Unfall auf einsamer Landstraße - Anhalten oder Hilfe holen?
Bei uns ist vor einigen Wochen ein fingierter Unfall auf einer einsamen Landstraße gewesen. Es sah wohl so aus, als ob ein Auto gegen einen Baum gefahren ist. Ein heranfahrendes Fahrzeug ist stehen geblieben und wollte helfen und wurde niedergeschlagen und ausgeraubt.
Ich habe mich dann gefragt, was man wohl machen soll, wenn einem derartiges passiert. Wenn man weiter fährt macht man sich strafbar wegen unterlassener Hilfeleistung. Wenn man anhält, kann einem das gleiche passieren. Wie würdet ihr reagieren? Ich denke, dass ich weiter fahren würde und 100 Meter weiter anhalten würde und die Polizei benachrichtigen würde und ihr auch meine Bedenken mitteilen. Aber was ist, wenn man kein Handy dabei hat. Es vergehen ja wertvolle Minuten, wenn man in den nächsten Ort fährt und Hilfe holt. Aber man muss ja auch den Krankenwagen benachrichtigen und auf einer einsamen Straße in der Nacht gar nicht so einfach, wenn man kein Handy dabei hat.
Habt ihr so eine Situation schon erlebt? Was kann man da machen, ohne sich selbst strafbar zu machen und so gut es geht auch helfen?
Es steht im Gesetz geschrieben, dass man als Ersthelfer nach eigenem Ermessen helfen soll. Wenn ich als Frau alleine auf der Landstraße unterwegs bin und ich finde ein Auto, welches in einem Baum hängt und es ist nicht einsehbar, dann stelle ich mich einige Meter entfernt hin und packe mein Smartphone aus und rufe erst einmal Hilfe. Ansonsten fahre ich etwas weiter, wo ich Netz habe und gegebenenfalls nach dem Telefonat wieder zurück.
Es wurden schon öfters Menschen durch einen Unfallwagen in die Falle gelockt und dann überfallen, deswegen würde ich ehe ich aussteige, die Polizei und meinen Partner informieren, wo ich mich befinde. Wenn ich mir relativ sicher bin, dass ich nicht überfallen werden, dann nehme ich notfalls meine lange Taschenlampe mit und den Erste-Hilfe-Koffer und bewege mich vorsichtig auf das Fahrzeug zu. Aber in der Nacht würde ich zumindest warten, bis die Polizei da ist. So habe ich mich selbst nicht in Gefahr gebracht, was die Grundregel ist und ich habe nach meinem Ermessen gehandelt.
Was ist aber, wenn ich kein Handy bzw. Smartphone dabei habe und bis zum nächsten Ort schon eine Strecke ist, wo wertvolle Zeit verloren gehen kann. Wenn dann jeder so denkt und einfach weiter fährt um dann Hilfe zu holen und keiner hilft, dann ist das doch auch unterlassene Hilfeleistung oder kann man sich damit rechtfertigen, dass man Angst hatte? Ist das moralisch vertretbar?
Wie meinst du denn, wurde zu den Zeiten ohne Smartphone Hilfe geholt? Du kannst natürlich auch aussteigen und dich gegebenenfalls in Gefahr bringen. Es ist keine unterlassene Hilfeleistung, wenn du Hilfe rufst. So hast du nach eigenem Ermessen gehandelt und du brauchst dir auch keine moralischen Vorwürfe zu machen. Allein die Geschichte mit den Überfällen macht mich gerne mal stutzig und ich bin wirklich keine hilflose Frau. Natürlich kannst du dich mit Angst rechtfertigen. Ich war oft genug an Einsatzorten und habe mitbekommen, dass die Person, die vorbeigefahren ist und den Notruf abgesetzt hat, hilflos war und Angst hatte.
Es war ihr absolut niemand wütend und sie hat so gehandelt wie sie es konnte. Oder wie würde es eine behinderte oder ältere Person handhaben? Die hat oft auch keine anderen Möglichkeiten, als nur Hilfe zu rufen. Nicht jede Behinderung schließt Autofahren automatisch aus. Wenn du nicht helfen kannst und nur einen Notruf absetzt, dann ist das halt so. Ich bin lange genug in Hilfsorganisationen unterwegs und in vielen Kursen wurde uns sogar gesagt, dass das Absetzen des Notrufs das Mindeste ist, was man tun kann, wenn man nicht weiß, wie man reagieren soll. Weil auch mit Erste-Hilfe-Kurs darf man Angst haben. Man kann theoretisch nichts falsch machen, wenn man sich nach eigenem Ermessen bemüht und etwas tut.
@MissMarple, war es am Tage, in der Dämmerung oder nachts, als das passierte? Ein klassischer Fall! Das habe ich schon öfter mal gelesen. Wenn man nicht helfen kann aus Angst, weil die ganze Sache zu undurchsichtig erscheint, dürfte es kaum ein Fall von unterlassener Hilfeleistung sein. Es kann niemand erwarten, dass ich mich im Dunklen in eine unbekannte Gefahr begebe.
Würde mir das passieren und der Fall wäre nicht klar überschaubar, müsste ich weiterfahren, weil ich kein Handy besitze. Ich würde dann bei nächster Gelegenheit die Polizei benachrichtigen.
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