Wie geht es nach dem Facharbeiter in der Karriere weiter?

vom 05.03.2014, 10:56 Uhr

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist ein Facharbeiter so in etwa einem Gesellen gleichgestellt, ein Facharbeiterbrief entspricht also einem Gesellenbrief, nur die Ausbildung und die Prüfungen sind wohl anders strukturiert und werden anders abgelegt. Wenn man den Gesellen hat, kann man ja mit dem Meister weitermachen und dann studieren, wenn man denn unbedingt möchte. Wie geht es denn als Facharbeiter weiter, wenn man auf derselben Leiter weitermachen möchte? Kann man dann auch seinen Meister machen? Gibt es vielleicht ein Pendant zum Meister, auf dessen Basis man dann auch studieren könnte?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ja, den gibt es: Der Techniker. Die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker ist eine Aufstiegsweiterbildung, die mit dem Meister vergleichbar ist und mit dem Staatsexamen abgeschlossen wird. Manche Fachhochschulen und Universitäten ermöglichen es, mit diesem Abschluss zu studieren. Genauere Informationen gibt die jeweilige Hochschule. Je nach Betrieb werden Techniker ähnlich zum Bachelor eingesetzt und auch tariflich eingruppiert.

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Natürlich kann sich auch ein Facharbeiter bis zum Meister qualifizieren. Ein besonders beliebtes Beispiel ist ein Industriemeister-Lehrgang, diese werden häufig und gerne von Facharbeitern besucht.

Neben der Weiterbildung zum Techniker besteht darüber hinaus sogar die Möglichkeit, eine Ingenieur-Laufbahn anzustreben. Dazu ist dann aber ein Studium erforderlich, so viel ich weiß, wird der Facharbeiterbrief zusammen mit einem Fachabi inzwischen als Zugangsvoraussetzung anerkannt. Ganz sicher bin ich aber nicht.

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» Mamma Leone » Beiträge: 137 » Talkpoints: 7,90 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die wichtigsten Weiterbildungsmöglichkeiten wurden schon genannt, nämlich Meister, Techniker und Ingenieur. Die Ausbildungen haben allerdings ganz unterschiedliche Ausrichtungen. Die kürzeste Weiterbildung ist die Meisterausbildung, die man in unter einem Jahr in Vollzeit abschließen kann. Sie soll hauptsächlich zur Leitung einer Gruppe aus Facharbeitern in Produktion und ähnlichen Bereichen befähigen.

Der staatlich geprüfte Techniker dauert in Vollzeit zwei Jahre. Er wird aber auch gerne per Fernkurs abgeschlossen, dann dauert die Weiterbildung etwa doppelt so lange. Der Techniker ist weniger auf Führungsverantwortung ausgelegt, sondern soll eher zu fachlich anspruchsvolleren Tätigkeiten befähigen, also zum Beispiel Entwicklung und Konstruktion, Vertrieb oder Qualitätsmanagement. Daneben gibt es noch die Weiterbildung zum "technischen Betriebswirt", wenn man eine Karriere mit einem höheren kaufmännischen Anteil (zum Beispiel im Einkauf) anstrebt.

Der Ingenieur dagegen ist ein Hochschulstudium, der allerdings eine völlig eigenständige Ausbildung darstellt. Vorkenntnisse aus einer Facharbeiterausbildung können hier und da hilfreich sein, allerdings wird das Vorwissen meistens überschätzt. Außerdem reicht die Facharbeiterausbildung nicht als Zulassungsvoraussetzung; man benötigt zusätzlich zumindest eine Fachhochschulreife. Der übliche Weg über eine Berufsoberschule und die Fachhochschule dauert für einen Facharbeiter normalerweise 4,5 Jahre.

Leider wird gerade der Techniker und Ingenieur oft in einen Topf geschmissen, ganz besonders seit der Bolognareform und dem Wegfall des Titels "Diplom-Ingenieur" und der Abwertung des Bachelor in der Öffentlichkeit. Es ist zwar so, dass Techniker und Ingenieure häufig so eng Hand in Hand zusammenarbeiten, dass sich die Tätigkeiten oft sehr stark überschneiden. Das liegt auch daran, dass der Ingenieur im Studium einen Großteil des Grundhandwerkszeug des Technikers lernt. Allerdings geht die Ausbildung weit darüber hinaus.

Kurz gefasst lernt ein Techniker die Anwendung bekannter Methoden, während der Ingenieur dafür ausgebildet wird, die bekannten Methoden zu erweitern und zu verbessern. Das spiegelt sich auch in der längeren Ausbildung wider. Allein dadurch ergeben sich automatisch Unterschiede in der Arbeitsweise, so dass sich beide Ausbildungsformen in einem Team sehr gut ergänzen, aber der eine (fast) nie den anderen ersetzen vollständig kann.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 05.03.2014, 18:49, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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