Lohnt sich der Tabakanbau im eigenen Garten?

vom 18.02.2014, 14:19 Uhr

Mein Cousin hat ein Haus gekauft und freut sich jetzt schon auf den eigenen Garten, in dem er auch Tabak anbauen will. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das lohnen soll. Man braucht doch erst mal eine große Fläche und dann muss man das ja alles noch verarbeiten und pflegen und da geht doch bestimmt mehr Geld bei drauf, als wenn man sich Tabak kauft und keine Arbeit damit hat. Denkt ihr, dass sich der Tabakanbau im eigenen Garten lohnt? Würdet ihr Tabak anbauen? Wisst ihr, wie das genau geht und wo kann man sich da genauer erkundigen?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wir bauen seit Jahren Tabak selber an. Ob es sich vom Geld her lohnt, hängt davon ab, wie viel dir deine Arbeitszeit wert ist. Wenn man da 100 Euro pro Stunde berechnet, lohnt es sich vielleicht nicht mehr. Aber wenn man Spaß daran hat und es nicht als reine Last empfindet, finde ich das auch gar nicht wichtig.

Erlaubt sind in Deutschland 99 Pflanzen pro Person. Dein Cousin könnte aber auch noch Verträge mit Kumpels abschließen. Wenn er für Kumpel A noch 99 Pflanzen anbaut, kann er sich schon 198 Pflanzen in den Garten stellen. Der Kumpel bekommt dann den Tabak. Zumindest offiziell.

Der Anbau ist relativ einfach. Die Samen gibt es im Internet und sie sind nicht teuer. Sie keimen auch sehr gut. Wir ziehen den Tabak im Haus vor und pflanzen ihn dann, wenn er so 10 Zentimeter groß ist und das Wetter passt. Im Garten wird er dann so an die zwei Meter groß und bekommt riesige Blätter, die von unten her braun werden.

Von unten her muss man dann auch ernten und zwar bevor sie braun werden. Die geernteten Blätter legt man ordentlich auf einen Haufen. So fermentieren sie. Der Tabak, den man raucht, besteht ja nicht einfach aus getrockneten Pflanzenteilen, sondern er ist fermentiert. Erst dadurch bekommt er den Geschmack. Ansonsten könnte man auch Birkenblätter rauchen.

Das Fermentieren ist der Knackpunkt. Wir haben am Anfang zum Ausprobieren erst mal wenige Pflanzen gehabt. Dadurch hatten wir aber auch wenige Blätter. Ein kleiner Haufen Blätter fermentiert aber nicht, weil er nicht genug Hitze verursacht. Also behilft man sich mit dem Backofen, aber das wird alles nicht so richtig. Am besten ist es wirklich, wenn man viele Blätter auf natürliche Weise in so einem Haufen fermentieren kann.

Beim Fermentieren werden sie braun. Sobald das geschehen ist, kann man sie aussortieren und zum Trocknen auslegen. Wenn sie dann trocken sind, kann man sie zu fertigem Tabak schneiden. Das ist wieder ziemlich schwierig. Wir haben da so einiges ausprobiert. Letztlich haben wir uns für 100 Euro die einzige Tabakschneidemaschine gekauft, die es im Internet gibt. Sie sieht aus wie ein kleiner Fleischwolf und damit wird der Tabak wirklich schön fein, wie gekaufter.

Also Tabak anbauen oder vielmehr die Tabakblätter verarbeiten ist schon mit ein wenig Aufwand verbunden. Dennoch lohnt es sich für uns definitiv. Die Ernte letztes Jahr war sehr schlecht und mein Mann kauft jetzt ständig Tabak und mir tut es um jeden Euro leid. Weil man das Zeug eben kiloweise im Garten anbauen könnte. Und wenn man bedenkt, wie teuer Tabak ist, lohnt sich der Anbau auch finanziell. Es sind zwar ein paar Stunden Arbeit, aber dafür hat man dann auch gleich mehrere Kilo.

Und schmecken tut er auch. Wir haben mehrere Sorten und mischen diese dann. Da muss jeder nach seinem Geschmack aussuchen. Und ich bin der Meinung, dass mir dieser Tabak geholfen hat, aufzuhören zu rauchen. Nach einem halben Jahr hatte ich einfach keine Lust mehr. Der Aufwand eine Zigarette zu drehen war mir zu groß. Nicht, weil es nicht geschmeckt hat. Man sagt ja, dass in gekauften Zigaretten noch andere Suchtstoffe drin sind. Von denen habe ich mich durch den selbstangebauten Tabak entwöhnt.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Deine Erfahrungen klingen wirklich interessant, Bienenkönigin. Ich selbst habe leider nicht so gute Erfahrungen gemacht, wobei ich auch nur eine Pflanze auf meinem Balkon hatte.

Die Samen der Nicotiana Tabacum habe ich im ganz normalen Gartenfachgeschäft gekauft, ich glaube im Dehner. Diese Samen habe ich dann keimen lassen und die Keimlinge pikiert. Letztendlich hat eine Pflanze überlebt, die ich dann in einem Kübel habe wachsen lassen und zur passenden Zeit geerntet habe.

Die Fermentation war mein Problem. Leiter kannte ich mich damit nicht aus und habe die Blätter einfach getrocknet. Die Zigarette daraus war eine der schlimmsten Raucherfahrungen meines Lebens. So schlecht war mir noch nie nach dem Tabakgenuss.

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich hatte auch mit Fermentation ziemliche Bedenken vor dem ersten Zug. Ich hatte erwartet, dass die Zigarette sehr stark sein würde und scheußlich schmeckt. Genau das Gegenteil war der Fall. Sie schmeckte gut, aber man hatte gar nicht das Gefühl, zu rauchen, weil sie so leicht war. Es ist auch etwas knifflig, den Nikotingehalt aus dem Tabak zu kitzeln.

Wie gesagt, mischen wir mittlerweile mehrere Tabaksorten miteinander. Wie haben an die acht Sorten und manche sind stark, andere nicht. Ich glaube, ich mag Virginia am liebsten, wenn ich mich recht erinnere. Das ist ja auch die Sorte, die am meisten verkauft wird. Mit mittlerem Nikotingehalt.

Ja, leider ist es nichts, was man mal ein wenig ausprobieren kann. Wenn, dann muss man gleich richtig starten und viele Pflanzen anbauen. Da kann man dann aber auch noch so viele negative Erlebnisse haben, dass man gleich wieder die Lust verliert. Aber wenn es mal klappt, finde ich es wirklich klasse. Auch bei Tabak ist es ein gutes Gefühl, zu wissen, was man da zu sich nimmt und dass man nicht einfach ein geheimnisvolles Massenprodukt gekauft hat, dass noch mit Aromastoffen oder Konservierungsstoffen vollgepumpt ist.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Man hört auch immer von Süchtigmachern, die dem kommerziellen Tabak hinzugefügt werden.

Dazu fällt mir der Onkel meines Onkels ein, der in Österreich immer seinen Tabak selbst angebaut hat und praktisch nie gekaufte Zigaretten hatte. Eines Tages hat ihm aber sein Arzt gesagt, dass er, wenn er so weiterraucht, keine 40 Jahre alt wird. Daraufhin hat er von einem auf den anderen Tag aufgehört.

Wenn ich das mit meinen Versuchen, das Rauchen aufzuhören, vergleiche... Mittlerweile habe ich es mit Allen Carrs Buch "Endlich Nichtraucher" auch (zum zweiten Mal) geschafft und lebe jetzt seit 4 oder 5 Jahren zigarettenfrei. Beim ersten Versuch habe ich es für 5 Jahre geschafft und dann den Fehler gemacht, einmal an einer Shisha zu ziehen. Die nächsten 3 Jahre habe ich dann wieder 10 Zigaretten am Tag geraucht, bis ich das Buch mal wieder gelesen habe. Toi Toi Toi...

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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