Wegen unerfüllter Liebe die Stadt / das Land verlassen?

Meine Freundin ist unglücklich verliebt, wie ich hier schon berichtete. Sie spielt nun mit dem Gedanken die Stadt oder gar das Land zu verlassen um sich abzulenken. Sie hat Verwandtschaft in der Türkei und auch am anderen Ende Deutschlands. Sie würde also in jedem Falle weit weg ziehen.

Würdet ihr wegen einer unerfüllten Liebe wirklich die Stadt oder gar das Land verlassen? Glaubt ihr, dass es dann besser wird und dass die Ablenkung gut tut? Aber ist es wirklich anzuraten alle Brücken abzubrechen?

Das ist die völlig falsche Wahl. Jeder Psychologe wird dir sagen, das man sich seinen Problemen stellen muss. Wegrennen ist hier wirklich nicht angedacht. Vielleicht sollte sie aber mit Freunden mal auf Feste gehen oder sonstiges was ihr Spaß macht. Nur verdrängen darf man so Etwas nicht. Sonst kommt es irgendwann mal viel schlimmer wieder hoch.

Es kommt schon sehr darauf an, wie sie die Sache angeht. Wenn sie glaubt, dass der Tapetenwechsel alles andere erledigt, liegt sie falsch. Sie nimmt ihre Gefühle und Gedanken doch mit. Dann ist sie eben in der Türkei traurig. Das macht keinen großen Unterschied. Wenn sie ausschließlich auf die Ablenkung setzt, ist es auch falsch. Man muss eine Weile traurig sein und darüber brüten. Es hilft nicht, sich einfach in irgendetwas reinzustürzen.

Wenn sie allerdings schon viel zu lange brütet und sich ihre Gedanken nur im Kreis drehen, finde ich einen Tapetenwechsel gar nicht so schlecht. Man muss ja auch irgendwann wieder zurück ins Leben finden. Vielleicht hat sie aber auch durch das Pech in der Liebe gemerkt, dass sie generell nicht glücklich ist mit ihrem Leben, ihrem Job, in dieser Stadt. Dann kann ich den Umzug sehr gut nachvollziehen. Dann war die unglückliche Liebe nur das i-tüpfelchen und nicht der alleinige Beweggrund für ihr Handeln.

Aber in der Situation ist es wahrscheinlich schwer, gerade das eine von dem anderen zu unterscheiden. Ich finde es daher ziemlich radikal, wirklich alle Brücken abzureißen und tatsächlich umzuziehen. Da spielen doch auch noch ganz andere Sachen mit rein. Was ist mit ihren Freunden, ihrem Job, wo leben ihre Eltern? Ich würde daher eher einen Urlaub vorziehen, aber nicht gleich alles zusammenpacken. In der räumlichen Distanz kann man dann in Ruhe eine langfristige Entscheidung treffen.

Ich würde nicht sagen, dass es die vollkommen falsche Wahl ist, denn das stimmt einfach nicht immer. Und was will man sich dem Problem denn stellen? Soll man sich demjenigen ständig aussetzen? Mit welchem Ziel? Das ist doch vergebene Liebesmüh. Ich würde es von mehreren Faktoren abhängig machen. Ich persönlich würde aber nicht ausschließlich deswegen das Land oder die Stadt verlassen.

Man kann es aber als Neustart nehmen. Wenn einem in der Stadt nichts hält (kein Beruf, keine Familie oder ähnliches), wieso nicht woanders neu anfangen? Vielleicht findet man eine bessere Arbeit woanders, eine schönere Wohnung, vielleicht ist man näher an der Familie dran. Und all das muntert auf und erheitert. Wieso soll ich in einer Stadt bleiben, wo mich nichts hält? Wo alles grau ist? Nur damit ich auf Konfrontationskurs gehen kann und vor mich hin vegetiere? Dazu wird einem nun auch kein Psychologe raten.

Anders sieht es aus, wenn man einen Job, eine Wohnung und Familie in der Stadt hat und die nun ausschließlich wegen einer unerfüllten Liebe verlassen will. Das ist dann wirklich ausreißen. Wenn ich nun eh immer mal weg wollte, dann würde ich es auch dafür nutzen. Wenn ich hier nicht Familie, Job und Wohnung hätte, dann würde ich sofort auswandern.

Ich denke nicht, dass ich wegen einer unerfüllten Liebe die Stadt oder gar das Land verlassen würde. Ehrlich gesagt wäre es mir das einfach nicht wert und meiner Meinung nach, ist es auch einfach nur ein Zeichen von Schwäche, wenn man in so einem Fall davon läuft. Man läuft vor dem Problem weg, anstatt sich dem zu stellen und ich denke nicht, dass es einem dann besser gehen wird, wenn man wegzieht. Immerhin bleiben die Gedanken ja die gleichen und man kann die Gedanken dann ja auch nicht so einfach abstellen. Von daher denke ich, dass es am besten ist, da zu bleiben, wo man war. Man sollte versuchen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Meiner Meinung nach, kommt es jedoch auch stark darauf an, weshalb man unbedingt wegziehen möchte. Ist es so, dass man eine tolle Arbeit und viele Freunde hat und nur wegen einer unerfüllten Liebe wegziehen möchte, dann halte ich das für völlig falsch und ich würde niemals wegen einem Mann so viel aufgeben, wenn ich doch ohnehin keine Beziehung mit dem Mann haben könnte. Das wäre mir der Mann niemals wert und ich würde es dann auch nicht einsehen, quasi alles in meinem Leben aufzugeben, nur um einem Mann entkommen zu können, der ohnehin nicht an mir interessiert wäre. Das würde für mich auch gar keinen Sinn ergeben.

Ist es jedoch so, dass man ohnehin länger mit dem Gedanken gespielt hat, wegzuziehen, weil man ohnehin nicht besonders glücklich in seinem Beruf ist und weil man Lust auf etwas Neues hat, dann spricht eigentlich nichts dagegen, wegzuziehen. Immerhin ist die unerfüllte Liebe dann ja auch nicht der einzige Grund, weshalb man wegzieht und wenn man einfach Lust auf einen Neuanfang hat, spricht nichts dagegen. So eine Chance bekommt man ja auch nicht jeden Tag und ich denke, dass das dann auch der richtige Zeitpunkt dafür ist, um noch einmal von vorne anzufangen.