auch, ein anderes Thema zu finden, über das man dann gemeinsam sprechen kann. Das ist auch wesentlich schöner, da das Gespräch dann auch beiden Leuten Spaß macht und dann auch niemand davon genervt ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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