Wie spüren Tiere Erdbeben, bevor es kommt?

vom 02.03.2014, 21:56 Uhr

Eine Sendung auf ARTE „Achtung Erdbeben“ heute Morgen weckte meine Neugier. Leider konnte ich nicht lange die Sendung verfolgen, weil dann unerwartet Besuch kam. Die Sendung wird jedoch wiederholt am 17.3.14 klick. Habt ihr vielleicht zufällig auch ARTE gesehen?

Das Verhalten von Tieren ändert sich, wenn sie fühlen, dass ein Erdbeben auf sie zu kommt. Es sind vor allem Ratten, Schlangen, Maulwürfe, Kröten, die fluchtartig ihre Höhlen und Unterschlupfe verlassen. Schlangen haben Infrarotsensoren und registrieren die Erwärmung durch aufsteigende Lava.

Die chinesische Stadt Haicheng wurde durch die vom Winterschlaf aufgeschreckten und flüchtenden Schlangen 1975 gerettet, weil diese Schlangenflucht richtig gedeutet wurde. Das passierte 20 Stunden vor dem Erdbeben mit der Stärke 7,3. Die Bewohner verließen ihre Häuser und flüchteten.

Aber auch andere Tiere wie Vögel, Mäuse, Elefanten, Pferde und Fische spielen verrückt, sogar Bienen schwärmen aus. Bauern in den Anden halten sich Kanarienvögel. Diese flattern wild, wenn Gefahr aus der Erde droht.

Wissenschaftler versuchen schon lange, das Rätsel um das oft seltsame Verhalten der Tiere zu lösen. Schon in der Antike wurde über die Fluchtreaktionen von Tieren vor einem Erdbeben berichtet, aber bis heute konnte man es noch nicht als Frühwarnsystem sinnvoll nutzen. Jedoch durch Beobachtung von Tieren und ihrem Verhalten kann man darauf schließen, dass etwas passieren wird und vorsorgen.

Tiere als Frühwarnsystem zu nehmen, ist keine schlechte Idee. Wenn ihr Verhalten richtig gedeutet werden kann, können sowohl Tiere als auch Menschen profitieren. Zusätzlich kämen noch seismografische Instrumente zum Eiinsatz. Was haltet ihr von dem Frühwarnsystem mancher Tiere?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Viele Tiere haben stärkere Sinne als Menschen. Dadurch ist es ihnen möglich, Dinge wahrzunehmen, die der Mensch nicht bemerkt. Z.B. können manche Tiere tiefere Töne hören. Als auf dem Mururoa-Atoll ein Atombombentest absolviert wurde, schreckten einige Stunden später sehr viele Tauben in Paris gleichzeitig auf, weil sie die tiefen Schallwellen, die um den Globus liefen, wahrnahmen, die der Mensch nicht hören kann. Andere Tiere haben empfindliche Sensoren an den Füßen und können Spannungen und Veränderungen im Boden spüren.

Heutzutage kann man Erdbeben durch vielerlei Messungen zwar nicht direkt vorhersagen, aber man kann die Wahrscheinlichkeit abschätzen, wann es wieder wackeln wird. Durch die Bewegung der Lithosphärenplatten, deren Geschwindigkeit und Richtung, durch die Beschaffenheit des Untergrunds und Messungen von seistmischen Aktivitäten sowie auch Schwerefeldmessungen bei vulkanischen Aktivitäten kann man die Gefahr einschätzen, aber eine letztendliche Sicherheit wird es nie geben, genauso wie man Vulkanausbrüche nicht eindeutig vorhersagen kann.

Wenn aber zusätzlich zu den entsprechenden Messungen auch die Tiere Warnsignale von sich geben, die man natürlich auch richtig deuten muss, dann könnte es tatsächlich das Leben in Erdbebengebieten noch ein bisschen sicherer machen.

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» Schneefuchs » Beiträge: 15 » Talkpoints: 4,29 »


Ich habe die Sendung leider nicht gesehen. Mein Wissensstand ist, dass die Tiere auf die Veränderung der Elektrizität in der Luft reagieren: Fast einen Tag vor Erdbeben entstehen im Vorfeld elektrische Ströme im Erdinneren (wie, ist meines Wissens noch nicht geklärt), die an die Oberfläche gelangen. Dadurch werden kleinste Teilchen in der Luft elektrisch geladen.

Atmen Lebewesen positiv geladene Luft ein, wird das Hormon Serotonin freigesetzt. Dieses fungiert als Neurotransmitter und führt im ZNS zur Erregung mit dem Effekt, dass Lebewesen Unruhe bis zur Angst zeigen, manchmal kommt es zu Übelkeit und bei großen Mengen kann es zum Koma oder auch zum Tod führen.

Wenn ein Lebewesen Fell oder Federn hat, werden durch die positive Ladung in der Luft außerdem diese elektrostatisch aufgeladen. Dieser Effekt ist besonders für kleinere Tiere, die im Verhältnis zu ihrer Körpergröße eine größere Körperoberfläche haben, äußerst unangenehm.

Da in geschlossenen Räumen normalerweise mehr Schwebeteilchen in der Luft sind, die nun elektrisch geladen sind, flüchten die Tiere aus Häusern oder auch aus unterirdischen Höhlen und Bauten ins Freie und in unbesiedelte Landschaften (Anhöhen).

Im Wasser, besonders im Meerwasser ist die Leitfähigkeit für elektrische Ströme sehr hoch, weshalb Meeresbewohner durch sie sehr beeinträchtigt sind, wobei sie keine echte Fluchtmöglichkeit haben und starke Reaktionen zeigen, wie das Springen über die Wasseroberfläche.

Für kleine Tiere und Meeresbewohner sind die unterschiedlichen Ladungen ihrer Umgebung also besonders unangenehm, weshalb sie am deutlichsten Erdbeben 'voraussagen' können.

Wenn ich in einer Gegend wohnte, in der bereits früher beobachtet wurde, dass Tiere Stunden vor einem Erdbeben, flüchteten oder ungewöhnliches Verhalten zeigten, wäre mir das als Ankündigung eines Erdbebens sicher. Wie bereits von Cid erwähnt, halten sich in durch Erdbeben gefährdeten Gegenden Anwohner z.B. Kanarienvögel als 'Erdbeben-Warner' (und lassen diese hoffentlich im Fall des Falles nicht schutzlos zurück). Als gute 'Warner' gelten auch Fische wie z.B. Katzenwelse in Japan, Fledermäuse, Schlangen, Amphibien und Nagetiere.

Allerdings hängt es in erheblichem Maß davon ab, aus welchem Gestein der Untergrund besteht, in welchem Ausmaß und bis in welche Höhe die elektrischen Ströme zur Oberfläche gelangen. Außerdem verhindern Niederschläge zum Großteil eine Aufladung der Luft. Bei Regen würden sich die Kanarienvögel wahrscheinlich völlig normal verhalten, aber Tiere, die in tieferen Erdschichten wohnen und die Meeresbewohner zeigten Verhaltensänderungen.

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» Vega » Beiträge: 207 » Talkpoints: 137,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe die Sendung leider auch nicht gesehen, aber ich glaube auch daran, dass Tiere eben einfach viel bessere Instinkte haben. Ob sie nun irgendwelche Wärmestrahlungen oder anderes einfach früher erkennen, das weiß ich nicht. Jedenfalls ist es nicht nur bei Tieren so, dass sie Erdbeben im Vorhinein erkennen können. Das können oft auch kleinere Kinder.

Ich habe zwei Geschwister. Meine Mama hat uns schon öfters berichtet, dass wir an einem Tag extrem unruhig waren. Auf den ersten Blick mag das bei einer Familie mit drei Kindern nicht ungewöhnlich erscheinen und wir waren auch sonst sicher keine großartigen Engeln, aber an dem einen Tag sollen wir eben alle drei gleichzeitig äußerst unruhig gewesen sein, wollten am Abend auch partout nicht schlafen gehen, wobei das Niederlegen sonst eigentlich nicht so problematisch bei uns ablief. In der Nacht war dann ein Erdbeben, nicht sehr dramatisch, aber deutlich spürbar. Als der Zirkus dann vorbei war, war unsere Unruhe scheinbar mit einem Schlag wieder beseitigt.

Das lässt mich eben vermuten, dass es eben an feinfühligeren Instinkten liegt. Ich denke, dass so wie Kleinkinder eben auch Tiere viel feinfühliger sind. Manches kann man eben nicht unbedingt gut erklären. So wie eine Mutter oft spürt, dass es dem Kind nicht gut geht, spüren eben auch Tiere, dass Gefahr im Anmarsch ist. Ich glaube, dass sie es einfach als "Gefahr" spüren und nicht konkret "wissen", dass nun ein Erdbeben kommt.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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