Würdet Ihr ein 'irrtümlich positives' Zeugnis eintauschen?

vom 20.02.2014, 19:18 Uhr

Eine Schülerin in der Klasse meines Neffen hat in Deutsch eine Vier im Halbjahreszeugnis bekommen. Sie glaubte, dass sie einen Fünfer hätte und fragte die Lehrerin nach den Gründen für diese positive Note. Die Lehrerin erschrak und meinte, dass sie sich verschrieben hätte und natürlich ein Fünfer (in Österreich eine negative Note) fällig wäre. Die Schülerin soll ihr "irrtümlich positives" Zeugnis nun zurückgeben, damit es gegen ein negatives Zeugnis ausgetauscht werden könne. Die Schülerin weigert sich aber, das positive Zeugnis herauszurücken und zwei verschiedene Zeugnisse zu besitzen, ist in Österreich gesetzlich verboten.

Würdet Ihr ein "irrtümlich positives" Zeugnis gegen ein negatives Zeugnis eintauschen? Hättet Ihr Euch wegen der Deutschnote erkundigt oder lieber geschwiegen? Würdet Ihr Euer Zeugnis aushändigen oder ist die Lehrerin selber Schuld und muss sich mit einer positiven Deutschnote dieser Schülerin abfinden?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich kann natürlich verstehen, dass die Schülerin so reagiert hat und lieber das gute Zeugnis behalten will. Aber ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das rechtlich in Ordnung ist. Ich meine, sie können sie nicht zur Herausgabe zwingen. Aber das Zeugnis hat halt einfach keine Gültigkeit mehr.

Würde es sich hierbei um Jahresabschlusszeugnis handeln und die Schülerin mit dem Fünfer beispielsweise sitzengeblieben wäre, dann könnte sie nun nicht auf die Versetzung bestehen und darauf, dass sie am Unterricht der folgenden Jahrgangsstufe teilnehmen darf.

Ich finde es ziemlich unsinnig, das Zeugnis nicht herauszurücken. Es stimmt einfach nicht. Sie hat eine Fünf verdient, also muss sie auch damit leben. Mit ihrem Verhalten macht sie sich lächerlich.

Wie alt ist denn das Mädchen? Um welche Jahrgangsstufe handelt es sich denn?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das Mädchen ist 17 Jahre alt und schon zwei Mal sitzengeblieben. Mein Neffe sagt, dass sie etwas schwierig ist, sie passt im Unterricht nicht viel auf und konzentriert sich mehr auf What's App und Facebook. Auch scheint sie nicht viel zu lernen und daher ist der Fünfer sicher nachvollziehbar. Sie will sich mit dem positiven Zeugnis für einen Ferienjob bewerben.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Also bei uns an der Schule war es so, dass falsch ausgestellte Noten, nicht durch eine schlechtere Note ersetzt werden durften. Das würde bedeuten, dass eine Schülerin, die eigentlich eine Fünf verdient hätte und eine Vier erhalten hat, diese Benotung behalten darf und die Lehrerin einfach Pech gehabt hat. Hatte man jedoch eine Zwei und der Lehrer hat sich vertippt und man hat eigentlich eine Eins, dann wurde korrigiert. Aber man durfte die Note niemals nach unten korrigieren, das konnte man sogar einklagen.

Die Schülerin sollte sich informieren, ob es an ihrer Schule auch solch eine Regelung gibt. Gegebenenfalls sollte sie das Problem mit dem Direktor der Schule klären. Ich persönlich wäre dagegen, das Zeugnis zu korrigieren, selbst wenn die Note unverdient war. Aber so was gab es bei uns auch nicht. Ich hatte auch mal ein ähnliches Problem, nur mit einer Note Eins, die eigentlich eine Zwei sein sollte. Als ich den Lehrer darauf angesprochen hatte, hat er mir von dieser Regelung bei uns erzählt und im Laufe meiner Schullaufbahn habe ich erlebt, dass dies landesweit gegolten hat. Ich habe meine Schullaufbahn im Ausland absolviert.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12594 » Talkpoints: 13,15 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Das ist natürlich eine schwierige Situation. Ich kann beide Seiten verstehen und ich denke, dass vielleicht der Schulleiter eingeschaltet werden sollte, der ein Machtwort in irgendeine Richtung sprechen muss. Außerdem sollte die Schülerin nicht alles selber klären, sondern die Eltern vielleicht mal mit der Lehrerin und/oder dem Schulleiter sprechen lassen. Natürlich ist es von der Lehrerin nicht gerade gelungen, dass sie die falsche Zensur ins Zeugnis geschrieben hat. So etwas darf eigentlich nicht passieren.

Dass die Schülerin nachgefragt hat, finde ich irgendwie schon gut, weil es zeigt, dass sie eigentlich ehrlich ist. Sonst hätte sie doch einfach schweigen können. Dadurch war ihr doch eigentlich schon klar, dass die Zensur schlechter sein müsste und ich verstehe es nicht so ganz, dass sie sich nun weigert, das falsche Zeugnis auszutauschen. Es ist klar, dass sie die bessere Note behalten möchte, aber es ist ihr doch auch klar, dass ihr diese nicht zusteht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Es ist rechtlich - zumindest in Bayern - so, dass eine Note nicht verschlechtert werden darf, auch nicht, wenn sie unverdient ist und falsch berechnet wurde. Ich würde das Zeugnis also nicht wieder herausrücken und mich mit diesem Zeugnis bewerben. Es ist nicht ungültig, nur weil die Schule vielleicht ein zweites, schlechteres Zeugnis besitzt.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Das positive Zeugnis würde ich als Schülerin nicht zurückgeben. Ich zweifle auch an, dass die Lehrerin berechtigt ist, der Schülerin ein neues Zeugnis mit einer schlechteren Note in Deutsch zu schreiben. Wenn die Schülerin schon so ehrlich ist und der Lehrerin mitteilt, warum sie eine bessere Note in Deutsch bekommen hat, sollte die Lehrerin ihren Fehler einsehen, schlucken und es vergessen. Schließlich war sie es, die der Schülerin durch eine positivere Note Gewissensbisse verursacht hat, denn sonst hätte die Schülerin sich nicht gemeldet. Wenn die Schülerin sich nun mit dem Zeugnis bewerben will, so doch nur für einen Ferienjob. Also würde ich sagen: „Schwamm drüber!“

In Österreich sind keine zwei verschiedenen Zeugnisse erlaubt. Also ist das Zeugnis, das irrtümlich falsch erstellt wurde, auch weiterhin gültig und die Schule darf nicht intern ein anderes Zeugnis erstellen zu Ungunsten der Schülerin.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



celles hat geschrieben:Die Schülerin weigert sich aber, das positive Zeugnis herauszurücken und zwei verschiedene Zeugnisse zu besitzen, ist in Österreich gesetzlich verboten

Auch in Österreich, wie auch in Deutschland ist es auch gesetzlich verboten ein einmal ausgestelltes Zeugnis einzuziehen um eine schlechtere Note zu geben. Es werden Zeugniskonferenzen gemacht und die Zeugnisse werden dann nicht nur von einem Lehrer kontrolliert und gegen gelesen. Die Geschichte ist also ziemlich an den Haaren herbei gezogen. Kein Mensch kann das Mädel zwingen dieses Zeugnis wieder her zu geben. Sie wäre schön blöd, wenn sie freiwillig das Zeugnis heraus rücken würde.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Wie es rechtlich aussieht, hat Diamante ja nun schon aufgeklärt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es erlaubt ist ein Zeugnis zu verschlechtern. Allerdings würde es mich interessieren, wie es im Fall einer Note aussieht, die versehentlich schlechter gemacht wurde, als sie eigentlich ist. Wird das Zeugnis dann noch verändert?

Das Mädchen wäre aber selbst schuld, wenn das Zeugnis nun geändert werden würde. Sie hätte einfach ruhig sein sollen und sich über die bessere Noten freuen. Es war da ja schon ein bisschen doof, zur Lehrerin zu gehen und zu fragen, wieso die Note denn nun doch besser ist. Da hätte sie dann mit leben müssen, wenn das Zeugnis hätte geändert werden können.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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