Wie empfindet ihr das heutige Anspruchsdenken?

vom 19.05.2013, 23:33 Uhr

Immer wieder liest und hört man davon, welche Ansprüche manche Menschen haben. Angefangen bei Schülern, die nach bequemen Bürostühlen verlangen, denn immerhin sitzen sie ja den ganzen Tag auf den Stühlen. Lademöglichkeiten für Handys und Laptops in Schulen. Frisches Brot im Supermarkt, auch noch zehn Minuten vor Ladenschluss und das in möglichst großer Auswahl, damit man ein einziges passendes Brot aussuchen kann. Obst und Gemüse darf absolut keine Druckstellen oder andere Abweichungen haben. Der Bäcker neben dem Discounter muss seine Ware zum selben Preis anbieten, wie der Discounter seine günstigsten Waren anbieten und so weiter.

Die Ansprüche steigen. Was in manchen Dingen sicherlich auch sinnvoll ist. In manchen Dingen ist das heutige Anspruchsdenken aber sicherlich übertrieben. Wie empfindet ihr das heutige Anspruchsdenken? An welchen Punkten findet ihr diverse Ansprüche gerechtfertigt und an welchen Punkten, haltet ihr das Anspruchsverhalten für übertrieben? Beziehungsweise in welchen Fällen ist es nachvollziehbar, wenn jemand seine Ansprüche um jeden Preis durchsetzen möchte?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Übertreibst du nicht ein wenig, wenn du gewisse Ansichten einer Bevölkerungsgruppe als pauschale Aussage hinstellst? Wobei es richtig ist, wenn man Laptops in der Schule laden kann, wenn die Geräte für den Unterricht auch verlangt werden. Und wenn ich in einen Markt gehe, der entsprechende Preise für sein Obst verlangt, dann erwarte ich auch, dass ich dort Ware ohne Druckstellen bekomme.

Im Discounter erwarte ich es dagegen nicht, dass das Obst aussieht wie gemalt. Und auch vom Bäcker neben dem Discounter erwarte ich keine Tiefstpreise. Allerdings möchte ich dort eine bessere Auswahl haben als im Discounter und vor allem eben frischere Waren.

Ob meine Ansprüche andere als zu hoch ansehen, weiß ich nicht. Ich habe Ansprüche an mich selbst und an mein Umfeld. Aber das hat wohl jeder Mensch und das ist auch sein gutes Recht. So habe ich zum Beispiel den Anspruch, dass ich mit niemanden über Computerprobleme reden mag, wenn ich einfach nur ausgehe. Diesem Anspruch konnte eine Person nicht gerecht werden und muss nun damit leben, dass ich Gesprächen mit ihm grundsätzlich aus dem Weg gehe.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich finde auch, dass die Leute im Supermarkt zu viel erwarten. Das Gemüse wird tausende Kilometer transportiert und soll dann hier frisch und perfekt aussehen. Sicher ist es ab einem gewissen Preis verständlich, dass man etwas für sein Geld haben will. Aber das sind halt keine Plastikäpfel und -zucchini. Ich finde es sehr krass, dass dann Gemüse und Obst, dass ein paar Dellen hat, im Mülleimer landet. Es wäre schön, wenn die Kunden da umdenken würden, aber das wird ja nicht gerade von der Lebensmittelindustrie gefördert.

Auch dass abends noch so viel Brot vorhanden sein muss, ist fatal. Sicher haben viele Menschen einfach die Arbeitszeiten, um tagsüber einkaufen gehen zu können, aber das übriggebliebenen Brot landet ebenfalls größtenteils im Müll. Und abends sind die Supermärkte eben leerer. Man kann nicht einfach die Zeiten umstellen und frisches Brot von Mittags bis Spätabends anbieten und dann gegen zwei Uhr nachts sich langsam die Regale leeren lassen. Es entspricht eben immer noch dem allgemeinen Einkaufsverhalten, dass die Supermärkte abends leerer sind. Und dem muss sich ein Geschäft anpassen, um nicht noch mehr wegwerfen zu müssen und dadurch auch Geld zu verlieren. Wenn es höhere Verluste gäbe, weil man abends volle Brot- und Gemüseregale entsorgen müsste, würden die Preise auch schnell steigen.

Punktedieb hat geschrieben:Übertreibst du nicht ein wenig, wenn du gewisse Ansichten einer Bevölkerungsgruppe als pauschale Aussage hinstellst?

Wann hat sie das denn gesagt? Sie hat ausdrücklich von "manchen Menschen" geredet. Und auch "angefangen bei Schülern" bedeutet nicht, dass sie meint, alle Schüler hätten diese Ansprüche. Wenn einige Schüler diese Ansprüche haben, sollten sie mal darüber nachdenken, was das kosten würde. Außerdem würden sie in bequemen Stühlen nur noch mehr einschlafen. Mein Bruder war mal auf einem Internat in England, dass trotz seines stolzen Preises eine sehr einfache Einrichtung in den Zimmern aufwies, auch um den Kindern Bescheidenheit beizubringen und Ehrgeiz, sich durch Bildung hochzuarbeiten und sich mal was besseres leisten zu können.

Ansprüche solcher Art sind also nicht immer gerechtfertigt. Oft werden sie zu kurzsichtig geäußert und die ganzen Begleitumstände nicht beachtet. So können auch Bürger von Politikern so einiges fordern, aber wenn sich die Politiker wochenlang mit Experten um das Thema bemüht haben, kommt eben oft heraus, dass es nicht machbar ist oder auch nicht nur gute Folgen hätte. Das ist zu Hause vorm Fernseher doch gar nicht richtig zu beurteilen.

Persönliche Ansprüche in der Freizeit sind aber wirklich Jedermanns eigene Sache. Wenn man sich über bestimmte Themen nicht unterhalten will, muss man das auch nicht. Dann ist man halt kein passender Gesprächspartner für denjenigen. Da übertreiben sicher auch einige. Der Computertyp könnte ja auch seinerseits den Anspruch haben, tatsächlich nur über Computer reden zu wollen. Das ist sein gutes Recht, aber es wird seine sozialen Kontakte nicht gerade fördern, weil es eben sehr einschränkend ist.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ansprüche gibt es in unserer leistungsorientierten Welt leider überall. Teilweise ist dies von Nöten, wo wären wir schließlich ohne Ansprüche? Es gäbe keine Erwartungen an die Qualität und den Preis eines Produktes, kein Erwartungshorizont an die bildungssuchenden Schüler, die Welt würde im Chaos versinken und die Menschheit würde vermutlich nicht mehr (über)lebensfähig sein. Traurig aber wahr. Dennoch sprengen die Ansprüche heutzutage den Rahmen eines humanen Lebens, und sie scheinen in nicht allzu ferner Zukunft sogar noch anzusteigen. Ganz zu schweigen von den bitteren und gesundheitsschädlichen Folgen wie Stress, Burnout, Depressionen und vielen anderen Krankheiten ...

Das kann sogar bis zum Tod führen in besonders schwerwiegenden Fällen. Solche Krankheiten haben sich statistisch in letzter Zeit rasant vermehrt und viele Menschen leiden unter Erwartungsdruck, entstanden durch immer steigende Ansprüche. Am Beispiel Schule erkennt man dies gut, die Schüler vieler Schulen müssen von sechs Uhr morgens, bis in den späten Nachmittag (etwa 16-17 Uhr) in der Schule verweilen und in jedem Schulfach werden gesondert Leistungen gefordert. Die Schüler haben die schwere Aufgabe den Ansprüchen der jeweiligen Lehrer gerecht zu werden. Irgendwann fehlt ihnen die Kraft dazu, stetig wird Konzentration und Fleiß gefordert. Über Stunden ist dies kaum zu verwirklichen, zumal Schüler auch oftmals außerhalb der Schule Verpflichtungen haben (Verein, Haushalt ...).

Daher finde ich sollte man die Ansprüche in vorher festgelegten Lebensbereichen senken, um die Lebensqualität eines jeden Menschen zu steigern. Es ist zum Wohle aller und eventuell werden gewisse Dinge sogar qualitativer, wie zum Beispiel die Mitarbeit eines jeden Schülers.

» Punktemaster » Beiträge: 10 » Talkpoints: 7,04 »



Ich denke, dass es völlig normal ist, dass die Ansprüche von Menschen immer weiter steigen. Immerhin gibt es einfach immer mehr Möglichkeiten heutzutage und das Leben wird nun einmal immer luxuriöser. Und je mehr Luxus man hat, desto mehr Luxus möchte man auch weiterhin haben, weshalb es eigentlich logisch ist, dass die Ansprüche der Menschen immer höher werden. Das finde ich nicht weiter verwunderlich, zumal die Industrie auch immer wieder neue Dinge auf den Markt bringt, um den Menschen das Leben zu erleichtern oder zu verschönern. Je mehr Dinge es gibt, desto mehr möchte ein Mensch auch haben und so läuft es nun einmal im Leben.

Meiner Meinung nach, ist es auch nicht unbedingt schlimm, wenn man verschiedene Ansprüche an das Leben stellt. Immerhin lebt man ja auch nur ein einziges Mal und wieso sollte man sich das Leben dann nicht so angenehm wie nur möglich gestalten. Wenn man die Möglichkeit hat, sich Luxus zu gönnen, dann ist es ja auch nicht schlimm, wenn man wählerisch wird und wenn man es sich auch leisten kann, wählerisch zu sein, spricht auch nichts dagegen. Das muss jedoch jeder Mensch für sich selbst entscheiden und jeder Mensch hat ja auch völlig andere Ansprüche an das Leben, weshalb man das eigentlich auch nicht verallgemeinern kann.

Dass alle Menschen immer anspruchsvoller werden, würde ich jedoch auf keinen Fall sagen und es gibt durchaus genügend Menschen, die mit sich und ihrem Leben zufrieden sind. Dabei denke ich auch, dass Menschen, die vielleicht nicht so viel Geld haben, auch viel weniger Ansprüche haben, als Menschen, die reich sind. Je mehr Geld man hat, desto überheblicher wird man wohl auch. Allerdings trifft das natürlich auch nicht auf jeden Menschen zu und das hängt auch immer von Mensch zu Mensch ab.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich denke nicht, dass man Anspruchsdenken mit Luxus gleich setzen kann. Um mal ein Beispiel zu nennen - die Qualität der Altkleider sinkt immer mehr und das liegt nicht daran, dass die Leute die Kleider länger tragen und erst spenden, wenn die Sachen wirklich kaputt sind.

Es gibt inzwischen viele Menschen, die möglichst viele Klamotten für möglichst wenig Geld haben wollen. Der Anspruch an die Masse lässt sich aber nicht mit dem Anspruch an Qualität vereinbaren, also bleibt das eine zwangsläufig auf der Strecke. Richtigen Luxus findet man in vielen gut gefüllten Kleiderschränken überhaupt nicht mehr, jedenfalls bei Normalverdienern.

Und ganz allgemein zu dem Thema kann ich nur sagen, dass es völlig normal ist, dass die Ansprüche immer weiter steigen. Wenn das nicht der Fall wäre würden wir heute noch in Höhlen leben. Ich würde deshalb auch nicht vom "heutigen Anspruchsdenken" sprechen, weil der Wunsch nach neuen, verbesserten Produkten kein neues Phänomen ist. Wenn in einer Steinzeitsippe einer einen besseren Speer entwickelt habe hatten die anderen Mitglieder sicher auch den Anspruch so einen Speer zu bekommen. Sonst hätten sich immer weiter verbesserte Werkzeuge doch gar nicht verbreiten können.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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