Das Wunschdenken Opfer einer Straftat zu werden

vom 27.02.2014, 15:11 Uhr

Ich habe neulich im Fernsehen einen Beitrag gesehen, der mich den Kopf schütteln ließ. Es ging um Menschen, die sich wünschen Opfer einer Straftat zu werden und es gibt wohl sogar Agenturen, die diese Wünsche erfüllen. So kann man jemanden beauftragen, der irgendwann, ohne Vorwarnung jemanden überfällt, entführt oder gar vergewaltigt. Diese "Opfer" wünschen sich quasi, dass sie Opfer sind.

Der Bericht war zwar nicht aus Deutschland, sondern aus England, aber ich frage mich, was in solchen Leuten vor sich geht, die sich wünschen Opfer einer Straftat zu sein? Wie sieht denn das rechtlich aus. Die Agenturen machen wohl alles schriftlich, damit sie nicht belangt werden können. Aber bei einer Vergewaltigung heißt es ja immer, dass ein "nein" auch als "nein" gedeutet werden muss. Woher weiß der beauftragte Mann, dass dieses "nein" zum "Spiel" gehört? Bei einem Raubüberfall kann sich das vermeintliche Opfer die Beute bei der Agentur wieder abholen.

Findet ihr es normal, dass es Menschen gibt, die sich wünschen das Opfer einer Straftat zu sein? Könnt ihr solche Leute verstehen und sollte so eine Agentur auch in Deutschland tätig werden? Oder wäre das rechtlich gesehen gar nicht möglich?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das ist ein ganz normaler, sexueller Wunsch. Manche Leute wollen verprügelt werden, andere stundenlang gestreichelt. Manche wollen vergewaltigt werden, andere machen es nur im Dunkeln. Manche mögen Gummimäntel, Lack und Leder, andere finden es auf einem Schaffell vor dem Kamin schön. Ich weiß nicht, was in den Menschen vorgeht, die so etwas wünschen. Ich weiß nicht, ob man es als krankhaft ansehen kann, wenn die Leute dabei Schmerzen fühlen wollen. Denn eigentlich sollte sich generell vor Schmerzen versuchen zu bewahren. Aber mir ist das ganz egal. Soll doch jeder machen, wozu er Lust hat.

Ich denke, es entspricht einfach nur der Mehrheit, wenn man beim Sex keine Schmerzen fühlen will. Vielleicht ist es auch einfach nur die langweiligste Form. Aber natürlich kann man es nicht ganz nachvollziehen, wenn jemand etwas anderes will. Ich kann auch nicht verstehen, warum meine Freundin ihre Locken nicht mag. Ich hab mir immer Locken gewünscht. Ich verstehe auch nicht, warum man hunderte Kerzen im Zimmer aufstellen muss. Geschmäcker sind nun mal unterschiedlich.

Bei allen Sexspielen, in denen Gewalt gewolltermaßen involviert ist, vereinbaren die Sexpartner vorher ein sogenanntes Safe Word. Also ein Wort, dass dann im Gegensatz zu den ganzen "Nein" und "Stop", die zum Spiel gehören, absolut ernstgenommen werden muss. Wenn einer der beiden das Wort sagt, wird sofort aufgehört. Dazu muss es einfach nur ein Wort sein, das nicht in die Situation passt und dass man niemals beim Sex sagen würde. Keine Ahnung, "Anwalt", "Blume", "Hausratversicherung", vollkommen egal.

Aber ich denke, bei diesen Dienstleistungen wurde ganz sicher ein Wort vereinbart, dass die Kundin sagen kann, wenn sie sich währenddessen umentscheidet. Und wenn das vorher vereinbart wurde, dann ist es auch keine echte Vergewaltigung, obwohl sie Nein gesagt hat.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@ Bienenkönigin: In dem Bericht ging es NICHT um sexuelle Wünsche. Es ging einzig darum, dass es ganz normale Leute gibt, die eben mal überfallen werden wollen oder entführt werden wollen. Es hatte nichts mit einem sexuellen Wunsch zu tun. So etwas hätte ich hier nicht hineingeschrieben, weil solche Themen nicht erwünscht sind.

In dem Fernsehbeitrag waren auch alte Frauen, die wollten, dass man ihnen die Handtasche raubt. So was machen solche Agenturen in England auch und es wird auch versichert, dass die "Tat" zu einer Zeit stattfindet, wo die Auftraggeber nicht vermuten, dass es statt findet. Zu dieser Agentur kommen Jung und Alt und es wurde auch betont, dass es nichts mit Sex und Prostitution zu tun hat.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Na ja, wenn du meinst, dass diese Agentur sogar dafür sorgt, dass die Kunden vergewaltigt werden, kann man das ja schon als eine sexuelle Vorliebe bezeichnen. Und so ungewöhnlich finde ich das nicht einmal - das Gefühl von Kontrollverlust und Machtspielchen scheinen ja nicht wenige Männer zu mögen, sonst gäbe es auch keine Dominas.

Bei den anderen aufgezählten Dingen wie Entführung, Raub etc. kann ich mir gut vorstellen, dass die Menschen einfach nur nach einem Kick suchen. So wie Jugendlichen klauen gehen, obwohl sie sich das Kaugummi auch so leisten könnten. Das würde mir jetzt als einzige Erklärung für solche ungewöhnlichen Wünsche einfallen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Man muss hier zwei Komponenten unterscheiden. Zum einen gibt es die Menschen, die überfallen werden wollen und zum anderen die Menschen die sich wünschen Opfer einer Vergewaltigung zu werden. Beim einen geht es um die Abenteuerlust, beim anderen um das sexuelle Verlangen, was befriedigt werden soll. Natürlich ist das eine völlig kranke Form von Wünschen. Allerdings sollte man hier nicht der Agentur die Schuld geben. Diese reagieren nur auf Angebot und Nachfrage.

» IamPirat » Beiträge: 431 » Talkpoints: 24,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich glaube wirklich, dass es vielen Menschen inzwischen zu geht und sie vor Langeweile auf die absurdesten Ideen kommen. Da du nichts geschrieben hast über das Alter derjenigen, die solche Wünsche haben, nehme ich an, dass es sich um jüngere Menschen bis höchstens 28 oder 30 Jahren handelt. Diese Menschen sollten sich freiwillig verpflichten für wenigstens ein Jahr in einem Kriegsgebiet Dienst zu tun. Dann werden sie real erleben was es heißt, täglich mit der Angst zu leben. Das, was sie sich hier nur zum skurrilen Spaß ersehnen, würde in einem Kriegsgebiet schnell zum bitteren Erlebnis werden. Ob sie es dann noch genauso toll empfinden und sagen, dass es cool ist, das mit zu erleben? Ich glaube es nicht.

Ich kann einfach solche oberflächlichen Menschen nicht verstehen. Ihre Denkweise geht in eine sehr gefährliche Richtung. Diesen Menschen müsste das, was sie sich Spaßes halber wünschen, mal im normalen Leben passieren. Ob sie dann bei einer brutalen Vergewaltigung hinterher auch sagen: „Cool, wann machst du das wieder?“ Oder bei einem realen Überfall noch lachen, wenn der Verbrecher ihnen das Messer an die Kehle führt und die Herausgabe des Geldes und der Wertsachen verlangt?

Ja, es geht ihnen zu gut. Ob sie aus ihren unsinnigen wieder den Weg zurück finden, weiß man nicht. Sie könnten wirklich an die falsche Person geraten. Erst dann kommt der Aufschrei: „Nein, so nicht! Ich wollte doch nur einen Kick haben.“

Angebracht wäre hier eine psychiatrische Behandlung, vielleicht mit Klinikaufenthalt. Denn Menschen, die sich einen Raub oder Überfall wünschen, müssen krank sein. Anders kann man das nicht sehen. Für mich sind das auch keine Abenteuer, die sie erleben wollen. Die kann man im Urwald, in der Wüste oder mit einem Floß im Wildwasser erleben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Also bei einer gefälschten Vergewaltigung geht es sicherlich um sexuelle Wünsche. Auch kann ich mir vorstellen, dass viele durch den Kick eines Handtaschenraubs auf besseren Sex an diesem Tag hoffen. Man kann sicherlich auch vereinbaren, dass der Freund einen dann rettet. Und dann wird der Held belohnt.

Wenn gar keine sexuellen Wünsche eine Rolle spielen, ist es wohl hauptsächlich der Kick. Da gebe ich Cid Recht. Wir leben in so einer recht friedvollen und gefahrlosen Zeit und Umgebung, dass das manchen fehlt. Ich würde das aber gar nicht mal so verurteilen. Der Körper ist dazu gemacht, in solchen Gefahrensituationen mit Adrenalinausschuss zu reagieren. Er ist dazu gemacht, dass es ab und zu zu solchen Situationen kommt. Vielleicht fehlt uns körperlich wirklich etwas, wenn diese Situationen nie auftreten.

Als dritten Grund könnte ich mir Angst vorstellen. Man hört immer von solchen Überfällen und fragt sich, wie man das selber überstehen würde, wie man wohl reagieren würde. Man könnte es als Vorbereitung auf einen echten Überfall sehen. Wir bereiten uns ständig auf alle möglichen Situationen vor. Schüler schreiben Probeklausuren, in der Fahrschule üben wir die Vollbremsung, die Generalprobe für die Hochzeit.

Wenn man eine solche Gefahrensituation wenigstens schon mal "geübt" hat, ist man nicht ganz so unvorbereitet. Ich könnte es mir auch gut im Rahmen eines Selbstverteidigungskurses vorstellen. Dort wird viel geredet und in die Luft gekickt. Aber eine Überraschung auf der Straße bringt da sicherlich mehr.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Gute Idee von dir, Bienenkönigin. Diejenigen, die sich eine Vergewaltigung oder einen Überfall wünschen, könnten einen Selbstverteidigungskurs mit integriertem Boxkampfkurs mitmachen. Da könnten sie sich problemlos auspowern. Bei einem echten Überfall wären sie dann in der Lage, sich erfolgreich zu wehren. Falls sie das überhaupt wollen.

Natürlich empfinden sie Angst, bei einem echten Überfall sogar große Angst. Aber sie können dann auch von ihren erlernten Techniken profitieren. Dann hätten sie das, was ihnen fehlt, den Kick.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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