Wie fließenden Übergang von Liebe zur Gewohnheit erkennen?
In langjährigen Partnerschaften oder Ehen ist es ja oft so, dass man nur noch aus Gewohnheit zusammen ist. Meine Eltern beteuern zwar immer sich noch zu lieben, aber irgendwie werde ich auch da das Gefühl nicht los, dass man doch mehr oder weniger aus Gewohnheit zusammen ist. Sie haben schon die Silberhochzeit hinter sich und das Küsschen am Morgen sieht schon nach Gewohnheit aus. Auch wenn sie sich ein Küsschen geben, wenn einer das Haus verlässt ist es irgendwie immer so.
Kann man eigentlich als Betroffener diesen fließenden Übergang von der Liebe zur Gewohnheit erkennen und wenn ja, wie kann man diesen erkennen? Kann denn in dieser Gewohnheit wirklich auch noch die Liebe schlummern? Oder kann diese Gewohnheit die Liebe überleben? Lebt ihr in einer Partnerschaft, wo man auch schon von Gewohnheit sprechen kann? Würdet ihr so eine Partnerschaft für euch dulden, auch wenn es wirklich nur noch Gewohnheit ist?
Du stellst das so dar, als wäre Gewohnheit ausschließlich etwas schlechtes. Aber ich finde, das ist gar nicht so. Ich bin auch ein Mensch, der immer sehr gerne sehr viel Abwechslung hat und das auch vor allem in der Beziehung. Ich liebe es, neue Dinge mit meinem Freund auszuprobieren und viel zu unternehmen, anstatt immer zu Hause herum zu sitzen und das gleiche zu tun. Trotzdem finde ich manche Tage, an denen wir wirklich nur das Gewöhnliche tun gar nicht schlimm. Ganz im Gegenteil, ich genieße sie auch oft, weil es einfach schön ist, zu wissen, dass man jemanden hat, der einem den teilweise langweiligen Alltag versüßt.
Ich denke daher auch, dass jede Liebe Gewohnheit überstehen kann beziehungsweise dass gar nicht von „überstehen“ die Rede sein kann. In jeder Beziehung ist es irgendwann einmal so, dass die rosa-rote Brille abfällt und der Alltag einkehrt. Das kann man doch gar nicht vermeiden, wenn man ganz normal arbeitet. Man kann nicht jeden Tag Abwechslung und Action in einer Beziehung haben, das ist schlichtweg unmöglich.
Wichtig ist es aber schon, dass man sich nicht zu sehr der Gewohnheit hingibt und davon ausgeht, dass der Partner sich nach so vielen Jahren sowieso nicht mehr von einem trennt. Ich finde es selbst nach erst zwei Jahren Beziehungen wichtig, dass ich meinem Partner regelmäßig eine kleine Überraschung mache, sodass er weiß, dass ich es nicht als selbstverständlich ansehe, dass er mein Freund ist. Das tue ich nämlich trotz Gewohnheiten in unserer Beziehung ganz und gar nicht. Ich weiß sehr wohl, was ich an ihm habe und ich denke das wissen vor allem ältere Ehepaare auch. Wobei ich sagen muss, dass ich bei meinen Großeltern auch öfters mal denke, dass sie, wenn sie jünger wären, sich heutzutage einfach trennen würden. Aber bei ihnen herrscht eben noch die Mentalität von damals und da war es eben nicht geläufig, sich zu trennen, wenn man erst einmal geheiratet hat.
Ich denke auch, dass es nicht die Gewohnheit gibt. Manches wird sehr schnell zur Gewohnheit, anderes entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Manche Gewohnheiten vom Partner übernimmt man vielleicht selbst und umgekehrt passt sich der Partner in einigen Dingen an. Dazu kommt, dass es immer wieder Veränderungen durch das Umfeld gibt, Kinder, Job, neue Wohnsituation, Krankheiten, Haustiere, Streit, neue Menschen, die in das eigene Leben treten.
Und gewisse Gewohnheiten sind natürlich auch von Vorteil. So ist es für viele schön zu wissen, wann der Partner nach Hause kommt und was ihn dort erwartet. Nicht jeder möchte tagtäglich große Überraschungen erleben. Und natürlich ist das Küsschen am Morgen oder wenn man aus dem Haus geht, irgendwann Gewohnheit und dient weniger dazu, den anderen intensiv zu spüren.
Doch gerade wenn man sich nach so langer Zeit auch noch regelmäßig ein Küsschen gibt, ist dies doch eine schöne Geste. Und wenn man sich auch sonst versteht, warum sollte man sich dann trennen? Oder partout darauf bedacht sein, jeden Tag abwechslungsreich zu gestalten? Manche Leute mögen so etwas, aber gerade im Alter nicht jeder. Ich kenne auch alleinstehende Menschen, die ihre Gewohnheiten lieben.
Natürlich ist auch, dass eine neue Liebe aufregender ist, als eine langjährige Beziehung. Neue Menschen zu entdecken ist ein intensiveres Gefühl, als täglich die dreckigen Socken vom Partner in der Ecke zu entdecken. Aber doch kein Grund um sich zu trennen. Davon abgesehen macht es natürlich Sinn seinen Partner gelegentlich auch mal zu überraschen.
Ich denke auch, dass sich Liebe und Gewohnheit nicht gegenseitig ausschließen und allein die Tatsache, dass einige symbolischen Handlungen, die das Gefühl von Liebe zum Ausdruck bringen sollen, auch eine Angewohnheit werden können – wie der Abschiedskuss. Sollte man ihn aber deshalb abschaffen? Wohl kaum. Die Frage, ob Deine Eltern sich lieben, solltest Du aber trotzdem nicht stellen, jedenfalls nicht, weil Du Gewohnheit in ihrer Beziehung vermutest, womit Du sicherlich Recht hast.
Außerdem denke ich, dass es für ein Paar schon unglaublich schwierig sein dürfte, zu unterscheiden, was aus Gewohnheit geschieht und was aus Liebe. Allerdings wird man es wohl merken, wenn die Liebe dahin ist. Wenn ich jemanden nicht (mehr) liebe, ist auch mein Interesse für diese Person am Dahinschwinden. Ich fühle mich nicht mehr so verantwortlich für diese Person, sie kann ihr Leben so gestalten, wie sie es möchte und mir ist dabei vollkommen egal, ob ich darin eine Rolle spiele. Eine Liebe, die endet, äußert sich meinen Erfahrungen nach vor allem in gegenseitigem Nichtverstehen und in einem starken Auseinanderleben, was wohl im Umkehrschluss bedeutet, dass man auch nichts mehr miteinander erlebt.
Häufig hört man allerdings, dass sich jemand seiner Liebe für eine Person nicht mehr sicher zu sein glaubt, weil die Beziehung ihren üblichen Gang geht, nicht mehr aufregend, spannend und neu ist und das Gefühl vielleicht nicht mehr greifbar ist. Die Liebe deshalb zu hinterfragen, halte ich aber für nicht immer angebracht. Wenn ich jemanden nicht mehr liebe, aber mit ihm in einer Beziehung bin, weil das eben so ist, werde ich unglücklich, wirklich unglücklich. Ich fühle mich dann eingesperrt und gefesselt, ich weiß, dass der andere allein aufgrund dieser Beziehung Ansprüche an mich stellen und Forderungen gegen mich erheben kann, die ich nicht mehr erfüllen kann, weil ich das nicht mehr will.
Ob das nun allen anderen Menschen auch so geht, weiß ich nicht. Aber ich denke, dass die Liebe ein Gefühl ist, das sich auf viele Weise zeigt und dass sie durchaus auch dann vorhanden ist, wenn wir sie nicht mehr greifbar spüren können, wie das beim Verliebtsein beispielsweise der Fall ist. Ob man jemanden noch liebt, wird man wohl spätestens dann wissen, wenn man sich von ihm getrennt hat und versucht, sein Leben ohne diesen Menschen weiterzuleben.
Ich denke, dass die Liebe innerhalb einer Beziehung so gut wie immer zur Gewohnheit wird, wobei ich das als völlig normal empfinde. Immerhin ist es doch völlig normal, dass man sich nach zwanzig Jahren Ehe nicht jeden Morgen an den Hals fällt und enorm aufgeregt ist, sich gegenseitig zu sehen. Man kennt sich dann eben sehr gut und es ist für einen dann auch selbstverständlich geworden, dass der Partner bei einem ist, weshalb man dann auch nicht mehr aufgeregt ist. Stattdessen erlebt man dann den Alltag miteinander, was jedoch gar nicht schlimm ist. Stattdessen finde ich es eben völlig normal, dass in jeder Beziehung früher oder später Alltag und Gewohnheit kommen, wenn man länger zusammen ist.
Nur weil man sich so richtig an den Partner gewöhnt hat und weil die Tage immer ähnlich ablaufen, muss das ja noch lange nicht heißen, dass man sich nicht mehr liebt. Man kann sich schließlich genauso gut lieben, wenn man nicht frisch verliebt ist und nicht jeden Tag etwas Aufregendes erlebt. Stattdessen möchte man im höheren Alter ja auch nicht jeden Tag etwas unternehmen und da ist man dann auch froh, wenn die Tage strukturiert sind und ähnlich ablaufen. Trotzdem liebt man den Partner dann und man ist trotzdem froh, dass man ihn hat. Der Partner ist dann zwar selbstverständlich für einen geworden, wobei man ihn trotzdem noch schätzt.
Ich denke, dass eine Gewohnheit auch immer etwas Gutes hat und nur weil man an etwas gewöhnt ist, muss es nicht heißen, dass man es nicht liebt. So ist mein Laptop auch längst nichts mehr Besonderes für mich, da ich ihn einfach jeden Tag nutze und es einfach gewöhnt bin, ihn zu haben. Trotzdem liebe ich ihn und würde sehr traurig sein, wenn ich ihn nicht mehr hätte. Von daher denke ich, dass es mit der Liebe nicht anders ist und wenn man genau weiß, dass man sich in einer Beziehung gegenseitig liebt, dann muss man es sich auch nicht alle fünf Minuten zeigen. Allerdings sollte man sich trotzdem auch noch hin und wieder für den Partner bemühen und auch wenn man weiß, dass man für immer zusammen bleiben wird, sollte man ihm trotzdem hin und wieder eine Freude machen und ihn überraschen. Das bringt dann auch ein wenig Abwechslung in die Gewohnheit, was ja auch nicht schlecht ist.
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